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Mit dem „Low-Cost-Betrieb“ auch in Krisenzeiten rentabel wirtschaften
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Der 57-jährige Thomas Apelt hat klare Ziele für seinen Milchviehbetrieb im sauerländischen Halver, der 1866 von den Vorfahren erworben und im Jahr 1994 von ihm übernommen wurde. Er setzt auf das Vollweidesystem: „Das ist die günstigste Art der Fütterung und wir brauchen keine großen Maschinen“, erklärt der Landwirt und erläutert: „Durch die geringen Produktionskosten können wir Krisen wie die BSE-Krise oder sinkende Milchpreise besser verkraften. Wir haben eben ein geringeres Risiko, da wir weniger Kosten haben“, fasst Apelt einige für ihn entscheidende Punkte zusammen.

Der Betrieb umfasst insgesamt 75 Hektar, darunter 45 Hektar Milcherzeugungsfläche, 4 Hektar Mais als Winterfutter und 7 Hektar Wald. Beim Tierbestand geht Apelt seinen eigenen Weg: Er setzt auf Kiwi-Cross Kühe, also NZ Friesians gekreuzt mit Jersey. 91 dieser Kühe plus weibliche Nachzucht tummeln sich gut die Hälfte des Jahres auf den Weideflächen. Das klare Ziel lautet hier: Zur Kostenminimierung sollten die Kühe bereits vor dem ersten April auf die Weide. Dort liegt dann der Fokus auf einer hohen Fruchtbarkeit und einer möglichst hohen Milchleistung pro Hektar. Die Nutzungsdauer der durchschnittlichen Abgangskuh liegt bei 42 Monaten und die Reproduktionsrate bei 20–25 Prozent.

Kurzrasenweide im Sommer, „Eigenmischung“ im Winter

„Auf die Weideleistung kommt es an“, lautet des Credo von Thomas Apelt. Nach seiner Einschätzung ist die Kurzrasenweide am besten geeignet, um die Flächen effizient zu nutzen. Die Aufwuchshöhe, die mit einem Plate Meter kontrolliert wird, liegt bei 5 bis 7 cm, und die Besatzstärke jeweils bei 2 Tieren pro Hektar.

Angestrebt wird dabei ein hoher Anteil an Deutschem Weidelgras, Wiesenrispe und Weißklee. „Wenn nachgesät wird, dann mit entsprechender Standardmischung mit Deutschem Weidelgras und Klee", so Apelt. Der Weidelgrasanteil liegt bei ungefähr 60 Prozent. Eine Weidepflege findet nur mit der Gliederschleppe im zeitigen Frühjahr statt. „Wenn der Bestand dann doch einmal außer Kontrolle gerät, dann mähen wir hoch nach, ohne den Kot der Tiere zu verteilen." Gut sei für den Grasbestand auch machnmal ein Siloschnitt zwischendurch dies sei aber oft nicht für die gesamte Fläche möglich. Durch die permanente Beweidung sei auch die Ausbringtung von Gülle oft nur zeitlich schwer zu managen. Hier wird dann auf entferntere Flächen ausgewichen. Auch sei Kalk schwer zu terminieren, da das Zeitfenster sehr eng sei. „Die jährliche Kalkausbringung wäre in kleinen Mengen besser als alle drei Jahre in großen Mengen, das funktioniert aber leider nicht immer", berichtet Apelt. Disteln seien bisher ihr Hauptproblem unter den Unkräutern gewesen, hier ist dann ein sicheres Unkrautbekämpfungsmittel notwendig.

Die Kostenminimierung ist für den Landwirt das eine, eine hohe Weideleistung mit durchschnittlich gut 10.000 kg Milch pro Hektar das andere. Dieser Wert schwankt allerdings: Während in „guten“ Jahren bis zu 12.500 kg Milch pro Hektar „drin sind“, sackt die Leistung in schlechten Jahren, wie etwa 2013 wegen Kälte, auf bis zu 8.000 Liter pro Hektar ab.

