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Mischfutterbranche produziert erneut weniger Futter
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Verschiedene EU-Vorhaben zur Nachhaltigkeit kommen nicht voran
Die rückläufige Entwicklung der Produktionszahlen im Mischfuttergeschäft hält 2023 weiter an, fällt im Vergleich zu den Vorjahren jedoch nicht ganz so extrem aus. „Auch für das Jahr 2023 registrieren wir für die ersten neun Monate einen Produktionsrückgang von 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf rund 16,1 Millionen Tonnen“, sagte Dr. Hermann-Josef Baaken, Sprecher der Geschäftsführung des Deutschen Verbands Tiernahrung e. V. (DVT), in einem Pressegespräch am Dienstag in Bonn. Im Zeitraum von Januar bis September waren es im Jahr 2022 noch 16,5 Millionen Tonnen. Die Gesamtproduktion im Wirtschaftsjahr 2022/23 lag bei rund 21,7 Millionen Tonnen (Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung). Besonders hoch fällt der Rückgang in den ersten drei Quartalen des Jahres im Schweinesegment auf rund 6,0 Millionen Tonnen (-7,2 Prozent bzw. -460.000 Tonnen) aus. Das Rindersegment weist einen Zuwachs um 1,5 Prozent auf rund 4,8 Millionen Tonnen auf. Leichte Verluste verzeichnen die Bereiche Legehennen (-0,1 Prozent) und Kälber (-1,1 Prozent). Bei den Pferden stieg die Produktion um 6,4 Prozent auf 180.000 Tonnen.

„Die rückläufigen Zahlen stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Rückgang der Tierbestände und der weiterhin unsicheren Lage für viele Tierhalter, auch wenn es erste Zeichen der Belebung des Marktes gibt“, sagte Baaken. „Wir können die Sorgen und Nöte innerhalb der Branche sehr gut nachvollziehen. Die große politische Unterstützung für die Agrarbranche bleibt jedoch weiterhin aus.“

Dialog weiter stärken, Kreislaufdenken in der Wertschöpfungskette fördern
Allen Einflüssen zum Trotz sei es wichtig, im engen Austausch mit Wirtschaft, Politik und Gesellschaft eine nachhaltige und effiziente Ernährung der Zukunft zu gestalten. Baaken: „Wichtig ist es, den Dialog entlang der Wertschöpfungskette weiter zu fördern und gemeinsam mit vielen anderen Vertretern der Branche Lösungen für die Herausforderungen und Veränderungen zu suchen.“ Dies sei beispielsweise jüngst mit dem „Herkunftskennzeichen Deutschland“ gelungen.

Im Bereich der Futtermittel sind es vielfältige Fortschritte, die einen hohen Qualitätsstandard für Lebensmittelprodukte sowie die gesunde Versorgung der Tiere gewährleisten. „Wir liefern als Bindeglied zwischen pflanzlicher und tierischer Produktion viele Ansätze und Mittel für eine geschlossene Kreislaufwirtschaft und richten unseren Blick noch stärker auf die Nutzung von Co-Produkten, optimierte Rationsmengen und nachhaltige Lieferketten“, so DVT-Sprecher Baaken.

Entwaldungsverordnung unzureichend vorbereitet
Sorgen bereiten der Futtermittelwirtschaft die derzeit unzureichenden Vorbereitungen der EU zu der verabschiedeten Entwaldungsverordnung. Mit Soja und Palm sei die Branche davon direkt betroffen. „Wir teilen das Ziel einer entwaldungsfreien Lieferkette und haben dazu aus eigener Verantwortung schon viel erreicht, sehen aber eine bislang nur sehr unzureichende Vorbereitung der Behörden auf den Start am 1.1.2025“, sagte Baaken. Extreme bürokratische Regelungen seien zu befürchten, zudem können lückenlosen Nachweise der Rückverfolgbarkeit derzeit nicht gewährleistet werden. Hier stünden noch umfangreiche Vorbereitungen aus, die praxisnah sein müssten. Eine Übergangsfrist sei aktuell nicht auszuschließen.

Zu den von der EU-Kommission geplanten Regelungen der neuen Züchtungstechniken betonte der DVT erneut, dass damit mehr Klarheit geschaffen werde, um u.a. den Status von Rohstoffen aus Drittländern oder die Kennzeichnung der Rückverfolgbarkeit sicherzustellen. Die Entscheidung liege beim Verbraucher und sei eine Akzeptanzfrage, so Dr. Hermann-Josef Baaken im Pressegespräch. Die Landwirtschaft benötige ein innovationsfreundliches Klima, das wissenschaftliche Erkenntnisse in der Praxis ermögliche. Die neuen Züchtungsmethoden seien Teil einer nachhaltigen Lösung für die resiliente Landwirtschaft.