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Vorreiter bei Bewegungsbuchten – Martin Wimmer im Kreis Landshut
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Schon gleich nach seinem Studium an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf hat Martin Wimmer den Stier bei den Hörnern gepackt und seinen schweinehaltenden Betrieb gegründet. Begonnen hat alles mit 300 Sauen im Jahr 2006 auf grüner Wiese. Heute liegt der sich stark weiter entwickelte Betrieb gleich neben der neu erbauten Bundesstraße B15n in der Gemeinde Essenbach im Landkreis Landshut.

880 Sauen nennt der Betriebsleiter heute sein Eigen, denn im Jahr 2016 sind im erweiterten Stall 580 neue Sauen eingezogen. Einen Teil seiner erzeugten Ferkel mästet Martin Wimmer selbst. Dazu hat er mit einem benachbarten Ackerbauern 2010 in Kooperation einen neuen Maststall gebaut, der hauptsächlich auch von diesem bewirtschaftet wird. Weitere Mastplätze befinden sich noch auf der alten Hofstelle, die vorher vom Vater bewirtschaftet wurden. Vater und Mutter helfen, wie auch seine Ehefrau Katrin Wimmer, im Betrieb mit. Aber auch die 4 Kinder werden langsam an die Schweinehaltung herangeführt. Tochter Margarethe (7-Jahre) konnte beim Betriebsbesuch gleich den Geburtstermin und die geborenen Ferkel einiger der 42 abferkelnden Sauen auf Anhieb benennen


Schon gleich nach seinem Studium an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf hat Martin Wimmer den Stier bei den Hörnern gepackt und seinen schweinehaltenden Betrieb gegründet. Begonnen hat alles mit 300 Sauen im Jahr 2006 auf grüner Wiese. Heute liegt der sich stark weiter entwickelte Betrieb gleich neben der neu erbauten Bundesstraße B15n in der Gemeinde Essenbach im Landkreis Landshut. 880 Sauen nennt der Betriebsleiter heute sein Eigen, denn im Jahr 2016 sind im erweiterten Stall 580 neue Sauen eingezogen. Einen Teil seiner erzeugten Ferkel mästet Martin Wimmer selbst. Dazu hat er mit einem benachbarten Ackerbauern 2010 in Kooperation einen neuen Maststall gebaut, der hauptsächlich auch von diesem bewirtschaftet wird. Weitere Mastplätze befinden sich noch auf der alten Hofstelle, die vorher vom Vater bewirtschaftet wurden. Vater und Mutter helfen, wie auch seine Ehefrau Katrin Wimmer, im Betrieb mit. Aber auch die 4 Kinder werden langsam an die Schweinehaltung herangeführt. Tochter Margarethe (7-Jahre) konnte beim Betriebsbesuch gleich den Geburtstermin und die geborenen Ferkel einiger der 42 abferkelnden Sauen auf Anhieb benennen. 

Der Sauenstall mit 880 Sauenplätzen und Ferkelaufzucht

Zur Betreuung der Tiere und des Ackerbaus sind aber noch zwei weitere feste Mitarbeiter nötig und 4 Arbeitskräfte, die bei dem Essenbacher als Minijobber mitwirken. „Um wichtige Zeit zur Betreuung und Beobachtung meiner Sauen zu gewinnen, habe ich die Reinigung der Zuchtsauenabteile ausgelagert“ berichtet Martin Wimmer. Die 245 ha Acker liegen in einem Radius von 4 km und sind somit schnell zu erreichen. Neben Getreide werden auch Winterraps und Zuckerrübe angebaut. 48 ha Körnermais vervollständigen die Ackerfrüchte. Neben dem Acker gehören auch noch 25 ha Wald zum Betrieb.

ACKERBAU:

245 ha LN davon:
100 ha Weizen
45 ha Gerste
25 ha Winterraps
27 ha Zuckerrüben
48 ha Körnermais

Vollständige Eigenmechanisierung bis auf Zuckerrüben- und Körnermaisernte

TIERHALTUNG:
Hauptzweig Sauenhaltung: 880 Sauenplätze mit Aufzucht (4200 Plätze), 30,0 abges. Ferkel/Sau/a
Mastschweinehaltung: 2920 Plätze (davon 2100 in Kooperation mit Ackerbaubetrieb)
Arbeitskräfte: Betriebleiterehepaar, 2 Altenteiler, 2 feste Mitarbeiter, 4 Minijobber

