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Kombinationen von Erbsen und Rapsextraktionsschrot für die intensive Broilermast geeignet
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Dr. Petra Weindl, Peter Weindl und Prof. Dr. Gerhard Bellof untersuchen in einem Fütterungsversuch der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), zu welchen Anteilen SES durch Rapsextraktionsschrot (RES), Körnererbsen oder der Kombinationen von RES und Erbsen in der intensiven Broilermast ersetzt werden kann, ohne die Mast- und Schlachtleistung, sowie die Gesundheit der Tiere negativ zu beeinträchtigen. Zudem wurde geprüft, wie sich der Einsatz von RES und Erbsen – im Vergleich zur alleinigen Verwendung von SES – auf den Kot-Trockensubstanzgehalt, die Einstreufeuchte und die Häufigkeit von Fußballengeschwüren (Pododermatitis) auswirkt.

Sojaextraktionsschrot (SES) ist aktuell das bevorzugte Eiweißfuttermittel in der Geflügelfütterung. In jüngerer Zeit wird der Einsatz hoher Anteile an SES in Alleinfuttermischungen für die Geflügelfütterung allerdings auch kritisch gesehen. So liegen Untersuchungen vor, die zeigen, dass hohe SES-Einsatzmengen zu einer verschlechterten Fußballengesundheit bei Masthühnern führen (Kamphues et al. 2011, Kölln et al. 2014). Zudem wird von Seiten des Lebensmitteleinzelhandels (z. B. Rewe 2014) die Forderung erhoben, den Anteil an aus Übersee importierten Sojaprodukten zu verringern und zumindest teilweise durch heimische Eiweißfuttermittel zu ersetzen (Bellof und Weindl 2013).

In einem Fütterungsversuch der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) sollte untersucht werden, zu welchen Anteilen SES durch Rapsextraktionsschrot (RES), Körnererbsen oder der Kombinationen von RES und Erbsen in der intensiven Broilermast ersetzt werden kann, ohne die Mast- und Schlachtleistung, sowie die Gesundheit der Tiere negativ zu beeinträchtigen. Zudem wurde geprüft, wie sich der Einsatz von RES und Erbsen – im Vergleich zur alleinigen Verwendung von SES – auf den Kot-Trockensubstanzgehalt, die Einstreufeuchte und die Häufigkeit von Fußballengeschwüren (Pododermatitis) auswirkt.

Vorgehensweise

Der Versuch gliederte sich in zwei weitgehend identische, aufeinander folgende Versuchs­durchgänge. Pro Durchgang wurden insgesamt 648 männliche Eintagsküken der genetischen Herkunft Ross 308, in 9 Fütterungsvarianten mit jeweils 3 Wiederholungen eingesetzt.

Die Versuchsdauer war jeweils auf 35 Masttage angelegt und gliederte sich in 3 Mastphasen (Starter-Phase (P1): 1.-10. Masttag, Mast-Phase (P2): 10.-24. Masttag, Endmast-Phase (P3): 24.-35. Masttag). Am 36. Masttag erfolgte die Schlachtung und Zerlegung der für die Auswertung ausgewählten Tiere.

SES wurde in den Alleinfuttermischungen der Versuchsgruppen anteilig durch RES (Fütterungsvariante 2 und 3), Körnererbsen (Fütterungsvariante 4 und 5) oder Kombinationen aus RES und Erbsen (Fütterungsvariante 6, 7, 8 und 9) ersetzt. In der Kontrollgruppe wurde in allen Phasen HP-SES als Hauptproteinträger eingesetzt (Tabelle 1).

Die Zusammensetzung der eingesetzten Mischungen ist in der Tabelle 2 dargestellt. Die Ausstattung der Futtermischungen hinsichtlich Energie-, Aminosäuren-, Mineral- und Wirkstoffgehalten orientierten sich an den Empfehlungen des Zuchtunternehmens Aviagen für die Herkunft Ross 308 mit einem Ziel-Lebendgewicht von 2,0-2,5 kg (Aviagen 2007).

Es erfolgte eine Berücksichtigung aller essentiellen Aminosäuren, für die Bedarfsempfehlungen benannt sind. Aufgrund des deutlich niedrigeren energetischen Futterwertes des RES gegenüber HP-SES und der relativ hohen Einsatzmengen von 10 bzw. 15 % in den Mast- und Endmastmischungen wurde eine Reduktion in den Energie- und Aminosäurenkonzentrationen der Mischungen von 5 % angestrebt. Damit sollte der notwendige energetische Ausgleich über Futterfett geringer gehalten werden. Das Verhältnis der essentiellen Aminosäuren zueinander blieb jedoch durch die parallele Absenkung von Energie- und Aminosäurenkonzentration gegenüber den Empfehlungen konstant.

