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Futter-N-Effizienz mit behandeltem Rapsschrot verbessern?
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In der Milchkuhfütterung wird eine hohe Stickstoff- und Rohproteineffizienz angestrebt. Damit sollen unnötige N-Emissionen in die Umwelt vermieden werden. Die Vermeidung unnötiger N-Überschüsse in Rationen entlastet aber auch den Stoffwechsel der Tiere, weil dann weniger Ammoniak (NH3) zur Ausscheidung in Harnstoff umgewandelt werden muss. Deshalb sollten die Tiere bedarfsgerecht mit nutzbarem Rohprotein (nXP) versorgt werden, ohne beim Rohprotein (XP) vorzuhalten, also ohne oder ohne deutlichen N-Überhang im Pansen zu füttern.

Wie Auswertungen von MLP-Daten aus Praxisbetrieben in Sachsen und Sachsen-Anhalt zeigten, trägt eine hohe bzw. ansteigende Milcheiweißleistung bei effizientem XP-Einsatz maßgeblich dazu bei, die N-Ausscheidungen bezogen auf das erzeugte Protein zu senken (mehr dazu in diesem Fachartikel).

Um eine hohe Leistung von 1.400 g Milcheiweiß je Kuh und Tag oder mehr abzudecken, werden inklusive Erhaltungsbedarf ca. 4.000 g nXP gebraucht. Daraus ergibt sich bei einer Futteraufnahme von 25 kg TM der notwendige nXP-Gehalt von 160 g je kg TM oder mehr bei steigender Leistung bzw. geringerer Futteraufnahme. Um dies abzusichern, ist eine gute Grobfutter- insbesondere Grassilagequalität erforderlich sowie die gezielte Ergänzung der Ration mit Eiweißfuttermitteln, in der konventionellen Fütterung zumeist mit Extraktionsschroten. Zur weiteren Aufwertung im nXP-Gehalt werden in der Praxis auch behandelte Extraktionsschrote eingesetzt. In diesen soll mit speziellen physikalischen oder chemischen Verfahren der Anteil an unabbaubarem XP (UDP) und somit an nXP noch einmal deutlich erhöht werden. Dadurch könnten beim Einsatz von behandeltem Rapsextraktionsschrot (RES) gegenüber der Fütterung von unbehandeltem RES eine gleichbleibende Bereitstellung an nXP bei reduzierten RES-Anteilen in der Ration oder höhere nXP-Angebote bei unveränderten Anteilen ermöglicht werden. Die Ziele dabei sind eine Steigerung der Milcheiweißleistung je Kuh und/oder die Erhöhung der Futter-N-Effizienz, verbunden mit der Reduzierung der N-Ausscheidungen. 

Die firmenseitigen Angaben und vorliegende Ergebnisse zum Umfang der Erhöhung der UDP-Anteile in RES variieren mit den angewendeten Behandlungsverfahren. Aber auch für vergleichbare Behandlungsverfahren werden mit Produktinformationen im Rahmen des Vertriebs und in der Beratung unterschiedliche und nicht immer sicher nachvollziehbare UDP-Werte und nXP-Gehalte angegeben.

In einem Projekt der LLG Sachsen-Anhalt und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen wurden die Effekte einer thermisch-physikalischen Behandlung von RES im Fütterungseinsatz geprüft. Begleitend erfolgten an der Universität Hohenheim weitere Untersuchungen mit den im Fütterungsversuch eingesetzten RES.