In den Wintermonaten füttert Thomas Apelt eine Mischung aus DDGS (Trockenschlempe, ein Koppelprodukt aus der Ethanolherstellung), Maissilage, Apfeltrester und Grassilage. Bei den zwei täglichen Melkzeiten im Winter erhält jedes Tier zusätzlich je ein kg Kraftfutter.

Die Aufwuchshöhe kontrolliert Thomas Apelt mit einem Plate Meter; diese liegt bei 5 bis 7 cm und die Besatzstärke jeweils bei 2 Tieren pro Hektar.

Zuschlag für Weidemilch

Bei Direktkosten von 28 Cent pro Kilogramm erzeugter Milcht weist der Landwirt mit 18–19 ct/kg ECM vergleichsweise niedrige Fütterungskosten für die Kühe auf. Über das Jahr gesehen liegen die IOFC (Income Over Feed Cost) bei 45 – 52 Prozent, wobei die Jahre 2018 und 2019 durch Zufütterung ab Spätsommer mit hohen Zukaufpreisen ungünstig waren.

Apelt melkt 5.500–6.000 Kilogramm Milch pro Kuh und Jahr mit einem Fettgehalt von durchschnittlich 4,68 % und einem Eiweißgehalt von 3,53 %. Die Weidemilch hat besonders hohe Gehalte an Omega-3-Fettsäuren. Sie wird deshalb als besonders gesund und krebsvorbeugend beworben. Sie wird alle zwei Tage von Arla Pronsfeld abgeholt und als Weidemilch mit einem halben Cent pro Liter etwas besser bezahlt.

Ein weiterer Aspekt hat für Thomas Apelt ebenfalls einen hohen Stellenwert: „Wir verlangen den Tieren zwar einiges ab, wenn sie bei Wind und Wetter draußen stehen, aber dass es ihnen gut geht, können wir unter anderem daran ablesen, dass wir kaum Probleme mit Ketosen oder Klauenerkrankungen haben“, freut er sich.

Auch dass die Hofnachfolge bereits feststeht, ist ein Grund dafür, dass Apelt mit Ausrichtung und Ergebnissen des Betriebs sehr zufrieden ist: Während Tochter Katharina und der älteste Sohn Sebastian beruflich andere Ziele verfolgen, steht für den 24-jährigen Sohn Steffen bereits fest, dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten wird. Er steckt mitten im landwirtschaftlichen Masterstudium in Osnabrück, verbringt ansonsten aber jede freie Zeit auf dem elterlichen Betrieb, der im Schnitt über das Jahr mit 2 AK inkl. der Aushilfskräfte in der Abkalbesaison gut zurechtkommt.

Irische Melktechnik

Anfang 2019 hatte die bisherige Melktechnik die Grenzen ihrer Lebensdauer erreicht. Auch bei der dann fälligen Erneuerung hat sich Thomas Apelt wieder für einen eigenen Weg entschieden: den Neubau eines Melkstands und den Einbau eines gebrauchten Melksystems des in Irland ansässigen Herstellers Dairymaster.

Seither ist auf dem Betrieb ein Doppel-12er Swing-over von Dairymaster im Einsatz. Klares Fazit des Betriebsleiters: „Das Melken klappt reibungslos.“

Zweimal täglich, um 6.30 Uhr morgens und 16.00 Uhr nachmittags, werden die Kühe von der Weide, oder im Winter aus dem Boxenlaufstall, in das Melkhaus getrieben. Bei den 91 Kühen des Betriebs dauert das reine Melken jeweils gut eine Stunde; eine weitere Stunde kommt pro Melkzeit für Vor- und Nacharbeiten hinzu.

