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Futterkosten senken! Teil 2
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In beiden Teilbeiträgen zum Thema „Futterkosten senken“ beleuchtet Dr. Eckhard Meyer besondere Punkte der Schweinehaltung, die zur Reduzierung der Futterkosten betrachtet und optimiert werden müssen. Zunächst sind das die Leistungsentwicklung, die Anpassung des Futters an den Bedarf und die Mahlfeinheit.

Im zweiten Teil des Beitrages geht er auf die Punkte Futterverluste, Schlachtgewichte und züchterische Möglichkeiten ein.

Nicht zu fein und nicht zu grob

Auch die Mahlfeinheit wirkt sich auf den Futteraufwand aus. Feine Vermahlung erhöht den Futteraufschluss und verbessert die Verwertung, zu feine macht die Tiere krank. Deshalb sollen 50 % der Futterpartikel größer als 1 mm sein und maximal 40% im Partikelbereich kleiner als 0,5 mm. Eine gröbere Vermahlung verringert die „Berufskrankheit der Schweine“, die Tendenz zu Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüren. Dieses Problem ist offensichtlich größer als man von der (guten) Zunahmesituation her ableiten kann. Gerade die hohen Zunahmen verstärken das Problem.

Die Grenze für eine gröbere Vermahlung ist aber bei 4 mm Lochsieben gegeben, wenn die ersten „Schmachtkörner“ im Mischfutter und anschließend im Kot auftauchen. Für die meisten Mischfutter werden 3,5 mm Siebe optimal sein. Damit der entscheidende Anteil an zu feinen Partikeln nicht zu groß wird, kommt es vor allem darauf an wie lange sich die Getreidepartikel im Mahlraum der Mühle aufhalten und auch vom Getreide (TS, Getreideart) selbst. Knochentrockener Weizen oder Erbsen, wie sie in den letzten Jahren die Regel waren, zerschlagen in der Mühle zu „Asche“. Man sollte sie nie solo, sondern zusammen mit anderen Komponenten schroten. Entscheidend für den Mahlprozess ist, dass die Schläger der Hammermühle regelmäßig gewechselt oder gedreht werden. Sind sie einseitig abgenutzt, dann bleibt das Mahlgut zu lange im Mahlraum, es erhitzt und wird zu fein vermahlen.  

Keine Futterverluste

Futtervergeudung erhöht den Futteraufwand und ist eine Frage der Fütterungstechnik. Flache, freistehende Tröge, meist ohne Fressplatzteiler verbessern die Futterhygiene. Sie provozieren aber heute mehr Futterverluste als früher und machen das Futter so zum teuren Beschäftigungsmaterial, in dem es am Ende unter dem Spaltenboden landet. Das können je nach den praktischen Verhältnissen im Stall 5 % des Ferkelaufzuchtfutters und über 3% vom Mastfutter (2,5 € /Mastschwein) werden.

Daneben spielt die Konkurrenz am Trog eine entscheidende Rolle. Je nachdem wie viele Schweine sich einen Fressplatz teilen, passen die Tiere ihr Futteraufnahmeverhalten (Aufnahmegeschwindigkeit, Anzahl Mahlzeiten) an. Gesetzlich sind 4:1 bei Trockenfütterungen oder Sensortrögen und 8:1 bei Breiautomaten Fütterung vorgeschrieben. Doch das ist oft reine Theorie, weil die Schweine selten gerade am Trog stehen. So haben bestimmte Automatentypen nicht 4 Fressplätze, sondern sie haben nur einen. Die Rohrbreiautomaten sind aber heute meist Trockenfütterungen mit zu wenig Fressplätzen und kurzen Wegen zum Wasser. In der Folge fressen die Schweine häufiger und verschleppen bei jeder Mahlzeit etwas Futter. Einmal gebaut und eingestellt kann man daran nur noch über die Buchtenbelegung arbeiten. Überbelegung verschlechtert die Leistung im Gruppenmittel, weil einzelne meist schwächere Tiere nicht mitwachsen. 0,9 m² /Mastschwein auf Vollspaltenboden sind aus wirtschaftlicher Sicht optimal. Die alten zunehmend kritisierten Haltungssysteme im Warmstall sparen gegenüber der Außenklimahaltung Futter. Hier sind Futterverwertungen von über 1:3 in der kalten Jahreszeit leider nicht selten.

