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10 Tipps für leistungsstarke und langlebige Zuchtsauen – Teil 1
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Für eine wirtschaftliche Ferkelerzeugung müssen Sauenhalter nicht nur die Ferkel/Sau und Jahr im Blick haben, sondern auch die Lebensleistung ihrer Tiere. Nach der jüngsten Mitteilung der Auswertungsergebnisse des Rheinischen Erzeugerringes für Qualitätsferkel e. V. wurden im Wirtschaftsjahr 2018/2019 31,41 abgesetzte Ferkel / Sau abgesetzt mit einer Lebensaufzuchtleistung je Sau von 73,78 Ferkel.

Erfolgreiche Ferkelerzeugerbetriebe orientieren sich an einer Nutzungsdauer der Muttertiere, die fünf bis sechs Würfe je Sau und Leben einschließt. Dazu bedarf es niedriger Abgänge und einer hohen Verbleiberate der Sauen.

Bei der Remontierung (= Bestandsergänzung) wird unterschieden zwischen dem Zukauf (I) und der eigenen Nachzucht/Bereitstellung der Remontetiere (II). In den rheinischen Ferkelerzeugerbetrieben dominiert I mit einem Anteil von 70 %.

Remontierungsraten von 50 % bei Eigenremontierern üblich

Über alle im Wirtschaftsjahr 2018 / 2019 hinweg ausgewerteten Betriebszweigauswertungen wurden im Rheinischen Erzeugerring für Qualitätsferkel e. V. bei einer mittleren Remontierungsrate von 41,54 % eine durchschnittliche Wurfziffer / Wurfnummer (WN) bei Abgang 5,52 sowie eine Lebensaufzuchtleistung von 73,78 abgesetzten Ferkeln je Sau und Leben erzielt. Nach den Ausführungen von Frau Annika Frank Geschäftsführerin betrieben 31 Ferkelerzeugerbetrieben im Rheinland etwa 30 % Eigenremontierung bei der eigenen Nachzucht, vorwiegend mit Lizenzvertrag der entsprechenden Zuchtgesellschaft. Erste Ergebnisse zum Vergleich der beiden genannten Remontierungsverfahren wurde festgehalten, dass die Remontierungsraten bei den Eigenremontierern rund 10 % höher ist.

Letzteres deckt sich mit den Verhältnissen in zahlreichen großen sauenhaltenden Betrieben, wie sie sich vornehmlich in Ostdeutschland herausgebildet haben. Dort liegen die Remontierungsraten (analog zu den jährlichen Sauenabgängen) mehrheitlich bei über 50 bis 55 %.

Der Grundstein für langlebige und leistungsstarke Sauen wird bereits schon mit der Eberauswahl, der Aufzucht, Selektion und Eingliederung der Remontetiere sowie einem guten Management vor der Erstbelegung (EB) über Trächtigkeit und Geburt hingelegt. Wenn man sich zur Eigenremontierung entscheidet, dann darf die Remontierung nicht nur „Nebenbei“ erfolgen.

TIPP 1 – 5

Tipp 1: Eberauswahl ist Chefsache.

Um die geborenen Ferkel auch erfolgreich aufzuziehen, müssen bereits die Remontetiere eine ausreichende Anzahl funktionstüchtiger Zitzen sowie eine gute Qualität des Gesäuges aufweisen, denn dieses stellt ein wichtiges Produktionsorgan für die Muttermilch dar. Die Remontetiere aus der eigenen Aufzucht sollten über mindestens 7/7, besser noch 7/8 oder beiderseits 8 Zitzen verfügen, eine gute Zitzenverteilung und -ausbildung aufweisen sowie frei von funktionsuntüchtigen oder funktionslosen Zitzen sein. Zu letzteren zählen „schwache“, „taube“, „blinde“ oder „funktionslose“ Zitzen, welche erblicher Natur sein können und der strengen Selektion unterliegen. Der gezielte Einsatz von Zuchttieren beiderlei Geschlechts, die über exzellente Zitzenanlagen verfügen, ermöglicht diesbezüglich einen raschen Zuchtfortschritt der Gesäugequalität. Grundsätzlich sollten Sauen mit Erbfehlern aus der Zucht ausgeschlossen werden.

Nur Jungsauen mit optimalem Zitzenbild sollten zur Remonte herangezogen werden

Tipp 2: Kontinuierliche Verfügbarkeit von belegbaren Jungsauen löst die meisten Abgangsprobleme der Herde.

Nach den Erfahrungen der rheinischen Ferkelerzeugerbetriebe haben sich im Hinblick auf die angestrebte Nutzungsdauer von fünf bis sechs Würfen je Sau und Leben eine langfristige Remontierungsstrategie bewährt. Ziel ist es, mit weniger als 20 % Erstlingssauen je Abferkelgruppe auszukommen, das bedeutet für eine Abferkelgruppe von 20 Sauen, dass 4 Jungsauen in die Gruppe ergänzt werden sollten.

