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HP-Sonnenblumenextraktionsschrot als Ersatz von Sojaextraktionsschrot in der Schweinemast
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Aktuell steigt die Forderung nach Alternativen zum hohen Sojaeinsatz. Gleichzeitig steigert der wachsende Marktdruck auf Schweinehalter im Hinblick auf eine GVO-freie Fütterung in Deutschland den Fokus auf heimische Eiweißfutter. Da diese aber nur begrenzt verfügbar sind, werden weitere Komponenten gesucht, mit denen eine sojareduzierte und/oder GVO-freie Schweinefütterung realisiert werden kann. Dr. Manfred Weber, Klein Schwechten, befasst sich daher im aktuellen Beitrag mit Hochprotein-Sonnenblumenextraktionsschrot anstelle von Sojaextraktionsschrot in der Schweinemast. Er vergleicht dazu sowohl biologische Leistungen, als auch finanzielle Aspekte.

Die Eiweißversorgung in der Nutztierhaltung wird in der letzten Zeit sowohl von Verbraucherseite als auch in der Politik sehr intensiv diskutiert. Den Schwerpunkt bildet dabei die hohe Importrate von Eiweißfuttermitteln, insbesondere das Sojaextraktionsschrot aus Nord- und Südamerika. Neben dem starken Einsatz von GVO-Ware ist immer wieder die Landnutzung (Urwaldrodung) für die neuen Anbauflächen im Fokus.

In Deutschland werden daher von vielen Organisationen Alternativen zum hohen Sojaeinsatz gefordert. Gleichzeitig wächst auch der Marktdruck auf die Schweinehalter im Hinblick auf eine GVO-freie Fütterung. Dieser ist im Moment zwar noch nicht so stark wie bei der Milch, aber fast alle großen Handelsunternehmen fordern z.B. für einen Teil ihrer Eigenmarken auch die Fütterung der Schweine „ohne Gentechnik“.

Möglichkeiten dazu bietet der Einsatz heimischer Eiweißfutter, die aber leider nur begrenzt verfügbar sind. Der Rapseinsatz ist limitiert durch die Fruchtfolge und die wirtschaftliche Vorzüglichkeit in Milchkuhrationen, der Einsatz von Körnerleguminosen durch ackerbautechnische Schwierigkeiten. Daher werden weitere Komponenten gesucht, mit denen eine sojareduzierte und/oder GVO-freie Schweinefütterung realisiert werden kann.

Auch Sonnenblumenextraktionsschrote bieten sich an, kommen aber nicht an die hohen Proteingehalte und Verdaulichkeiten des HP-Sojaextraktionsschrotes heran.

Diese Lücke soll jetzt ein Hochprotein-Sonnenblumenextraktionsschrot aus geschälter Saat (SUNPRO 46), das zusätzlich noch druckhydrothermisch behandelt ist und so eine gute Verdaulichkeit aufweisen soll, füllen. Dieses Sonnenblumenextraktionsschrot wurde daher an der LLG in Iden einmal näher unter die Lupe genommen und in der Schweinemast getestet.

Das Futtermittel

In Tabelle 1 sind die wichtigsten Inhaltsstoffe des untersuchten Sonnenblumenextraktionsschrotes ausgewiesen. Der angegebene Rohproteingehalt von 46 % wurde erreicht. Betrachtet man die essentiellen Aminosäuren fällt auf, dass Sunpro 46 gegenüber Sojaextraktionsschrot nur etwa die Hälfte an Lysin, aber das anderthalbfache an Methionin enthält. Diese Unterschiede sind durch den Einsatz von freien Aminosäuren aber locker ausgleichbar.

Da es sich um ein Extraktionsschrot aus geschälter Saat handelt, ist auch der Rohfasergehalt relativ niedrig mit 7,6 %. Nachteilig bei diesem Produkt ist allerdings der hohe P-Gehalt beim Einsatz in Betrieben mit hohem Viehbesatz und der damit nötigen P-reduzierten Fütterung. Lösungen könnten dafür aber in einer Kombination mit Körnerleguminosen und einem Verzicht auf P-haltiges Mineralfutter, bei erhöhtem Phytaseeinsatz, liegen. Dass dafür ausreichend Substrat vorliegt, zeigt der hohe Anteil an phytingebundenem Phosphor (8,9 g/kg Futter).

