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Sonnenhof Produkte AG – tier- und umweltgerechte Schweinehaltung
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Hier im 2019 neu gebauten Schweinestall geht es nicht nur den Schweinen gut, sondern auch denen, die die Schweine betreuen. Michael Wick und Benno Egli haben ihre Schweineställe in die Sonnenhof AG eingebracht und bewirtschaften sie in gegenseitiger Vertretung.

Der weltschönste Blick aus einem Schweinestallbüro

Oberhalb der Ortschaft Gaiserwald bei St. Gallen in der Schweiz hat man im Büro des Stalles wohl den weltweit schönsten Ausblick aus einem Schweinstallbüro. „Für uns ist es wichtig, auch Spass bei und nach der Arbeit zu haben und dazu gehört ein anspruchsvolles Büro, eine schöne Terrasse zum Grillen mit dem Blick auf unseren Hausberg den Säntis und ein paar Liegen zum Relaxen“. Das heißt aber nicht, dass die beiden Schweizer die Tierbetreuung vernachlässigen. Ganz im Gegenteil, sie stellt für die Unternehmer den zentralen Punkt ihrer täglichen Tätigkeit dar. Wie in der Schweiz verpflichtend werden auch auf dem Sonnenhof nur Tiere mit langen Schwänzen gehalten. „Das erfordert unsere besondere Aufmerksamkeit. Wir schaffen es mit guter Betreuung, guter Fütterung und guter Luft die Schwanzverletzungen deutlich unter 3% aller geschlachteten Tiere zu halten“ so Michael Wick. Dies zeigt, dass es für die Tiere wenige Stresssituationen gibt und sie sich wohlfühlen.

Langschwänze sind in der Schweiz seit 2007 verpflichtend

Und dies trotz einer eher konventionellen Haltung. „Die Aufstallung unserer Tiere erfolgt so, wie es mein Vater schon vor 50 Jahren gebaut hat“ beschreibt Wick seinen Stallgrundriss. Tatsächlich sind aber doch einige Verbesserungen insbesondere bei der Lüftung des Stalles hinzugekommen, dazu aber später.

Die ersten Gedanken zum Bau eines Schweinestalles sind Michael Wick schon vor 15 Jahren gekommen. Auf die Frage nach der Motivation den Stall zu bauen antwortete der Betriebsleiter: „Es war die Liebe, die Liebe zum Schwein. Allerdings gab es anfangs nur Gegenwind durch die Verwaltung. Die Vorstellung, einen doppelstöckigen Maststall auf den Wunschstandort oberhalb von Gaiserwald zu stellen mussten schnell zu Grabe getragen werden. Auch der Ausweichstandort, noch ein Stück den Berg hinauf, stieß zunächst auf wenig Gegenliebe. „Dann kam eine Agronomin und meinte auf diesem Standort könnte es wohl doch gelingen einen Schweinestall zu bauen.“ erinnert sich Wick. Natürlich waren Auflagen dazu notwendig, so musste mit gefärbtem Wasser nachgewiesen werden, dass für das Grundwasser vom geplanten Stall keine Gefahr ausgeht. Auch die Straße musste ein wenig verlegt werden, inklusive der Verlegung der Bushaltestelle um 50 Meter.

1664 Mastplätze wurden am Sonnenhof geschaffen

Dann war der Weg frei für den Bau des Schweinstalles. 3000 Plätze hätten gebaut werden können, obwohl in der Schweiz die maximale Obergrenze bei 1500 Mastschweinen liegt. Grund dafür ist die Nutzung von Nebenprodukten. Wenn die Futtergrundlage über 25% aus Molke oder 40% aus Nebenprodukten wie Altbrot, Schlempen oder Kleien besteht, darf über diese 1500 Schweine hinaus gebaut werden. Am Sonnenhof ist es die Molke. Diese wird aus der in der Familie befindlichen Molkerei und einer weiteren Molkerei in der Nähe bezogen.

Letztendlich hat Michael Wick sich für einen Stall mit 1664 Tierplätzen entschieden. Gebaut wurde ein Warmstall ohne Auslauf mit je 8 Abteilen für die Vor- und Endmast. Dabei gleichen sich die Buchten beider Produktionsstufen. Sie unterscheiden sich nur in der Größe. In der Vormast wird gesetzlich ein Mindestplatzangebot von 0,65 m² und in der Endmast von 0,9 m² gefordert und hier auch eingehalten.

Die Buchten für jeweils 16 Tiere sind teilperforiert. Etwa zwei Drittel plangeschlossen und ein Drittel mit Betonspalten ausgelegt. Diese sind in den langen und schmalen Buchten im hinteren Bereich angeordnet und das inclusive eines Kotschlitzes zur Trennwand hin. Im vorderen Teil der Bucht entlang des Troges ist der Betonboden geschlossen. Durch die entstehenden Futtersäuren ist unmittelbar am Trog der Boden schon ein wenig angegriffen. Und dies trotz des verschließbaren Troges, der aber nicht nur als Spritzschutz dient, sondern in erster Linie um das Verkoten des Troges zu minimieren.

