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Das Schlachtalter in der Mast von Putenhähnen optimieren!
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Einleitung

Die Geflügelhaltung steht zunehmend vor der Herausforderung, eine Balance zwischen Tierwohl, Ressourceneffizienz und Wirtschaftlichkeit zu finden. Insbesondere in der Mastputenhaltung kann die Wahl des Schlachtalters entscheidend für die Effizienz der Produktion sein. Eine kürzlich durchgeführte Studie im Rahmen des Forschungsprojekts „AminoVit“ untersuchte den Einfluss von Genotyp und Haltung auf das optimale Schlachtalter männlicher Mastputen (Kirn et al. 2024).

Genotypen im Vergleich: langsam oder schnell wachsende Herkünfte?

Die Mast von Puten hat sich in den letzten Jahren aufgrund intensiver Zuchtarbeit stark verändert. Moderne Mastputenherkünfte zeichnen sich durch schnelles Wachstum und hohe Futterverwertungs­effizienz aus. Dabei kann auch das Schlachtalter einen direkten Einfluss auf die Produktivität der Putenmast haben. Während konventionelle Betriebe auf die schnell wachsende B.U.T. 6-Pute setzen, sind ökologische Betriebe gemäß der EU-Öko-Verordnung 2018/848 meist auf langsam wachsende Herkünfte wie die Auburn-Pute angewiesen. Diese sollen sich durch Robustheit und Anpassungs­fähigkeit an ökologische Bedingungen auszeichnen. Dagegen gilt insbesondere der Genotyp B.U.T. 6 als zu anspruchsvoll für alternative Fütterungs- und Haltungsformen.

In der vorliegenden Studie sollten daher folgende Fragen untersucht werden:  

  1. Eignen sich Putenhähne der schnellwachsenden Herkunft B.U.T. 6 – im Vergleich zur langsam wachsenden Auburn-Pute – für die ökologische Haltung und ökokonforme Fütterungsstrategien?
  2.  Welches Schlachtalter ist für diese Herkünfte unter diesen Bedingungen anzustreben?

B.U.T. 6-Putenhähne im Grünauslauf

Versuchsplanung

In der Studie wurden die genannten Genotypen unter drei unterschiedlichen Haltungssystemen geprüft, wobei ausschließlich ökokonforme Kraftfuttermischungen eingesetzt wurden (siehe Beitrag von Kirn et al. 2025). Die Tiere wurden zunächst bis zur 8. Lebenswoche in reiner Stallhaltung aufgezogen. Ab der 9. Lebenswoche erfolgte die Aufteilung auf drei Haltungssysteme, um den Einfluss der Haltung auf die Mast- und Schlachtleistung zu untersuchen (Tabelle 1):

  1. Haltung im Feststall mit phasenbezogenen (P1 – P5) Kraftfuttermischungen (H1)
  2. Haltung im Feststall mit Silagebeifütterung zu den Kraftfuttermischungen (H2)
  3. Haltung im Mobilstall mit Grünauslauf und Kraftfuttermischungen (H3).

Tabelle 1: Aufbau des Fütterungsversuchs mit Mastputen

Die Mastdauer variierte je nach Genotyp: Die B.U.T. 6-Puten wurden an den Lebenstagen 140 und 154 geschlachtet, während die Schlachtung der Auburn-Puten an den Tagen 126 und 140 erfolgte. Hierbei bestand die Überlegung, dass die kleinrahmigen Auburn-Puten bereits früher ihr optimales Schlachtgewicht erreichen, während bei den großrahmigen B.U.T. 6-Puten eine längere Mastdauer zu einem verbesserten Schlachtwert führen könnte.

Auburn-Putenhähne im Grünauslauf

Ergebnisse

Einfluss der Haltung

Bei dem Vergleich der reinen Stallhaltung mit einer Stallhaltung unter restriktiver Zugabe von Luzernesilage sowie der Mobilstallhaltung mit Grünauslauf zeigten sich interessante Ergebnisse. Besonders auffällig war, dass die B.U.T. 6-Puten in Mobilställen die höchsten Lebendgewichte und Brustfleischanteile erreichten, während gleichzeitig die geringste Abdominalfettmenge und ein reduzierter Kraftfutteraufwand bis zum 140. Lebenstag – gegenüber der Stallhaltung mit ausschließlicher Kraftfutterversorgung (H1) – verzeichnet wurden (Tabelle 2). Die Bewegung im Grünauslauf scheint die Muskelentwicklung – insbesondere die Brustmuskulatur – positiv zu beeinflussen.

