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Fütterungsstrategien bei Restriktionen für das Verbringen beziehungsweise das Schlachten von Schweinen
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Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich in Europa weiter aus. Mittlerweile ist sie in Deutschland angekommen. So ist im Falle des Ausbruchs der ASP beim Wildschwein das Verbringen von Schweinen aus den eingerichteten Restriktionszonen strikt reglementiert.

So ist zum Beispiel ein Verbringen von Schweinen aus dem "Gefährdeten Gebiet" grundsätzlich verboten. In einem Versuch wurden deshalb Fütterungsstrategien für den Fall getestet, dass Schweine für eine bestimmte Zeit (zum Beispiel 40 Tage) nicht transportiert werden dürfen. Auch bei Sperrung von Schlachthöfen infolge von Infektionsschutzmaßnahmen ist gegebenenfalls eine Verlängerung der Mast notwendig.

Afrikanische Schweinepest bedroht nicht nur Outdoorschweine

Versuchsdurchführung

Der Versuch wurde am Staatsgut Schwarzenau der Bayerischen Staatsgüter durchgeführt. Dazu wurden 96 Mastläufer nach Lebendmasse, Abstammung und Geschlecht ausgewählt und gleichmäßig auf folgende vier Versuchsgruppen aufgeteilt.

  • A: keine „ASP-Sperre“, durchgehende Standardfütterung
  • B: „ASP-Sperre“ bei 60 Kilogramm Lebendmasse: Standardfütterung bis 60 Kilogramm Lebendmasse, danach Absenkung der umsetzbaren Energie im Futter; Mastende bei 120 Kilogramm Lebendmasse
  • C: „ASP-Sperre“ bei 90 Kilogramm Lebendmasse: Standardfütterung bis 90 Kilogramm Lebendmasse, danach Absenkung der umsetzbaren Energie im Futter; Mastende bei 120 Kilogramm oder mehr Lebendmasse
  • D: „ASP-Sperre“ bei 105 Kilogramm Lebendmasse: Standardfütterung bis 105 Kilogramm Lebendmasse, danach Absenkung der umsetzbaren Energie im Futter; Mastende bei mehr als 120 Kilogramm Lebendmasse

Der Versuch gliederte sich in drei Fütterungsphasen (30 bis 60, 60 bis 90 und 90 bis 120 Kilogramm Lebendmasse. In Gruppe D wurde die letzte Phase nochmals unterteilt und ab 105 Kilogramm Lebendmasse das energiereduzierte Futter eingesetzt. Die Futterzuteilung erfolgte über Abrufstationen mit integrierter Futterverwiegung für das Einzeltier. Die LM wurden wöchentlich am Einzeltier erfasst und zur Berechnung der täglichen Zunahmen sowie des Futteraufwands für das Einzeltier genutzt. Bei Erreichen von etwa 120 Kilogramm Lebendmasse beziehungsweise 40 Tage nach der letzten Futterumstellung wurden die Mastschweine im Versuchsschlachthaus Schwarzenau geschlachtet.

Versuchsrationen

Die Versuchsrationen basierten auf Getreide, Sojaextraktionsschrot mit 44 Prozent Rohprotein und Mineralfutter. Zur Absenkung der umsetzbaren Energie wurden 25 Prozent eines Fasermixes im Austausch gegen Getreide und Sojaextraktionsschrot eingemischt. Dadurch wurde eine Absenkung der umsetzbaren Energie von 13 Megajoule auf 11,5 Megajoule pro Kilogramm Futter erreicht.

In nachfolgender Tabelle sind die ermittelten beziehungsweise analysierten Gehalte an umsetzbarer Energie, an Rohfaser, an den Detergenzienfaserfraktionen aNDFom und ADFom sowie an Rohprotein und Lysin der Versuchsrationen dargestellt.

Abrechnungsmaske

Die Schlachtgewichte und die Muskelfleischanteile wurden mit einer in Bayern verbreiteten Abrechnungsmaske verglichen. Der optimale Gewichtsbereich lag zwischen 84 und 110 Kilogramm Schlachtgewicht. Der Basispreis errechnete sich bei 57 Prozent Muskelfleischanteil. Die Systemgrenzen lagen zwischen 84 und 120 Kilogramm Schlachtgewicht bei 61 Prozent Muskelfleischanteil. Unter 84 Kilogramm Schlachtgewicht wurden maximal 57 Prozent Muskelfleischanteil berücksichtigt.

Ergebnisse

Mastleistungen und Futterverbrauch

In nachfolgender Tabelle sind die Mastdauer, der Futterabruf, die Aufnahme an umsetzbarer Energie sowie der Lebendmassezuwachs angeführt.

In nebenstehender Grafik sind die täglichen Zunahmen, der Futterverbrauch pro Kilogramm Zuwachs sowie der Verbrauch an umsetzbarer Energie für die einzelnen Gruppen im Mittel des Versuchs dargestellt.

Abbildung 1: Mastleistungen im Versuch

Signifikante Unterschiede bei den einzelnen Parametern sind dabei mit unterschiedlichen Hochbuchstaben gekennzeichnet.