Schlecht eingestellte Futterautomaten steigern die Futterverluste

Die richtigen Automaten oder Sensortröge (Tröge nicht zu flach 20–25 cm und nach innen umgekantet, Fressplatzteiler) und deren Einstellung (immer etwas, aber wenig Futter am Trogboden) sowie auf den Spaltenboden aufgeschraubte Kunststoffplatten bringen erhebliche Verbesserungen. Letztere ermöglichen die Aufnahme von auf den Boden gefallenes Futter und schonen auch den Beton vor Futtersäuren.  

Schlachtgewichte runter

Ein großes Regulativ stellen die Schlachtgewichte dar, denn der Futteraufwand erhöht sich mit dem Energiegehalt des Zuwachses in etwa um 0,015 je kg oberhalb von 100 kg Lebendgewicht. Die Ableitung eines betrieblich optimalen Schlachtgewichtes ist eine hochkomplexe, weil von Kosten und Leistungen abhängige Aufgabe. Auch der Futteraufwand für den Zuwachs schlachtreifer Schweine hängt vor allem von der Höhe der Zunahmen ab. Früher stiegen diese quasi eher altersabhängig mit dem Futteraufnahmevermögen und wurden nur begrenzt von dem Fettansatz schwerer Tiere. Dieser ist zwar heute viel geringer, die Zucht hat aber Genotypen entwickelt, die schon zum Ende der Vormast über 1000 g zunehmen können. In der Summe überwiegt der Vorteil des Jugendwachstums auf den Futteraufwand und sollte aktuell stärker genutzt werden.

Unter weitgehend normalen Preis/ Kostenverhältnissen (Auszahlungspreis, Preise für Ferkel und Futter) sind Schlachtgewichte um 96 kg für die meisten mittel-, auch der westdeutschen Betriebe wieder optimal. Bei einem Futterpreis von 38 € je dt erzielte der Mäster nur im Bereich von 88 bis unter 96 kg SG einen Überschuss über die Ferkel- und Futterkosten und kann gleichzeitig die sonstigen Kosten decken. Hier ist das Bezahlsystem zu beachten. Bei der in Süddeutschland oft praktizierten Metzgervermarktung können je Bezahlung der schwereren Schweine andere Verkaufsgewichte optimal sein. Unter Berücksichtigung eigner (etwas älterer) Ergebnisse und solchen aus anderen Bundesländern (u.a. NRW) kann aber sicher hergeleitet werden, dass die Schweine bei hohen Futterkosten 4 kg leichter (114 kg lebend oder 92 kg Schlachtgewicht) verkauft werden sollten. Voraussetzung ist selbstverständlich, dass der Absatz gewährleistet ist, was in Restriktionsgebieten leider nicht weiterhilft. Ein größerer Durchsatz hilft auch den Ferkelerzeugern.

Sonderfall Sauenfütterung

Für die Sauen galt bislang „Hohe Leistung braucht Reserven“ und so wird die optimale Fütterungskondition von Sauen am Ende der Tragezeit bewertet. In Beratungsbetrieben sind ungefähr ein Drittel der Sauen nicht richtig konditioniert, wobei Unterkondition meist „nur“ Leistung im Abferkelstall kostet. Überkonditionierung kostet Leistung und Geld für nicht richtig verwertetes Futter. Starker Fettabbau ist die Folge von zu großen Reserven und in Verbindung mit Endotoxinen auch die Ursache für andere Stoffwechselprobleme. Für den Futterverbrauch entscheidend ist, dass das Futter durch größere Substanzverluste im Abferkelstall energetisch ungünstig quasi doppelt transformiert wird. Nach dem Konditionsbewertungsschema (1-5) waren für die Jungsauen eine schwache 4, für die Altsauen eine starke 3 vor der Geburt vorgesehen. Einzelne Zuchtunternehmen (z.B. Deutsche PIC) empfehlen deutlich weniger, was aus unserer Sicht nicht richtig sein muss. Erst bei sehr hohen Futterkosten wie im vergangenen Jahr konnte für die Altsauen eine 3,5 und etwas mehr für die Jungsauen rein von den Futterkosten her gesehen empfohlen werden. Immer richtig ist es genauer hinzuschauen. Unterkonditionierung sollte man je nach Gruppenhaltungsverfahren in den letzten 4 Tragewochen auch mit Blick auf die Geburtsgewichte der Ferkel noch korrigieren. Probleme mit der Überkonditionierung müssen spätestens nach 6 Wochen Tragezeit gelöst sein. Anschließend bekommt man kein Gewicht mehr reduziert, das geht nur mit einer Einzelfütterung

