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Maissilage 2020: Keine großen Unterschiede zum Vorjahr
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Den Milchkuhhalter und Bullenmäster interessieren bei den Maissilageergebnissen in erster Linie die Energie- und Stärkegehalte, um Rückschlüsse auf Sortenwahl, Schnittzeitpunkt und Fütterungseinsatz zu ziehen.

Den Fütterungsberater interessieren sämtliche den Futterwert bestimmende Parameter für die Rationsberechnung. Diese sind in der Tabelle 1 zusammengestellt und es zeigen sich zwar regionale Unterschiede, die jedoch im Vergleich zum Vorjahr nicht gravierend abweichen. Die Energiegehalte liegen mit 6,6 – 6,7 MJ NEL (außer Brandenburg mit 6,4 MJ) und um 11,0 MJ ME auf einem guten Niveau. Das zeigen die Auswertungen, die uns wiederum von Kolleginnen und Kollegen aus sieben Bundesländern zur Verfügung gestellt wurden.

In der Tabelle 2 sind jeweils die Ergebnisse des oberen und unteren Viertels der Proben nach dem Energiegehalt der Silage gegenübergestellt.

Tabelle 1: Maissilage 2020: Durchschnittswerte aus 7 Regionen

Bei den in der Tabelle 1 aufgeführten Durchschnittsergebnissen fällt zuerst auf, dass die Trockensubstanzgehalte in vielen Regionen im Vergleich zum Vorjahr wieder höher sind, aber noch in einem tolerierbaren Bereich, um eine ausreichende Verdichtung in den Silos zu gewährleisten.

Die Stärkegehalte als Kriterium der Kolbenausbildung sind in den meisten Regionen – Ausnahme Rheinland-Pfalz und Brandenburg – höher als im Vorjahr ohne das der Idealwert von 320 g je kg TM erreicht wird. Die ADF-Gehalte sind gegenüber dem Vorjahr in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen niedriger und in den anderen Regionen im Vergleich zum Vorjahr gleich bzw. höher. Dies macht sich nicht auf die Verdaulichkeit der organischen Substanz bemerkbar, die in den meisten Regionen höher als im Vorjahr bzw. gleich hoch ist. Hier wird schon deutlich, dass mehrere Parameter auf den Futterwert Einfluss nehmen.

In diesem Zusammenhang muss etwas ausführlicher auf die Energieschätzung in Maissilage eingegangen werden. Diese wird in diesem Jahr erstmals nach einer neuen Schätzformel der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) ermittelt. Die bisherige Schätzformel zur Berechnung der umsetzbaren Energie (ME) für Wiederkäuer wurde von der GfE mit neuen Datensätzen aus Verdaulichkeitsmessungen überprüft und überarbeitet. Damit werden genauere Energiegehalte mit sehr hoher Übereinstimmung mit den aus Verdauungsversuchen ermittelten Messungen erreicht. Ohne auf Einzelheiten einzugehen sollen hier die einzelnen Parameter ohne ihre Gewichtungsfaktoren aufgeführt werden. Es sind dies ELOS, ADF, Rohfett, Rohprotein und Rohasche, also durchaus auch Parameter, denen man in der Praxis nicht so eine Bedeutung zugesteht. Deshalb sollen hier die optimalen Grenzbereiche aufgeführt werden: Rohfett 30-35g, Rohprotein >80g und Rohasche <35g, alle Werte auf die Trockenmasse bezogen.

Der Rohaschegehalt wird u.a. durch die Schnitthöhe beeinflusst, der Rohfettgehalt durch den Kornanteil und der Rohproteingehalt durch die Restpflanze.

Die mit der neuen Schätzformel ermittelten durchschnittlichen Energiegehalte weichen kaum von den Vorjahreswerten ab.

Die Rohproteingehalte sind in der Tendenz etwas niedriger als im Vorjahr. Der relativ hohe nXP-Wert resultiert aus der möglichen Bakterienproteinsynthese aus Energie im Pansen. Der dafür fehlende Stickstoff kommt in den hohen negativen RNB-Werten zum Ausdruck. Insbesondere Proben mit höheren Stärkegehalten haben auch höhere negative RNB-Werte. In Maissilagerationen müssen deshalb Eiweißfuttermittel eingesetzt werden, die eine positive RNB aufweisen, z.B. Rapsextraktionsschrot mit +19 g und Sojaschrot mit +31 g. Um z.B. das Proteindefizit von 5 kg Maissilagetrockenmasse auszugleichen, müssen etwa 2,5 kg Rapsschrot eingesetzt werden. Je nach Rationszusammensetzung kann auch teilweise mit Harnstoff gearbeitet werden, hierbei sind allerdings bestimmte Anwendungsvoraussetzungen zu erfüllen.