Der Versuch

Um Erfahrungen mit dem neuen Futtermittel zu sammeln, wurde an der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau in Iden ein entsprechender Versuch in der Schweinemast durchgeführt. Dabei wurden vier Futterkonzeptionen erstellt. Diese wurden so konzipiert, dass sie gleiche Inhaltsstoffe aufwiesen, abgesehen vom Phosphor. In Tabelle 2 ist zu erkennen, welche Proteinkomponenten in den einzelnen Versuchsvarianten genutzt wurden. In der Kontrollration (A) kam Sojaschrot zum Einsatz, das in Variante B durch Sunpro 46 ausgetauscht wurde. In Variante C wurde ein Teil des Sonnenblumenextraktionsschrotes durch Erbsen ausgetauscht, um den Phosphorgehalt leicht zu senken. Dieses galt auch für die Variante D, bei der zusätzlich aber auf den Einsatz von mineralischem Phosphor verzichtet, dafür der Phytasezusatz aber verdoppelt wurde.

In die Untersuchung wurden 192 Mastschweine einbezogen. Es handelte sich dabei um Kreuzungsherkünfte (Pi x (DExDL)). Die Tiere wurden in vier Varianten unterteilt und parallel in vier identischen Stallabteilen gemästet (jeweils eine Bucht pro Variante). 7 Tiere erreichten das Prüfungsende auf Grund von Erkrankungen nicht. Durch die technische Ausstattung der Versuchsabteile ist es möglich die Futteraufnahme jedes Einzeltieres zu erfassen.

Betrachtet man die Futteraufnahmen, sind zwischen den 4 Varianten keine Unterschiede festzustellen. Eine Aufnahmedepression durch eine geschmackliche Störung, die immer mal wieder beim Einsatz von Sonnenblumenextraktionsschrot diskutiert wird, war nicht festzustellen, auch nicht im Vormastbereich bei einer Einmischrate von mehr als 16 %.

Mit den verfütterten Rationen konnten annähernd 900 g Tageszunahmen erreicht werden. Auch hier zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Fütterungsvarianten, was für eine gleiche Verwertung von Sojaschrot und Sonnenblumenextraktionsschrot spricht. Dies wurde dann auch mit gleichen Zahlen für den Futteraufwand bestätigt.

Auch im Bereich der Fleischleistungszahlen konnten keine Unterschiede zwischen den Gruppen erkannt werden. Alle wiesen z.B. im Punkt Muskelfleischanteil Werte von gut 60 % auf. Dies bei gleichen Schlachtgewichten und einer einheitlichen Ausschlachtung von ca. 79 %. Bei einer guten Fleischqualität in allen 4 Varianten.

Ökonomische Unterschiede

Wie aus den genannten Zahlen ersichtlich, unterscheiden sich die biologischen Leistungen voneinander nicht. Daher können sich bei der Mast mit den vier Mischungen ausschließlich finanzielle Unterschiede durch die Futterpreise ergeben.

Durch den Austausch von GVO-Sojaschrot durch Sunpro 46 erhöhen sich die Futterkosten um 3,5 – 4 € pro Tier. Im Vergleich zu einem Einsatz von GVO-freien Sojaschrot werden die Futterkosten allerdings leicht niedriger (0,2 – 0,8 €/Tier), wenn eine Gleichheit des Sojapreises und des Sunpropreises besteht. Bei einer Differenz von 10 % zwischen dem Preis für Non-GVO-Soja und Sunpro 46 würde sich dieser Vorteil der Sunpro-Fütterung auf 2 – 3 € erhöhen. Es bleibt abzuwarten, welcher Marktpreis sich für Sunpro 46 herausbilden wird.

Zum Abschluss stellt sich noch die Frage der Phosphorbilanz. Für die Berechnung der P-Bilanz wurden die analysierten Werte für Phosphor in den Futtermitteln herangezogen. Durch den Austausch von Sojaextraktionsschrot gegen Sonnenblumenextraktionsschrot stiegen die P-Ausscheidungen um ca. 16 %. Durch Minderungsmaßnahmen, insbesondere den erhöhten Einsatz von Phytase und dem damit einhergehenden Verzicht auf die Zugabe von mineralischem Phosphor über das Mineralfutter, konnte dieser Nachteil mehr als ausgeglichen werden.

FAZIT

Resümierend kann man feststellen, dass der Austausch von Sojaextraktionsschrot gegen Sonnenblumenextraktionsschrot in der Schweinemast ohne Einschränkungen funktioniert hat. Durch den höheren Zusatz von Pyhtase bei Verzicht auf mineralischem Phosphor, bleibt auch die Phosphorbilanz gleich. Im Vergleich zum Einsatz von GVO-Sojaschrot erhöhen sich die Futterkosten aber um 2 – 4 € pro Tier, je nach Kosten des Sonnenblumenextraktionsschrotes. Vergleicht man es aber mit Non-GVO-Sojaextraktionsschrot lassen sich die Futterkosten zum Teil deutlich senken, auch hier besteht die Abhängigkeit zu den Kosten des Sunpro 46.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Manfred Weber
Klein Schwechten
Tel.: 039388/28423
E-Mail: Manfred.H.Weber(at)gmx.de

Stand: März 2019