Auch die Fütterung mit Luzernesilage zeigte sich vorteilhaft: Im Vergleich zur reinen Stallhaltung blieben die Lebendgewichte und Brustfleischanteile gleich, während der Kraftfutteraufwand sank und die Abdominalfettmenge reduziert wurde. Somit konnte gezeigt werden, dass die B.U.T. 6-Puten nicht nur in intensiven Haltungssystemen, sondern auch unter ökologischen Bedingungen hohe Leistungen erzielen können. Entscheidend ist dabei der Zugang zu hochwertigem Grünfutter bzw. eine hohe Luzernesilagequalität, um die vollen Vorteile dieser Haltungssysteme zu nutzen. 

Tabelle 2: Einfluss von Haltungssystem und Schlachtalter (Lebenstag) auf die Mast- und Schlachtleistung von B.U.T. 6-Putenhähnen

Auch bei Auburn-Puten zeigte sich im Vergleich zur reinen Stallhaltung, dass der Zugang zum Grünauslauf und die Beifütterung mit Luzernesilage den Kraftfutterverbrauch senken und die abdominale Verfettung reduzieren können (Tabelle 3). Eine Steigerung der Lebendgewichte und Brustfleischanteile wurde jedoch nicht beobachtet – im Gegenteil, die Fütterung mit Luzernesilage führte sogar zu einem Rückgang dieser Merkmale.

Tabelle 3: Einfluss von Haltungssystem und Schlachtalter (Lebenstag) auf die Mast- und Schlachtleistung von Auburn-Putenhähnen

Einfluss des Schlachtalters

Sowohl die B.U.T. 6-Puten als auch die Auburn-Puten profitieren von einem späteren Schlachtalter, obwohl sie unterschiedliche Wachstumsraten und Körpergrößen aufweisen. Ein längerer Mastzeitraum ermöglicht es, das genetische Wachstumspotenzial besser auszuschöpfen, was zu höheren Endgewichten und verbesserten Schlachtkörpermerkmalen führt (Tabellen 2 und 3). Das wirtschaftlich relevante Merkmal Brustfleischmenge wird durch die verlängerte Mast deutlich erhöht (B.U.T. 6: + 0,6 kg/Tier; Auburn: +0,8 kg/Tier). Somit kann ein späteres Schlachtalter insbesondere für ökologische Geflügelbetriebe durch die erhöhte Brustfleischmenge und die gleichzeitige geringe abdominale Verfettung wirtschaftlich von Vorteil sein. Besonders der Zugang zu Grünauslauf und die Beifütterung mit Luzernesilage können zusätzlich eine wertvolle Ergänzung zum Kraftfutter darstellen und den Kraftfutteraufwand pro kg Zuwachs reduzieren.

FAZIT

B.U.T. 6- und Auburn-Putenhähne sind in der Lage, ihr Wachstumspotenzial auch bei einer eingeschränkten Energie- und Aminosäureversorgung und unter ökokonformen Haltungs­bedingungen auszuschöpfen. Die Ergebnisse zeigen, dass schnell wachsende B.U.T. 6-Putenhähne unter ökologischen Haltungsbedingungen höhere Mast- und Schlachtleistungen realisieren können als die langsam wachsenden Auburn-Tiere.

Durch ein späteres Schlachtalter kann das Wachstumspotenzial beider Putenherkünfte besser genutzt werden, insbesondere bei Zugang zu Grünauslauf erscheint eine längere Mast sinnvoll.

Förderhinweis: Die Förderung des Projekts erfolgte aus Mitteln des BMEL im Rahmen des Bundesprogrammes Ökologischer Landbau. Die Projektträgerschaft erfolgte über die BLE (FKZ: 19OE057, 19OE088, 19OE089).

DER DIREKTE DRAHT

Anna Kirn 
E-Mail: anna.kirn[at]hswt.de  

Prof. Dr. Gerhard Bellof
E-Mail: gerhard.bellof@hswt.de

Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Fotorechte: HSWT