Die Mastbuchten mit Teilspalten und Kotschlitz

Die Mastschweine wechseln die Bucht mit etwa 60 kg Lebendgewicht. Dazu werden sie über den Gang in das frisch gereinigte Endmastabteil getrieben, wobei sie aber die Buchtenpartner behalten, so dass keine neuen Rangkämpfe notwendig sind. Mit ca. 120 kg werden sie dann über einen Händler, der auch die neuen Ferkel liefert, vermarktet. Jede Woche kommt er und nimmt einen Zug voll Mastschweine (ca. 96) mit. „Montags um halb eins werden die Tiere verladen und Mittwochs kommen die neuen Ferkel“ erklärt der Stallbesitzer.

Die Festflächen in der Bucht sind erstaunlich sauber. „Das liegt in erster Linie an unserem Lüftungssystem“ sagt Michael Wick. Dafür sind die Lochplatten in der Decke so verlegt, dass sie direkt über den Spaltenbereichen angeordnet sind und darunter leichte Zugluft herrscht. Daher nehmen die Schweine diesen Teil eher als Kotplatz an und liegen auf der Festfläche.

Betonspalten und Lochlatten in der Decke sind deckungsgleich angeordnet

Auch die Kühlung der Zuluft trägt dazu bei. Sie wird nämlich durch große Öffnungen an den Nord- und Ostseiten des Stalles unter den Güllekanälen angesaugt und dabei leicht gekühlt. In der Mitte des Stalles gelangt sie dann über einen Kanal in den gedämmten Dachraum und von dort über die Lochplatten in den Tierbereich. Nur in längeren heißen Phasen im Sommer kommt die Lüftung an ihre Grenzen und die Kühlwirkung lässt nach.

Die gekühlte Luft wird über den Dachraum verteilt

Die frequenzgesteuerten 6 Ventilatoren sitzen zwischen dem zentralen Abluftkanal und der zur Genehmigung des Stalles notwendigen Luftwäschers. Dies ist zur Lärmreduzierung gebaut worden. „Unser Luftwäscher der Firma Hungerbühler arbeitet ohne Chemie“ weiß Michael Wick. Dabei heißt es bei Firma Hungerbühler: „Die belastete Abluft (Rohgas) wird über ein Kanalsystem in den begehbaren Rohgaseintrittsraum geführt. Beim Eintritt in den HK-Bio-Luftwäscher wird das Rohgas ein erstes Mal mit Wasser durchsetzt, um bereits möglichst viel Staub aus der Abluft zu entfernen. Nun wird das Rohgas im Gegenstromprinzip nach oben gesaugt und dort mit einer mikroorganismenhaltigen Waschflüssigkeit gewaschen.

So werden die unerwünschten Stallluftinhaltsstoffe von der Gasphase in die flüssige Phase überführt. Die dann in der Waschflüssigkeit enthaltenen Stallluftinhaltsstoffe dienen als Nährmedium (Substrat) für die Mikroorganismen und werden dort abgebaut. Die Mikroorganismen sind auch auf den so genannten Füllkörpern im Wäscher fest angesiedelt. Man spricht von einem biologischen Rasen. Das über diesen Rasen fließende Waschwasser versorgt die Mikroorganismen mit Sauerstoff und Substrat. Das Waschwasser wird durch die Mikroorganismen regeneriert und die gereinigte Abluft kann über einen Kamin ins Freie geführt werden. Im Wasser befindliches Ammonium, das aus abgeschiedenem Ammoniak entsteht, wird durch nitrifizierende Bakterien in Nitrit und Nitrat umgewandelt. Das Abschlämmwasser hat ein erhebliches Verwertungspotenzial durch die Zuführung zur Jauche“. Damit können Ammoniakemissionen um 70%, Geruch und Staub um 90% reduziert werden.

Der Bio-Luftwäscher ist Bestandteil der Genehmigung

Auch geheizt wird umweltgerecht. Spätestens 3 Jahre nach Inbetriebnahme des Stalles musste die Ölheizung durch eine Wärmepumpenheizung ersetzt werden. Dazu wurden auf dem Sonnenhof vier 250 Meter tiefe Löscher zur Nutzung der Geothermie gebohrt. Der damit betriebene Wärmetauscher schafft etwa 55 KW und versorgt damit nicht nur den Stall, sondern auch noch ein nahegelegenes Wohnhaus. Etwa ein Drittel der erzeugten 55 KW muss zum Betrieb der Pumpe aus dem Stromnetz entnommen werden. Zum Teil kann dieser über die 100 KW Photovoltaikanlage auf dem Stalldach geliefert werden.“ Aber gerade im Winter, wenn wir den Strom für die Wärmepumpe benötigen, liegt der Schnee auf den PV-Paneelen“ zeigt Benno Egli die Grenzen des Systems auf.

