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Reduzierung von N und P tut nicht weh! Teil 1
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Viele flächenarme schweinehaltende Betriebe sind gezwungen, die Stickstoff- und Phosphorausscheidungen ihrer Schweine zu reduzieren. Das funktioniert vor allem durch eine Reduzierung der Eiweiß- und Bruttophosphorgehalte in den Futtermitteln. Aber auch Betriebe, die mit ausreichend Fläche ausgestattet sind und nicht in roten oder gelben Gebieten liegen, setzen aus Überzeugung und durch gute Erfahrungen auf eine starke N- und P-Reduzierung im Schweinefutter. Einige Betriebsbeispiele aus Bayern, die hier im weiteren Verlauf vorgestellt werden, zeigen dies. Im Teil 1 des Beitrages werden die Grundsätze der N- und P-Reduzierung dargestellt und der Betrieb Bogner vorgestellt.

Proteinreduzierung durch Einsatz freier Aminosäuren

Eine Reduktion des Proteingehaltes im Futter ist eigentlich ganz einfach, da das Schwein kein Bedarf an Protein hat, sondern nur an essentiellen Aminosäuren. Wenn wir es entsprechend seiner Leistungsstufe mit ausreichend essentiellen Aminosäuren versorgen, spielt der Gesamtproteingehalt des Futters nur eine untergeordnete Rolle, wenn er nicht unter ein Mindestmaß fällt. In der Vormast raten wir hier eine Grenze bei etwa 13–14 % zu ziehen, in der Endmast bei ca. 12 %. Werden diese Grenzen nicht unterschritten, können kleinere Fehler in der Mischgenauigkeit oder Schwankungen in den Inhaltsstoffen der Ausgangskomponenten noch kompensiert werden. Die Entlastung des tierischen Organismus und der Umwelt ist aber voll gegeben. Diese Reduktion des Gesamtproteingehaltes bedingt aber in jedem Falle den Einsatz freier Aminosäuren. „Uns stehen zur Zeit 6 essentielle Aminosäuren zum Einsatz zur Verfügung, die je nach Reduzierungsgrad und Rationskomponenten eingesetzt werden können“ sagt Ulrich Riemensperger, Futtermittelberater der Firma Ahrhoff in Bayern. Natürlich ist der Einsatz der freien Aminosäuren wirtschaftlich auch immer abhängig vom Preisverhältnis zu den verfügbaren Proteinfuttermitteln. Dort wo gvo-frei gefüttert wird, ist der Einsatz von mindestens 5 oder besser aller 6 freien Aminosäuren allerdings fast immer sinnvoll.

Phosphor reduzieren durch Phytase

Betrachten wir den Phosphor, gilt auch hier das Schwein hat keinen Bedarf an Gesamtphosphor im Futter, sondern an verdaulichem Phosphor. Da aber häufig ein Großteil des Phosphors in pflanzlichen Futtermitteln an Phytate gebunden ist, eine Verbindung, die das Enzymsystem des Schweins nicht knacken kann, steht dem Schwein oft nur ein Bruchteil des Phosphors im Futtermittel zur Verfügung. Bei Getreiden z.B. liegt dieser Anteil zwischen 30 und 60 %. Allerdings lässt sich die Verdaulichkeit des Phosphors deutlich steigern, wenn wir dem Futter das Enzym Phytase zusetzen. Je nach Phytat-P-Gehalt und Menge der zugesetzten Phytase können zwischen 1 und 1,4 g des Phosphors pro kg Futter verdaulich gemacht werden. Was fast der Hälfte des Bedarfs entspricht. Dadurch kann der Einsatz von sonst nötigem mineralischen Phosphors deutlich reduziert oder komplett eingespart und so die Phosphorausscheidung stark verringert werden.

DLG gibt Empfehlungen

Schon vor einigen Jahren hat sich die DLG mit diesem Thema befasst und Empfehlungen der N- und P-Begrenzung anhand der berechneten Nährstoffausscheidungen herausgebracht. Im DLG-Band 199 und im Merkblatt 418 sind diese bis hin zur sehr stark reduzierten Futtermischungen dargestellt. In Abbildung 1 und 2 finden sie die entsprechenden Obergrenzen für die jeweiligen Reduzierungsstufen. So bedingt eine sehr stark N- und P-reduziert gefütterte Schweinemast mindestens eine Vierphasenmast beginnend mit max. 16,5 % Rohprotein und bei 90 kg Lebendgewicht endend mit max. 13,5 % Rohprotein.

Abbildung 1: Max. Rohproteingehalte je kg Futter und Reduzierungsstufe (DLG 2018)

Abbildung 2: Max. Phosphorgehalte je kg Futter und Reduzierungsstufe (DLG 2018)

Mittlerweile hat auch der Gesetzgeber für große Betriebe (Betriebe der Nr. 7.1. BIMSCH) z.B. mehr als 2000 Mastschweine und mehr als 750 Sauen, nährstoffangepasste Fütterung erstmals gesetzlich vorgeschrieben. Zu lesen ist das in der neuen TA-Luft (Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft). Gefordert wird da eine Mindestreduzierung nach den Vorgaben für stark reduzierte Mischungen. In vielen Untersuchungen der letzten Jahre hat sich auch gezeigt, dass eine solche Fütterung keinen negativen Einfluss auf die Leistungen der Schweine zeigt. Eher positiv wird die Entlastung des Organismus bei der Entsorgung von zuviel aufgenommenem Stickstoff bewertet.

