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Getreidequalitäten 2020

Getreide spielt insbesondere in der Schweinefütterung eine dominierende Rolle. Fast 60 % des verfütterten Getreides wird direkt auf den Höfen erzeugt. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit, betriebsspezifische Informationen über den Gehalt an wertbestimmenden Inhaltsstoffen zu haben.

Futteroptimierungen müssen auf den tatsächlichen Bedarf der Tiere zur Ausschöpfung ihres Leistungspotentials, der Reduzierung von Nährstoffüberhängen und letztlich aus Sicht eines größtmöglichen Tierwohls ausgerichtet werden. Dazu sind Analysen bei den zuständigen Landwirtschaftlichen Untersuchungsanstalten (LUFAen) erforderlich.

Die Ergebnisse der bisher vorliegenden Untersuchungen haben wir hier aus vier Regionen zusammengestellt. Sie wurden uns aus NRW, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Bayern zur Verfügung gestellt. Die meisten Untersuchungsergebnisse liegen für die Getreidearten Gerste, Weizen und eingeschränkt auch für Triticale und Roggen vor.

Die durchschnittlichen Trockenmassegehalte liegen im Schnitt etwa bei den für Trockenware geforderten 87 – 88 % und damit ähnlich wie im letzten Jahr. Die Spannbreiten zeigen, dass es sich hierbei um Mittelwerte aus feucht eingelagertem und getrocknetem Getreide handelt. Insofern erlauben die Werte keine allgemein gültige Aussage über die Lagerfähigkeit, die bei Gehalten unter 88 % durch geeignete Konservierungsmaßnahmen sichergestellt sein muß. Die Kenntnis des Trockenmassegehalts des hofeigenen Getreides ist allerdings für die Rationsoptimierung von Bedeutung. Je nach Feuchtegehalt verändert sich die Konzentration der Inhaltsstoffe und somit auch das Energie- und Proteinangebot im Futter. Die Orientierungswerte für Schweinefuttermischungen beziehen sich auf Futtermischungen mit 88 % TM.

Um die Analysenergebnisse vergleichbar zu machen, wurden sie hier jeweils auf Getreide mit 88 % Trockenmasse umgerechnet.

Die durchschnittlichen Eiweißgehalte liegen in mehreren Regionen etwas unter, in anderen über dem Niveau des Vorjahres. Diese Mittelwerte deuten einen Trend an und liegen meistens in der Größenordnung der DLG-Futterwert-Tabelle. Bedeutungsvoller ist jedoch die Schwankungsbreite der Ergebnisse, die jeweils eine enorme Spannweite aufweist. Die jeweils größte liegt bei Gerste zwischen 73 bis 155 g pro kg (Bayern), bei Weizen 74 bis 148 g (NRW), bei Triticale 81 bis 132 g (NRW) und bei Roggen 66 bis 138 g. Im Interesse genauer Rationsgestaltung ist es deshalb unabdingbar, den genauen Eiweißgehalt der Einzelprobe zu kennen. Immerhin liefert das Getreide z. B. in Eigenmischungen für Mastschweine etwa 40 – 60 % des Rohproteinanteils!

Die Aminosäuren werden auf Basis des jeweiligen Rohproteingehalts mittels der bewährten EVONIC-Regressionsformeln ermittelt, in Bayern werden sie analysiert. Die Aminosäurengehalte variieren entsprechend in Abhängigkeit von der Höhe der Rohproteingehalte, wie aus den Spannbreiten z. B. für Lysin hervorgeht: Gerste 3,0 – 5,1g; Weizen 2,5 – 4,0 g; Triticale 2,9 – 4,0 g und Roggen 2,6 – 4,7 g pro kg.

Derartige Differenzen sind in der Fütterung umso bedeutender, je höher der Mischungsanteil einer Getreideart ist. Um Futterrationen hinsichtlich der Proteinversorgung möglichst auf den Punkt zu bringen, müssen die Gehalte der vier erstlimitierenden Aminosäuren Lysin, Methionin/Cystin, Threonin und Tryptophan bekannt sein. Nur so lässt sich abschätzen, wie viel Eiweißträger bzw. reine Aminosäuren ergänzt werden müssen. Während unzureichende Aminosäurezufuhren das Leistungsgeschehen nachteilig beeinflussen, bleiben den Bedarf der Schweine übersteigende Zufuhren ungenutzt. Überschüssiges Protein wird von den Tieren zwar energetisch verwertet, der Stickstoff muß allerdings in Form von Harnstoff entgiftet und ausgeschieden werden. Dies führt zu unnötigen Belastungen des Stoffwechsels der Tiere, des Geldbeutels und der Umwelt!

Die Energiegehalte des Getreides für Schweine werden erfreulicher Weise überwiegend mit der sogenannten Einzelfutterformel (EFF) geschätzt, die auf der Verdaulichkeit und der Verwertung der einzelnen Nährstoffe beruht. Aus fachlicher Sicht muss diese Formel zur Energieschätzung in Einzelfuttermitteln angewendet werden, wobei die Verdauungsquotienten aus der DLG-Tabelle entnommen werden.