Photovoltaik und Wärmepumpe gehören zum umweltgerechten Energiekonzept

Die Energie der Wärmepumpe reicht aber aus, um die gewünschten Temperaturen in den Abteilen zu gewährleisten. Diese sehen wie folgt aus:

Tabelle 1: gewünschte Stalltemperatur auf dem Sonnenhof

Gefüttert wird am Sonnenhof zwingend flüssig. Die minimal 25% Molke in der Ration machen es notwendig. Der Großteil der übrigen in der Fütterung genutzten Komponenten werden im Futterhaus gelagert. Zwei 75 m² Silos beherbergen Gerste und Weizen, in den drei 50m² Silos befinden sich Gerste, Sojaschrot und ein Fasermix. Weizenstärke und Molke werden in 30t Silos außerhalb des Stalles gelagert. Das ebenfalls eingesetzte tierische Fett in einem isolierten, erwärmbaren Behälter neben der Futteranlage. Über die Mahl- und Mischanlage werden die festen Komponenten dann im Anmischbehälter zusammen mit den flüssigen Komponenten angerührt.

Gemeinsam mit Futterberater Beat Süess von der Firma Melior werden die Rezepturen erstellt und immer wieder aktualisiert. Zuletzt war das notwendig, um die schweizer Vorgaben für die stickstoffreduzierte Fütterung einzuhalten.

Futterberater Beat Süess, Benno Egli und Michael Wick (von links)

Denn in der Schweiz wird ab 2023, ähnlich wie in Deutschland für die BIMSCH-Betriebe, eine stickstoffreduzierte Fütterung vorgeschrieben. Bis 2026 ist diese noch in der Erprobungsphase und wird nach Erfüllung der Vorgaben für Betriebe die sich am Programm beteiligen finanziell entlohnt. Ab 2027 wird diese Fütterung dann obligatorisch für alle schweinehaltenden Betriebe. Folgende Grenzwerte müssen eingehalten werden.

Tabelle 2: Futtergrenzwerte für die N-Versorgung in der Schweiz

In der Schweiz wird die Energie des Futters, anders als in Deutschland, in MJ verdaulicher Energie angegeben. Der grobe Umrechnungsfaktor zur umsetzbaren Energie lautet

 MJ ME = 0,95 x MJ VES.

Auf deutsche Verhältnisse umgerechnet, bedeutet das z.B. für die Schweinemast:

11 g RP je MJ ME, bei durchschnittlich 13,2 MJ im Mastfutter sind das 145 g RP im Durchschnitt der Mast. Dies würde in etwa einer sehr stark N- und P-reduzierten Fütterung (144 g) in Deutschland entsprechen, also noch weitergehend als in der TA-Luft für deutsche BIMSCH-pflichtigen Betriebe gefordert.

Daher sehen die momentan eingesetzten Mischungen wie folgt aus:

Tabelle 3: Mastschweinefutter auf dem Sonnenhof

Beat Süess begründet die hohen Einsatzmengen an Fett (8-10%) folgendermaßen: „Ich habe die Erfahrungen gemacht, dass beim starken Einsatz von Futtermitteln mit hohen Zuckeranteilen wie hier der Molke, es besser funktioniert, wenn die Futter auch entsprechend hohe Fettgehalte besitzen. Für mich erkläre ich das mit dem Verlauf des Blutzuckerspiegels, der nach dem Verbrauch von Zucker und Stärke schnell wieder abfällt. Das langsamer umgesetzte Fett hält diesen aber konstanter und die Tiere sind zufriedener bis zur nächsten Futterzeit.“ Gefüttert wird übrigens 5mal am Tag.

Dass diese Futterstrategie wohl die richtige ist, zeigen die guten Leistungen der Tiere, die übrigens aus einer in der Schweiz gängigen Anpaarung von Duroc an F1 Sauen aus Edelschwein und Landrasse stammen. Mit 833 g Tageszunahmen und einer Futterverwertung von 1:2,43 können sie sich sehen lassen. Dazu kommen noch die 57,5 % Muskelfleischanteil und das bei unter einem Prozent Verluste im Zeitraum der Mast.

Besonders die gute Futterverwertung von 1:2,47 zeichnen die Mastschweine vom Sonnenhof aus

Dazu trägt sicher auch die regelmäßige maschinelle Reinigung der Fütterungsanlage bei, um den Hygienestatus hoch zu halten. Die übrigen Reinigungsarbeiten werden von einer Hilfskraft durchgeführt. Insgesamt kommen die Sonnenhofer mit ca. 1 AK im Stall aus. Die Gülle wird an Nachbarn abgegeben und muss maximal 10-15 km gefahren werden. Über eine zukünftige Verschlauchung wurde auch schon nachgedacht.

Gesehen haben wir einen Schweinestall, der kaum noch Wünsche für Schweine, Betreuer und Umwelt offen lässt. Wir wünschen dem Team vom Sonnenhof alles Gute für die Zukunft und immer einen guten Blick auf den Säntis.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Manfred Weber
Klein Schwechten
Tel.: 039388/28423
E-Mail: manfred.h.weber(at)gmx.de

Fotos: Dr. Manfred Weber