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Ergebnisse der Grassilage Ernte 2025 (1. Schnitt) – mit den Werten gemäß GfE (2023)
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Mit der Ernte 2025 sollen die neuen Analysenparameter gemäß der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE 2023) analysiert und ausgewiesen werden, damit diese in der Rationsberechnung angewendet werden können. Eine Erläuterung der Parameter erfolgte bereits im Artikel „Ergebnisse der Grassilage Ernte 2024 (1. Schnitt) – Die neuen Werte der GfE (2023)“ vom 04.06.2025 im Portal Proteinmarkt.

Trockensubstanz

Der Trockensubstanzgehalt liegt im Mittel zwischen 35 % und 40 % und damit auf dem Niveau des Vorjahres. Die höchsten Werte zeigten sich in Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz mit 39 % und 40 %. Die Silagen in Bayern und Sachsen weisen dagegen deutlich niedrigere Trockensubstanzgehalte auf (35 %). Silagen mit hohen Trockensubstanzgehalten sind schwerer zu verdichten und anfälliger für die Bildung von Hefen und Schimmelpilzen.

Rohproteingehalt

Der Rohproteingehalt liegt in diesem Jahr mit 144 – 168 g/kg TM über dem Niveau der Vorjahre. Am besten schneiden die Silagen in Brandenburg, Sachsen, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern ab. Hier liegt der Mittelwert bei 168, 164, 162 bzw. 161 g/kg TM. Vor allem die energiearmen Silagen liegen häufig bei kleiner 14 % Rohprotein in der Trockensubstanz (Tab. 2a). Das bedeutet, dass bei diesen Silagen auch im Jungrinder- und Trockensteherbereich ggf. Rohprotein zugefüttert werden muss. Der niedrigere Gehalt ist in vielen Fällen auf den zu späten Erntezeitpunkt zurückzuführen. Rohprotein ist ein wertbestimmender Inhaltsstoff für Grassilagen und relativ teuer im Zukauf. Ziel sollten 160 bis 180 g/kg TM sein, wenn Grassilage an laktierende Kühe verfüttert werden soll. Hier liegt für viele Betriebe in diesem Jahr wieder eine große Herausforderung, zumal die Kosten für den Zukauf von Rohprotein hoch sind. Neben einer regelmäßigen Futtermittelanalytik, Rationsberechnung und einem strengen Fütterungscontrolling sollten auch Strategien zur Proteinabsenkung in der Ration in Betracht gezogen werden (N-angepasste bzw. N-reduzierte Fütterung).

Fasergehalt

Der Fasergehalt (Rohfaser, ADFom, NDFom) liegt unter dem Niveau der Vorjahre (vgl. Tab. 1a) und damit in einem guten Bereich. Die Ausnahmen bilden die Silagen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Hier ist der Fasergehalt deutlich zu hoch (vgl. Tab. 1a, NDFom 485 – 557 g/kg TM). Der auf Grund eines zu späten Erntetermins zu hohe Fasergehalt erleichtert bei der Rationsberechnung zwar die Absicherung der notwendigen Mengen an strukturwirksamer Faser, erschwert aber die Energieversorgung und eine hohe Futteraufnahme.

Zuckergehalt

Der Zuckergehalt ist mit 30 – 90 g/kg TM leicht über dem Niveau des Vorjahres. Dies ist durchaus positiv zu sehen, da Zucker ein wichtiger Energielieferant für die Pansenbakterien ist. Die höchsten Werte zeigten sich in Niedersachsen, Brandenburg und Rheinland-Pfalz (90, 86 und 77 g/kg TM). Die Silagen in Sachsen weisen dagegen deutlich niedrigere Zuckergehalte auf (30 g/kg TM). Bei den 25 % besten Silagen liegt der Mittelwert bei 64 – 128 g (Tab.2a). Bei Zuckergehalten >100 g/kg TM kann es bei der Rationsberechnung zu Restriktionen kommen. Ursache für den hohen Zuckergehalt ist der sehr frühe Schnitt und ein hoher Anteil an modernen Gräsern.

Rohaschegehalt

Der Rohaschegehalt liegt mit 77 – 105 g/kg TM in einem normalen Gehalt und ohne größere Unterschiede zwischen den Regionen. Dies gilt auch für den Rohaschegehalt der 25 % besten 25 % schlechtesten Silagen. Dies zeigt, dass es weitestgehend gelungen ist, dass Grüngut sauber einzufahren.

Energiegehalt – Umsetzbare Energie (ME)

Der Energiegehalt der Grassilagen liegt in den meisten Bundesländern zwischen 9,8 und 12,0 MJ/kg TM und damit wesentlich weiter auseinander als für die Ernte 2024 (10,7 und 11,6 MJ/kg TM). Dies entspricht bei einer Futteraufnahme von 24 – 26 kg TM einem Milcherzeugungswert von 1,9 bis 2,4 kg ECM/kg TM. Die großen Reserven bei der Erzeugung von hochwertigen Grassilagen zeigen sich auch bei den 25 % „schlechtesten“ Silagen. Hier liegen die mittleren Energiegehalte zwischen 8,0 und 11,1 MJ ME/kg TM (Tab. 2a). Der Abstand zu den 25 % besten Silagen beträgt immerhin bis zu 2 MJ ME/kg TM, was einem Milcherzeugungswert von 0,56 kg ECM/kg TM bedeutet. Die Ausnahmen sind hier die Silagen aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Hier beträgt der Abstand bis zu 3 MJ ME/kg TM. Hintergrund ist der in vielen Fällen (witterungsbedingte) zu späte Schnitt. Eine Ergänzung mit energiereichen Konzentraten ist hier zwingend notwendig, wenn auch teurer.

sidP (dünndarmverdauliches Protein)

Das sidP liegt für die meisten Regionen zwischen 82,0 und 91 g/kg TM. Ziel sollte >80 g sein. Die Silagen in Brandenburg liegen mit 76,6 g sidP/kg TM deutlich darunter. Unter der Annahme, dass der Bedarf an sidP bei 45 g/kg ECM liegt, entsprechen die Werte einem Milcherzeugungswert von 1,8 bis 2,0 kg ECM. Der Unterschied zwischen den 25 % „besten“ und „schlechtesten“ Silagen liegt bei 10 und 20 g/kg TM (Tab. 2a). Dies bedeutet ein Milcherzeugungswert von 0,22 bzw. 0,44 kg ECM/kg TM.

