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TEIL 2: Ergebnisse der Grassilage Ernte 2021 – Folgeaufwüchse
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Trotz der Verzögerung des ersten Schnittes, konnte bei den Folgeschnitten gute Energie- und Nährstoffgehalte erzielt werden.

Die Grassilageernte 2021 ist abgeschlossen und wird bereits verfüttert. Die durchgeführten Analysen der Grassilagen der Folgeschnitte lassen folgende Rückschlüsse auf die Qualität zu.

Tabelle 1: Futterwert der Grassilagen Folgeaufwüchse

Trockensubstanz

Der Trockensubstanzgehalt liegt im Mittel zwischen 37 und 42 % und damit etwas unter den Werten der Vorjahre. Trotzdem liegen die Werte im oberen Bereich der Empfehlungen für einen optimalen Trockensubstanzgehalt (30 – 40 %). Hohe Trockensubstanzgehalte bergen das Risiko einer schlechteren Verdichtung und erhöhen damit die Gefahr des Wachstums von Hefen- und Schimmelpilzen, also einer Verschlechterung der hygienischen Qualität.

Energiegehalt

Der Energiegehalt der Grassilagen liegt in allen Bundesländern im Vergleich zum Vorjahr auf dem gleichen Niveau bzw. nur geringfügig niedriger. Der mittlere Energiegehalt von ca. 5,8 MJ NEL/kg TS liegt deutlich unter dem Optimum (6,4 – 6,8 MJ NEL/kg TS) für Grassilagen, welche an laktierende Rinder verfüttert werden soll. Dies zeigt sich besonders bei den 25 % „schlechtesten“ Silagen. Hier liegen die mittleren Energiegehalte zwischen 4,7 und 5,4 MJ NEL/kg TS (Tab. 2). Bei grasbetonten Reaktionen wäre hier eine Ergänzung mit energiereichen Konzentraten zwingend notwendig, wenn auch teuer. Die Ursache ist in vielen Fällen ein zu später Schnitt. Sollen die Silagen der Folgeschnitte jedoch im Altmelker-, Trockensteher- oder Jungviehbereich eingesetzt werden, wären die erzielten Energiegehalte als ausreichend gut einzuschätzen.

Rohproteingehalt

Der Rohproteingehalt liegt in diesem Jahr mit 139 – 154 g/kg TM auf dem Niveau der Vorjahre. In einigen Regionen werden im Mittel Werte von >150 g/kg TM erreicht. Rohprotein ist ein wertbestimmender Inhaltssoff für Grassilagen und relativ teuer im Zukauf. Ziel sollten 160 bis 180 g/kg TM sein, wenn Grassilage an laktierende Kühe verfüttert werden soll. Hier liegt für viele Betriebe in diesem Jahr eine große Herausforderung, zumal die Kosten für den Zukauf von Rohprotein deutlich gestiegen sind. Neben einer regelmäßigen Futtermittelanalytik, Rationsberechnung und einem strengen Fütterungscontrolling sollten auch Strategien zur Proteinabsenkung in der Ration in Betracht gezogen werden (N-angepasste bzw. N-reduzierte Fütterung). Im Jungrinderbereich würden hingegen Gehalte von 120 – 140 g/kg TM ausreichen, wenn Grassilage als alleiniges Grobfuttermittel eingesetzt wird.

Tabelle 2: Futterwert der Grassilagen (Folgeaufwüchse) 2021, oberes und unteres Viertel der Proben sortiert nach dem Energiegehalt

Fasergehalt

Der Fasergehalt (Rohfaser, ADFom, NDFom) liegt ebenfalls auf dem Niveau der Vorjahre. Die erzielten Gehalte erleichtert bei der Rationsberechnung die Absicherung der notwendigen Menge an strukturwirksamer Faser. Bei den unteren 25% liegt der Gehalt an NDFom bei 500 bis 560 g/kg TM. Hohe Gehalte an NDFom können zu einer Begrenzung der Futteraufnahme führen. Diese Silagen eignen sich sehr gut in der Fütterung der Jungrinder ab dem zweiten Lebensjahr. Auffallend sind die Ergebnisse aus dem Freistaat Bayern. Die 25 % besten Silagen liegen mit 229 g Rohfaser/kg TS deutlich unter den Werten aus den anderen Regionen (ca. 250 g/kg TM). Hier ergeben sich bei der Rationsberechnung möglicherweise Probleme die Versorgung mit strukturwirksamer Faser abzusichern.

Zuckergehalt

Der Zuckergehalt ist mit 34 – 61 g/kg TM deutlich niedriger im Vergleich des Vorjahres. Dies ist aber durchaus positiv zu sehen, da es sonst bei einer grasbetonten Ration zu einer Überversorgung mit leichtlöslichen Kohlenhydraten kommen kann (Azidoserisiko). Auch die 25 % besten Silagen weisen im Mittel zwar hohe aber nicht überhöhte Zuckergehalte auf.

Rohaschegehalt

Der Rohaschegehalt liegt mit 90 – 110 g/kg TM in einem moderaten Gehalt und ohne größere Unterschiede zwischen den Regionen. Dies gilt auch für den Rohaschegehalt der 25 % besten 25 % schlechtesten Silagen. Dies zeigt, dass es gelungen ist, dass Grüngut sauber einzufahren.

Mineralstoffgehalte

Der Gehalt an Mineralstoffen ist unauffällig und entspricht dem einer typischen Grassilage. Der Phosphorgehalt ist mit über 3 g/kg TM hoch und ermöglicht damit in vielen Fällen einen Verzicht auf eine Phosphorergänzung der Ration. Auch bei den 25 % schlechtesten, also spät geschnittenen Silagen, liegt der mittlere Phosphorgehalt bei über 3 g/kg TM. Der Gehalt an Kalium liegt typischerweise deutlich über 20 g/kg TM, teilweise sogar über 25 g/kg TM. Dies muss bei der Trockensteherfütterung dringend beachtet werden.

Trotz der Verzögerung des ersten Schnittes, konnte bei den Folgeschnitten gute Energie- und Nährstoffgehalte erzielt werden.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Wolfram Richardt
Leiter Landwirtschaftliches Untersuchungswesen
LKS – Landwirtschaftliche Kommunikations- und Servicegesellschaft mbH
E-mail: wolfram.richardt[at]lks-mbh.com


Ich bedanke mich bei den Ansprechpartnern in den Regionen:

Rheinland-Pfalz: Dr. Thomas Priesmann, Tel. 06561 9480435
Nordrhein-Westfalen: Lea Hoffmann, Tel. 02945 989734
Niedersachsen: Mara Lungershausen, Tel. 0441 801847
Bayern: Jennifer Brandl, Tel. 08161 86407413
Brandenburg: Bianka Boss, Tel. 033433 65660
Hessen: Stefanie Hoppe, Tel. 06621 9228-890

Stand: Dezember 2021