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Rohproteinabsenkung auf Basis Bruttoaminosäuren und dünndarmverdaulicher Aminosäuren bei Mastschweinen – neue Zahlen des Projektes „Grainup“ bestätigt
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Aufgrund der aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen (Dünge-, Stoffstrombilanzverordnung) ist es für Schweinemäster wichtig, die Stickstoff- und Phosphorausscheidungen ihrer Tiere zu reduzieren. Durch die Futteroptimierung nach dünndarm- beziehungsweise praecaecalverdaulichen (pcv) Aminosäuren anstatt nach Bruttoaminosäuren ließe sich noch ein erheblicher Stickstoffeintrag in den Betrieb vermeiden beziehungsweise die Stickstoffausscheidung der Mastschweine reduzieren.

Die praecaecalen Verdaulichkeiten von Aminosäuren sind jedoch nicht einheitlich und liegen auch nicht für alle Futterkomponenten wie zum Beispiel von Nebenprodukten vor. Deshalb wurden entsprechende Schätzverfahren etabliert und in Fütterungsprogramme eingepflegt, wie zum Beispiel in das Programm Zielwert-Futteroptimierung Zifo2.

Betrachtet man die Richt- beziehungsweise Zielwerte an pcv Aminosäuren pro Kilogramm Futter, so gibt es unterschiedliche Angaben in Zifo2 und in der DLG Broschüre von 2010.

In vorliegender Untersuchung werden Rationen miteinander verglichen, die nach Bruttoaminosäuren beziehungsweise dünndarmverdaulichen Aminosäuren konzipiert wurden. In die Auswertung werden auch die unterschiedlichen Angaben zu den praecaecalen Verdaulichkeiten der Aminosäuren und deren Richtwerte im Futter einbezogen.

Verglichen wurden Rationen, die auf Basis Brutto- und dünndarmverdaulicher Aminosäuren erstellt wurden.

Versuchsdurchführung

Der Versuch wurde am Staatsgut Schwarzenau der Bayerischen Staatsgüter durchgeführt. Dazu wurden 192 Mastläufer nach Lebendmasse, Abstammung und Geschlecht ausgewählt und gleichmäßig auf zwei Versuchsgruppen aufgeteilt. Der Versuch gliederte sich in drei Fütterungsphasen (30 bis 60, 60 bis 90 und 90 bis 120 Kilogramm Lebendmasse).
Die Fütterung erfolgte am Langtrog mit Sensorsteuerung. Die Flüssigfuttermengen wurden für jede Bucht automatisch bestimmt. Alle Tiere wurden wöchentlich gewogen. Zu Versuchsbeginn waren die Tiere beider Gruppen 33,4 Kilogramm schwer. Die Versuchsrationen basierten auf Getreide, Sojaextraktionsschrot und Mineralfutter.

Versuchsgruppen

  • Kontrollgruppe: Zielwerte in allen Mastabschnitten auf Basis Bruttoaminosäuren
  • Testgruppe: Zielwerte ab der Mittelmast (60 Kilogramm Lebendmasse) auf Basis dünndarmverdaulicher Aminosäuren

Die Versuchsrationen wurden mit dem Programm Zielwert-Futteroptimierung Zifo 2 berechnet. Zu Versuchsbeginn wurden die dünndarmverdaulichen Aminosäuren von Getreide mit den bis zum 8. Juli 2018 hinterlegten Verdaulichkeiten berücksichtigt.

Die Versuche wurden in Schwarzenau durchgeführt.

Nach Versuchsende wurden die Rationen mit den neueren, aus dem Projekt „GrainUp“ der Universität Hohenheim für Getreide gewonnenen Werten abgeglichen.

In Tabelle 1 sind die Gehalte an dünndarmverdaulichen Aminosäuren für die Versuchsrationen zusammengestellt.

Ergebnisse

Die Mast- und Schlachtleistungen sind in nachfolgender Tabelle zusammengestellt.

Tägliche Zunahmen

Die täglichen Zunahmen waren im Mittel mit knapp 800 Gramm in der Kontroll- und etwa 730 Gramm in der Testgruppe auf einem durch Schwanzbeißen bedingten eher niedrigen Niveau. Die Unterschiede zwischen den Gruppen waren im Versuchsmittel statistisch signifikant. Trotz gleicher Fütterung zeigten sich in der 1. Fütterungsphase mit 768 Gramm (Kontrolle) und 714 Gramm (Testgruppe) signifikante Unterschiede. In der Testgruppe wurde in diesem Abschnitt etwas weniger Futter verbraucht. In den versuchsrelevanten Fütterungsphasen 2 und 3 wurden in der Kontrollgruppe mit 853 gegenüber 793 Gramm und 765 gegenüber 692 Gramm durchgehend signifikant höhere tägliche Zunahmen festgestellt.

