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Futterkosten senken! Teil 1
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Auch wenn sich die Futterkosten zurzeit etwas relativieren, sie bleiben das Thema für eine wirtschaftliche Schweineerzeugung. In den beiden Teilbeiträgen zum Thema „Futterkosten senken“ beleuchtet Dr. Eckhard Meyer besondere Punkte der Schweinehaltung, die zur Reduzierung der Futterkosten betrachtet und optimiert werden müssen. Zunächst sind das die Leistungsentwicklung, die Anpassung des Futters an den Bedarf und die Mahlfeinheit.

Im zweiten Teil des Beitrages geht er auf die Punkte Futterverluste, Schlachtgewichte und züchterische Möglichkeiten ein.

Um wirtschaftlich Schweine Schweine erzeugen zu können geht es nicht nur darum preiswertes Futter zu erzeugen. Viel zielführender und wichtiger ist es alle Faktoren auf den Prüfstand zu stellen, die Fütterungseffizienz zu beeinflussen und damit Entlastung schaffen. 

Leistungen müssen weiterhin stimmen

In der Vergangenheit haben die Betriebe Preistäler bei guten Leistungen immer überstanden. Schlechte Preise und schlechte Leistungen passen aber nicht zusammen und sind geradezu toxisch. Gerade deshalb gilt es in allen Bereichen der Schweineerzeugung zunächst die Leistungen weiterhin hochzuhalten. Denn diese beeinflussen den wichtigsten Faktor Futteraufwand. Bei Futterkosten denken Landwirte zunächst an die Futterzusammensetzung. Die möglichen Kosteneffekte des Futteraufwandes (Futterverwertung + Futterverluste) können jedoch mehrfach höher sein. Er ist vor allem eine Frage des gesundheitsabhängigen Leistungsniveaus, weil sich der Erhaltungsanteil des Futters bei besseren Leistungen auf eine größere Basis verteilt.

Hohe Leistungen sind das A und O bei den Futterkosten

In der Praxis geht die Schere der Leistungen und damit des Futteraufwandes vor allem aufgrund des unterschiedlichen Gesundheitsniveaus mehr oder weniger weit auseinander. Wo die Ursachen liegen ist nicht immer ganz eindeutig festzustellen. Klar ist aber: Die Schweinemast ist ein gesundheitliches Spiegelbild der Sauenhaltung und oft zeigt sich der Gesundheitsstatus des Herkunftsbetriebes erst beim Auseinanderwachsen der Mastgruppen mit gleich alten Tieren. Denn die sich am besten entwickelnden Mastschweine stammen oft aus einem oder nur wenigen Würfen (immunologische Kompetenz der Sauen). Die spätere auf Unterschiede in der Gesundheit zurückzuführende Masteignung der Schweine sieht man beim Absetzen der Ferkel häufig noch nicht. Kombibetriebe sollten immer wenn es die Situation erlaubt, versuchen, über eine Markierung der Ferkel mit Ohrmarken und fortlaufenden Nummern schlechte Sauen zu finden und sich von diesen zu trennen.

750 g MTZ führen in Auswertungen zu einem Futteraufwand über 1: 2,8, 1000 g machen Futterverwertungen von 1: 2,5 und darunter möglich. Dadurch entstehen zwischen den Betrieben mehrfach größere Unterschiede bei den Futterkosten als durch den Futtereinkauf. Das Verhältnis von Zunahme und Futteraufwand zeigt die Auswertung (ohne statistische Korrektur) aller Schweine in guten und wie sich später herausstellte auch nur „gut gemeinten“ Versuchen des letzten Jahres im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch (Tab.1).  

Tabelle 1: Futteraufwand in Ferkelaufzucht und Schweinemast in Abhängigkeit vom Zunahmeniveau der Haltungsgruppen

Über beide Bereiche grob kalkuliert verbessert eine Steigerung des Zunahmeniveaus um etwa 50 g den Futteraufwand um 0,1 was derzeit etwa 4 € pro Mastschwein entspricht. Auffällig ist, dass bei meist gesundheitsbedingtem Zunahmeniveau am unteren Ende der ausgewerteten Spanne der Abfall besonders hoch sein kann. Gleichwohl können auch sehr hohe Leistungen wieder zu steigendem Futteraufwand führen, wenn der Futterdurchsatz im Tier die Verdauung überfordert oder zum Teil erst gar nicht gefressen wird und in der Gülle landet.

