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Können die Nutztierbestände in Deutschland vollständig mit heimischen Eiweißfuttermitteln versorgt werden?
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Einleitung

In den zurückliegenden Jahrzehnten vollzog sich im konventionellen Ackerbau eine Ausweitung von getreidebetonten Fruchtfolgen mit Schwerpunkt beim Winterweizen (DLG 2017). Insbesondere in Nord- und Nordostdeutschland führte die zunehmende Spezialisierung zur Etablierung von viehlosen Ackerbaubetrieben, die sich auf den Anbau von Getreide bzw. Druschfrüchten konzentrieren. Andererseits kam es zur regionalen Konzentration von Silomaisanbau im Zuge verstärkter Aktivitäten zur Gewinnung von Biogas. Mittlerweile werden die Folgen verengter Fruchtfolgen deutlich. Die Zunahme von unerwünschten Gräsern – wie der Weichen Trespe sowie von resistentem Ackerfuchsschwanz und Windhalm – im Getreide und die Abnahme der Biodiversität im Ackerbau sind markante Problempunkte.

In Deutschland wurden 2020 ca. 11,664 Mio. ha Ackerfläche bewirtschaftet. Die Bewirtschaftung dieser Fläche teilte sich wie folgt auf: 6,075 Mio. ha Getreide zur Körnergewinnung, 3,093 Mio. ha Pflanzen zur Grünernte (insbesondere Silomais), 0,997 Mio. ha Ölfrüchte zur Körnergewinnung (insbesondere Rapssaat), 0,224 Mio. ha Hülsenfrüchte zur Körnergewinnung (insbesondere Körnererbsen, Ackerbohnen, Sojabohnen, Süßlupinen) (DESTATIS 2020). Aus dieser Übersicht wird deutlich, dass der Schwerpunkt auf dem Getreidebau liegt.

Das in Deutschland erzeugte Getreide wird zu einem hohen Anteil als Energie lieferndes Futtermittel in der Nutztierhaltung eingesetzt. So lag 2019/2020 der Anteil des für die Fütterung genutzten Getreides bei 53 % der Ernte (BLE 2021). Daneben kommen zur gezielten Eiweißversorgung überwiegend eiweißhaltige Nebenprodukte aus der Ölsaatenverarbeitung in der Nutztierfütterung zum Einsatz. Hierbei dominieren Rapsextraktionsschrot aus europäischem Rapsanbau und Sojaextraktionsschrot aus importierten Sojaprodukten (OVID 2021). Insbesondere der Import von Sojaprodukten aus Übersee ist zunehmend kritisch zu sehen. Als wesentliche Kritikpunkte sind die damit verbundenen Nährstoffimporte (Stickstoff und Phosphor), die zur Belastung der Umwelt in Deutschland beitragen können, und die mit dem ausgedehnten Sojabohnenanbau oftmals verbundenen Landnutzungsänderungen in den Erzeugerländern zu nennen.

Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) hat die skizzierten Problembereiche aufgegriffen und als einen Lösungsansatz die „10+10-Strategie“ für den Ackerbau in Deutschland vorgeschlagen. Diese sieht vor, jährlich jeweils 10 % der Ackerflächen in Deutschland mit Rapssaat bzw. Leguminosen (Körnerleguminosen einschließlich Sojabohnen sowie Grünleguminosen) zu bestellen. Die dabei anfallenden Produkte bzw. Nebenprodukte sollen sowohl in der Tierernährung als auch in der Humanernährung Verwendung finden.

Die vorliegende Studie zeigt Szenarien für den Einsatz von Körnerleguminosen und Rapsextraktionsschrot in der Nutztierfütterung in Deutschland auf. Hierbei werden verschiedene Entwicklungen für die Nutztierbestände dargestellt. Die nachstehenden Ausführungen beziehen sich auf das Jahr 2030. Daher wird dieses Jahr in der Studie als Zieljahr bezeichnet, wobei die beschriebenen Szenarien bereits vor oder nach 2030 realisiert werden können.