Die Mineralstoff- und Vitamingehalte wurden nicht reduziert. Die Kalkulationen der Mischungen erfolgten auf Ebene der ileal verdaulichen Aminosäuren. Bezüglich der Rohstoffe wurde hierbei auf Tabellenwerte zur standardisierten, ilealen Verdaulichkeit (SID) zurückgegriffen (Evonik 2010). Um die Küken mit den Futterkomponenten (Erbsen, RES) vertraut zu machen, enthielten die Startermischungen im Gegensatz zu den Mast- und Endmastmischungen jeweils nur die Hälfte der SES-Substitute.

Die Boxen wurden vor Versuchsbeginn einheitlich mit 1.000 g Hobelspäne je m2 eingestreut. Für den eingesetzten RES wurden die Glucosinolatgehalte nach VO (EG) 1864/90 ermittelt. Zu Beginn sowie zum Ende jeder Phase wurden Proben der Futtermittel entnommen und auf relevante Inhaltsstoffe untersucht. Die Erfassung der Gewichte und des Futterverbrauches der Tiere erfolgte nach jedem Phasenwechsel. Alle Tierverluste wurden dokumentiert. Das Gewicht, der Futterverbrauch und die Tierverluste dienten der Berechnung des Futter­aufwands/kg Zuwachs.

Nach Abschluss der Endmastphase wurden aus jeder Box jeweils 2 Tiere (insgesamt 54 Tiere pro Durchgang), welche in ihrem Gewicht dem Mittelwert der Box entsprachen, selektiert, nach tierschutzrechtlichen Vorgaben geschlachtet, ausgenommen und zerlegt. Zur Beurteilung von Einstreuqualität und Fußballengesundheit der Tiere wurden folgende Erhebungen durchgeführt:

  • Einstreufeuchte und pH-Wert: wöchentlich ab der 2. Versuchswoche, boxenbezogen;
  • Kot-Trockensubstanzgehalt und Kot-pH-Wert in der 3. und 5. Mastwoche;
  • Pododermatitis-Score am 30. Masttag, in Anlehnung an Berk (2009) nach einem vierstufigen Bewertungsschema.

Die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit basierte auf der Betrachtung des European Efficiency Factors (EEF). Dieser wurde aus der Überlebensrate, den Tageszunahmen sowie der Futterverwertung berechnet: EEF=Überlebensrate (%) x Tageszunahmen (g) / Futterverwertung (kg/kg) x 10.

Ergebnisse und Bewertung

Die Untersuchung der Glucosinolatgehalte ergab Werte von 10,0 µmol/g. Auch die für den RES sowie die Erbsen analysierten Inhaltsstoffe wiesen eine typische Zusammensetzung auf.

Bezüglich der Ausstattung mit Mineralstoffen, Umsetzbarer Energie (AMEN) und Aminosäuren konnten die geplanten Werte sowohl für die Starter-, Mast- als auch Endmast-Phase bis auf wenige Ausnahmen realisiert werden. Während des Versuches waren hohe Verluste von durchschnittlich 7,8 % zu verzeichnen.

Zwischen den Fütterungsvarianten traten jedoch keine gerichteten Unterschiede auf. Häufigste Todesursachen waren Herz-Kreislauf-Versagen und Bauchwasser­sucht. Beide Ursachen werden in der Literatur häufig mit hohen Mastintensitäten in Verbindung gebracht (Summers et al. 2013).

In Tabelle 3 ist die durchschnittliche Futteraufnahme, differenziert nach den drei Phasen, dargestellt. Es zeigen sich bereits in der Starterphase Unterschiede zwischen den Fütterungs­varianten. Trotz beinahe identischer Kükengewichte zu Versuchsbeginn nahmen die Tiere der Rapsvarianten (2 und 3) im Vergleich zur Kontrolle teilweise signifikant geringere Futtermengen während dieser Phase auf. Tiere, welche alternativ Erbsen (Varianten 4 und 5) erhielten, nahmen dagegen signifikant mehr Futter als die RES-Tiere auf.

Die Küken der Kombinationsvarianten (6 bis 9) zeigten mit zunehmenden Anteilen an RES und Erbsen eine tendenziell absinkende Futteraufnahme in Phase 1.