RMD (ruminale mikrobielle Differenz)

Die RMD schwankt zwischen 3,9 und 6,8 g/kg TM. Die Ausnahmen sind hier die Silagen aus Brandenburg mit 9,3 g/kg TM. Der hohe Wert ergibt sich aus der Kombination eines hohen Rohproteingehaltes (168 g) und damit hohen Gehaltes an RDP (151 g) sowie einer niedrigen OMD (69 %) und damit niedrigeren mikrobiellen Proteinsynthese. Der Rohproteinüberschuss muss bei der Rationsgestaltung durch den Einsatz von Futtermitteln mit negativer RMD (Maissilage, Getreide, Pressschnitzel) ausgeglichen werden. Auch wenn aktuell die Erfahrung fehlt und aus diesem Grund die Angabe eines Zielwertes für die RMD in Rationen schwierig ist, kann mit aller gebotener Vorsicht ein typischer Bereich von -2 und +2 g N/kg TM angenommen werden. Ziel sollte auf jeden Fall ein niedriger Rohproteinüberschuss sein.

sidLys, sidMet und sidHis (dünndarmverdauliche Aminosäuren Lysin, Methionin und Histidin)

Bei den dünndarmverdaulichen Aminosäuren zeigt sich naturgemäß der gleiche Trend wie beim sidP. Die Gehalte für sidLys, sidMet und sidHis liegen bei 6,6 – 6,9 g/kg TM, 2,0 – 2,1 g/kg TM und 1,7 – 1,8 g kg TM. Für die Silagen aus Brandenburg liegen die Werte für sidLys, sidMet und sidHis bei 6,0 g/kg TM, 1,9 g/kg TM und 1,6 g kg TM und damit etwas niedriger.

Mineralstoffgehalte

Der Gehalt an Mineralstoffen ist unauffällig und entspricht einer typischen Grassilage. Der Phosphorgehalt ist mit über 3 g/kg TM hoch und ermöglicht damit in vielen Fällen einen Verzicht auf eine Phosphorergänzung der Ration. Die Ausnahme bilden hier die Silage Mecklenburg-Vorpommern mit einem mittleren Gehalt von 2,3 g/kg TM. Bei den 25 % schlechtesten, also spät geschnittenen Silagen liegt der mittlere Phosphorgehalt bei 3,0 g/kg TM und teilweise deutlich darunter (2,0 – 3,5 g/kg TM, Tab. 2b). Dies kann dazu führen, dass bei dem Einsatz einer solchen Silage wieder auf ein P-reiches Mineralfutter zurückgegriffen werden muss. Der Gehalt an Kalium liegt typischerweise deutlich über 25 g/kg TM (Ausnahme Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit 20 und 21 g/kg TM). Dies muss bei der Trockensteherfütterung beachtet werden.

In den meisten Regionen konnte im Mittel Silagen mit einer OMD >75 % und mit einem Energiegehalt >11 MJ ME/kg TM erzeugt werden. Die Trockensubstanzgehalte liegen mit 35 – 40 % im oberen Bereich und vermindern damit die Gefahr der Buttersäurebildung, erhöhen aber die Gefahr der aeroben Stabilität. Auch wenn in diesem Jahr höhere Rohproteingehalte zu verzeichnen sind, weisen zu viele Silagen einen Rohproteingehalt kleiner 14 % auf. Dies muss bei der Rationsgestaltung berücksichtigt werden.

Tab.1a: Futterwert der Grassilagen 1. Aufwuchs 2025

Tab.2a: Futterwert der Grassilagen 1. Aufwuchs 2025, oberes und unteres Viertel der Proben sortiert nach dem Energiegehalt

Tab.1b: Futterwert der Grassilagen 1. Aufwuchs 2025

Tab.2b: Futterwert der Grassilagen 1. Aufwuchs 2025, oberes und unteres Viertel der Proben sortiert nach dem Energiegehalt, Gehalt: in kg TM

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Wolfram Richardt
Leiter Landwirtschaftliches Untersuchungswesen
LKS – Landwirtschaftliche Kommunikations- und Servicegesellschaft mbH
E-mail: wolfram.richardt(at)lks-mbh.com



Ich bedanke mich bei den Ansprechpartnern in den Regionen:

Nordrhein-Westfalen: Dr. Christian Böttger, Tel. 02945 989727
Niedersachsen: Laura Draack, Tel. 0441 801847
Brandenburg: Bianka Boss, Tel. 033433 65660
Mecklenburg-Vorpommern: Dr. Sandra Hoedtke, Tel. 0381 2030724
Bayern: Jennifer Brandl, Tel. 08161 86407413
Baden-Württemberg: Silvia Schmid, Tel. 07525 942-354
Rheinland-Pfalz:  Thomas Priesmann, Tel. 06561 9480435