Ferkelaufzucht mit unterschiedlichem Vermahlungsgrad von Getreide
Fein und grob vermahlenes Getreide
Bei der Futterherstellung für Ferkel stellt sich immer wieder die Frage nach der "idealen" Schrotfeinheit des Getreides. Eine eindeutige Aussage ist schwierig, es kommt dabei auf die Rahmenbedingungen im Einzelbetrieb an. Egal ob feiner oder gröber geschrotet werden soll, die für die Fütterung Verantwortlichen müssen ihre Schrotanlage kennen und die für ihre Tiere passende Mahlfeinheit gezielt herstellen. So wurden bei gröberer Futterstruktur beziehungsweise bei einer weniger intensiven Vermahlung des Futters weniger Magenulcera in der drüsenlosen oberen Magenregion, eine Verminderung des Salmonellen-Druckes sowie ein günstiger Einfluss auf die Kotbeschaffenheit beobachtet. Grundsätzlich kann mit gröberem Futter gastroenteralen Erkrankungen vorgebeugt und damit der Tierarzneimitteleinsatz reduziert werden.
Nachdem rund 10 Jahre seit dem letzten Fütterungsversuch mit grob oder fein vermahlenem Getreide beim Ferkel vergangen sind, sollten die Auswirkungen des Vermahlungsgrades von Getreide auf die Leistung und das Tierwohl wieder einmal beleuchtet werden.
Der Versuch wurde am Staatsgut Schwarzenau durchgeführt. Dazu wurden 192 Tiere gleichmäßig nach Abstammung, Geschlecht und Lebendmasse ausgewählt und auf 2 Gruppen aufgeteilt.
- Gruppe A, grobe Vermahlung des Getreides (6 Millimeter Sieblochdurchmesser)
- Gruppe B, feine Vermahlung des Getreides (3 Millimeter Sieblochdurchmesser)
Die Ferkel wurden in 16 Buchten mit jeweils 12 Tieren gehalten. Die Futterzufuhr erfolgte für jede Behandlungsgruppe über eine separate Spot-Mix-Fütterungsanlage. Die Futtermengen wurden täglich pro Bucht, die Lebendmassen wöchentlich am Einzeltier erfasst. In der Woche nach dem Absetzen wurde ein spezielles Absetzfutter eingesetzt. Ab der zweiten Versuchswoche kam ein Ferkelaufzuchtfutter I und ab der vierten Versuchswoche ein Ferkelaufzuchtfutter II zum Einsatz. Die Futtermischung waren mit Ausnahme der Schrotfeinheit in beiden Versuchsgruppen gleich.
Die Partikelgrößenverteilung wurde mittels eines Siebturms mit Sieblochdurchmessern von 0,2 bis 3,15 Millimeter bestimmt.
Partikelgrößenverteilung
Die Partikelgrößenverteilung ist in nachfolgender Tabelle zusammengestellt. Für das Absetzfutter und das Ferkelaufzuchtfutter I konnte der Einsatz der unterschiedlichen Siebe bestätigt werden.
Anders war es beim Ferkelaufzuchtfutter II. Hier waren die Partikel bis 0,5 Millimeter und bis 1,0 Millimeter bei größerem Siebdurchmesser sogar etwas höher. Die ganz feinen Bestandteile waren aber mit 2,2 Prozent gegenüber 3,9 Prozent niedriger.
Kotbeschaffenheit
Im Mittel des Versuchs wurde der Kot in den Buchten von Gruppe A mit 2,7 etwas weicher bewertet als der in den Buchten von Gruppe B und der Note 2,3. Dies war insbesondere auf Bewertungen von 3,1 in Gruppe A und von 1,8 in Gruppe B nach der ersten Versuchswoche zurückzuführen. Aufgrund des niedrigen Futterverbrauchs in dieser Phase dürfte die Schrotfeinheit nicht in erster Linie dafür verantwortlich sein.
Im weiteren Versuchsverlauf wurde in beiden Gruppen der Kot in den Buchten im Mittel mit 2,5 als noch „normal“ bzw. unauffällig bewertet.
In nachfolgender Tabelle sind die Aufzuchtleistungen angeführt. Im Mittel des Versuchs zeigte sich kein signifikanter Effekt des verwendeten Mühlensiebs auf die Tageszunahmen, den Futterverbrauch sowie den Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs.
FAZIT
Die Verwendung eines Mühlensiebs mit größerem Lochdurchmesser (6 statt 3 Millimeter) bei der Futterherstellung führte zu keinen negativen Auswirkungen auf die Aufzuchtleistungen. Die Tageszunahmen waren mit rund 520 Gramm in beiden Gruppen nahezu gleich hoch. Während sich im ersten Aufzuchtabschnitt bei den jüngeren Tieren noch signifikant höhere Tageszunahmen bei Verwendung des kleineren Lochdurchmessers zeigten, wurden im zweiten Aufzuchtabschnitt bei dieser Sieblochung signifikant niedrigere Tageszunahmen beobachtet.
Auf den Futterverbrauch zeigte sich weder in den einzelnen Fütterungsphasen noch im Mittel der Aufzucht ein signifikanter Effekt. Auch beim Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs zeigte sich im Mittel des Versuchs kein signifikanter Effekt des verwendeten Siebs. Lediglich in Aufzuchtphase 1 war der Futteraufwand bei Verwendung der 3 Millimeter Sieblochung signifikant niedriger. Wie auch in einem früher durchgeführten Versuch waren die Unterschiede insgesamt gering.
Die einschlägige Literatur belegt, dass gröberes Schroten für die Magen- und Darmgesundheit von Vorteil ist. Die Ergebnisse des vorliegenden Versuchs zeigen, dass es dadurch auch zu keinen Leistungseinbußen kommt.
Wie aus früheren Versuchen abgeleitet, gilt weiterhin, dass die Einstellung der Schrotfeinheit keine einmalige Angelegenheit ("Werkseinstellung der Mühle"), sondern von ständiger Wichtigkeit und Dringlichkeit für selbstmischende Betriebe ist.