Ergebnisse der Grassilage Ernte 2024 (1. Schnitt)
Der erste Schnitt der Grassilageernte 2024 wird seit einiger Zeit verfüttert oder ist in einigen Fällen bereits aufgebraucht. Die Ergebnisse der durchgeführten Analysen des 1. Schnittes des vergangenen Jahres lassen folgende Rückschlüsse auf die Qualität zu und decken womöglich Optimierungspotentiale für die Planung der diesjährigen Silierkampagne auf.
Trockensubstanz
Der Trockensubstanzgehalt liegt im Mittel zwischen 35% und 31% und damit über dem Niveau des Vorjahres. Die höchsten Werte zeigten sich in Brandenburg mit 41%. Die Silagen in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Sachsen weisen dagegen deutlich niedrigere Trockensubstanzgehalte auf (36%, 37% und 35%). Silagen mit hohen Trockensubstanzgehalten sind schwerer zu verdichten und anfälliger für die Bildung von Hefen und Schimmelpilzen.
Energiegehalt
Der Energiegehalt der Grassilagen liegt in den meisten Bundesländern mit 6,1 – 6,3 MJ NEL/kg TM leicht unter dem Niveau des Vorjahres und damit immer noch deutlich unter dem Optimum (6,4 – 6,8 MJ NEL/kg TS) für Grassilagen, welche an laktierende Rinder verfüttert werden soll. Die Ausnahmen bilden hier die Grassilagen in Brandenburg, Sachsen und Rheinland-Pfalz (5,7, 5,8, und 5,8 MJ NEL/kg TM). Die großen Reserven bei der Erzeugung von hochwertigen Grassilagen zeigen sich auch bei den 25% „schlechtesten“ Silagen. Hier liegen die mittleren Energiegehalte zwischen 5,0 und 5,7 MJ NEL/kg TM (Tab. 2). Der Abstand zu den 25% besten Silagen beträgt immerhin bis zu 1,6 MJ NEL/kg TM. Hintergrund ist der in vielen Fällen (witterungsbedingte) zu späte Schnitt. Mit diesen Energiegehalten sind die Silagen zwar noch sehr gut im Jungrinderbereich einsetzbar, nicht jedoch bei laktierenden Kühen. Eine Ergänzung mit energiereichen Konzentraten ist hier zwingend notwendig, wenn auch teurer.
Rohproteingehalt
Der Rohproteingehalt liegt in diesem Jahr mit 125 – 163 g/kg TM auf dem Niveau der Vorjahre. Am besten schneiden die Silagen in Brandenburg, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern ab. Hier liegt der Mittelwert bei 163, 155 bzw. 150 g/kg TM. Vor allem die energiearmen Silagen liegen bei kleiner 13% Rohprotein in der Trockensubstanz (Tab. 2, 104 – 137 g/kg TM). Das bedeutet, dass bei diesen Silagen auch im Jungrinder- und Trockensteherbereich Rohprotein zugefüttert werden muss. Der niedrigere Gehalt ist in vielen Fällen auf den zu späten Erntezeitpunkt zurückzuführen. Rohprotein ist ein wertbestimmender Inhaltsstoff für Grassilagen und relativ teuer im Zukauf. Ziel sollten 160 – 180 g/kg TM sein, wenn Grassilage an laktierende Kühe verfüttert werden soll. Hier liegt für viele Betriebe in diesem Jahr eine große Herausforderung, zumal die Kosten für den Zukauf von Rohprotein hoch sind. Neben einer regelmäßigen Futtermittelanalytik, Rationsberechnung und einem strengen Fütterungscontrolling sollten auch Strategien zur Proteinabsenkung in der Ration in Betracht gezogen werden (N-angepasste bzw. N-reduzierte Fütterung). Die Ausnahme bilden hier die Silagen aus Brandenburg, wo auch die energieärmeren Silagen noch einen Rohproteingehalt von 143 g/kg TM aufweisen.
