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Lohnt es sich leichtere Ferkel mit besserem Futter zu versorgen?
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Aus der landwirtschaftlichen Praxis wird insbesondere bei großen Würfen von einer zunehmenden Anzahl leichter Ferkel (Geburtsgewicht <1 kg) berichtet. Zum Zeitpunkt des Absetzen ergeben sich somit Lebendmassen (LM), die zwischen 5 bis über 11 kg schwanken. In zwei Versuchen wurde deshalb untersucht, welche Wachstumskurven leichte Ferkel und schwere Ferkel bei gleicher (Versuch 1) und differenzierter Fütterung (Versuch 2) erzielen. Die Frage war: Können wir mit einer längeren Fütterung von Futter mit besserer Ausstattung für kleinere Ferkel das Auseinanderwachsen der Ferkel in der Ferkelaufzucht vermeiden?

Ferkelaufzucht in Schwarzenau

Hochwertiges Futter für Ferkel in den ersten beiden Aufzuchtwochen

Die Versuche gliederten sich in zwei Versuchsabschnitte mit jeweils drei Wochen Dauer. In Versuch 1 erhielten alle Tiere in beiden Versuchsabschnitten ein einheitliches Ferkelaufzuchtfutter (FAF) I und II. In Versuch 2 wurde den leichten Ferkeln in den ersten beiden Wochen nach dem Absetzten ein hochwertiges Futter vorgelegt. Ab der 3. Versuchswoche erhielten diese Tiere das FAF I und ab der 4. Woche das FAF II (vgl. Tabelle 1)

Tabelle 1: Zusammensetzung und kalkulierte Gehaltswerte (MJ bzw. g/kg Futter) der Rationen (Angaben bei 880 g TM)

Leichte und schwere Ferkel bringen unterschiedliche Aufzuchtleistungen

In Tabelle 2 sind die Lebendmasseentwicklung, die täglichen Zunahmen, die Futter- und Energieaufnahmen sowie die daraus errechneten Futter- und Energieeffizienzzahlen für beide Versuche dargestellt. Anders als in klassischen Fütterungsversuchen üblich waren für die Versuchsgruppen unterschiedliche Startbedingungen vorgegeben.

Tabelle 2: LM-Entwicklung, tägliche Zunahmen, Futterverbrauch und Futteraufwand (LSQ-Mittelwerte)

Was geschieht bei gleichem Futter?

Werden alle Ferkel mit dem gleichen Futter versorgt, nehmen die schwerer startenden Ferkel signifikant mehr zu (Abbildung 1) als die leichteren Ferkel. Die resultiert in erster Linie aus einer deutlich höheren Futteraufnahme. Über den gesamten Versuch betrachtet, ist dies ein Plus von 170 g/Tag. Damit ergibt sich ein Gewichtsunterschied am Ende der Ferkelaufzucht von 5,5 kg. In Abbildung 1 ist die LM-Entwicklung der Ferkel von Versuch 1 im Verlauf der Aufzucht dargestellt.

Leichte und schwere Ferkel wachsen in der Aufzucht bei gleichem Futter deutlich auseinander

Abbildung 1: Verlauf der LM-Entwicklung der Ferkel von Versuch 1

Hochwertiges Futter nicht überzeugend

Auch in Versuch 2 lagen die täglichen Zunahmen im Versuchsmittel in der Gruppe „schwer“ höher (Abbildung 2). Gegenüber Versuch 1 schrumpfte jedoch der Abstand zwischen den Gruppen um ca. 25 g auf 64 g (508 gegenüber 444 g täglichen Zunahmen). Der Abstand nach der Aufzucht betrug aber immer noch 4,5 kg zwischen leicht und schwer eingestallten Ferkeln. In Abbildung 2 ist die LM-Entwicklung der Ferkel von Versuch 2 im Verlauf der Aufzucht dargestellt.

In Tabelle 1 sind die Versuchsrationen sowie die kalkulierten Inhaltsstoffe aufgeführt.

Abbildung 2: Verlauf der LM-Entwicklung der Ferkel von Versuch 2

Die schweren Tiere verbrauchten im Durchschnitt knapp 130 g mehr Futter als ihre leichten Artgenossen (Abbildung 3).

Abbildung 3: Futterverbrauch der Ferkel im Verlauf von Versuch 2

FAZIT

Bei gleicher Fütterungsstrategie schnitten die zum Zeitpunkt des Absetzens leichten Ferkeln in der Aufzucht deutlich schlechter ab. Eine anfängliche LM-Differenz von 2 kg vergrößerte sich im Laufe der Aufzucht auf 5,5 kg. Insbesondere im 2. Fütterungsabschnitt vergrößerten sich die Unterschiede. Auch ein über zwei Wochen nach dem Absetzen eingesetztes höherwertiges Futter (Versuch 2) führte nicht zum gewünschten Erfolg. Eine LM-Differenz von etwa 1,8 kg vergrößerte sich im Laufe der Aufzucht auf immerhin noch 4,5 kg. Dazu kommen höhere Futterkosten durch das höherwertige Futter während der ersten 14. Tage von etwa 0,1 € pro kg Zuwachs. Neben einer speziellen Fütterungsstrategie leichter Ferkel zum Zeitpunkt des Absetzens erscheint eine gewichtsorientierte Futterumstellung zielführender als eine terminorientierte. Weitere Versuche mit unterschiedlich schweren Ferkeln sind notwendig bzw. bereits in Planung.

Weiter differenzierte Auswertungen sind dem ausführlichen Versuchsbericht auf der Homepage der LfL zu entnehmen.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Wolfgang Preißinger
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft

E-mail: Wolfgang.Preissinger[at]LfL.bayern.de

 

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