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Reduzierung von N und P tut nicht weh! Teil 2

Nachdem in Teil 1 des Beitrages die Grundzüge der N- und P-reduzierten Schweinefütterung beschrieben wurden, zeigen wir in Teil 2 an zwei bayrischen Betrieben, die sehr unterschiedlich füttern, wie sich durch den Einsatz von freien Aminosäuren die Rationen gestalten lassen.

Betrieb Fink in Günzburg

Bernhard Fink bewirtschaftet einen Gemischtbetrieb in Günzburg an der Donau. Seit vielen Jahren hält er 130 Sauen und hat im Jahr 2017 zusätzlich einen Tierwohlaußenklimastall gebaut, um ein geschlossenes System zu etablieren. Mit diesem Stall nimmt er an einem Strohschweineprogramm teil.

Bernhard Fink (r) und Berater Ulrich Riemesperger (l) im neugebauten Außenklimastall

Außenklimastall

Der neue Stall, der Platz für 650 Mastschweine bietet, ist in zwei Bereiche eingeteilt. In der Mitte der Längsachse befindet sich der geschlossene Liegebereich. Er wird durch einen Bewirtschaftungsgang in zwei Hälften unterteilt, in denen sich jeweils die eingestreuten Warmbereiche der Buchten befinden. Über Türen können die Schweine dann den Außenklimabereich aufsuchen. Dort befindet sich auch der Fress- und Aktivitätsbereich und die Schweinetoilette. Gefüttert wird flüssig über eine Multiphasenfütterung. Unter dem Kunststoffspaltenboden des Kotbereiches läuft eine Schieberanlage mit Kot-Harn-Trennung. Hohe Ammoniakbelastungen sind daher ausgeschlossen.

Um im Sommer ein angenehmes Klima im Innenbereich zu erzielen wurde eine Lüftungsanlage mit Kühlung nachgerüstet. Somit konnten die Verkotungen vor allem im Sommer deutlich reduziert werden. Durch die doch sehr hohe tägliche Strohzugabe im Innenbereich ist der Staubgehalt deutlich erhöht. Insgesamt hat der neue Stall Vor- und Nachteile, bietet den Schweinen aber einen deutlich höheren Haltungskomfort gegenüber konventioneller Haltung.

970 g mit sehr starker N- und P-Reduzierung

Gehalten werden selbst vermehrte DE x DL-Sauen, die dann mit einem Piétrain-Eber gekreuzt werden, um vermarktungsgerechte Mastschweine zu erzeugen. „Im Schnitt komme ich mit meinen Schweinen auf 58,5 % Muskelfleischanteil, das liegt aber auch daran, dass immer mal wieder Gruppen von F1-Börgen anfallen, die eher zwischen 50 und 53 % liegen“ erklärt der Schweinehalter. Mit 970 g Tageszunahmen ist man in Günzburg zufrieden. Auch die Futterverwertung von 1:2,7 ist mit dem Hintergrund des Außenklimas in Ordnung.

Im Rahmen des Strohwohlprogrammes wird von der Abnehmerseite auch die gvo-freie Fütterung gefordert. Dazu musste in der Vergangenheit die Fütterung umgestellt werden. Da gvo-freies Sojaschrot zu teuer ist und Mehrkosten von 3–5 Euro pro Mastschwein mit sich gebracht hätte, setzte sich Bernhard Fink mit seinem Berater Ulrich Riemensperger zusammen und stellten von Sojaschrot auf Rapsschrot um. Im Zuge der Umstellung dann auch auf eine stark N- und P-reduzierte Fütterung, die die geringsten Kosten mit sich brachte. „Da die Proteingehalte im Futter immerhin noch 14 % im Vormastfutter und 13,5 % im Endmastfutter betragen, ist in dieser Mischung nur der Einsatz von 5 freien Aminosäuren notwendig. Isoleucin wird ausreichend über die anderen Futterkomponenten in die Futtermischung eingebracht.“ erklärt Berater Riemensperger.