Tipp 3: Mehr Platz für Zuchtläufer

Neben der Kennzeichnung der Zuchtläufer mit einer besonderen Ohrmarke und standardisierten Protokollen zur Jungsauenentwicklung, die zuverlässig planbare Anzahl von hochwertigen, für die Zucht geeigneten Selektionsjungsauen liefern, hat das Platzangebot einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Selektionsrate und Lebensleistung. So sollten die Zuchtläufer nicht zu lange auf Kunststoffbögen gehalten werden. Hier erfolgt kein Abrieb der Klauen – geben Sie in der Aufzucht den Zuchtläufern 1m 2 Platz, selektionsunfähige Jungtiere sollten frühzeitig aus der Gruppe genommen werden. 

Für Zuchtläufer mehr Platz einplanen (< 1 m²)

Tipp 4: Kontrolltermine für Wägung und Beurteilung festlegen

In jedem Falle sind die aus dem eigenen Betrieb stammenden Tiere einer kritischen Beurteilung zu unterziehen und entsprechend der Zuchttauglichkeit zu selektieren. Als geeigneter Zeitpunkt hat sich hier die Lebendmasse von ca. 95 – 100 kg herausgestellt. Von Vorteil ist die Erfassung der Einzeltier-Lebendmasse. Dividiert durch die Lebenstage bei Wägung ergibt sich die Lebenstageszunahme. Diese kann bei den Hybrid- bzw. Kreuzungstieren je nach Typ in gewissen Grenzen schwanken und kann von 550 bis 650 g betragen.

Unter dem Typ versteht man in der Tierzucht die Gesamtheit aller morphologischen und physiologischen Merkmale eines Tieres. Sie schließt die normale Ausprägung der äußerlich erfassbaren Geschlechtsmerkmale, das Fundament und Gesäuge ein.

Die Remontetiere sollen eine gute Winkelung der Gelenke, gute Röhrbeinstärke und tadellose Klauenstellung aufweisen. Zwischen den Noten der Fundamentsbonitur sowie der Verbleiberate und Lebensleistung der Tiere bestehen mittlere Beziehungen. Mit der Berücksichtigung der Fundamenteigenschaften bei der Zuchtwahl verbunden ist eine höhere Fitness der weiblichen Zuchtschweine. Zugleich wird damit dem Tierzuchtgedanken Rechnung getragen, nämlich unnötige Schmerzen und Leiden zu vermeiden. Muttersauen mit gesunden Gliedmaßen und Klauen erdrücken weniger Saugferkel, erzielen höhere Aufzuchtergebnisse und verursachen einen geringeren Behandlungsaufwand.

Regelmäßige Wägungen der Jungsauen sind nötig

Tipp 5: Jungsauen mit / bis 250 Lebenstagen erstbelegen

Es gilt, die weiblichen Jungschweine nach erfolgter Eigenleistungsprüfung so zu füttern, dass die erreichte körperliche, sexuelle, immunologische und soziale Reife einen guten Start ins reproduktive Leben gewährleisten. Zum letztgenannten Aspekt zählt der Aufbau guter Mensch (Pfleger) – Tier – Kontakte, denn „zutrauliche Sauen sind fruchtbarer als ängstliche“. Bei Remontetieren, die zu jung, zu leicht (mager) oder mit unvollkommener Zuchtreife zur medikamentellen Brunstsynchronisation (BS) gelangen bzw. erstbesamt werden, erhöht sich das Ausfallrisiko.

Es hat sich als vorteilhaft für die Verbleiberate und Langlebigkeit der Zuchtsauen erwiesen, wenn folgende Orientierungswerte für die erste Zuchtbenutzung (Erstbelegung/-besamung) eingehalten werden:

 
  • Lebensalter von mindestens 8 Monaten, jedoch nicht über 255 Lebenstage
  • Lebendmasse 140 – 160 kg
  • Rückenspeckdicke 12 – 14 mm (P2), der Messpunkt befindet sich 6,5 cm seitlich der letzten Rippe vom Rückgrat aus gemessen; RSD (P2) zur Geburt des ersten Wurfes 16 – 20 mm
  • EB möglichst im ersten oder zweiten Östrus nach Eintritt der Geschlechtsreife (= erstmaliges Auftreten des Duldungsreflexes), letztere sollte kontrolliert und dokumentiert werden
 

Die Remontetiere sollen während der letzten sechs Wochen vor der ersten Zuchtbenutzung tägliche Zunahmen von 700 – 750 g erreichen.

DER DIREKTE DRAHT

Johannes Hilgers
Hilgers@Viehvermarktung-online.de