Hierbei erreichten die Varianten 6 und 7 das Niveau der Kontrollgruppe, dagegen blieben die Varianten 8 und 9 signifikant hinter der Kontrolle zurück (Tabelle 3). Die beiden RES-Varianten (2 und 3) erzielten auch in den folgenden Phasen nicht die Futteraufnahme der Kontrolle. Dagegen konnten alle anderen Varianten im weiteren Verlauf der Mast das Futteraufnahme-Niveau der Kontrollgruppe erreichen. Die numerisch höchste Futteraufnahme erzielte die Variante 7 (10 % RES und 20 % Erbsen).

Die Gewichtsentwicklung spiegelt die skizzierten Unterschiede in der Futteraufnahme wider (Tabelle 3). Am Ende der Mast lagen die Gewichte der beiden RES-Varianten (2 und 3) signifikant unter denen der Kontrollgruppe. Ebenfalls erkennbar - aber nicht statistisch abgesichert – unter dem Niveau der Kontrolle lagen die Endgewichte der Variante (8 und 9). Es ist aber herauszustellen, dass alle Varianten ein Mastendgewicht erreichten, das über dem für die Herkunft Ross308 angegebenen Zielgewicht von 2.283 g lag.

Auch für das Merkmal Futteraufwand pro kg Zuwachs ergab sich im vorliegenden Versuch mit durchschnittlich 1,505 kg/kg ein Wert, der günstiger als in den Zielvorgaben des Zuchtunternehmens liegt (1,537 kg/kg). Zwischen den Fütterungsgruppen traten keine statistisch gesicherten Unterschiede auf (Tabelle 3).

Die Werte für das Merkmal "European Efficiency Factor" (EEF) sind aufgrund der hohen Mastendgewichte und des geringen Futteraufwands je kg Zuwachs über alle Gruppen hinweg auf einem akzeptablen Niveau, wobei die hohen Verlustraten bessere Ergebnisse verhindert haben. Zwischen den Gruppen konnten keine statistisch gesicherten Unterschiede gefunden werden. Die beiden Erbsen-Varianten (4) und (5), gefolgt von der Kontrollgruppe erzielten tendenziell die höchsten Werte (Tabelle 3).

Die Tabelle 4 enthält Angaben zum Schlachtkörperwert. Obwohl die Differenzen in der Ausschlachtung nicht signifikant sind, so ist doch zumindest eine Tendenz dahingehend zu erkennen, dass die RES-Varianten (2 und 3) im Vergleich zur Kontrolle niedrigere und die Erbsen-Varianten (4 und 5) höhere Ausschlachtungsraten aufweisen. Die Kombinations­varianten mit 10 % RES liegen etwa auf Höhe der Kontrolle, die RES-reicheren Varianten (8 und 9) etwas darunter. Die schwereren Tiere der Kontrolle und der Erbsen-Varianten (4) und (5) weisen – gemessen am Abdominalfett – einen tendenziell höheren Fettanteil im Schlacht­körper auf.

Die Brustfleischgewichte (ohne Haut) korrelierten erwartungsgemäß mit den Schlachtkörper­gewichten, wobei sich die Gruppen aber weniger stark voneinander unterschieden als z. B. beim Merkmal "Schlachtkörper" oder auch den Ausstallungsgewichten. Die beiden Erbsen-Varianten (4 und 5) mit 10 % bzw. 20 % Erbsen, erreichten teils signifikant höhere Brustfleischgewichte als die Kontrolle.

Die RES-Gruppen (2 und 3) sowie die Kombinationsvarianten (8 und 9) mit 15 % RES weisen die niedrigsten Gewichte auf. Bezogen auf das Schlachtkörpergewicht ergaben sich jedoch keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Die Gewichte der Keulen und der Karkasse waren ebenfalls bei den RES-Gruppen teils signifikant niedriger als bei der Kontrolle und den weiteren Versuchsvarianten. Die beobachteten Unterschiede könnten mit einer Überschätzung der SID im Rapsschrot und einer Unterschätzung der SID in den Erbsen begründet werden, da die Kombinationsvarianten mit RES bessere Leistungen erbrachten als die reinen RES-Varianten. Allerdings konnten hinsichtlich der prozentualen Anteile der wertvollen Fleischstücke und der Karkasse keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden.