Wir sehen in der Ferkelaufzucht (35 Tage) so eine Grenze im Gruppenmittel bei etwa 600 g, in der Schweinemast bei etwas weniger als dem doppelten Leistungsniveau (1100 g). In der gleichen Liga spielen sich die biologischen Vorteile der Ebermast ab, deren Futteraufwand testosteronbedingt 0,2 bis 0,4 je kg Zuwachs günstiger sein kann. Leider bleibt dieser Vorteil durch das Bezahlsystem überwiegend beim Schlachthof. Trotzdem beschreiben Verbesserungen der Futtereffizienz in dieser Größenordnung Welten, die Futterkosten um etwas mehr als 10 € je erzeugtes Schwein senken können. Es wird deutlich, dass der wirtschaftliche Vorteil hoher Zunahmen mehr aus dem positiven Effekt auf den Futteraufwand als über die theoretisch höhere Anzahl an Umtrieben kommt.

Bedarfsgerecht Füttern

Hohe Leistungen gesunder Tiere kommen vor allem aus dem richtigen Futter. Das funktioniert nur bei ausreichender Nährstoffdichte und bedarfsgerechter, aber nicht übertriebener Futterausstattung. Der wichtigste Faktor ist die tatsächlich ausgefütterte Trockenmasse. Im Trog sollte das ankommen wovon der Fütterungsrechner ausgeht und vor allem bei Jungtieren so hoch sein, wie es technisch geht (25–27 %). Den langen Pumpwegen geschuldet wird die TS (20 %) leicht zu niedrig gewählt (Langtrogfütterung) um stehendes Futter in den Leitungen auch wieder anschieben zu können. Dabei bedeuten 1 % weniger Futter TS etwa 3–4 % weniger Zunahmen und auch leicht eine stärkere Entmischung des Futters. Schnecken-Verdrängerpumpen lösen das Problem, sofern die Leitungen das aushalten.

Nebenprodukte sind auch bei den deutlich gesunkenen Getreidepreisen immer noch etwas günstiger und verbessern gleichzeitig die Futterkonsistenz und Pumpfähigkeit. Dazu kommt, dass fast alle Nebenprodukte und damit die gelieferte Proteinfraktionen nicht gentechnisch verändert (GVO frei) sind. Das spielt mittlerweile in einzelnen Labels des Lebensmitteleinzelhandels eine zunehmende Rolle. Entscheidend für den Einsatz ist eine vom Herstellungsprozess abhängige gleichbleibende Qualität.

Die Gerste ist aufgrund ihrer besseren Faser- und Kohlenhydratfraktion also aufgrund ihrer schweinespezifischen Qualität für die Fütterung gesetzt. Das gilt umso mehr, weil auch der Preisabstand je dt (Preise 16. KW 22) aufgrund des quantitativen Nährstoffgehaltes nur 2,40 € gegenüber dem Weizen beträgt. Wir wundern uns in der Fütterungsberatung nicht selten wieviel Weizen man ersetzen kann ohne dass zumindest keine Nachteile entstehen.

Roggen macht bei entsprechendem Preisabstand zum Weizen das Futter nicht nur preiswerter, sondern auch besser. 20 % bis 35 % Einsatzmenge sind möglich und können Probleme lösen helfen. Das gilt auch bei etwas geringerer Aminosäuren-Verdaulichkeit gegenüber dem Weizen. Effekte über die Futterkosten hinaus kommen aber offensichtlich nicht in allen Fütterungsversuchen zum Tragen. Die Nicht-Stärke-Polysaccharide (NSP) ernähren die gesunde Darmflora und reduzieren Ebergeruch.