Abbildung: Erbsen (Körner)

Fragestellungen

Die folgenden Fragestellungen sollten im Rahmen der vorliegenden Studie untersucht werden.

  • Welche Einsatzpotenziale für Körnerleguminosen (Körnerfuttererbsen (weißblühend), Ackerbohnen (buntblühend), Sojabohnen (-kuchen, Sojaextraktionsschrot (SES)), Süßlupinen (Blaue, Weiße S.)) und Rapsextraktionsschrot (RES) bestehen für die Nutztierfütterung in Deutschland?
  • Welche Szenarien sind aus Sicht der Tierernährung sinnvoll, wenn die Anbauflächen für Leguminosen und Rapssaat im Jahr 2030 auf jeweils ca. 1,2 Mio. ha ausgedehnt werden könnten?
  • Wie wirken sich zurückgehende Nutztierbestände (unterschiedliche Szenarien) und angepasste Fütterungsstrategien (N- und P-reduzierte Fütterung) auf die Einsatzmengen von Körnerleguminosen und RES im Jahr 2030 aus?

Vorgehensweise

Die Studie wurde in drei aufeinander aufbauenden Schritten erarbeitet. Diese werden nachfolgend übersichtartig vorgestellt.

1. Schritt

  • Erfassung der aktuellen Nutztierbestände (Rind, Schwein, Geflügel) in Deutschland (DESTATIS 2020, 2021).
  • Hochrechnung der Nutztierbestände in Deutschland auf das Bezugsjahr 2030 (Abbildung unterschiedlicher Szenarien).

2. Schritt

  • Festlegung von möglichen und sinnvollen Einsatzmengen für Körnerleguminosen und Rapsextraktionsschrot für bedeutsame Nutztiergruppen (Rind: Milchkuh, Aufzuchtrinder, Mastrinder, Mutterkühe; Schwein: Zuchtsauen, Mastschweine; Geflügel: Legehennen, Masthühner, Mastputen) in Tagesrationen bzw. Alleinfuttermischungen; hierbei Orientierung an den Empfehlungen der entsprechenden UFOP-Praxisinformationen (Bellof et al. 2020; Losand et al. 2020; Plesch und Bellof 2016; Spiekers et al. 2013; Rodehutscord 2018; Weber et al. 2020; Weber et al. 2016; Weber und Preissinger 2014), ergänzt durch Erfahrungswerte der Mischfutterunternehmen.
  • Kalkulation von Modellrationen bzw. modellhaften Alleinfuttermischungen für die o. g. Nutztiergruppen. Hierbei sind folgende Aspekte relevant:
    •  Berücksichtigung angepasster Fütterungsstrategien zur N- und P-Ausscheidung
    • Verzicht auf Sojaprodukte aus Überseeimporten in den Rationen bzw. Futtermischungen
    •  keine Differenzierung zwischen konventioneller und ökologischer Wirtschaftsweise.

3. Schritt

  • Aggregierung der kalkulierten Tagesrationen bzw. Futtermischungen für das Bezugsjahr 2030
  • Erstellung verschiedener Szenarien:
    • Jahresmengenverbrauch an heimischen Eiweißfuttermitteln (Körnerleguminosen, Sojaprodukte und Rapsextraktionsschrot) für die Tierarten Rinder, Schweine und Geflügel
    • Annahme unterschiedlich rückläufiger Nutztierbestände in Deutschland (Szenarien „moderater“, „drastischer“, „sehr drastischer“ Rückgang) sowie daraus abzuleitende Verbrauchsmengen bzw. Anbauflächen.