2013 hat Martin Wimmer seinen Bauantrag zur Erweiterung des Sauenstalles gestellt. 2015 wurde mit dem Neubau begonnen und 2016 zogen dann die neuen Sauen in den fertigen Stall ein. Begonnen haben die Essenbacher 2005 mit Sauen der Firma Hermitage, da diese zu diesem Zeitpunkt ausreichend Sauen auf einmal liefern konnten, um den neuen Stall zu belegen. Die Aufstockung wurde aus eigener Remontierung geleistet. Weitere Sauen sollten dann aber nicht mehr in den Stall kommen, da mit einer Kernherde von 100 Reinzuchtsauen eigene Jungsauen für den Betrieb erzeugt werden sollten. „Da Hermitage aber kurz danach von der PIC übernommen wurde, habe ich mich zu Beginn 2018 entschlossen, noch einmal 80 Jungsauen (als Ferkel) von der BHZP als Reinzuchtsauen zuzukaufen. Diese bilden jetzt meine Stammzuchtherde. Ich erfasse über den Sauenplaner die Daten meiner Sauen und schicke sie zur BHZP, die mir dann einen Anpaarungsvorschlag für die Sauen machen, nachdem die BLUP-Zuchtwerte errechnet wurden. Das Sperma beziehe ich dann von der Besamungsstation in Bösewig.“, erklärt der Betriebsleiter die jetzige Sauenremontierung. Die Jungsauen, für die er 200 Plätze vorhält, werden dann mit Regumate synchronisiert und in eigenen Buchten besamt und gehalten.

Seine 880 Sauen bewirtschaftet der Betriebsleiter im Wochenrhythmus zu je 42 Sauen/Gruppe. Dabei hat er immer ein bisschen zu jonglieren. Denn er strebt an, alle Sauen immer im gleichen Abferkelsystem zu halten, denn neben die älteren konventionellen Abferkelbuchten hat er beim Umbau gleich auf tiergerechte Bewegungsbuchten gesetzt. „Bei den Abferkelbuchten habe ich mir einen Luxus gegönnt“, berichtet Martin Wimmer. Denn während im Wochenrhythmussystem eigentlich nur 5 Abferkelabteile notwendig sind, hat er 6 zur Verfügung. Davon 2 noch mit konventionellen Ferkelschutzkörben und 4 mit den Bewegungsbuchten. Damit hätte er auch die Möglichkeit, seine Herde auf den 3-Wochenrhythmus umzustellen.

Die 2 alten Abferkelabteile sind weiterhin in Betrieb

Martin Wimmer dazu: „Mit dem Großteil meiner Abferkelbuchten bin ich zukunftsfähig. Glücklicherweise haben wir schon damals 6,5 m² große Bewegungsbuchten gebaut, evtl. muss noch etwas am Ferkelnest und dem Fußboden gemacht werden. Nur die alten Abferkelbuchten mit den festen Ferkelschutzkörben müssen umgebaut werden. Mit einem notwendigen Umbau beschäftige ich mich aber erst, wenn die Zeit gekommen ist. Wer weiß, was bis dahin noch alles beschlossen wird“. 

Die neuen Bewegungsbuchten sind schon auf 6,5 m² gebaut

Entschieden hat er sich damals nach dem Besuch der Eurotier für die Buchten der Firma Schauer. „Die Übersichtlichkeit der Buchten hat mich überzeugt. Mittlerweile sind schon einige Anpassungen vorgenommen worden. Besonders die Möglichkeit der leichten Öffnung und Schließung der Kastenstände sind mittlerweile gut gelungen. Über die Jahre hat sich auch herausgestellt, dass die Ferkelschutzkörbe spätestens 3 Tage vor den errechneten Abferkelterminen geschlossen sein müssen. „20 – 30 % meiner Sauen ferkeln schon am Dienstag und Mittwoch, also 2 – 3 Tage vor dem errechneten Termin. Das Abferkeln in der offenen Bucht bringt aber deutlich mehr Ferkelverluste. Geöffnet werden die Ferkelschutzkörbe wieder, wenn die Ferkel ausreichend beweglich sind. Zumeist 2 – 4 Tage nach der Abferkelung“, so der Betriebsleiter. Er hat auch die Erfahrung gemacht, dass anfangs bei geschlossenem Ferkelschutzkorb die Ferkel besser das Gesäuge finden und so mehr Kolostralmilch aufnehmen. Mit 14,6 % Saugferkelverluste zeigt er, dass auch mit einem solchen System gute Leistungen erzielt werden können.

2-3 Tage vor dem errechneten Termin werden die Ferkelschutzkörbe geschlossen und 2-4 Tage nach der Geburt wieder geöffnet

Der Bau der Abferkelabteile wurde damals mit 40 % Zuschuss gefördert. Ein gern genommenes Zubrot, aber nicht der einzige Grund die Bewegungsbuchten zu bauen. Landwirt und Sauen haben sich schnell an das System gewohnt, in dem es zur Befriedigung des Nestbautriebs leider auf Grund des Güllesystems noch kein Stroh geben kann, aber immerhin Hobelspäne und Jutesäcke werden dafür gereicht.