Am Anfang sei mit der neuen Melktechnik – durchaus erwartungsgemäß – nicht immer alles reibungslos gelaufen. Was den Betriebsleiter aber sehr zufrieden gemacht hat: „Der Service von Dairymaster war super schnell und zuverlässig.“ Und nicht nur das: Die Familie schätzt bei diesem Hersteller insbesondere auch das Baukastensystem. „Wir haben zunächst nur mit dem Melkstand angefangen. Weitere Komponenten wie das ClusterCleanse-System zum Spülen der Melkzeuge, das Herdenmanagementprogramm MooMonitor+ und Selektionshilfen sind nachrüstbar.“

Besonders praktisch sei, dass alle Einheiten unabhängig voneinander funktionieren. „Sollten einzelne Komponenten wie Moomonitor oder Selektion ausfallen, stört dies den Melkbetrieb nicht.“

Eine Säule des „System Apelt“: Die sichere Brunsterkennung

Thomas Apelt hat früher zur Brunsterkennung die „Tail Painting“ Methode genutzt, anhand derer mögliche und sichere Brunsten auf jedem Tier gekennzeichnet wurden. Dazu erfolgte dreimal täglich für je 15–20 Minuten eine ausschließliche Brunstkontrolle. In dieser Frage hat Sohn Steffen für einen neuen Ansatz gesorgt und angeregt, die Brunsterkennung über ein digitales Modell zu automatisieren. „Eine Zeit lang haben wir deshalb Tail Painting und den Dairymaster MooMonitor+ parallel genutzt und dabei festgestellt, dass dieses Programm sehr, sehr sicher ist und eine hohe Zeitersparnis ermöglicht. Unser Eindruck wurde durch eine an der Universität Hohenheim durchgeführte Studie bestätigt. Sie kam anhand von Regressionsrechnungen in 94 Prozent der Fälle zu einer Übereinstimmung mit den tatsächlich beobachteten Aktivität“, berichtet Sohn Steffen Apelt.

Das Dairymaster MooMonitor+ System kontrolliert rund um die Uhr die Halsbewegungen der Kuh auf gesundheits- und brunstbezogenes Verhalten. So werden beispielsweise Wiederkäuen, Ruhephasen und die Futteraufnahme überwacht. Das ermöglicht nicht nur, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und Verluste zu minimieren, sondern insbesondere durch die verlässliche Erkennung der Brunst die Fruchtbarkeitsleistungen der Kühe zu verbessern.

Junior und dann auch Vater Apelt hat besonders überzeugt, dass der MooMonitor+ als mobile Anwendung mit einem kompatiblen Smartphone bzw. Smartwatch, Tablet oder PC gekoppelt werden kann. So lassen sich alle Daten problemlos vom Halsband auslesen und in verschiedene Managementprogramme integrieren.

Sehr zufrieden sind die Apelts auch mit der automatischen Selektion von Einzeltieren mittels AutoDrafting von Dairymaster, das nach dem Melken im Rücktreibegang erfolgt: Das System sorgt für das automatische Sortieren der Tiere und bietet so eine komfortable Methode, Kühe von der Herde zu trennen. Die Vorgaben für die Selektion können für einzelne Kühe direkt in der Melkgrube über die Tastatur des Melksteuergeräts festgelegt oder bereits vor dem Melken auf dem PC des Melkstands programmiert werden. Sohn Steffen begeistert u. a., dass sich Kühe mithilfe der Farm Messenger App direkt über sein Mobiltelefon aus der Herde aussondern lassen.

Echte Besonderheit: Feiertage sind zum Feiern da

Die sichere Brunsterkennung ist auf dem Betrieb Apelt besonders wichtig. Eine echte Besonderheit ist hier allerdings, dass alle Kühe rund um den 1. Dezember trockengestellt werden. Die Abkalbungen erfolgen dann etwa ab Mitte Januar bis Anfang April, und die erneute Besamung ab Mitte April. Dieses Verfahren erlaubt, dass über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel auf dem Betrieb Apelt überhaupt nicht gemolken wird. Auch Abkalbungen stehen in dieser Zeit nicht an. Damit sind die Feiertage bei den Apelts tatsächlich zum Feiern da. Und das hat gleich noch einen weiteren Effekt: „Wartungs- oder Reparaturarbeiten und Neuinstallationen im Melkbereich werden nicht durch die regelmäßige Melkarbeit erschwert, und die Arbeitserledigungskosten sind in dieser Zeit sehr gering“, so Thomas Apelt.

Mit dem Vollweidesystem sind die Feiertage bei den Apelts (Thomas links und Sohn Steffen rechts) tatsächlich zum Feiern da.