Die unterschiedlichen Rassen können an dieser Stelle nicht als Einflussfaktor auf die Biestmilchqualität diskutiert werden, da der insgesamt geringe Datenumfang dieses nicht zulässt. Dafür bedarf es weiterer Untersuchungen.
Die Kühe im Betrieb H wurden zwar sehr zeitig nach der Kalbung das erste Mal gemolken, aber die Brix-Werte waren eher niedrig. Für die Kühe im Betrieb D wurde eine nahezu gleiche Erstgemelksmenge registriert wie im Betrieb H, jedoch mit einem größeren zeitlichen Abstand zur Kalbung. Dennoch waren die Biestmilchqualitäten besser, die beprobten Kühe aber durchschnittlich auch älter als im Betrieb H.
Die Beurteilung der Haltungsbedingungen der Tiere lieferte keine Hinweise für bessere Kolostrumqualitäten in den Betrieben C und D. Hierbei erhielten sogar die Betriebe H und I, zumindest bei den Frühtrockenstehern, eine bessere Bewertung. Grundsätzlich wurde die Haltung der Kühe in allen Betrieben als gut bezeichnet, zwar mit gewissen betrieblichen Unterschieden, die sich auch in den Noten widerspiegelten. Insgesamt waren die Betriebe aber vergleichbar aufgestellt. Dies könnte mit ein Grund dafür sein, warum sich in dieser Studie kein Effekt der Haltung der Tiere auf deren Kolostrumqualität zeigte.
Während in den Betrieben C und D die untersuchten Kühe im Durchschnitt eine Trockenstehdauer aufwiesen, die dem im Betrieb angestrebten Zielwert entsprach, und ebenfalls die Herdenmanagerinnen die Einhaltung des Zeitraumes als sehr wichtig und zutreffend beurteilten, gab es im Betrieb H diesbezüglich Abweichungen und im Betrieb I gar keine konkreten Angaben dazu. Der Aspekt des Managements bezüglich einer Einflussnahme auf die Biestmilchqualität ist in Praxiserhebungen sehr schwer zu fassen, zumindest bei einer so begrenzten Betriebszahl. Was dennoch auffiel, war der Umstand, dass beide Betriebe mit der besseren Kolostrumqualität im Gegensatz zu den anderen Betrieben eine Herdenmanagerin eingestellt hatten, die sich ausschließlich um die Kühe kümmerte und keine weiteren Aufgaben, wie z. B. in der Außenwirtschaft, wahrnehmen musste. Erklärbar wäre daraus resultierend eine womöglich intensivere Beobachtung der Gegebenheiten im Stall.
Weiterhin ließen sich in den beiden Betrieben C und D sehr strukturierte Arbeitsabläufe erkennen. Für jeden Tag in der Woche gab es einen Arbeitsplan, so dass Zeiträume und Maßnahmen (wie auch die Einhaltung der festgelegten Trockenstehzeiträume) konsequenter erledigt werden können.