Nach dem wochenlangen Abwärtstrend konnten sich die Rapskurse an der Pariser Börse zuletzt wieder berappeln. So verzeichnete der Fronttermin August 23 fünf Tage in Folge grüne Zahlen und gewann 44,50 auf 429,50 EUR/t. Partien der Ernte 24 schlossen am 06.06.2023 mit 434,75 EUR/t rund 35,50 EUR/t über dem Niveau der Vorwoche. Unterstützung kam dabei insbesondere von dem schwachen Eurokurs, welcher die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Partien auf dem Weltmarkt steigert. Hinzu kommen feste Rohöl- und Sojanotierungen, sowie die nach wie vor kritische Lage am Schwarzen Meer. Im Zuge dessen wurden auch die Großhandelspreise für Raps angehoben. Mit 443 EUR/t sind am 07.06.2023 franko Niederrhein bei erhöhtem Aufgeld (+2) rund 47 EUR/t mehr möglich als noch in der Woche zuvor. Franko Hamburg sind in der 23. KW für prompte Partien bei stabilen Prämien mit bis zu 425 rund 45 EUR/t mehr im Gespräch. Für Partien der Ernte 23 werden bis zu 445 EUR/t in Aussicht gestellt. Mit dem Plus in Paris bewegen sich die auch die Erzeugerpreise für Raps nach oben. Im Bundesdurchschnitt werden aktuell 383,60 EUR/t verlangt, 15,50 EUR/t mehr als noch in der Woche zuvor. Die Meldungen aus den einzelnen Bundesländern rangieren dabei in einer Spanne von 360-415 EUR/t. Zum Vorjahreszeitpunkt wurden noch 816 EUR/t gefordert, im Juni 21 waren es noch 527 EUR/t. Auch in der 23. KW kann sich der Handel am Rapsmarkt nicht beleben. Die Abgabebereitschaft der Erzeuger bleibt den anziehenden Kassapreisen zum Trotz weiterhin verhalten, steht jedoch auch einem geringen Kaufinteresse gegenüber. Ohnehin befindet sich kaum noch Raps der Ernte 22 in Erzeugerhand. Käufer verharren auch weiterhin in Zurückhaltung und warten die weitere Preisentwicklung ab. Auch die Abgabebereitschaft für Vorkontrakte der Ernte 23 bleibt gering. Zudem leiden die Feldbestände zunehmend unter der anhaltenden Trockenheit, besonders östlichen Regionen spitzt sich die Lage zu. Dort sind die letzten Niederschläge vor einigen Wochen gefallen. Die stabile Hochdruckwetterlage mit langanhaltendem Sonnenschein entzieht insbesondere den leichten Böden die Feuchtigkeit. Dennoch sind die meisten Rapsfeldbestände in Deutschland gut bis sehr gut entwickelt, benötigen in den kommenden Wochen in der ertragsbildenden Schotenfüllungsphase dringend Wasser.
Die Rapsschrotpreise können die Gewinne ausbauen. Am 06.06.2023 lagen die Forderungen für prompte Partien bei durchschnittlich 335 EUR/t. Im Vergleich zur Vorwoche ist das Plus von rund 15 EUR/t. Treibender Faktor ist die lebhafte Nachfrage nach prompten Partien. Deutschlandweit wird derzeit viel Ware gesucht, größere Mengen sind allerdings nicht mehr verfügbar. Partien der kommenden Saison sind momentan so gut wie gar nicht im Gespräch, das Kaufinteresse schwindend gering. Partien zur Lieferung ab August 23, sei es fob Niederrhein, Straubing oder Norddeutschland, kosten rund 60 EUR/t weniger als prompte Ware. Da stellt sich bei vielen Marktteilnehmern die Frage, in welche Richtung die Preisentwicklung geht, prompte Ware wird billiger, oder neuerntige teurer – oder bleibt es bei dieser kräftigen Abstufung? Die Preise für konventionelles und GVO-freies Sojaschrot legen ebenfalls zu, wenn auch nicht so deutlich wie Rapsschrot. Für Ware mit 44 % ProFett wurden am 06.06.2023 im Bundesdurchschnitt rund 446 EUR/t gefordert, 5 EUR/t mehr als noch eine Woche zuvor. GVO-freie Partien wurden jüngst für 506 EUR/t offeriert, damit wurden 4 EUR/t mehr verlangt als noch Mitte der 22. KW. Die Forderungen können das Niveau der Vorwoche überbieten und das, obwohl das überaus reichliche Angebot die derzeit geringe Nachfrage bei weitem übertrifft. Auch für die kommende Saison wird mit einem üppigen Angebot gerechnet, für die USA und Südamerika werden Rekordernten an Sojabohnen erwartet.
Am Markt für Rapsöl geht es nach der anhaltenden Preisschwäche der vergangenen Wochen wieder aufwärts. So werden prompte Partien fob deutscher Mühle aktuell für 825 EUR/t offeriert, ein Plus zur Vorwoche von 30 EUR/t. Damit bleiben die Forderungen dennoch deutlich unter dem Vorjahresniveau von 2.100 EUR/t. Anfang Juni 22 kostete Rapsöl noch mehr als doppelt so viel, nachdem das Kriegsgeschehen in Osteuropa die Sorge um einen globalen Angebotsengpass schürte und die Preise in ungeahnte Höhen trieb. Ausschlaggebend für die jüngste Aufwärtskorrektur waren insbesondere feste Rohstoffnotierungen an der Pariser Börse. Vor diesem Hintergrund wurden auch die Gebote für Rapsöl fob Niederlande angehoben. Für Partien zur Lieferung ab Juli werden aktuell 830 EUR/t in Aussicht gestellt und damit 30 EUR/t mehr als noch in der Woche zuvor.