Bei den in der Tabelle 1 aufgeführten Durchschnittsergebnissen fällt zuerst auf, dass die Trockensubstanzgehalte in vielen Regionen im Vergleich zum Vorjahr wieder höher sind, aber noch in einem tolerierbaren Bereich, um eine ausreichende Verdichtung in den Silos zu gewährleisten.
Die Stärkegehalte als Kriterium der Kolbenausbildung sind in den meisten Regionen – Ausnahme Rheinland-Pfalz und Brandenburg – höher als im Vorjahr ohne das der Idealwert von 320 g je kg TM erreicht wird. Die ADF-Gehalte sind gegenüber dem Vorjahr in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen niedriger und in den anderen Regionen im Vergleich zum Vorjahr gleich bzw. höher. Dies macht sich nicht auf die Verdaulichkeit der organischen Substanz bemerkbar, die in den meisten Regionen höher als im Vorjahr bzw. gleich hoch ist. Hier wird schon deutlich, dass mehrere Parameter auf den Futterwert Einfluss nehmen.
In diesem Zusammenhang muss etwas ausführlicher auf die Energieschätzung in Maissilage eingegangen werden. Diese wird in diesem Jahr erstmals nach einer neuen Schätzformel der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) ermittelt. Die bisherige Schätzformel zur Berechnung der umsetzbaren Energie (ME) für Wiederkäuer wurde von der GfE mit neuen Datensätzen aus Verdaulichkeitsmessungen überprüft und überarbeitet. Damit werden genauere Energiegehalte mit sehr hoher Übereinstimmung mit den aus Verdauungsversuchen ermittelten Messungen erreicht. Ohne auf Einzelheiten einzugehen sollen hier die einzelnen Parameter ohne ihre Gewichtungsfaktoren aufgeführt werden. Es sind dies ELOS, ADF, Rohfett, Rohprotein und Rohasche, also durchaus auch Parameter, denen man in der Praxis nicht so eine Bedeutung zugesteht. Deshalb sollen hier die optimalen Grenzbereiche aufgeführt werden: Rohfett 30-35g, Rohprotein >80g und Rohasche <35g, alle Werte auf die Trockenmasse bezogen.
Der Rohaschegehalt wird u.a. durch die Schnitthöhe beeinflusst, der Rohfettgehalt durch den Kornanteil und der Rohproteingehalt durch die Restpflanze.
Die mit der neuen Schätzformel ermittelten durchschnittlichen Energiegehalte weichen kaum von den Vorjahreswerten ab.
Die Rohproteingehalte sind in der Tendenz etwas niedriger als im Vorjahr. Der relativ hohe nXP-Wert resultiert aus der möglichen Bakterienproteinsynthese aus Energie im Pansen. Der dafür fehlende Stickstoff kommt in den hohen negativen RNB-Werten zum Ausdruck. Insbesondere Proben mit höheren Stärkegehalten haben auch höhere negative RNB-Werte. In Maissilagerationen müssen deshalb Eiweißfuttermittel eingesetzt werden, die eine positive RNB aufweisen, z.B. Rapsextraktionsschrot mit +19 g und Sojaschrot mit +31 g. Um z.B. das Proteindefizit von 5 kg Maissilagetrockenmasse auszugleichen, müssen etwa 2,5 kg Rapsschrot eingesetzt werden. Je nach Rationszusammensetzung kann auch teilweise mit Harnstoff gearbeitet werden, hierbei sind allerdings bestimmte Anwendungsvoraussetzungen zu erfüllen.
Die ausgewiesenen Strukturwerte sind relativ niedrig, was bei der Rationsplanung zu beachten ist. Es ist allerdings auch nicht vordergründiges Ziel der Maissilagegewinnung, ein Strukturfuttermittel zu erzeugen, Maissilage soll in erster Linie Energie liefern!
Die Mineralstoffgehalte bestätigen, dass Maissilage Ca-arm ist. Die Phosphorgehalte sind mit 1,8 bis 2,3 g höher als im Vorjahr.