Abbildung: Ackerbohnen (Körner)

Ergebnisse und Diskussion

Nutztierbestände in Deutschland

Die Entwicklung der Rinderbestände in Deutschland ist seit einigen Jahren rückläufig. Dieser Rückgang wird – ausgehend vom Bezugsjahr 2020 – für die kommenden Jahre fortgeschrieben. Hierbei wird in dem Szenario „Moderat“ ein jährlicher Rückgang von rund 1,5 % im Gesamtrinderbestand unterstellt. Für das Szenario „Drastisch“ wird ein jährlicher Rückgang von ca. 2,5 % angenommen. Somit ergeben sich für das Bezugsjahr 2030 die in den Fußnoten der Tabellen 4 bis 6 ausgewiesenen Bestandszahlen. Im Szenario „Sehr drastisch“ wird beispielsweise ein Rückgang des Milchkuhbestands bis 2030 um ca. 40 % (entspricht 1,6 Mio. Tiere) unterstellt.

Für die Schweinebestände in Deutschland zeigt sich, dass in den zurückliegenden fünf Jahren die Bestände noch stärker zurückgegangen sind als die der Rinder. Somit wird für das Szenario „Moderat“ ein jährlicher Rückgang von 2,0 %, für „Drastisch“ von 3,0 % und für „Sehr drastisch“ sogar 5 % unterstellt. Dies bedeutet einen möglichen Rückgang des Schweinebestands von aktuell ca. 26 Mio. Plätzen auf nur noch ca. 13 Mio. Plätze.

Im Gegensatz zu den dargestellten Großtierbeständen blieben die Geflügelbestände in den zurückliegenden Jahren relativ stabil. Bei den Masthühnern und Legehennen war in den zurückliegenden Jahren sogar eine Bestandszunahme zu verzeichnen. Lediglich die Truthahnbestände entwickelten sich rückläufig. Diese Entwicklung wird in die Szenarien aufgenommen und im Szenario „Moderat“ für die Masthühner und Legehennen eine leichte Ausdehnung der Bestände unterstellt (Bezugsjahr 2019). Im Szenario „Drastisch“ wird für die betrachteten Legehennen (mit Junghennen), Masthühner und -puten von einem leichten Rückgang in den Bestandszahlen ausgegangen. Das Szenario „Sehr drastisch“ unterstellt dagegen eine deutliche Abnahme bei allen Nutzungsrichtungen (Tabelle 6).

Abbildung: Blaue Süßlupinen (Körner)

Einsatz von Körnerleguminosen, Sojaprodukten und Rapsextraktionsschrot in der Nutztierfütterung

Rinderfütterung

Die wesentlichen Ergebnisse zum Einsatz von Körnerleguminosen und Rapsextraktionsschrot in der Rinderfütterung sind in Tabelle 1a dargestellt. Insbesondere für die Kalkulation der Milchkuhrationen wurden folgende Annahmen getroffen:

  • Es wurde eine N-Effizienz von 35 % unterstellt. Die Steigerung der Milchleistung (vgl. Fußnote Tabelle 1a) führt zu einem Anstieg der N-Effizienz. Aber auch gesetzliche Auflagen (z. B. Düngemittelverordnung) führen zu einem reduzierten Einsatz von Rohprotein in den Rationen und damit zu einem Anstieg der N-Effizienz.
  • Die Annahme, dass 50 % des Stickstoffs in der Ration aus RES und Körnerleguminosen stammen, stellt das mögliche Potenzial dar.
  • Denkbare Entwicklungen, wie mehr Rohprotein aus Grünlandaufwuchs bzw. -konservaten oder mehr Rohprotein aus Nebenprodukten, blieben unberücksichtigt.
  • Die Kalkulation berücksichtigt die Proteinqualität (UDP-Anteil), d. h. einen höheren Einsatz von RES zu Beginn der Laktation und vermehrten Einsatz von Körnerleguminosen am Ende der Laktation bzw. im niedrigeren Leistungsbereich.

In Tabelle 1b sind – ergänzend zu den Kalkulationen in Tabelle 1a – die Phosphor-Bilanzen für die jeweiligen Tiergruppen dokumentiert.