Die ausgewiesenen Strukturwerte sind relativ niedrig, was bei der Rationsplanung zu beachten ist. Es ist allerdings auch nicht vordergründiges Ziel der Maissilagegewinnung, ein Strukturfuttermittel zu erzeugen, Maissilage soll in erster Linie Energie liefern!

Die Mineralstoffgehalte bestätigen, dass Maissilage Ca-arm ist. Die Phosphorgehalte sind mit 1,8 bis 2,3 g höher als im Vorjahr.

Tabelle 2: Maissilage 2020: Durchschnittswerte des oberen und unteren Viertels der Proben nach NEL

Über die Streubreite der Qualitätsunterschiede gibt die Tabelle 2 Auskunft, in der für die Regionen jeweils die Ergebnisse des oberen (=besseren) und unteren (=schlechteren) Viertels der Proben nach ihrem Energiegehalt gegenübergestellt sind. Eine solche Auswertung ist aussagekräftiger als die Angabe von Extremwerten, die sich jeweils auf Einzelproben und einzelne Kriterien beziehen.

Betrachtet man gleich die Energiegehalte. Die Unterschiede zwischen oberem und unterem Viertel betragen 0,4 bis 0,9 MJ NEL/kg TM. Während meistens die 0,5 MJ dominieren fallen die Werte in Sachsen und Brandenburg mit 0,7 und 0,9 MJ NEL auf. Eine Erklärung für diese Energiegehaltsdifferenzen findet sich einmal in den Unterschieden im Stärkegehalt, die besonders in Sachsen und Brandenburg mit 118 und 150 g je kg Trockenmasse zwischen oberem und unterem Viertel sehr hoch sind. Dies trifft auch für die Fasergehalte zu und beides lässt auf trockenheitsbedingte verspätete Ernte bereits abgetrockneter Pflanzen mit schwacher Kolbenausbildung schließen. Dafür sprechen auch die sehr hohen Trockenmassegehalte der Silage. Dies trifft in etwas abgeschwächter Form im Grunde auch für die anderen Regionen zu.

Zu beachten ist auch, dass die Strukturwirksamkeit der energiereichen Maissilage, gemessen am Strukturwert geringer als die der energieärmeren ist. Dies muß bei der Gesamtrationsgestaltung entsprechend berücksichtigt werden. Bei sehr hohen Maisanteilen in der Ration bietet sich in der Regel die Zugabe von geringen Strohgaben an.

FAZIT

Insgesamt ist die diesjährige durchschnittliche Maissilagequalität ähnlich wie im Vorjahr. Die in der Tabelle 2 dargestellte Schwankungsbreite der Ergebnisse ist in jeder der hier aufgeführten Regionen – allerdings in unterschiedlicher Größenordnung – festzustellen und spiegelt auch die unterschiedlichen Witterungssituationen im Einzugsbereich der einzelnen Regionen wider. Es ist deshalb besonders wichtig, die betriebseigene Maissilage untersuchen zu lassen, um einerseits ev. Rückschlüsse auf die Sortenwahl zu ziehen und zum anderen mit dieser in Verbindung mit anderen betriebseigenen Futtermitteln leistungsgerechte Rationen zusammenzustellen. Hierbei ist auch zu bedenken, dass bei der in der Regel im Betrieb vorhandenen Silagemenge eine einmalige Untersuchung nicht ausreicht. Die Untersuchungskosten sind nicht so hoch als dass man sich nicht mehrere Untersuchungen leisten könnte. Rationen müssen immer wieder angepasst werden, aktuelle Grobfutteranalysen sind hier sehr hilfreich.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Jürgen Weiß
E-Mail: rjweiss(at)gmx.de
Kassel
 

Ich bedanke mich bei den Ansprechpartnern in den Regionen:

Niedersachsen:    Maike Fritz, Tel.: 0441 - 801847
Nordrhein-Westfalen: Dr. Jana Denißen, Tel.: 02945 - 989-727 und 734
Hessen:       Thomas Bonsels, Tel.: 0561 - 7299275
Rheinland-Pfalz:  Dr. Thomas Priesmann, Tel.: 06561 - 9480435
Bayern:  Dr. Schuster und Jennifer Brandl, Tel.: 089 - 99141410 und 13
Sachsen: Dr. Richardt, Bereichsleiter LKS-Labore, Tel.: 037206 - 87-138
Brandenburg:  Bianka Boss, LKV Berlin-Brandenburg,  Tel.: 033433 - 656 60