  • Tägliche Zunahmen: Diese lagen in Gruppe A lagen bei 795 Gramm. Bei Verfütterung der energiereduzierten Rationen ab 60 beziehungsweise 90 kg Lebendmasse ergaben sich 781 beziehungsweise 793 Gramm. Wurden fast schlachtreife Tieren rund 40 Tage länger gemästet (Gruppe D), beliefen sie sich auf 753 Gramm
  • Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs: Es ergaben sich im Versuchsmittel Werte von 2,84 und 2,92 Kilogramm in den Gruppen A und C sowie über 3 Kilogramm in den Gruppen B und D
  • Aufwand an umsetzbarer Energie pro Kilogramm Zuwachs: Es errechneten sich im Versuchsmittel Werte von 36 Megajoule (Gruppen B und C), 37 Megajoule (Gruppe A) und 38 Megajoule (Gruppe D).

Der Futterverbrauch pro Tier in den einzelnen Mastabschnitten und im Versuchsmittel verdeutlicht nebenstehendes Schaubild. Signifikante Unterschiede in den einzelnen Mastphasen sind dabei mit unterschiedlichen Hochbuchstaben gekennzeichnet.

Abbildung 2: Futterverbrauch in den einzelnen Mastabschnitten

Bis 60 Kilogramm Lebendmasse wurden in allen Gruppen rund 58 Kilogramm Futter pro Tier verbraucht. In der Mittelmast war der Futterverbrauch in Gruppe B mit Energiereduzierung ab 60 Kilogramm Lebendmasse mit knapp 87 Kilogramm am höchsten. In den Gruppen A, C und D lag der Futterverbrauch zwischen 78 und 83 Kilogramm.

Auch in der Endmast bis 105 Kilogramm Lebendmasse war der Futterverbrauch in Gruppe B mit 60 Kilogramm gegenüber rund 55 Kilogramm in allen weiteren Gruppen erhöht.
Aufgrund der zum Teil deutlich längeren Mastdauer ab 105 Kilogramm Lebendmasse wurden im letzten Mastabschnitt in Gruppe C 68 Kilogramm und in Gruppe D 106 Kilogramm Futter pro Tier verbraucht. Demgegenüber lag der Futterverbrauch in den Gruppen A und B mit 51 und 54 Kilogramm deutlich niedriger. Während der gesamten Mastversuchs wurde in der Kontrollgruppe A mit 241 Kilogramm am wenigsten Futter verbraucht. In den Gruppen B und C lag der Futterverbrauch zwischen 260 und 264 Kilogramm. In Gruppe D ergab sich ein Futterverbrauch von über 300 Kilogramm pro Tier.

Der Futterverbrauch in Gruppe D war im Endmastbereich deutlich höher

Schlachtkörperbeurteilung und Verteilung der Schlachtgewichte

Die Schlachtkörperbeurteilung ist für die einzelnen Gruppen in nachfolgender Tabelle zusammengestellt. Aufgrund der höheren Stallendgewichte in Gruppe D war das Schlachtgewicht in dieser Gruppe mit knapp 104 Kilogramm signifikant höher als in allen anderen Gruppen und Werten zwischen 94 und 98 Kilogramm. Auch bei Beurteilungskriterien, die auf den höheren Schlachtgewichten beruhten, zeigten sich signifikante Unterschiede. Nicht signifikant beeinflusst waren hingegen die Ausschlachtung, das Speckmaß, der Muskelfleischanteil sowie der Fleischanteil im Bauch.

Die Schlachtgewichte aller Tiere der Kontrollgruppe A lagen im optimalen Bereich. In den Gruppen B und C waren 8 beziehungsweise 4 Prozent der Schlachtkörper leichter als gefordert. Zu hohe Gewichte traten in diesen Gruppen nicht auf. Vergleiche auch nebenstehende Grafik.

Abbildung 3: Schlachtgewichte der einzelnen Versuchsgruppen

Anders in Gruppe D mit der längeren Mastdauer. Hier lagen 91 Prozent der Schlachtkörper im optimalen Bereich, schwerer als erwünscht waren 9 Prozent. Außerhalb der Systemgrenze war kein Schlachtkörper.

Über die angeführte Abrechnungsmaske wurde der Auszahlungspreis pro kg Schlachtgewicht berechnet. Aufgrund der vorliegenden Systemgrenzen waren die Auszahlungspreise in den Gruppen vergleichbar. Die längere Mastdauer hatte diesbezüglich keinen negativen Effekt. Zwischen 43,5 Prozent (Gruppe C) und 66,7 Prozent (Gruppe A) der Schlachtkörper hatten einen Muskelfleischanteil von über 61 Prozent, der nicht mehr honoriert wurde.

Die längere Mast hatte kaum Auswirkungen auf die Schlachtkörperqualität

FAZIT

Bei Transportverboten aufgrund von Maßnahmen zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest oder bei mittel- und kurzfristigen Schließungen von Schlachthöfen können nahezu schlachtreife Schweine noch rund 40 Tage mit energiereduzierten Rationen weitergemästet werden, ohne dass die Tiere allzu sehr verfetten. Es wird dabei aber rund 25 Prozent mehr an Futter verbraucht. Auch wenn die energiereduzierten Rationen preiswerter sein sollten – Faserkomponenten sind meist aber auch teuer – ergeben sich nicht nur in Zeiten hoher Futtermittelpreise deutlich höher Futterkosten pro Tier. Demgegenüber stehen nur geringfügige Mehrerlöse durch die schwereren Schlachttiere. Die angeführten Fütterungsstrategien können zur Verlustminimierung und zur Aufrechterhaltung der Versorgung der Tiere (Tierwohl) bei den angeführten Situationen beitragen.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Wolfgang Preißinger
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft
Dienstort Schwarzenau
Stadtschwarzacher Str. 18
D-97359 Schwarzach a. Main

E-mail: Wolfgang.Preissinge(at)LfL.bayern.de