Die Rationsberechnungen für die Milchkühe verdeutlichen, dass mit RES und Körnerleguminosen als Eiweißfuttermittel hohe Milchleistungen möglich sind und der Überschuss an Phosphor mit knapp 8 g/Kuh und Tag auf einem niedrigen Niveau bleibt. Diese Aussage lässt sich auch auf die auf hohem Zunahmeniveau versorgten Mastrinder übertragen.

Tabelle 1a: Einsatz von Eiweißfuttermitteln in der Rinderfütterung in Deutschland im Jahr 2030

Tabelle 1b: Kalkulationen zur Phosphor-Bilanz in der Rinderfütterung beim Einsatz heimischer Eiweißfuttermitteln

Schweinefütterung

Die wesentlichen Ergebnisse zum Einsatz von Körnerleguminosen und Rapsextraktionsschrot in der Schweinefütterung sind in Tabelle 2 dokumentiert. Für die verschiedenen Tiergruppen wurden Alleinfuttermischungen mit stark abgesenkten Rohproteingehalten kalkuliert. In allen dargestellten Mischungsbeispielen werden die aktuellen Empfehlungen zur „sehr stark N- und P-reduzierten“ Fütterung eingehalten (DLG 2019). Anstelle von dem in der Rinderfütterung eingesetzten Sojakuchen wurde unterstellt, dass Sojaextraktionsschrot in HP-Qualität aus heimischem Sojabohnenanbau zur Verfügung steht.

Aktuell werden solche Produkte von der Firma ADM in Deutschland bereits angeboten. Bei der Kalkulation der Mischungen wurde bewusst eine Kombination aus klassischen Körnerleguminosen und Soja- bzw. Rapsprodukten gewählt, um die Ergänzungseffekte (z. B. Aminosäuren, Phosphor) zu nutzen. Dies gilt insbesondere für die Alleinfuttermischungen der Tiergruppen mit hohem Proteinbedarf (z. B. säugende Sauen).

Tabelle 2: Möglicher Einsatz von Eiweißfuttermitteln in der Schweinefütterung in Deutschland im Jahr 2030 (Bezug: Alleinfuttermischungen (AF; Angaben in %))

Geflügelfütterung

Die wichtigsten Ergebnisse zum Einsatz von Körnerleguminosen und Rapsextraktionsschrot in der Geflügelfütterung sind in Tabelle 3 dargestellt. Für die verschiedenen Nutzungsrichtungen wurden ebenfalls phasenbezogene Alleinfuttermischungen mit stark abgesenkten Rohproteingehalten kalkuliert. In allen dargestellten Mischungsbeispielen werden die aktuellen Empfehlungen zur „N- und P-reduzierten“ Geflügelfütterung eingehalten (DLG 2021). In den Mischungsbeispielen finden sowohl Sojakuchen als auch Sojaextraktionsschrot in HP-Qualität Verwendung. Auch für die Geflügelfütterung wurden die o. g. Ergänzungseffekte der verschiedenen Eiweißfuttermittel genutzt. In den Mischungen für junges Mastgeflügel (Aufzucht) wurde aufgrund der vorliegenden Studien kein RES eingesetzt. Auf Ackerbohnen wurde in allen Mischungsbeispielen verzichtet, obwohl Studien belegen, dass bei Einsatz vicin-/convicinarmer Sorten diese auch für Legehennen genutzt werden könnten.

Tabelle 3: Möglicher Einsatz von Eiweißfuttermitteln in der Geflügelfütterung in Deutschland im Jahr 2030 (Bezug: Alleinfuttermischungen (AF; Angaben in %))

Szenarien für das Bezugsjahr 2030

Der Tabelle 4 sind die kalkulierten Verbrauchsmengen und daraus resultierenden erforderlichen Anbauflächen für heimische Eiweißfuttermittel bzw. -pflanzen bei einem moderaten Rückgang der Nutztierbestände in Deutschland bis zum Jahr 2030 zu entnehmen.