Im landwirtschaftlichen Betrieb der LLG in Iden wurden 76 Mehrkalbskühe mit hohem Leistungspotenzial (Ø 430 kg Milcheiweiß Vorlaktation) auf zwei vergleichbare Gruppen verteilt und ab dem 10. Laktationstag mit verschiedenen Rationen versorgt. Diese waren grundsätzlich identisch zusammengestellt und unterschieden sich nur dadurch, dass in der TMR für eine Gruppe 2/3 des herkömmlichen RES durch ein thermisch-physikalisch behandeltes RES ersetzt wurden (Tabelle 1). Von den gefütterten 3,8 kg RES wurden 2,5 kg als behandeltes RES eingesetzt. Letzteres wird firmenseitig mit 62 % UDP und ca. 350 g nXP/kg ausgewiesen. Es ist davon auszugehen, dass sich diese Angaben auf eine ruminale Passagerate des aufgenommenen Futters von 8 % beziehen, also UDP8 beschreiben. Da sich der gebräuchliche UDP-Tabellenwert für konventionelles RES von 35 % auf eine Passagerate von 5 % bezieht, wurde in der Rationsplanung für das behandelte RES ein UDP5-Anteil von 53 % angenommen. Daraus ergab sich für das behandelte RES ein nXP-Gehalt von 300 g/kg TM und für das herkömmliche RES von 245 g. Die Schrote wurden aus dem Landhandel zugekauft und stammten nicht aus einer Ausgangscharge.

Die XP-Gehalte der beiden TMR wurden auf das Ziel ausgerichtet, um eine hohe N-Effizienz und geringe N-Ausscheidungen zu erreichen. Die Rationen waren 154 g Rohprotein/kg TM identisch und lagen im unteren Bereich der aktuellen DLG-Empfehlungen für den Hochleistungsbereich. Durch den höheren nXP-Gehalt des behandelten RES ergab sich für die Versuchs-Ration ein nXP-Gehalt von 160 g/kg TM. Für die Kontroll-Ration ohne geschütztes RES lag der Wert um 5 g/kg TM niedriger. Futterharnstoff wurde in beide TMR eingemischt, da zwar im niedrigen XP-Bereich gefüttert werden sollte, es im Versuch aber nicht um die Überprüfung der Effekte einer starken Reduzierung deutlich unterhalb der allgemeinen Empfehlungen ging.

Die sich aus den Ladeprotokollen des Mischwagens und den Futtermittelanalysen ergebenden Informationen zu den beiden tatsächlich gefütterten Rationen zeigt die Tabelle 1. Aufgrund der betrieblichen Situation des Grobfuttereinsatzes (u. a. Luzernefütterung) und der Einhaltung der aktuellen DLG-Richtwerte zur Sicherung wiederkäuergerechter Versorgung sowie durch die Verwendung von RES als alleinigem Eiweißfuttermittel konnten die empfohlenen Energiegehalte für HL-Rationen von ≥ 7,1 MJ NEL/kg TM nicht erreicht werden. Auf den Einsatz von pansenstabilem Futterfett wurde verzichtet. Dies betraf insbesondere eine allein auf die Ration „RES behandelt“ beschränkte Fettzulage betreffen, da dann eine mögliche Leistungssteigerung nicht klar einem der eingesetzten Spezialfuttermittel (behandeltes RES oder pansenstabiles Fett) hätte zugeordnet werden können.

Tabelle 1: Zusammensetzungen und Gehaltswerte der Rationen im Versuch 1)

Im Ergebnis des durchgeführten Fütterungstests traten zwischen den beiden Gruppen keine statistisch abzusichernden Unterschiede in den Futteraufnahmen und Leistungsparametern auf (Tabelle 2). Bemerkenswerterweise war dies auch für die Milchharnstoffgehalte sowie für die berechneten Futter-N-Ausnutzungen und N-Ausscheidungen nicht der Fall, obwohl sich die aus den Rationskalkulationen und den gemessenen Trockenmasseaufnahmen der Kühe ergebenden ruminalen N-Bilanzen (RNB) deutlich unterschieden. Während für die Gruppe, deren TMR behandeltes RES enthielt, ein Wert von -20 g/Kuh/Tag kalkuliert wurde, lag der für die nur mit unbehandeltem RES gefütterten Gruppe bei 0.