Donnerstag ist der Hauptabferkeltag in Essenbach. Genutzt dazu wird auch eine möglicherweise notwendige Geburtseinleitung. Diese erfolgt dann am Mittwoch, damit spätestens freitags das Abferkeln vorbei ist und am Wochenende keine Ferkel mehr fallen. Nach 4 Wochen Säugezeit haben die Ferkel dann Gewichte im Durchschnitt von 7,5 – 8 kg.

Tochter Margarethe (7-Jahre) und Praktikantin Rebecka Fischer kümmern sich liebevoll um die Neugeborenen

Im Jahr 2016 hat sich Martin Wimmer zum Einbau von zusätzlichen Ferkelzusatzfütterungen entschlossen. „Es war mir wichtig, dass verschiedene Futtermittel mit dem System gefüttert werden können. Denn nicht die etwas schwereren Ferkel sind mein Ziel, sondern der bessere Übergang beim Absetzen. Da unsere Ferkel in der Aufzucht ebenfalls von Anfang an flüssig gefüttert werden, sollten sie das Futter schon aus der Säugezeit kennen und daran gewöhnt sein.“ Neben der üblichen Ferkelmilch, die in den ersten 10 Tagen eingesetzt wird, erhalten die Ferkel anschließend für 4 Tage einen speziellen Prestarter und dann nach einer 4-tägigen Mischphase ein angereichertes Ferkelaufzuchtfutter bis zum Absetzen.

Kastriert wird im Stall unter Isofluranbetäubung, das sich als einzige Alternative für den Betrieb darstellte.

Nach dem Absetzen kommen die Sauen dann in den Besamungsstall, der noch nach „altem Muster“ gebaut wurde. Einzelstände mit Ebergang prägen das Bild. „Meine Pläne für den Umbau des Besamungsstalles reifen gerade in meinem Kopf. Jetzt nach der definitiven Änderung der Tierschutznutztierhaltungsverordnung und den entsprechenden Ausführungshinweisen können die Planungen in eine finale Phase einfließen. Wahrscheinlich wird es auf eine Art Arena hinauslaufen. Auf jeden Fall wird mehr Platz gebraucht“, so der Landwirt zu seinen Umbauplänen im Deckzentrum.

Der Besamungsstall steht als nächstes Stallabteil zum Umbau an

Aber noch wird für eine gewisse Zeit im bestehenden Stall besamt. Dazu erhalten die Sauen am zweiten Tag nach dem Absetzen einen Energieschub. Ein Kilogramm aus Traubenzucker und aufgeschlossenem Getreide soll die Brunst anregen. Nach dem Absetzen am Mittwoch hat sich die Duldungskontrolle und eine erste Besamung der duldenden Sauen am Sonntag im Betrieb etabliert. Montagmorgen wird dann regulär besamt. Am Dienstagmorgen gibt es die zweite und ggf. einen dritte Besamung, gleiches gilt für den Dienstagabend. Im Schnitt werden 2,3 Portionen pro Sau und Trächtigkeit versamt. Dabei wird auch Biotechnik in Form von Pregmagon oder Maprelin und Gonavet eingesetzt.

Nach der Trächtigkeitsfeststellung gehen die Sauen dann in den Wartestall. Die Haltung erfolgt dort in kleinen festen Gruppen von bis zu 19 Sauen. Zur Gruppeneinteilung werden die Sauen am Ende der Zeit im Deckzentrum auf Kondition bonitiert, gekennzeichnet und nach Kondition in die Wartegruppen einsortiert. Dort können sie dann bei einem Tier-Fressplatz-Verhältnis von 1:1 an der Flüssigfütterung fressen. In dem großen Stall nach dem Prinzip Dach=Decke sorgt eine Skov-Wandstrahllüftung für frische Luft. Der hintere Bereich jeder Bucht besitzt einen geschlossenen Boden, der regelmäßig mit einem Hächselstroh / Sägemehlmix eingestreut wird. Dort können die Sauen ihrem Wühltrieb nachkommen.

