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Forschungsprojekt über Frauen in der Landwirtschaft legt Abschlussbericht vor
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Von der Hoferbin über die Angestellte bis zur mitarbeitenden Familienangehörigen: Frauen in der Landwirtschaft nehmen ganz unterschiedliche Rollen ein und leisten dabei einen wichtigen Beitrag für die Betriebe. Von einer Gleichstellung mit ihren männlichen Kollegen sind sie jedoch noch weit entfernt. Für die Studie „Die Lebenssituation von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben in ländlichen Regionen Deutschlands – eine sozio-ökonomische Analyse“ hat ein Forschungsprojekt der Universität Göttingen und des Braunschweiger Thünen-Instituts für Betriebswirtschaft vier Jahre lang Daten zusammengetragen und Frauen in der Landwirtschaft befragt. Nun liegt der Abschlussbericht der Universität Göttingen vor.

Die Studie bietet erstmals für ganz Deutschland soziologische Befunde zu den hier lebenden und arbeitenden Frauen in der Landwirtschaft. Darauf aufbauend werden in dem Forschungsbericht vertiefte Analysen zum Gender-Gap in der Betriebsleitung, zu Rollenkonflikten und Arbeitsbelastungen, zur Absicherung sozio-ökonomischer Risiken sowie zu Reaktionen auf Transformationsprozesse präsentiert. Der Bericht enthält zudem eine umfassende Analyse der Lebens- und Arbeitssituation von angestellten Frauen ohne Leitungsfunktion in der Landwirtschaft.

Statistiken belegen, dass nur 11 Prozent der Betriebe von Frauen geleitet werden; bei der Hofnachfolge liegt der Frauenanteil bei rund 18 Prozent. Damit rangiert Deutschland im europäischen Vergleich auf einem der letzten Plätze. Die Befragungen ergaben, dass es in der Landwirtschaft erhebliche Zugangsbarrieren für Frauen gibt. Veraltete Geschlechterbilder und traditionelle Vererbungspraxen stellen noch immer Hindernisse für Frauen dar. Die soziale Absicherung der Frauen fürs Alter oder im Falle von Scheidung, Trennung oder Tod der Betriebsleitung sind unsicher. Auch in der Gesundheitsvorsorge zeigen sich Schwachstellen.

„Traditionelle Geschlechterrollen, wie wir sie in der Landwirtschaft noch häufig vorfinden, benachteiligen Frauen, die auf landwirtschaftlichen Betrieben leben und arbeiten, besonders aber verengen sie die Lebens- und Handlungschancen junger Frauen, die sich eine Existenz im ländlichen Raum aufbauen wollen“, sagt die Projektleiterin des Göttinger Forschungsteams, Prof. Dr. Claudia Neu, Lehrstuhl für Soziologie Ländlicher Räume der Universität Göttingen. Gleichwohl zeigt sich eine leichte Tendenz zu mehr weiblicher Hofnachfolge und mehr Gründungen landwirtschaftlicher Betriebe durch Frauen.

„Damit mehr Frauen Höfe übernehmen und leiten, ist ein grundlegender Wandel der landwirtschaftlichen Traditionen erforderlich, gepaart mit mehr Aufklärungsarbeit an landwirtschaftlichen Bildungseinrichtungen“, ergänzt Janna Luisa Pieper, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl. „Diese Aufklärungsarbeit sollte sich nicht nur an Frauen richten; eine geschlechtergerechte Landwirtschaft geht alle an.“ Die Erkenntnisse können dabei helfen, insbesondere in der Politik, Rückschlüsse auf besondere Problemlagen und Unterstützungsbedarf von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben zu ziehen. Die Studie wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert und vom Deutschen LandFrauenverband e.V. unterstützt. Der vollständige Bericht steht als freier Download bereit: https://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?gro-2/121846