Bei Sauen ist insbesondere auf die Kondition vor und nach der Abferkelung zu achten

Stärker auf Proteinaufwand züchten?

Für die alles entscheidende Wirtschaftlichkeit der Schweinemast wichtig sind wie in Versuchen nachgewiesen nicht einzelne Leistungen, sondern deren Zusammenspiel (MTZ, Futterverwertung, MFA%). Nur so werden Kosten und Erlöse im gleichem Maße beeinflusst. Stärker gewichtet werden muss aber perspektivisch der Futter- besser noch der Proteinaufwand für die gewünschten Leistungen. Hier gibt es offensichtlich eine erbliche Variation zwischen Vatertieren einer Rasse, die häufig höher ist als die Zwischen-Rassen. Diese gilt es in der Zuchtwertschätzung höher zu bewerten und Eber mit hohem Teilzuchtwert in der Energie- und Proteinverwertung zu bevorzugen. Die Grundlagen für eine wirtschaftliche Schweinemast werden von den Ferkelerzeugern und Züchtern gelegt. In den Mutterlinien ist die Futterverwertung offensichtlich eine nicht ausreichend beachtete Größe, sonst wären die Unterschiede in der Futterverwertung der (tragenden) Sauen nicht mehr so groß. Um auf die geänderten Rahmenbedingungen grundlegend zu reagieren, müssen diese wieder in Vorleistung gehen. Das muss von den Mästern auch entsprechend honoriert werden.      

FAZIT:

Auch wenn sich die Futterkostensituation zurzeit wieder etwas entspannt hat. Die Futterkosten entscheiden zusammen mit den damit erfütterten Leistungen mehr als alle anderen Produktionsfaktoren über die Wirtschaftlichkeit der Schweinehaltung. Es geht zunächst um eine ganz eng am Bedarf der Tiere ausgerichtete Mischfutteroptimierung und eine kostenoptimierte Ausstattung. Diese kann heute betriebsindividuell unterschiedlich sein, weil der Energie- und nach neuer Erkenntnis auch der Faserbedarf mit der Leistung schneller steigt als der noch teurere Proteinbedarf. Dementsprechend sind Roggen, Körnermais oder auch manche Nebenprodukte auch aktuell immer noch vergleichsweise preiswert. Ökonomische, z.T. auch ökologische Vorteile (Stoffstrombilanz) bringt auch der Wechsel vom „Komponenten-“ hin zum „Nährstoff orientierten Denken“. So lassen sich Rationen punktgenau, leider aktuell nicht preiswerter mit freien Aminosäuren ausstatten. In der Sauenfütterung und in Flüssigfütterungen sind dem allerdings Grenzen gesetzt. Ein oft mehrfach größeres kostensenkendes Potential hat aber alles was den Futteraufwand beeinflusst. Hohe, aber nicht übertrieben erkaufte Leistungen, optimierte nicht zu hohe  Schlachtgewichte, geringe oder keine Futterverluste und ein optimaler Vermahlungsgrad helfen auch zukünftig um mit Schweinen Geld zu verdienen. Wichtig ist, dass dem Betrieb nicht nur der Futteraufwand, sondern auch die biologischen und technologischen Hintergründe für dessen Höhe bekannt sind.

DER DIREKTE KONTAKT:

Dr. Eckhard Meyer
LfULG Köllitsch
E-Mail: eckhard.meyer@smekul.sachsen.de
Tel: 034222-462208