Es ergibt sich ein Jahresverbrauch an Körnerleguminosen (inklusive Sojabohnen) in Höhe von 6,6 Mio. t. Hierbei ist zu beachten, dass für die kalkulierten Sojaprodukte (Sojakuchen, SES) infolge des Ölentzugs (Masseverlust) höhere Sojabohnenmengen zu kalkulieren sind. So ergeben sich aus 1 kg Sojabohnen ca. 0,9 kg Sojakuchen bzw. 0,8 kg SES. Aus dem jährlichen RES-Verbrauch in Höhe von 5,8 Mio. t ergibt sich eine Rapssaatmenge von 9,7 Mio. t (Faktor 0,6 wegen Ölentzug).

Bei Unterstellung der in Tabelle 4 in der Quelle genannten Erträge für die genannten Eiweißpflanzen ergeben sich die benötigten Anbauflächen.

Tabelle 4: Aggregierung des Verbrauchs an heimischen Eiweißfuttermitteln für die Nutztierfütterung im Jahr 2030 - Szenario: „Moderater“ Rückgang der Nutztierbestände in Deutschland

Im Szenario „Moderat“ wären zur Bereitstellung der genannten Verbrauchsmengen somit 1,8 Mio. ha Körnerleguminosen bzw. 2,1 Mio. ha Rapssaat anzubauen. Somit wären die Zielanbauflächen der „10+10“-Strategie für Körnerleguminosen und Rapssaat um den Faktor 1,5 bzw. 1,8 überschritten. Bei dieser Betrachtung bleiben die Grünleguminosen unberücksichtigt.

Die entsprechenden Kalkulationen für das Szenario „Drastischer“ Rückgang der Nutztierbestände in Deutschland sind in Tabelle 5 dokumentiert. Es ergeben sich nunmehr Verbrauchsmengen in Höhe von 5,8 Mio. t Körnerleguminosen und 8,5 Mio. t Rapssaat. Somit wären im Szenario „Drastisch“ zur Bereitstellung der genannten Verbrauchsmengen 1,6 Mio. ha Körnerleguminosen bzw. 1,9 Mio. ha Rapssaat anzubauen. Auch in diesem Szenario wären die Zielanbauflächen für Körnerleguminosen und Rapssaat überschritten (Faktor 1,3 bzw. 1,6).

Tabelle 5: Aggregierung des Verbrauchs an heimischen Eiweißfuttermitteln für die Nutztierfütterung im Jahr 2030 - Szenario: „Drastischer“ Rückgang der Nutztierbestände in Deutschland

Die vergleichbaren Kalkulationen für das Szenario „Sehr drastischer“ Rückgang der Nutztierbestände in Deutschland sind in Tabelle 6 dargestellt. Es ergeben sich nunmehr Verbrauchsmengen in Höhe von 4,5 Mio. t Körnerleguminosen und 6,5 Mio. t Rapssaat. Somit wären im Szenario „Sehr drastisch“ zur Bereitstellung der genannten Verbrauchsmengen 1,2 Mio. ha Körnerleguminosen bzw. 1,4 Mio. ha Rapssaat anzubauen. In diesem Szenario wären die Zielanbauflächen für Körnerleguminosen erreicht und für die Rapssaat leicht überschritten (Faktor 1,0 bzw. 1,2).

Es muss betont werden, dass in den vorgenommenen Betrachtungen weitere, eiweißliefernde Futtermittel für die Tierernährung aus der Verarbeitung von Lebensmitteln (z. B. Kleber) oder Energiepflanzen (Trockenschlempe) nicht in die Kalkulationen einbezogen wurden.