(Die mittleren Lebendmassen und Rückenfettdicken der Kühe sowie deren Veränderungen waren zwischen den Gruppen ähnlich und müssen nicht in die Bewertung der Leistungsdaten einbezogen werden.)

Tabelle 2: Ergebnisse des Fütterungsversuchs

Dass in diesem Fütterungsversuch keine deutlichen Effekte des Einsatzes von behandeltem RES zu erkennen waren, stimmt mit den Ergebnissen der an der Universität Hohenheim durchgeführten Untersuchungen überein. Dort konnte der ruminale Rohproteinabbau in jeweils vier Proben von unbehandelten und behandelten RES aus dem Fütterungsversuch direkt im Pansen in einem in situ-Versuch ermittelt werden. Dabei ergab sich bei einer angenommenen Passagerate von 5 % ein Rohpoteinabbau im Pansen von 58,5 für das unbehandelte und 54,4 % für das behandelte RES. Dieser Unterschied ist zwar statistisch gesichert und zeigt den Einfluss der thermisch-physikalischen Behandlung an, fällt aber deutlich geringer aus als angenommen. Aus diesen Ergebnissen abgeleitet ist für das verwendete behandelte Schrot von einem UDP5-Anteil von 46 % statt der angenommenen 53 % auszugehen und für das unbehandelten RES von 41 % statt bei 35 %. Statt der unterstellten Differenz von 18 Prozentpunkten UDP5 waren es für die einbezogenen Proben also nur fünf. Schaut man auf die ebenfalls berechneten UDP8-Werte nähern sich die Proben vom unbehandelten und behandelten RES mit 50 und 52 % noch weiter an. Es ist kein statistisch abzusichernder Effekt mehr festzustellen gewesen. Die an den identischen RES-Proben nach dem Cornell-Net-Carbohydrate-Protein-System (CNCPS) durchgeführten Laboranalysen zu deren chemischen Rohproteinfraktionen bestätigten die dargestellten Ergebnisse ebenso wie in einem enzymatischen Bestimmungsverfahren untersuche UDP-Anteile.

FAZIT

Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass sich in den Untersuchungen dieses Projekts die erwarteten deutlichen Effekte einer thermisch-physikalischen Behandlung des verwendeten Rapsextraktionsschrotes auf das Futtermittel und im Fütterungseinsatz nicht nachweisen ließen. Die ermittelten Ergebnisse lassen für das im Vergleich untersuchte und eingesetzte unbehandelte RES auf höhere und für das behandelte auf geringere UDP-Anteile und somit nXP-Gehalte schließen als ursprünglich angenommen bzw. als sie mit dem Tabellenwert (unbehandeltes RES) oder mit der Produktbeschreibung (Firmenangabe behandeltes RES) ausgewiesen werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das konventionelle RES und das behandelte RES aus unterschiedlichen Ausgangschargen stammten und eine direkte Überprüfung des thermisch-physikalischen Einflusses auf den UDP-Anteil deshalb nicht möglich war.

In der Fütterung resultierten aus dem Einsatz von 2/3 des RES in thermisch-physikalisch behandelter Form keine erkennbaren Unterschiede oder Vorteile gegenüber dem ausschließlichen Einsatz von konventionellem unbehandelten RES als Eiweißfuttermittel. Diese Aussage bezieht sich auf den praxisnahen Futtermitteleinsatz und die konkreten Rahmenbedingungen im Versuchsbetrieb. Die Ergebnisse der Untersuchungen in den Teilprojekten in Iden und an der Universität Hohenheim sowie die bei der LKSmbH durchgeführten Laboranalysen passen zueinander und sind schlüssig.

Ein ausführlicherer Versuchsbericht ist auf den Websites der LLG Sachsen-Anhalt und der LWK Niedersachsen eingestellt.

DER DIREKTE DRAHT

Thomas Engelhard, Marleen Zschiesche (LLG Sachsen-Anhalt),
Andrea Meyer (Landwirtschaftskammer Niedersachsen),
Nicolas Klein (Universität Hohenheim)