Schweine müssen nahe am Bedarf gefüttert werden, Sicherheitszuschläge kosten viel Geld

Die Proteinversorgung verursacht die größten Kosten. Es gilt deshalb bedarfsgerecht, aber nicht darüber hinaus zu optimieren. Betriebseigene Futtererbsen oder Ackerbohnen waren im eigenen Futter schon immer mehr wert als im Landhandel, der sie wie Weizen bezahlte. Dabei enthalten diese 50% des Lysins vom Soja und mindestens so viel Energie wie Weizen. Bei Sojapreisen von knapp 50 €/ dt steigt somit diese Vorzüglichkeit. In gut optimierten Rationen werden die Leistungen sogar besser, was eine Folge der Kohlenhydratfraktion und ihrer Wirkung auf die Darmflora ist. Gleichzeitig wird auch die Versorgung mit nicht essentiellen Aminosäuren besser, was bei sehr hohen Leistungen ein Vorteil ist.  

Aus den Fütterungsversuchen mit Mastebern kann man ableiten was eine zu hohe Proteinversorgung macht. Hier wurde anfangs gegenüber den weiblichen Tieren ein höherer Bedarf unterstellt, was sich im Fütterungsversuch oft in schlechterer Futterverwertung widerspiegelte. Die Stickstoffentsorgung aus dem Körper ist ein energieabhängiger Prozess, die Futterenergie verbraucht. 1,15 % Bruttolysin in der Anfangsmast runter auf 0,85 % in der Endmast sind vollkommen ausreichend. Kastraten kommen am Ende sogar mit weniger aus (0,75 %). Eine bedarfsgerechte Proteinversorgung ist gerade bei Jungtieren gesetzt. Entscheidend ist aber der Gehalt an erstlimitierenden Aminosäuren. Lysin treibt die Zunahmen, ist aber ein „teures Benzin“, was wir uns zurzeit über den Bedarf eingesetzt, absolut nicht leisten können. Bei Sauen steigt der Proteinbedarf mit der Leistung langsamer als der Energiebedarf.

Um Futterkosten zu reduzieren, muss man die Inhaltsstoffe der hofeigenen Futtermittel kennen.

Das Ziel ist eine gute Futtermengenaufnahme im Abferkelstall (<=90 MJ). Auf diese Energiemenge ist die Proteinversorgung einzustellen und kann häufig ohne Leistungsverslust abgesenkt werden. 0,9 % Lysin sind meist ausreichend. Auch die guten Erfolge mit stark N/P reduziertem Futter zeigen, Sicherheitszuschläge sind nicht erforderlich, solange man den genauen Nährstoffbeitrag aller Futterkomponenten kennt. Rohproteingehalte von 13 % oder 0,4 % Phosphor in der Ration sollten allerdings in einem durchschnittlichen Schweinemastbetrieb nicht ohne Not unterschritten werden – auch wenn in Versuchsstationen niedrigere Werte ohne Leistungsabfall möglich sind. Durch die starke Nachfrage sind die Aminosäuren aus dem Sojaschrot zu manchen Zeiten jedoch sogar deutlich preiswerter als die freien Aminosäuren aus dem Mineralfutter. Das Ziel N/P reduzierte Rationen mit synthetischen Aminosäuren auf den Punkt genau auszustatten, verursacht dadurch besonders hohe zusätzliche Kosten. Es ist zu prüfen, ob 8 % Lysin (anstatt 12 %) im Mastmineralfutter ausreichend sind. Sofern die N-Ausscheidungen es zulassen, macht es aus Sicht der entstehenden Futterkosten dann Sinn, 2 % bis 3 % Soja zusätzlich auszustatten, um die entstehende Differenz auszugleichen. Das alles ist aber nur möglich auf der Basis der Kenntnis des Nährstoffbeitrages aller Rationskomponenten. Futteranalysen sind deshalb kein Luxus, aber auch nur so gut wie die Probenahme (Sammelproben bei Getreide, Trogproben von Mischfutter) war. Korrespondierende Proben (von physisch identischem Futter) aus dem Trog (Anfang und Ende des Abteils), der Futterleitung und dem Anmischbehälter geben Hinweise auf die Misch- und Zuteilgenauigkeit sowie die mikrobiologischen Veränderungen auf dem Weg durch die Anlage. Leider sind aufgeschlossene leicht fermentierbare Futterkomponenten im Flüssigfutter auch in Gefahr zum Futter für Keime zu werden.     

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Eckhard Meyer
LfULG Köllitsch
E-Mail: Eckhard.Meyer@smekul.sachsen.de
Tel: 034222-462208