Während bei der Betrachtung der Einstreufeuchten zu den vier Probenahmezeitpunkten nur zum 2. und 4. Termin tendenzielle Einflüsse der Futtervarianten auf die Einstreufeuchte beobachtet werden konnten, so zeigt sich bei der Verwendung der Mittelwerte der vier Termine doch ein signifikanter Einfluss, der im Besonderen zwischen den beiden Erbsen- und den Kombinationsvarianten (6 und 8) deutlich wird (Tabelle 7). Variante (4) unterscheidet sich zudem signifikant von der Kontrolle, die ansonsten keine Unterschiede mit den restlichen Mischungen aufweist. Mit Ausnahme von Variante (6) mit 34,5 % erreichen oder übertreffen im Mittel alle Varianten am 30. Masttag die kritische Marke von 35,0 % Feuchte in der Einstreu, wobei die Erbsenvarianten sowie die Kombi-Variante (7) mit 20 % Erbsen die höchsten Werte aufweisen. Die Ergebnisse der Kot-Trockenmassebestimmung können somit tendenziell auch hinsichtlich der Einstreufeuchte bestätigt werden.

Analog dazu konnten die höchsten durchschnittlichen pH-Werte in den Erbsengruppen gefunden werden, wobei hier zusätzlich bereits zum 2. Termin teils signifikante Unterschiede zwischen den Erbsen- und den RES-Varianten gemessen wurden. Bezogen auf die Kontrollvariante waren nur zur Kombivariante (9) am 18. Masttag und zur Variante (8) beim Mittelwert über alle Termine signifikante Differenzen nachweisbar.

Trotz der relativ deutlichen Ergebnisse hinsichtlich des Einflusses der Varianten auf die Einstreufeuchte und den pH-Wert sowie auf die Kot-Trockenmassegehalte war der Einfluss auf den Pododermatitis-Score nicht statistisch abzusichern.

Fazit

Aus den vorliegenden Ergebnissen lassen sich folgende Schlussfolgerungen ableiten:

RES-Anteile bis 15 % in Kombination mit Erbsenanteilen bis 20 % in Allein­futter­mischungen sind bei schnellwachsenden Ross 308-Broilern ohne Leistungs­einbußen einsetzbar, wenn die Rationen bedarfsgerecht mit freien Aminosäuren (Lysin, Methionin, Threonin) ergänzt werden.

Gemessen an der wirtschaftlich bedeutsamen Kennzahl "European Efficiency Factor" ergeben sich zwischen den Fütterungsvarianten keine statistisch gesicherten Unterschiede. Mit der genannten RES-Erbsen-Kombination lassen sich kalkulatorisch bis zu 469 g SES pro Broiler ersetzen. Dies entspricht einer Einsparung von etwa 48 % SES gegenüber einer alleinigen Verwendung von SES als Eiweißfuttermittel.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Petra Weindl
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Email: petra.weindl(at)hswt(dot)de

Stand: März 2018

Literatur

AVIAGEN (2007): Broiler 308 - Nutrition Specifications. Online verfügbar unter en.aviagen.com/assets/Tech_Center/Ross_Broiler/Ross308BroilerNutritionSpecs2007-EN.pdf. Aviagen Group, Huntsville, AL, USA.

BELLOF, G., WEINDL, P. (2013): Der Futtermittelreport - Alternativen zu importierten Sojaerzeugnissen in der Geflügelfütterung. Herausgeber: WWF Deutschland, Berlin.

BERK, J. (2009): Effekte der Einstreuart auf Tiergesundheit und Tierleistungen bei Putenhennen. Praxis trifft Forschung 23-29. EVONIK (2010): AMINODat 4.0 - 50 years amino acid analysis. Evonik Industries AG, Essen.

EVONIK (2015): Standardized ileal digestibility of amino acids in broilers. Evonik Industries AG, Essen.

KAMPHUES, J., YOUSSEF, I., ABD EL-WAHAB, A., ÜFFING, B., WITTE, M., TOST, M. (2011): Einflüsse der Fütterung und Haltung auf die Fussballengesundheit bei Hühnern und Puten. Übersichten Tierernährung 39, S. 147-195.

KÖLLN, M., KÖPPING, M., KAMPHUES, J. (2014): Partial substituting soybean meal in broiler diets by rapeseed meal: performance, composition of the litter and foot pad health. Proc. Soc. Nutr. Physiol. 23, S. 91.

REWE (2014): Leitlinie für Soja als Futtermittel. Abgerufen am 06.03.14 von www.rewe-group.com/nachhaltigkeit/publikationen/leitlinien/leitlinie-fuer-soja-als-futtermittel/

SUMMERS, J. D., ADAMS, C. A., LEESON, S. (2013): Metabolic disorders in poultry. 338 Seiten, Verlag: Context products, Leicestershire, United Kingdom.

VO (EG) 1864/90 (1990): Verordnung (EWG) Nr. 1864/90 der Kommission vom 29. Juni 1990 zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1470/68 über die Entnahme und Verkleinerung von Proben und über die Analyseverfahren für Ölsaaten. Amtsblatt der europäischen Gemeinschaften L170 vom 3. Juli 1990.