Im Außenklimastall werden mit einer sehr starken N- und P-reduzierten Mischung sehr gute 970 g Tageszunahmen und 58,5 % Muskelfleischanteil erzielt

Gvo-freie Fütterung nur mit Rapsextraktionsschrot

Trotz des alleinigen Einsatzes von Rapsextraktionsschrot als Eiweißfutter in der Größenordnung von 10–13 % kann durch den geringen Gehalt an Phosphor im Mineralfutter und dem Einsatz von etwa 750 bis 1000 FTU Phytase der Wert für eine stark P-reduzierte Fütterung in allen Gewichtsklassen gehalten bzw. unterboten werden.

Die nachgerüstete Kühl- und Lüftungsanlage bringt im geschlossenen Bereich des Stalles vor allem im Sommer Vorteile

Tabelle 2: Die eingesetzten Mastmischungen im Betrieb Fink

Betrieb Löhle in Günzburg

Die Schweinehaltung hat lange Tradition im Betrieb Löhle in Günzburg an der Donau. Zuerst mit wenigen Tieren und reiner Metzgervermarktung und dann mit größeren Stückzahlen. Im Jahr 2011 kam dann der letzte Stall mit 1200 Tierplätzen dazu. Sodass zurzeit etwa 2000 Mastschweine gehalten werden können. Diese alle unter der Maßgabe der Initiative Tierwohl mit Rauhfutterangebot und 15% mehr Platz. Bis 2021 wurden im Betrieb nur Eber gehalten. Aufgrund der Preisgestaltung und Differenzen mit dem abnehmenden Betrieb wird heute beim Ferkelerzeuger wieder kastriert. „Dazu haben wir feste Mäster uns mit unserem 2000 Sauen haltenden Ferkelerzeuger zusammengesetzt und ein Preissystem für weibliche Tiere und Kastraten entwickelt. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern beträgt aktuell 6,5 € pro Schwein. Da ich keine Metzgervermarktung habe, nehme ich zurzeit etwa 80 % Kastraten und nur 20 % weibliche Tiere.“ erklärt der Betriebsleiter Stefan Löhle. Daher kommt er im Schnitt der vermarkteten Tiere auch nur auf 58 % Muskelfleischanteil, dafür aber auch auf 930 g Tageszunahmen. Die Vermarktung direkt über die Edeka hat durch einen Tiefpreiszuschlag von 8 ct/kg in der Tiefpreisphase ein wenig geholfen.

Feuchtkornsilage und Biertreber sind Konstanten in der stark N- und P-reduzierten Fütterung

Strohzufütterung kostet 1h pro Tag

Das zusätzliche Angebot von Stroh kostet Stefan Löhle etwa 1 Stunde Zeit pro Tag incl. der Strohbergung und Lagerung. Mit einem stahlverarbeiteten Betrieb in der Nachbarschaft wurden Raufen genau an den Bedarf des Betriebes angepasst. „Wir haben lange mit unterschiedlichen Lochgrößen in der Raufe experimentiert. Aber jetzt haben wir die richtige gefunden und unsere Schweine können mit ein wenig Arbeit ausreichend Gerstenstroh aus den Raufen entnehmen, aber auch nur so viel, dass es im Güllesystem keine größeren Schwierigkeiten macht“ so der Schweinehalter.

Stefan Löhle (l) und Fütterungsberater Ulrich Riemensperger begutachten regelmäßig die gefütterten Schweine