In den Tabellen sind die von den einzelnen Instituten zur Verfügung gestellten Werte aufgeführt.

Unabhängig von der Berechnungsmethode schwanken die Energiegehalte nicht ganz so stark wie im Vorjahr. Aber immerhin z.B bei Weizen zwischen 13,5 bis 14,2 MJ ME/kg, was in der Fütterung zu beachten ist. Schaut man sich die Rohfasergehalte an, so ist die Spanne von 17 bis 33 g nennenswert. In erster Linie bestimmt der Stärkeanteil mit großer Schwankungsbreite bei allen Getreidearten und Regionen die Höhe des Energiegehaltes. Die genaue Bewertung des Energiegehaltes ist vor allem im Zusammenhang mit der erforderlichen Aminosäuren Ergänzung wichtig, um ein optimales Wachstum der Schweine zu gewährleisten bzw. eine Verfettung der Tiere in der Endmast zu vermeiden.

Der Rohfasergehalt wurde in der Schweinefütterung bisher weniger beachtet, wird jedoch heute für genauso wichtig wie bei Wiederkäuern angesehen. Es geht um die Fütterung auf den so genannten „gesunden“ Darm. Neben dem Rohfasergehalt sollte zur richtigen Faserversorgung auch der Gehalt an Neutraler-Detergenzien-Faser (aNDFom) und Saurer Detergenzien-Faser (ADFom) herangezogen werden. Ein bedarfsgerechter Fasergehalt, z.B. als vorläufiger Orientierungswert von 120 – 140 g aNDFom je kg Futter in der Mast, hat positive Auswirkungen auf das Tierwohl und beugt aggressivem Verhalten in der Tiergruppe eher vor (Stalljohann, 2016). Diese neuen Parameter werden bisher nur an der LUFA NRW Münster analysiert und in der Beratung in NRW umgesetzt. Es bleibt abzuwarten, ob andere Untersuchungsstellen nachziehen.

Zur Getreidequalität gehört auch der Hygienestatus. Die Leittoxine zur Beurteilung des Hygienestatus sind Deoxynivalenol (DON) und Zearalenon (ZEA). Die Orientierungswerte für Schweine betragen bei DON 1,0 mg/kg und bei ZEA 0,2 mg/kg.

Aus Rheinland-Pfalz teilt Frau Schäfer mit, dass stichprobenartig 8 Weizenproben und 3 Gerstenproben an der LUFA Speyer auf diese Toxine untersucht wurden. Alle Ergebnisse lagen unterhalb der Nachweisbarkeitsgrenze. Man kann allerdings nie eine generelle Entwarnung bei diesen Toxinen geben. Bei entsprechendem Verdacht muss auf die Leittoxine DON und ZEA untersucht werden. Mittels eines ELISA-Schnelltests ist dies preiswert und schnell zu realisieren. In diesem Zusammenhang muss auch auf die Vorschriften der Futtermittel-Hygieneverordnung hingewiesen werden.

Die diesjährigen Getreidequalitäten können im Durchschnitt sowohl vom Nährstoff- als auch vom Energiegehalt her als gut bezeichnet werden. Sie entsprechen im Großen und Ganzen den Werten der DLG-Futterwert-Tabelle. Auftretende Abweichungen und ganz besonders die großen Streubreiten bei Protein, Aminosäuren und Energie sollten allerdings unbedingt Anlass für betriebsspezifische Analysen geben. Denn nur so sind die hohen Anforderungen an eine leistungsgerechte und umweltschonende Fütterung sicherzustellen.

Gerstequalitäten 2020

(Mittelwerte und Spannen von…bis), Werte bezogen auf 1000 g Getreide mit 88 % Trockenmasse

Weizenqualitäten 2020

(Mittelwerte und Spannen von…bis) Werte bezogen auf 1000 g Getreide mit 88 % Trockenmasse

Triticalequalitäten 2020

(Mittelwerte und Spannen von…bis), Werte bezogen auf 1000 g Getreide mit 88 % Trockenmasse

Roggenqualitäten 2020

(Mittelwerte und Spannen von…bis), Werte bezogen auf 1000g Getreide mit 88 % Trockenmasse

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Jürgen Weiß
E-Mail: rjweiss(at)gmx.de
Kassel


Ansprechpartner in den Regionen:
Dr. G. Stalljohann, Sybille Patzelt, LWK NRW Münster,
Tel.: 0251 2376860 bzw. 859

Maike Fritz , LUFA Nord-West, Oldenburg,
Tel.: 0441 801847

Ute Schäfer, DLR Eifel, Bitburg,
Tel.: 06561 9480454

Martin Schäffler, LfL Grub, Bayern,
Tel.: 089 99141447