Tabelle 6: Aggregierung des Verbrauchs an heimischen Eiweißfuttermitteln für die Nutztierfütterung im Jahr 2030 - Szenario: „Sehr drastischer“ Rückgang der Nutztierbestände in Deutschland

Fazit

Die anvisierte Ausdehnung der Anbauflächen für Leguminosen und Rapssaat auf jeweils ca. 1,2 Mio. ha in Deutschland würde zu einer erheblichen Angebotssteigerung von Eiweißfuttermitteln führen. Die so erzeugten heimischen Eiweißfuttermittel Rapsextraktionsschrot, Sojaextraktionsschrot, Sojakuchen, Körnererbsen, Ackerbohnen und Süßlupinen könnten in der Nutztierfütterung in Deutschland vollständig eingesetzt werden. Dies gilt auch unter Berücksichtigung moderat, drastisch oder sehr drastisch sinkender Nutztierbestände und der Beachtung aktueller Fütterungsstrategien zur N- und P-reduzierten Fütterung.

Bei einem sehr drastischen Rückgang der Nutztierbestände bis zum Zieljahr 2030 ergäbe sich – bei ausschließlicher Verwendung heimischer Eiweißfuttermittel in der deutschen Nutztierfütterung – eine nahezu ausgewogene Situation. Auf die Anbauflächen bezogen, wären ca. 1,2 Mio. ha Körnerleguminosen bzw. ca. 1,4 Mio. ha Rapssaat erforderlich, um den kalkulierten Verbrauch an den o. g. Eiweißfuttermitteln bereitzustellen.

ZUSAMMENFASSUNG

Die anvisierte Ausdehnung der Anbauflächen für Leguminosen und Rapssaat auf jeweils 1,2 Mio. ha in Deutschland würde zu einer erheblichen Angebotssteigerung von Eiweißfuttermitteln führen. Die so erzeugten Rapssaaten – in Form von Rapsextraktionsschrot – sowie Leguminosen können selbst bei einem sehr drastischen Rückgang der Tierhaltung in Deutschland vollständig über die Nutztierfütterung (Rinder, Schweine und Geflügel) verwertet werden. Allerdings haben in die Zusammenstellung der Modellrationen und -mischungen weitere Eiweißfuttermittel wie z. B. Trockenschlempe (DDGS) keinen Eingang gefunden. Daher wird die Bedarfslücke an Rapsextraktionsschrot und Körnerleguminosen in der Studie überschätzt.

Dies gilt auch unter Berücksichtigung moderat oder drastisch sinkender Nutztierbestände und der Beachtung aktueller Fütterungsstrategien zur N- und P-reduzierten Fütterung. Selbst bei einem sehr drastischen Rückgang der Bestandszahlen bis zum Zieljahr 2030 ergäbe sich - bei ausschließlicher Verwendung heimischer Eiweißfuttermittel in der deutschen Nutztierfütterung – eine Bedarfslücke. In diesem Szenario müssten in Deutschland jährlich 1,2 Mio. ha Körnerleguminosen bzw. 1,4 Mio. ha Rapssaat angebaut werden, um genügend heimische Eiweißfuttermittel für die Nutztierfütterung bereitzustellen. Unberücksichtigt bleibt allerdings der zunehmende Verbrauch an Körnerleguminosen für die Humanernährung.

DER DIREKTE DRAHT

Prof. Dr. Gerhard Bellof
(Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Am Staudengarten 1, 85354 Freising)

Dr. Hubert Lenz
(DTC, Weizenmühlenstraße 20, 40221 Düsseldorf)

Dr. Wolfram Richardt
(LKS, August-Bebel-Straße 6, 09577 Lichtenwalde)

Dr. Manfred Weber
(ZTT, 39606 Iden)

Dr. Manuela Specht
(Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V., Claire-Waldoff-Straße 7, 10117 Berlin)

Ein Literaturverzeichnis kann angefordert werden.

Kontakt: gerhard.bellof[at]hswt.de

Bilder: Quelle; K.-P. Wilbois