Auch die Sauen im Wartestall werden in der Gruppe flüssig gefüttert

Auch in der Ferkelaufzucht setzt man in Essenbach auf die Flüssigfütterung. In den mittelgroßen Gruppen, in denen ca. 40 Ferkel gemeinsam aufgezogen werden, fressen sie gemeinsam am langen Trog. Etwa 30 % der Bucht besteht aus einer festen Fläche, die sich im hinteren Bereich der Bucht befindet. Gemeinsam mit einer Abdeckung dient sie als Schlaf- und Erholungsbereich der Ferkel. Probleme mit verschmutzten Gruppen schildert Martin Wimmer so: „Die Verschmutzungen der Liegefläche halten sich bei uns sehr in Grenzen. Sicherlich fangen einzelne Gruppen zu Beginn der Aufzucht an hin und wieder dort zu koten. Dann muss man den Kot wegräumen, bis die Ferkel es gelernt haben, dort nicht mehr hinzukoten. Wichtig ist auch in der wärmeren Jahreszeit, den Deckel früh genug zu öffnen.“ Der Rest der Bucht besteht aus einer Kombination von Beton- und Gussspalten, die den Klauenabrieb fördern und im Falle der Gussspalten einen sicheren Kotdurchtritt ermöglichen. Frischluft kommt aus einer porösen Decke, die für die Sommermonate zusätzlich mit Zuluftklappen ausgerüstet ist.

Die Buchten in der Ferkelaufzucht weisen 3 unterschiedliche Böden auf

Beim Füttern der Ferkel gilt für Martin Wimmer der Spruch „never change a winning team“. Seit 2016 setzt er auf bewährte Mischungen. Neben eigenem Getreide bildet ein Ferkelkern, der vom erfahrenen Mischfutterhersteller bezogen wird, das Gerüst der Mischungen. Zusätzlich auch Milchbestandteile und schnell verfügbare Kohlenhydrate, wie sie im Yogo-Frutti (Milchpulver, Lactose, Kokosfett, L-Carnitin) vorhanden sind.

Tabelle 1: Zusammensetzung der Ferkelfutter im Betrieb Wimmer (88 % TM)

Um die richtigen Rezepturen für die Sauenfutter zusammenstellen zu können, greift Martin Wimmer gerne auf die angebotene Hilfe der Mineralfutterlieferanten zurück. Grundlage ist gleichzeitig aber auch eine jährliche Untersuchung der eigenen Komponenten auf Inhaltsstoffe, damit eine Ergänzung mit Mineralstoffen, aber auch Aminosäuren bedarfsgerecht erfolgen kann. Folgende Rezepturen werden gerade aktuell im Kastanienhof gefüttert:

Tabelle 2: Zusammensetzung der Sauenfutter im Betrieb Wimmer (88 % TM)

Betrachtet man die Sauenfutter, ergibt sich sicher noch ein großer Spielraum zur Einsparung von Protein und Phosphor und damit sicher auch eine Möglichkeit der Kostenreduktion. Der Betriebsleiter meint dazu: „Wir halten im Sauenbereich etwas vor, da für die Gülle genügend Fläche zur Verfügung steht. In der Mast füttern wir stark N/P reduziert. Bei den Ferkeln will ich keine Kompromisse machen, da wir bei den Ferkeln mit N/P reduziert schon schlechte Erfahrung gemacht haben.“

Die Saugferkelzufütterung dient in erster Linie zur Gewöhnung an die Folgefutter

Wie geht es weiter im Betrieb Wimmer? Diese Frage hat sich auch der Betriebsleiter schon häufig gestellt. Der große Spagat zwischen Ansprüche der Tiere, der Verbraucher, der Politik und nicht zuletzt des Familienbetriebes wird immer schwieriger. Damit hat er beim Bau des Maststalles 2010 Bekanntschaft machen dürfen. Nach Bekanntwerden des Bauvorhabens hat sich in Windeseile eine Bürgerinitiative dagegen gegründet. Nachdem ein Standortwechsel angeboten und alle zum Anschauen der Schweinehaltung beim Hoffest eingeladen wurden, hat es dann mit dem Neubau funktioniert. Nicht alleine deshalb war er auch Gewinner des Ceresawards im Jahr 2015.

Heute ist Martin Wimmer stark vernetzt im Bereich der DLG und der berufsständigen Vertretung. Dazu meinte er: „Wer soll sich für die Landwirtschaft einsetzen, wenn nicht wir Bauern“ und damit trifft er den Nagel auf den Kopf.

Betriebliche Entwicklungschancen sieht er jedenfalls, hat aber seinen Betrieb erst einmal eine Konsolidierungsphase nach den großen Investitionen der Vergangenheit verordnet. „Ich denke, wir sind aufgrund der Schritte der letzten Jahre, die aktuell nicht mehr möglich wären, im Vergleich zu vielen anderen Familienbetrieben gut dran. Wir können uns etwas zurücklehnen und erst mal abwarten“.

Wir wünschen der Familie Wimmer für die Zukunft alles Gute.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Manfred Weber
Klein Schwechten
Tel.: 039388/28423
E-Mail: manfred.h.weber(at)gmx.de

Fotos: Dr. Manfred Weber

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