Stark N- und P-reduziert mit vielen Nebenprodukten

Die Futtergrundlage des Betriebes bildet das eigene Getreide, das auf den ca. 125 ha, die Stefan Löhle bewirtschaftet, wächst. Das sind in erster Linie Winterweizen, Wintergerste und Mais. Der Mais wird auf dem Hof als Feuchtkornsilage gelagert. Neben den Getreiden setzt man im Donauried auch mannigfaltige Nebenprodukte ein. Aus einer Großbäckerei, die Burgerbrötchen herstellt, kommt z.B. der übrige Hefeteig auf den Hof. Ein Futtermittel, dass das Flüssigfutter so richtig schön sämig macht. Neben Spülmilch aus einer nahegelegenen Molkerei wird auch Biertreber eingesetzt. „Den Biertreber bekommen wir alle 3 Wochen. Er wird in einem Schlauch für gute 3 Wochen einsiliert und dann über 3 Wochen verfüttert. So ist der Vorschub im Schlauch ausreichend und der Biertreber kommt immer in guter Qualität in den Trog.“ schildert Stefan Löhle. Als weitere Komponente bezieht er jetzt schon in dritter Generation Backreste und ausgemusterte Oblaten aus einer Spezialbäckerei.

Aktuell 12–15 € Futterkosten gespart

Um all die Komponenten in eine bedarfsdeckende Ration zu packen, bedient auch er sich des Fachwissens von Berater Ulrich Riemensperger von der Firma Ahrhoff. „Für mich steht eine stabile und vertrauensvolle Beziehung zu meinem Berater an erster Stelle. Wir arbeiten jetzt schon 20 Jahre zusammen. In dieser Zeit hat er mich hinsichtlich N- und P-reduzierter Fütterung zum Überzeugungstäter gemacht.“ Insbesondere den Einsatz von immer mehr freien Aminosäuren hat er immer wieder erfolgreich mitgemacht: „Bei den aktuell hohen Getreidepreisen kann ich mit meiner Futtergestaltung durch hochwertige Substitute gegenüber einer althergebrachten Fütterung sicherlich einen Futterkostenvorteil von 12–15 € pro Schwein erzielen und wenn man der Wissenschaft Glauben schenken kann auch große Mengen an Ammoniakemissionen einsparen. Das Stallklima in meinem Stall passt auf jeden Fall“.

Um die Mischung auch ASP-sicher zu machen, wird sowohl in die Vormischung, wie auch in die fertige Ration ein zusätzlicher Säurecocktail (Bluedrink) eingebracht: „Bei einem pH-Wert von unter 3,8 würden laut Angaben des Veterinäramtes sogar die ASP-Viren innerhalb einer halben Stunde zerstört“ so der Schweinehalter. Dies ist ein weiterer Sicherheitsaspekt, falls bei der Lagerung der Futterkomponenten Verunreinigungen durch Nager oder Vögel auftreten würden, zudem hat es einen sehr positiven Einfluss auf den Salmonellenstatus.

Vorwiegend Kastraten bringen mit der ausbalancierten Fütterung 930 g Tageszunahmen und 58 % Muskelfleischanteil

Futtergestaltung sorgt für guten Mastbeginn

Überzeugt ist Stefan Löhle auch vom zusätzlichen Einsatz von Probiotika im Vormastfutter. „Zur Einstallung der neuen Tiere gibt’s bei mir keine antibiotische Prophylaxe. Mit meiner Futtergestaltung in diesem Bereich, in der auch Probiotika eingesetzt werden, habe ich die kleinen Probleme wie Transportverletzungen und Ohrrandnekrosen, die immer mal wieder auftauchen, nach 10 Tagen im Griff. Ich habe auch schon mal ausgesetzt, da dauerte es mindestens doppelt so lange.“ der Betriebsleiter.

Festzuhalten ist, dass auch mit einem erheblichen Anteil von Nebenprodukten eine stabile N- und P-reduzierte Futtermischung für Schweine erstellt werden kann, die darüber hinaus auch noch deutliche Kostenvorteile mit sich bringen kann. Natürlich sind die jeweils von den Preisrelationen der Proteinfutter und den freien Aminosäuren abhängig.

Die Strohgabe für 1200 Schweine benötigt am Tag incl. Bergung, Lagerung und Transport etwa 1 h Arbeitszeit.

Tabelle 3: Die eingesetzten Mastmischungen im Betrieb Löhle

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Manfred Weber
Klein Schwechten
Tel.: 039388/28423
E-Mail: manfred.h.weber(at)gmx.de

Fotos: Dr. Manfred Weber