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Viel Roggen für Mastschweine
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Das Düngerecht erhöht den Druck auf die Mastbetriebe, den Nährstoffanfall weiter zu senken. Für N-reduzierte Rationen bietet sich der Roggen wegen seines geringen Eiweißgehalts geradezu an. Preislich gesehen ist er häufig eine interessante Futterkomponente, allerdings begegnen immer noch viele Betriebe hohen Roggenanteilen im Schweinefutter mit einer gewissen Skepsis. Wie andere Getreidearten enthält auch der Roggen Kohlenhydrate, sogenannte Nicht-Stärke-Polysaccharide (NSP), die das Schwein mangels körpereigener Enzyme kaum verdauen kann. Größtenteils bestehen die NSP des Roggens aus Pentosanen. Diese wirken nachteilig, da sie die Energiekonzentration des Futters senken und hochverdauliche Nährstoffe umhüllen (Käfigeffekt).

Als ungünstig ist auch die Steigerung der Viskosität im Verdauungstrakt zu beurteilen, da sich dadurch die Passagerate des Futters verringert. Bei jüngeren Tieren sind diese Effekte ausgeprägter als bei älteren Schweinen. Mikrobiell erzeugte Enzyme können diese Nachteile mindern oder sogar beseitigen, indem sie die Pentosane spalten und dadurch die Nährstoffverdauung verbessern. Neue Forschungsergebnisse haben jetzt gezeigt, dass roggenbetonte Rationen positiv auf die Darmgesundheit und das Verhalten der Tiere wirken und die Abwehr von Krankheitserregern, z. B. Salmonellen, fördern. Da in einem vorausgegangenem Versuch der LWK Niedersachsen die mit Roggen gefütterten Schweine eine geringere Schlachtausbeute aufwiesen, sollte ein weiterer Versuch zeigen, ob sich dieser Effekt bestätigt.

Roggen enthalten größere Mengen an Pentosanen.

Versuchsdurchführung in der LPA Quakenbrück

In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden je 40 Ferkel (Pi x Topigs TN 70) nach Gewicht und Geschlecht auf zwei Futtergruppen verteilt und in Einzelbuchten gehalten. In beiden Gruppen wurde das Anfangsmastfutter RAM 2.1 bis 70 kg Lebendgewicht und anschließend das RAM 2.2 gefüttert. Das Kontrollfutter enthielt keinen Roggen, im Versuchsfutter stellte Roggen die einzige Getreidekomponente dar. Im RAM 2.1 betrug der Roggenanteil 55 % und im RAM 2.2 knapp 67 %. Den Roggenfuttern waren NSP-spaltenden Enzyme zugesetzt, und zwar 152 U Glucanase und 1220 U Xylanase. Die Trockenfütterung erfolgte ad libitum. In der Ferkelkaufzucht wurde kein Roggen eingesetzt. Die Prüfung umfasste den Gewichtsbereich von 29 bis 123 kg.

Die Untersuchungen wurden an der LPA Quackenbrück durchgeführt.

Tabelle 1: Zwei Futtergruppen

Die Futter sollten folgende Gehalte aufweisen:

Tabelle 2: Nährstoffgehalte der beiden Mischfutter (Planungsdaten)

Die Analysenbefunde stimmten mit den Sollwerten gut überein.

Tabelle 3: Futteranalysen

Ergebnisse

Die Schweine erzielten im Mittel 988 g Tageszunahmen, der Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,53 kg und der tägliche Futterverbrauch bei 2,50 kg. Während die höheren Tageszunahmen der Kontrollgruppe in der Anfangs- und Endmast nicht signifikant waren, konnte über die gesamte Mastperiode betrachtet der Unterschied von 35 g abgesichert werden. Die Differenz von 1.050 g (Kontrollgruppe) zu 1.005 g (Roggengruppe) bei den Zunahmen in der Endmast lag nur knapp über der Signifikanzgrenze. Der Futteraufwand je kg Zuwachs unterschied sich mit 2,51 kg (Kontrollgruppe) und 2,55 kg (Roggengruppe) nicht, auch beim täglichen Futterverbrauch gab es keine gesicherten Differenzen. Die geringeren Tageszunahmen der Roggengruppe wurden überwiegend durch die Kastraten verursacht.

Die Tiere der Roggengruppe nahmen leicht weniger zu als die Kontrolltiere.

Die Klassifizierung der Schlachtkörper erfolgte nach AutoFOM. Während die Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht gleich waren, wiesen die Kontrolltiere ein gesichert höheres Fleischmaß als die mit Roggen gefütterten Tiere auf. In der Roggengruppe fiel ein Tier wegen Entwicklungsstörungen vorzeitig aus.

Tabelle 4: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung

Die Berechnung der Futterkosten beruhte auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen in der Kontrollgruppe bei 62,86 € und in der Roggengruppe bei 62,37 €.

Fazit

In einem weiteren Mastversuch wurde überprüft, welche Leistungen mit roggenreichen Rationen erzielt werden können. Das Anfangsmastfutter der Versuchsgruppe enthielt 55 %, das Endmastfutter 67 % Roggen. Im Versuchsfutter war kein anderes Getreide enthalten, das Kontrollfutter war roggenfrei. Die Kontrollgruppe erzielt um 35 g höhere Tageszunahmen. Die Indexgewichte je kg Schlachtkörpergewicht waren gleich, hingegen wiesen die Kontrolltiere ein höheres Fleischmaß auf. Die Roggengruppe senkte die Futterkosten um 0,50 € je 100 kg Zuwachs. In einem vorherigen Versuch mit Topigs x Danzucht-Schweinen traten bei gleichen Roggenanteilen keine Unterschiede in der Mastleistung auf, hingegen war die Schlachtausbeute geringer.

DER DIREKTE DRAHT

Andrea Meyer
Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Tel: 051136654479
E-Mail: andrea.meyer (at) lwk-niedersachsen de

Stand: 7/2020