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Einsatz eines Fasermix beim Ferkel als faserreiches organisches Beschäftigungsmaterial
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Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung gibt seit dem 01.08.2021 unter anderem vor, dass jedes Schwein jederzeit Zugang zu gesundheitlich unbedenklichem und in ausreichender Menge vorhandenem organischen und faserreichen Beschäftigungsmaterial haben muss.

Aktuell wird diskutiert, ob auch faserreiche Futtermittel, wie die in der Sauenfütterung eingesetzten „Fasermixe“, als organische und faserreiche Beschäftigungsmaterialien eingesetzt werden könnten. In einem Fütterungsversuch mit Ferkeln wurde diese Fragestellung überprüft. Dabei interessierten vor allem die Auswirkungen auf die Aufnahme an Ferkelfutter.

Die Vorlage von faserreichem Beschäftigungsfutter ist mittlerweile in vielen Vermarktungsprogrammen vorgeschrieben

Versuchsdurchführung

Der Versuch wurde am Staatsgut Schwarzenau der Bayerischen Staatsgüter im Frühjahr 2021 (vor dem 01.08.2021) durchgeführt. Dazu wurden 192 Tiere nach Lebendmasse, Abstammung und Geschlecht ausgewählt und gleichmäßig auf folgende Versuchsgruppen aufgeteilt:

  • Separate Gabe von Fasermix (krümelig) als Beschäftigungsmaterial
  • Kontrolle, ohne organisches und faserreiches Beschäftigungsmaterial

Die Ferkel wurden auf Kunststoffspalten ohne Einstreu gehalten. Als Beschäftigungsmaterialien dienten Bite-Rites. Der Fasermix wurde täglich nach Bedarf in separate Tröge eingewogen. Vorhandene Reste wurden täglich zurückgewogen und dokumentiert.

In beiden Gruppen wurden die gleichen Futtermittel eingesetzt. Das Absetzfutter war eine Mischung aus 50 Prozent Getreide und 50 Prozent eines hochwertigen Ergänzungsfutters für Ferkel. Die anschließend eingesetzten Ferkelaufzuchtfutter basierten auf Getreide, Sojaextraktionsschrot, Mineralfutter, Sojaöl und Fumarsäure.

Der verwendete Fasermix setzte sich aus jeweils 30 Prozent Apfeltrester und Zuckerrübenschnitzelpellets, 24,5 Prozent Sojabohnenschalen, 15 Prozent Weizenkleie und 0,5 Prozent Pflanzenöl zusammen. Laut Deklaration wies er 24,7 Prozent Rohfaser auf.

Ergebnisse

Aufzuchtleistungen

In nachfolgender Tabelle sind die Leistungen, der Futterverbrauch und der Futteraufwand für beide Versuchsgruppen zusammengestellt. Dabei zeigte sich kein statistisch signifikanter Effekt der Fasermixvorlage.

Beschäftigungsfutter werden von Ferkeln gerne angenommen

Verbrauch an Fasermix

Im Mittel des Versuchs lag der Verbrauch an Fasermix bei 57 Gramm pro Tier und Tag. In nebenstehender Abbildung ist der Verbrauch an Fasermix im Verlauf des Versuchs dargestellt (rote Linie). Darüber hinaus zeigt Abbildung 1 den Verbrauch pelletierter, faserreicher Futter, die in vorausgegangenen Untersuchungen separat in Extratröge vorgelegt wurden. Der Verbrauch an Fasermix war vergleichbar mit dem von Luzernecobs oder pelletierten Trockenschnitzeln.

Abbildung 1: Verbrauch an separat vorgelegtem Fasermix und an vorgelegten, pelletierten faserreichen Futtermitteln (Preißinger et al, 2017, Preißinger et al, 2019)

Knappe 60 g wurden vom Fasermix pro Tag aufgenommen. Dies entspricht in etwa auch der Aufnahme anderer Beschäftigungsfutter

Kotbonitur

Auf die Bewertung der Kotbeschaffenheit zeigte der Fasermix als faserreiches organisches Beschäftigungsmaterial keinen Effekt. Der Kot der Ferkel wurde in beiden Versuchsgruppen im Mittel mit 2,0 als „normal“ beziehungsweise „unauffällig“ bewertet.

FAZIT

Die separate Vorlage eines Fasermix als faserreiches organisches Beschäftigungsmaterial verdrängte kein Ferkelfutter und hatte keinen Einfluss auf die Aufzuchtleistungen. Der Verbrauch an Fasermix lag bei knapp 60 Gramm pro Ferkel und Tag und war vergleichbar hoch wie bei separat vorgelegten Luzernecobs oder Trockenschnitzeln.

Wichtig ist, dass der Fasermix mehr als 20 Prozent Rohfaser aufweist, damit er als faserreiches organisches Beschäftigungsmaterial anerkannt werden kann. Was die Struktur betrifft, sollte er zumindest krümelig vorliegen, damit er das Kriterium "veränderbar" erfüllt.

Was die Kosten angeht, so konkurriert der Fasermix laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung mit Stroh, Heu, Sägemehl oder einer Mischung dieser Materialien. Andererseits wird bei parallelem Einsatz in der Sauenfütterung kein zusätzliches Lager beziehungsweise Silo für den Fasermix notwendig.

Gegenüber Stroh und Heu punktet der Fasermix mit geringeren Problemen bei der Entmistung. Was die Kosten betrifft, so wäre er mit pelletierten faserreichen Futtermitteln wie Gras- oder Luzernecobs beziehungsweise Trockenschnitzeln zu vergleichen.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Wolfgang Preißinger
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft
Dienstort Schwarzenau
D-97359 Schwarzach a. Main
Stadtschwarzacher Str. 18

E-mail: Wolfgang.Preissinger(at)LfL.bayern.de