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Checkoff: „Struktureller Rückenwind“ für US-Sojabohnen
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Neben Mais prägt die Sojabohne das Landschaftsbild im sogenannten Corn Belt der USA. Für sie gibt es mit dem sogenannten Soybean Checkoff ein Instrument, über das ein fester Prozentsatz des Nettoverkaufswerts bei der Vermarktung eingezogen wird. Das Geld fließt in die Erschließung neuer Märkte, in Anbauversuche, in den Wissenstransfer in die Praxis und in die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit. Nach seinem Besuch bei der Iowa Soybean Asssociation (ISA) stellt unser Autor Dr. Andreas Frangenberg den Checkoff und die Aktivitäten der ISA vor.

Auch wenn die Region "Corn Belt" heißt: In Iowa, Indiana, Illinois und Ohio sowie Teilen weiterer US-Bundesstaaten werden neben Mais auch Sojabohnen angebaut, und zwar wie der Mais auf fast 50 Prozent der jeweiligen Anbaufläche. Von den Erzeugern finanzierte Organisationen kümmern sich beispielsweise in Iowa und Illinois um die Vermarktung, aber auch um Anbauversuche, den Wissenstransfer in die Praxis und die Kommunikation mit der Gesellschaft.

Checkoff heißt das Instrument, das 1991 in einigen US-Bundesstaaten eingeführt wurde und irgendwie an die frühere CMA erinnert. "Jeder Landwirt, der Sojabohnen erzeugt, muss in diesen Checkoff (1) einzahlen, und zwar 0,5 Prozent des jeweiligen Netto-Marktwerts pro Bushel Sojabohnen", berichtet Grant Kimberley von der Iowa Soybean Association - und weist zugleich darauf hin, dass die meisten Sojafarmer wegen der gesunkenen Erzeugerpreise in den letzten zwei bis drei Jahren keine Gewinne mehr erwirtschaften konnten.

50 Prozent für die Forschung

Die über den Checkoff eingenommenen Finanzmittel werden aufgeteilt: Eine Hälfte geht an den nationalen Topf des United Soybean Board (USB) und wird dort in nationale wie internationale Programme wie etwa das United States Soybean Export Council (USSEC) investiert, das den Absatz von US-Sojabohnen in über 80 Ländern der Welt fördert. Die zweite Hälfte fließt an Institutionen auf Ebene der Bundesstaaten wie die Iowa Soybean Association (ISA) mit Sitz in Ankeny, Iowa.

Die ISA erhält so jedes Jahr rund 11 Mio. US-Dollar aus dem Soja-Checkoff, und mit 5,5 Millionen Dollar fließt die Hälfte dieser Einnahmen in die angewandte Forschung in diesem Bundesstaat. Dabei geht es einerseits um pragmatische Ansätze beim Anbau, die den Landwirten einen wirtschaftlichen Nutzen bringen sollen, andererseits aber auch um die Verminderung der Umweltwirkungen des Sojaanbaus. In dem "on-farm network" kümmern sich allein 25 Mitarbeiter der ISA um agronomische Fragen. Hier geht es beispielsweise um Bodenfruchtbarkeit, alternative Verfahren und Produkte im Pflanzenschutz sowie um die Erhaltung und Verbesserung der Wasserqualität. Dazu werden Anbauversuche auf Praxisbetrieben durchgeführt, deren Ergebnisse über das Netzwerk allen Landwirten zur Verfügung gestellt werden.

Eine Reihe von Aktivitäten zielt auch bei der ISA darauf ab, neue Märkte für die Sojabohne zu erschließen, eine Brücke zu den Verbrauchern zu schlagen und so die amerikanische Gesellschaft bei der Entwicklung der Landwirtschaft "mitzunehmen".

Neue Absatzwege erschließen

In der Entwicklung neuer Märkte sieht Rob Ewoldt eine der wichtigsten Aufgaben der ISA. Der Landwirt hat rund 445 Hektar Ackerfläche in Davenport, Iowa, gepachtet, auf denen er zu 50 Prozent Mais, zu 40 Prozent Sojabohnen und zu zehn Prozent Luzerneheu erzeugt. Seit 2015 ist Ewoldt einer der 22 Direktoren der ISA. "Wir tun viel für neue Vermarktungsmöglichkeiten und für die Wirtschaftlichkeit des Anbaus", berichtet er. So sei es beispielsweise gelungen, einen völlig neuen Markt in China zu eröffnen: In Kooperation mit chinesischen Landwirten wurde eine Fischfarm als Modellprojekt eingerichtet, die exklusiv Sojabohnen aus Iowa als Fischfutter importiert.

Das Projekt habe sich so gut entwickelt, dass in China inzwischen eine Reihe weitere Betriebe dieser Art entstanden seien. "Natürlich importieren sie nicht alle Sojabohnen aus Iowa oder aus den USA, aber die Botschaft ist, dass wir einen neuen Absatzmarkt geschaffen haben", sagt Ewoldt zufrieden. Auch in ein Biodieselprojekt in Kalifornien ist die Iowa Soybean Association eingebunden. Derzeit laufen Tests mit Beimischungen von bis zu 25 oder 30 Prozent Sojaöl im Biodiesel. Rob Ewoldt ist optimistisch, dass andere US-Bundesstaaten nachziehen und damit neue Absatzmöglichkeiten eröffnen werden, sobald diese Mischungen von den strengen Behörden in Kalifornien zugelassen sind.

Die Kluft wächst auch in den USA weiter …

15 Mitarbeiter kümmern sich bei der ISA um die Kommunikation mit der Gesellschaft – und damit darum, rund 98 Prozent der US-Bevölkerung näherzubringen, was die übrigen zwei Prozent tun. Um die auch hier weiter wachsende Kluft zwischen Urproduktion und Verbrauchern zu überbrücken, werden Videos zur Anbaupraxis auf den Betrieben gedreht, in denen Landwirte erklären, was sie wie und warum tun. Ebenso werden mit den sogenannten "expeditions farm country" Verbraucherevents auf landwirtschaftlichen Betrieben veranstaltet und entgegen allen digitalen Trends vermehrt auch wieder Broschüren und Flyer produziert. Viele dieser Materialien kommen beispielsweise bei Dialogprojekten in regionalen Supermärkten zum Einsatz.

"Sojaschrot ist die wohl effektivste und günstigste Proteinquelle im Tierfutter. Zunehmend wird auch Sojaöl genutzt, etwa in der Humanernährung, für industrielle Zwecke und natürlich im Biodiesel", berichtet Grant Kimberley – und macht mit einer Zahl noch einmal deutlich, warum sich USSEC und ISA auch weltweit so stark für die Sojabohne engagieren: "Egal ob als Bohne, Schrot oder Öl – rund 60 Prozent der in den USA geernteten Sojabohnen gehen in den weltweiten Export."

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Andreas Frangenberg,
Redaktionsteam proteinmarkt

Stand: Dezember 2017


(1) Ergänzende Infos unter
www.ams.usda.gov/rules-regulations/research-promotion/soybean