Bei stickstoff- und phosphorreduzierten Fütterungsstrategien für Mastschweine werden häufig höhere Gehalte an Lysin in der Mittel- und Endmast eingesetzt, als es die Richtwerte der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft von 2010 vorgeben
Sehr stark stickstoff- und phosphorreduzierte Fütterung von Mastschweinen mit erhöhten Gehalten an Lysin in der Mittel- und Endmast
Höhere Gehalte an Aminosäuren in den Rationen führen zwangsläufig auch zu höheren Futterkosten und wirken sich bei unveränderter Mast- und Schlachtleistung nachteilig auf die Wirtschaftlichkeit aus. In einem Fütterungsversuch mit Mastschweinen wurden deshalb unterschiedlich hohe Lysin- bzw. Aminosäuregehalte insbesondere im Mittel- und Endmastfutter mit der in Bayern vorherrschenden Genetik geprüft.
Der Versuch wurde am Staatsgut Schwarzenau der Bayerischen Staatsgüter durchgeführt. Dazu wurden 192 Tiere ausgewählt und auf zwei Versuchsgruppen aufgeteilt. Die Tiere wurden in 16 Buchten zu je 12 Tieren auf Betonspalten ohne Einstreu gehalten.
- A: Kontrolle: Anfangs-, Mittel- und Endmastfutter mit 10,5 Gramm, 9,5 Gramm und 8,5 Gramm Lysin pro Kilogramm
- B: Testgruppe: Anfangs-, Mittel- und Endmastfutter mit 11,0 Gramm, 10 Gramm und 9,5 Gramm Lysin pro Kilogramm
Die Versuchsrationen basierten auf Getreide, Sojaextraktionsschrot mit 44 Prozent Rohprotein und Mineralfuttermitteln mit unterschiedlichen Aminosäuregehalten. Der Versuch gliederte sich in drei Fütterungsphasen.
Die in der Tabelle angeführten Mineralfutter hatten folgende Aminosäure- und Mineralstoffgehalte (Angaben in Prozent)
- Mineralfutter A: 12 Lysin; 3 Methionin; 4,5 Threonin; 0,5 Tryptophan; 19 Kalzium; 1 Phosphor
- Mineralfutter B: 12 Lysin; 2 Methionin; 3,5 Threonin; 16 Kalzium; 0,1 Phosphor
- Mineralfutter C: 14 Lysin; 3 Methionin; 5,0 Threonin; 0,5 Tryptophan; 16,5 Kalzium; 1 Phosphor
Die kalkulierten Gehalte an umsetzbarer Energie, Rohprotein und Aminosäuren sind in nachfolgender Tabelle dargestellt.
Kalkulierte Nährstoffgehalte der Versuchsrationen (Angaben in Gramm beziehungsweise Megajoule pro Kilogramm bei 88 Prozent Trockenmasse)
Die ermittelten Gehalte an umsetzbarer Energie sowie die analysierten Rohprotein- und Aminosäuregehalte sind in nachfolgender Tabelle dargestellt.
Analysierte Nährstoffgehalte der Versuchsrationen (Angaben in Gramm beziehungsweise Megajoule pro Kilogramm bei 88 Prozent Trockenmasse)
Die Tageszunahmen waren im Mittel der Mast in beiden Versuchsgruppen mit knapp 900 Gramm auf einem guten Niveau. In der Anfangsmast ergaben sich mit Werten von 922 Gramm in Gruppe A und 911 Gramm in Gruppe B keine Unterschiede. In der Mittelmast unterschieden sich die Tageszunahmen mit 915 Gramm in Gruppe A und 967 Gramm in Gruppe B statistisch signifikant. In der Endmast wurden wiederum keine signifikanten Unterschiede festgestellt. In dieser Phase wurden in Gruppe A rund 837 Gramm und in Gruppe B trotz analytisch nachgewiesener besserer Aminosäureausstattung nur knapp 810 Gramm erreicht.
Der Verlauf der Lebendmasseentwicklung bis zum 1. Schlachttermin ist in nebenstehendem Liniendiagramm dargestellt.
Beim Futterverbrauch zeigten sich in allen Mastabschnitten und im Mittel der Mast keine statistisch abzusichernden Unterschiede. Im Mittel der Mast verbrauchten die Tiere beider Gruppen rund 2,6 Kilogramm pro Tag. In nebenstehendem Balkendiagramm ist der Verlauf des Futterverbrauchs während der Mast dargestellt.
Auch der Futteraufwand pro kg Zuwachs wurde in allen Mastabschnitten sowie über die gesamte Mast nicht signifikant beeinflusst. Im Mittel lag der Futteraufwand in beiden Gruppen bei etwa 2,9 Kilogramm pro Kilogramm Zuwachs.
Schlachtkörperbeurteilung
Beim bezahlungsrelevanten Schlachtkörperparameter Muskelfleischanteil war mit mittleren Werten von 60,6 beziehungsweise 60,7 Prozent kein Effekt der Fütterung zu erkennen. Das traf auch für alle weiteren untersuchten Schlachtkörpermerkmale zu. In beiden Gruppen ergaben sich nahezu gleiche mittlere Auszahlungspreise pro Kilogramm bei Anwendung einer in der Region typischen Abrechnungsmaske.
FAZIT
Die Ergebnisse des Versuchs zeigen, dass die Richtwerte der DLG von 2010 für die Gehalte an Aminosäuren bei einer Leistung von etwa 850 Gramm Tageszunahmen unter Nutzung bayerischer Genetik passend sind und es keiner weiteren Anpassungen in den späteren Mastabschnitten bedarf. Für höhere Leistungen sind weitere Versuchsanstellungen zu diskutieren.