Mehr Erlös durch höhere Schlachtkörpergewichte?
Die durchschnittlichen Schlachtkörpergewichte von Mastschweinen lagen in Norddeutschland in den ersten Wochen des vergangenen Jahres bei über 98 kg. Hohe Endgewichte werden durchaus kritisch gesehen, da der Futteraufwand zum Mastende steigt und die höheren Futterkosten die Wirtschaftlichkeit beeinträchtigen. Die LWK Niedersachsen hat in der Zeit von Januar bis April 2024 geprüft, wie Schlachtkörpergewichte von 94 und 98 kg den Überschuss über die Futterkosten beeinflussen.
Versuchsdurchführung in der LPA Quakenbrück
In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden 112 Ferkel (Topigs Norsvin, Tempo x TN 70) nach Gewicht und Geschlecht auf zwei Futtergruppen verteilt und in Zweiergruppen gehalten. Für die Kontrollgruppe war ein Schlachtkörpergewicht von 94 kg und für die Versuchsgruppe von 98 kg geplant. Die ad libitum-Fütterung erfolgte sehr stark N-/P-reduziert nach DLG-Vorgaben und war in beiden Gruppen gleich. Zwischenwägungen wurden bei jedem Futterwechsel vorgenommen.
Mehr als 1100 g Tageszunahmen
Die beiden Gruppen unterschieden sich nicht in der Mastleistung. Die Kontrollgruppe mit dem niedrigeren Schlachtkörpergewicht (SG) erreichte 1121 g und die Versuchsgruppe 1138 g Tageszunahmen, der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,35 bzw. 2,36 kg. Die Tiere nahmen täglich 2,63 kg (Kontrollgruppe) bzw. 2,69 kg Futter (Versuchsgruppe) auf. In der Endmast ab 90 kg LM lag der Futterwand je kg Zuwachs bei 2,78 kg in der Kontrollgruppe bzw. 2,76 kg in der Versuchsgruppe. Somit hat das höhere Endgewicht den Futteraufwand je kg Zuwachs in dieser Phase nicht beeinträchtigt. Die Schweine, die schwerer gemästet wurden, wiesen allerdings ein signifikant höheres Einstallgewicht auf. Dies wurde in der statistischen Auswertung berücksichtigt.
Die Schweine wurden im Weidemark-Schlachthof in Sögel nach AutoFOM klassifiziert. Im Mittel wurden 1,005 Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht erzielt. Mit einer Ausnahme (höheres Bauchgewicht in der Versuchsgruppe) gab es keine gesicherten Unterschiede in den Schlachtkörpermerkmalen.
Überschuss über Futterkosten
Die Berechnung der Futterkosten beruht auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum (Januar bis April 2024). Bei einem Basispreis von 2,20 €/Indexpunkt erzielten die Tiere mit 94 kg SG einen Überschuss (netto) über Futterkosten von 136,08 € und die mit 98 kg SG von 142,56 €.
FAZIT
Mastschweine mit einem Schlachtkörpergewicht von 94 kg erzielten gleiche Leistungen wie Tiere mit einem SG von 98 kg. Die durchschnittlichen Tageszunahmen lagen bei 1130 g, der Futteraufwand je kg Zuwachs betrug 2,35 kg. Die Indexpunkte je kg SG lagen bei 1,005. In der Endmast benötigten die schwereren Schweine nicht mehr Futter je kg Zuwachs als die leichteren Tiere. Das höhere Schlachtkörpergewicht führte in diesem Versuch zu einem höheren Überschuss über Futterkosten von knapp 6,50 € je Schwein.
DER DIREKTE DRAHT
Dipl.-Ing. agr. Andrea Meyer
Rinderfütterung, Schweinefütterung, Futterberatungsdienst e.V.
andrea.meyer[at]lwk-niedersachsen.de
Dipl.-Ing. agr. Wolfgang Vogt
ehemaliger Leiter LPA Quakenbrück, Koordination Versuche Schwein
wolfgang.vogt[at]lwk-niedersachsen.de