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Heimischer Sojakuchen in der Ferkelaufzucht – Teil 2
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Futtermittelqualität & Regionalität – Ein Zusammenspiel das sich lohnt

Der Einsatz von Sojaextraktionsschrot oder heimischem Sojakuchen wurde von Prof. Dr. Reinhard Puntigam und Dr. Julia Slama intensiv untersucht. Im ersten Teil präsentieren sie die Ergebnisse eines Ferkelfütterungsversuchs, bei dem unterschiedliche Mengen von Sojaextraktionsschrot durch heimischen Sojakuchen ersetzt wurden.

In diesem zweiten Teil des Fachbetrags stellen sie sich nun die Frage, ob auch der Vermahlungsgrad des Sojaextraktionsschrotes bzw. des Sojakuchens eine Auswirkung auf die biologischen Leistungen der Ferkel ausüben kann.

Optimierte Aufbereitung der Sojabohne

Ziel ist es, die thermische Behandlung von heimischen Sojabohnen zu optimieren, um den bestmöglichen Futterwert in der Rationsgestaltung zu garantieren. Folglich wurde im Rahmen zweier Ferkelversuche das Potential von behandeltem Sojakuchen im Vergleich zu Sojaextraktionsschrot an der landwirtschaftlichen Fachschule Hatzendorf getestet. Um eine optimale Behandlung des Kuchens zu gewährleisten, wurden zunächst vielfältigste Eigenschaften von Sojabohnen einer Sorte bestimmt. Anschließend erfolgte eine Behandlung mittels Schneckentoaster bei unterschiedlichen Zeit- und Temperatureinträgen an einer dezentralen Aufbereitungsanlage am Betrieb MH Agrarhandel GmbH. Hierzu wurde eine einheitliche Charge einer Sojabohnensorte (Atacama; Probstdorfer Saatzucht GmbH & CoKG; Österreich) bei ansteigenden Temperaturen (135, 150, 157, sowie 165°C) unter konstanter Behandlungsdauer mittels Schneckentoaster (KKT -R100; oil press GmbH & Co. KG; Deutschland) aufbereitet. Die Trypsininhibitoraktivität (TIA) sowie die KOH-Proteinlöslichkeit der prozessierten Sojakuchenvarianten wurde unter Nutzung der NIRS-Kalibration der Firma Evonik (Hanau, Deutschland) erfasst. Auf Basis dieser beiden Verarbeitungsparameter wurde jener Sojakuchen ausgewählt, der auch im darauffolgenden Fütterungsversuch Anwendung fand.

Die NIRS-analytisch ermittelten TIA und KOH-Proteinlöslichkeit der jeweiligen Behandlung der Sojabohnen sind in Tabelle 1 ausgewiesen. Mit zunehmendem Eintrag an Temperatur unter konstanter Behandlungsdauer konnte der Gehalt an TIA reduziert werden. Mit steigendem Grad an Denaturierung konnte eine reduzierte Löslichkeit des Proteins in KOH nachgewiesen werden.

Tabelle 1: Prozessqualität der aufbereiteten Sojakuchen analysiert mittels NIRS-Verfahren

Folglich wurde auf Basis von NIRS-Ergebnissen der Sojakuchenvarianten eine errechnete Optimalbehandlung nochmals durchgeführt. Dieser Sojakuchen wurde schlussendlich im nachstehenden Versuch eingesetzt

Sojakuchen statt Sojaextraktionsschrot – fein vs. grob vermahlen bei Ferkel

Der Zeitraum um die Absetzphase wie auch die ersten Wochen der Aufzucht zeigen einen maßgeblichen Einfluss auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Ferkels und legen in diesem Lebensstadium bereits die Basis für eine erfolgreiche Mast. Neben der gezielten Prozessierung der Sojabohne sowie der optimalen nährstofflichen Bewertung des Sojafuttermittels kann ebenfalls dessen Vermahlungsgrad positiven Einfluss üben. Durch die Reduktion der Partikelgröße im Zuge der Vermahlung wird eine deutliche Vergrößerung der Oberfläche erzielt, welche wiederum den Verdauungsenzymen verstärkt Angriffsfläche zum Abbau des Proteins liefern kann und somit dessen Verdaulichkeit steigern kann. Inhalt einer weiteren Fragestellung war, grob sowie fein vermahlenes Sojaextraktionsschrot durch grob bzw. fein vermahlenen optimiert prozessierten Sojakuchen innerhalb von Mais-Gersten-betonten Ferkelrationen zu ersetzen. Neben der Auswirkung der Vermahlung auf die Partikelgrößenverteilung der Rationen standen die tierische Leistungsfähigkeit der Ferkel im Fokus.