Mast- und Schlachtleistungsparameter (LSQ-Mittelwerte)

Die auf dünndarmverdauliche Aminosäuren konzipierten Rationen schnitten schlechter ab

Auf den Futterverbrauch pro Tier und Tag zeigten sich in den einzelnen Fütterungsphasen sowie in der gesamten Mast keine signifikanten Effekte. Im Mittel der Mast wurden 2,30 Kilogramm (Kontrolle) beziehungsweise 2,42 Kilogramm (Testgruppe) verbraucht. Insgesamt war festzustellen, dass mit Ausnahme der Anfangsmast der Futterverbrauch in der Testgruppe etwas höher lag, insbesondere gegen Mastende mit 2,77 gegenüber 2,32 Kilogramm. Die Unterschiede waren jedoch statistisch nicht abzusichern.

Was den Futteraufwand betrifft, so wurden im Mittel der Mast in der Kontrollgruppe 2,93 und in der Testgruppe 3,30 Kilogramm Futter pro Kilogramm Zuwachs verbraucht. Die Unterschiede waren statistisch signifikant. Mit 2,37 und 2,44 Kilogramm pro Kilogramm Zuwachs war in Fütterungsphase 1 bei noch gleichem Futter kein signifikanter Effekt festzustellen. In Fütterungsphase 2 war die Kontrollgruppe mit 2,69 Kilogramm der Testgruppe mit 3,00 Kilogramm Futter pro Kilogramm Zuwachs signifikant überlegen. Trotz numerisch großer Unterschiede zwischen den Gruppen mit 3,20 Kilogramm (Kontrolle) und 4,15 Kilogramm (Testgruppe) Futter pro Kilogramm Zuwachs ließen sich die Zahlen in der letzten Fütterungsphase statistisch nicht absichern.

Schlachtkörperbeschaffenheit

Keine signifikanten Unterschiede traten bei den bezahlungsrelevanten Schlachtkörperparametern auf. Mit Werten 59,7 und 59,8 Prozent Muskelfleischanteil wurden in beiden Gruppen nahezu identische Werte erzielt. Auch der Fleischanteil im Bauch lag mit 58,3 und 58,9 Prozent nahe beieinander.

Zusammenfassung und Schlussfolgerung

Die Optimierung der Rationen nach dünndarmverdaulichen Aminosäuren führte im vorliegenden Versuch zu signifikant niedrigeren Tageszunahmen. Zudem verschlechtere sich auch der Futteraufwand beziehungsweise der Aufwand an umsetzbarer Energie pro Kilogramm Zuwachs gegenüber der Kontrolle signifikant.

Grundlage für die Kalkulation nach dünndarmverdaulichen Aminosäuren waren die bis zum 9.7.2018 im Programm Zifo 2 hinterlegten praecalen Verdaulichkeiten der Aminosäuren von Getreide. Mittlerweile wurden die Ergebnisse aus dem Verbundprojekt „Innovationsforschung zum Futterwert von Getreide und seiner Verbesserung – GrainUp“ eingearbeitet.

Die Dünndarmverdaulichkeiten wurden nach dem Versuch angepasst

FAZIT

Der Versuch bestätigt die Ergebnisse des Verbundprojektes GrainUp! Deshalb wurden die neuen Verdaulichkeiten sowohl in der 23. Auflage der LfL-Futterwerttabelle Schwein, als auch im Zifo 2-Programm der LfL angepasst. Für die Optimierung von Mastrationen nach dünndarmverdaulichen Aminosäuren müssen fundierte Kenntnisse über die dünndarmverdaulichen Aminosäuren der eingesetzten Futterkomponenten vorliegen. Zudem müssen die Richt- beziehungsweise Zielwerte je Kilogramm Mastfutter für die dünndarmverdaulichen Aminosäuren passen.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Wolfgang Preißinger
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft
Dienstort Schwarzenau
Stadtschwarzacher Str. 18
D-97359 Schwarzach a. Main

E-mail: Wolfgang.Preissinger(at)LfL.bayern.de