Welche Erfahrungen Betriebe mit der sehr starken N- und P-reduzierten Fütterung gemacht haben, zeigen die folgenden Betriebsbeispiele.

Betrieb Bogner in Marklkofen

Mathias Bogner ist mit seinen 30 Jahren eingefleischter Schweinemäster. Auf seinem Gemischtbetrieb hält er neben Legehennen noch 1.150 Aufzuchtferkel und 1.150 Mastschweine. „2008 haben wir die ersten 300 Mastplätze umgebaut und 2012 dann die übrigen 850“ so der Betriebsleiter. Bisher hat er die Ferkel als Babyferkel zugekauft und in den Ferkelaufzuchtbuchten aufgezogen. Ob das aber weiterhin so bleibt, da ist Mathias Bogner sehr skeptisch, da Babyferkel kaum mehr auf dem Markt zu bekommen sind. Im Moment kauft er die Ferkel mit 25 – 30 kg zu. „60 – 70% meiner Mastschweine verkaufe ich aktuell nach Österreich. Hauptsächlich geschieht das wegen der günstigeren Klassifizierung meiner Schweine dort.“ erklärt Mathias Bogner. Mit seinen erzielten durchschnittlich 59 % Muskelfleischanteil und seinen 930 g Tageszunahmen ist er sehr zufrieden. Seine Pi xTopgis Tiere erreichen auch eine hervorragende Futterverwertung von 1:2,52.

Mathias Bogner füttert seit seiner Lehrzeit N- und P-reduziert

Getreide, Maiskornsilage, Sojaschrot und Mineralfutter

Diesen sehr guten Wert schreibt er in erster Linie seiner sehr gezielten Fütterung zu. “Schon im Ausbildungsbetrieb habe ich die N- und P-reduzierte Fütterung mit gezielten Ergänzungen von Aminosäuren kennen und schätzen gelernt“. Mit seinem Berater Ulrich Riemensperger hat er sie auf seinem Hof auf seine Grundkomponenten angepasst. „Wir arbeiten hier mit einer typischen bayrischen Mischung aus Maiskornsilage, Getreide und Sojaschrot. Durch den Einsatz von allen zur Verfügung stehenden freien essenziellen Aminosäuren können wir den Rohproteingehalt der Mischung sehr stark absenken und kommen mit sehr geringen Sojaschrotmengen aus, was dem Betrieb bisher deutliche finanzielle Einsparungen gebracht hat.“ beschreibt Riemensperger in groben Zügen die Fütterung.

Extreme N- und P-Reduzierung in Mischungen

Betrachtet man die Mischungen (Tabelle 1) zeigt sich, dass selbst in der Vormast nicht mehr als 7,5 % Sojaschrot verwendet wird. Im Endmastbereich sogar nur 5,5 %. Das ergibt im Resultat Mischungen mit 12,7 % Rohprotein in der Vormast und 11,9 % in der Endmast. Bei solchen extremen Werten ist dann aber neben den üblichen 4 Aminosäuren auch der Einsatz von Valin und Isoleucin gefragt. Über das Mineralfutter werden diese Ergänzungen getätigt. Auch im Bereich der Phosphorversorgung liegen die Werte weit unter den von der DLG geforderten Werten. Auch hier kommen Enzyme zum Einsatz. „Ohne eine gut funktionierende Phytase und einem weiteren Enzymkomplex könnten wir mit diesen geringen Bruttophosphorgehalte nicht arbeiten“ so der Berater. So finden sich im Mineralfutter auch nur sehr wenig Phosphorgehalte (0,85 %).

Ohrrandnekrosen nach 2 Wochen erledigt

Mathias Bogner macht seit Jahren gute Erfahrungen mit seinen eingesetzten Futtermitteln “Die Feuchtkornsilage, die wir mit 2 g Milchsäurebakterien/t einsilieren und die im Ahrhoff-Mineralfutter enthaltenen Säuren tragen neben den geringen Proteingehalten dazu bei, dass sich Ferkel, die teilweise mit stärkeren Ohrrandnekrosen bei uns ankommen, in den ersten zwei bis drei Wochen komplett erholen.“

Im neuen Maststall wird flüssig gefüttert

Trockenfütterung und Flüssigfütterung unterscheiden sich

In beiden Ställen werden die gleichen Futtermittel über eine Spotmixanlage gefüttert. Der einzige Unterschied besteht in der Darreichungsform. Im alten Stall stehen Breifutterautomaten und im neuen Stall die Flüssigfütterung. „Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. An der Flüssigfütterung liegen die Masttagszunahmen etwa 30 g höher, dafür fehlt mir dort aber 1% Muskelfleischanteil“ vergleicht der Schweinemäster.

Von seiner etablierten, extrem stark N- und P-reduzierten Fütterung will Mathias Bogner auch jetzt nicht abweichen, wo der Einsatz der freien Aminosäuren vielleicht etwas teurer ist, als die Erhöhung der Sojaschrotanteile. „Wenn sich die Preissituation, die sich momentan ja täglich ändert, wieder normalisiert hat, ist mit dieser Fütterung auch wieder gutes Geld zu verdienen“.

Am Breifutterautomaten sind die Zunahmen leicht geringer und die Muskelfleischanteile leicht höher

Tabelle1: Die eingesetzten Mastmischungen im Betrieb Bogner

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Manfred Weber
Klein Schwechten
Tel.: 039388/28423
E-Mail: manfred.h.weber(at)gmx.de

Fotos: Dr. Manfred Weber