Auch Sojakuchen aus der rohen Sojabohne muss einer Wärmebehandlung unterzogen werden, um ihn an Schweine zu verfüttern.

Die Versuchsfuttermischungen (Tabelle 5) wiesen unvermahlenen (VG 1) sowie fein vermahlenem Sojaextraktionsschrot (48 % Rohprotein; VG 2) im Austausch gegen grob (VG 3) bzw. fein vermahlenem (VG 4) optimiert prozessierten Sojakuchen auf (siehe oben, TIA, 1,0 mg/g; KOH-Proteinlöslichkeit 79,9%). Die grobe Vermahlung des jeweiligen Sojafuttermittels erfolgte unter Nutzung einer Sieblochgröße von 6,5 mm und wurde einer feinen Vermahlung von 2,5 mm gegenübergestellt. Die weiteren Komponenten der Basalmischung (BM; Mais, Gerste, etc.) wurden mittels 3,5 mm Sieblochgröße vermahlen. Bei diesem Fütterungsversuch erfolgte kein Einsatz von Kartoffeleiweiß und der Gehalt an Rohprotein bzw. der Aminosäuren wurde reduziert, um die nährstoffliche Stärke des Sojakuchens hervorzuheben.

Tabelle 5: Zusammensetzung der Futtermischungen

Die Vermahlung des Sojafuttermittels mit einem 2,5 mm Sieb führt gegenüber einem 6,5 mm Sieb zu einem rund 35% kleineren Durchschnittspartikel (dMEAN: Durchschnittspartikel; rd. 300 µm; ∆ %). Dieser Unterschied ist folglich ebenfalls in den Versuchsfuttermischungen ersichtlich, wobei die zu Grunde liegende Basalmischungen (BM, vor der Integration der Sojafuttermittel) der jeweiligen Vergleichsgruppen VG 1 und VG 2 sowie VG 3 und VG 4 ident war und somit keinen Einfluss übt.

Die Vermahlungsfeinheit in der Mühle wurde durch unterschiedliche Siebe eingestellt

Tabelle 6: Partikelgrößenverteilung (%, Anteile Partikelgrößen)

Auch in diesem Versuch stimmen die analysierten Energie- und Nährstoffgehalte auf Basis der NIRS-Abschätzung mit den kalkulierten Werten gut überein (Tabelle 7).

Tabelle 7: Analysierte Nährstoffe der Ferkelrationen

Für diesen Fütterungsversuch wurden ebenfalls 48 Ferkel mit einem durchschnittlichen Gewicht von ca. 9 kg zu je 6 Tieren in 8 Boxen an der LFS Hatzendorf aufgestallt. In den ersten beiden Wochen nach dem Absetzen erhielten alle Ferkel für die Dauer von 2 Wochen ein einheitliches Ferkelabsetzfutter. Danach wurden die 4 Versuchsfutterrationen für den Zeitraum von 6 Wochen angeboten.

In Tabelle 5 sind die Leistungsdaten der Ferkel veranschaulicht. Der Einsatz von grob bzw. fein vermahlenem Sojakuchen im Austausch gegen Sojaschrot beeinflusste die tägliche Zunahme (Tgz) sowie den Futteraufwand (FV) nicht. Hinsichtlich des Futterverbrauchs wiesen jene Ferkel der VG 2, die fein vermahlenem Sojaschrot aufnahmen, über den gesamten Versuchszeitraum den geringsten Futterverbrauch aus.

Mit zunehmender Feinheit der Sojavermahlung sank der Futterverbrauch der Ferkel

Tabelle 8: Wichtigste Leistungsdaten aus dem Fütterungsversuch

FAZIT

  • Die Ergebnisse zeigten unabhängig der Vermahlung, dass Sojaschrot durch optimiert prozessierten Sojakuchen ohne Leistungseinbußen ausgetauscht werden kann.
  • Die feinere Vermahlung zeigte hingegen keinen Effekt auf die Leistung, jedoch sank der Futterverbrauch mit zunehmender Feinheit.

DER DIREKTE DRAHT

Prof. Dr. Reinhard Puntigam
Telefon: +49 (0) 2921-378 3817
E-Mail: puntigam.reinhard@fh-swf.de

Dr. Julia Slama
Tel.: +49 (0) 381-498 3325
E-Mail: Julia.Slama[at]uni-rostock.de