Fasergehalt
Der Fasergehalt (Rohfaser, ADFom, NDFom) liegt auf dem Niveau der Vorjahre (vgl. Tab. 1). Der auf Grund eines zu späten Erntetermins leicht zu hohe Fasergehalt erleichtert bei der Rationsberechnung zwar die Absicherung der notwendigen Mengen an strukturwirksamer Faser, erschwert aber die Energieversorgung und eine hohe Futteraufnahme. Die niedrigsten NDF Gehalte weisen die Proben in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Hessen mit 428, 441 und 454 g NDFom/kg TM auf. Bei den 25% besten Silagen liegt der Mittelwert bei 394 – 464 g NDFom/kg TM. Ein Hinweis, dass das Gras zum optimalen Zeitpunkt geschnitten wurde. Hier ergeben sich bei der Rationsberechnung weniger Probleme, die Versorgung mit strukturwirksamer Faser und die Energieversorgung abzusichern.
Zuckergehalt
Der Zuckergehalt ist mit 44 – 74 g/kg TM auf dem Niveau des Vorjahres. Dies ist durchaus positiv zu sehen, da Zucker ein wichtiger Energielieferant für die Pansenbakterien ist. Die höchsten Werte zeigten sich in Niedersachsen, Brandenburg und Hessen (74, 73 und 70 g/kg TM). Die Silagen in Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern weisen dagegen deutlich niedrigere Zuckergehalte auf (50 und 44 g/kg TM). Bei den 25% besten Silagen liegt der Mittelwert bei 68 – 101 g (Tab.2). Bei Zuckergehalten >100 g/kg TM kann es bei der Rationsberechnung zu Restriktionen kommen. Ursache für den hohen Zuckergehalt ist der sehr frühe Schnitt und ein hoher Anteil an modernen Gräsern.
Tab.2: Futterwert der Grassilagen 1. Aufwuchs 2024, oberes und unteres Viertel der Proben sortiert nach dem Energiegehalt

Rohaschegehalt
Der Rohaschegehalt liegt mit 84 – 110 g/kg TM in einem normalen Gehalt und ohne größere Unterschiede zwischen den Regionen. Dies gilt auch für den Rohaschegehalt der 25% besten 25% schlechtesten Silagen. Dies zeigt, das es weitestgehend gelungen ist, dass Grüngut sauber einzufahren.
Mineralstoffgehalte
Der Gehalt an Mineralstoffen ist unauffällig und entspricht einer typischen Grassilage. Der Phosphorgehalt ist mit über 3 g/kg TM hoch und ermöglicht damit in vielen Fällen einen Verzicht auf ein Phosphorergänzung der Ration. Bei den 25% schlechtesten, also spät geschnittenen Silagen liegt der mittlere Phosphorgehalt bei 3,0 g/kg TM und teilweise darunter (2,7 – 4,2 g/kg TM, Tab. 2). Dies kann dazu führen, dass bei dem Einsatz einer solchen Silage wieder auf ein P-reiches Mineralfutter zurückgegriffen werden muss. Die Ausnahme bilden die Silagen in Bayern mit 4,2 g P/kg TM (Tab. 2). Der Gehalt an Kalium liegt typischerweise deutlich über 25 g/kg TM (Ausnahme Brandenburg mit 20 g/kg TM). Dies muss bei der Trockensteherfütterung beachtet werden.
Nur in wenigen Regionen konnte im Mittel mit >6,2 MJ NEL/kg TM ein optimaler Energiegehalt erzielt werden. Viele Silagen liegen deutlich darunter, mit der Folge, dass die fehlende Energie durch den Einsatz von Konzentraten ausgeglichen werden muss. Nach wie vor ist auch der Rohproteingehalt mit <16% deutlich zu niedrig. Dies muss bei der Rationsgestaltung berücksichtigt werden. Bei Silagen mit einem schlechten und sehr schlechten Konserviererfolg können Restriktionen in der Einsatzmenge notwendig sein. Dies ist mit dem Fütterungsberater und gff. Tierarzt abzustimmen.
DER DIREKTE DRAHT
Dr. Wolfram Richardt
Leiter Landwirtschaftliches Untersuchungswesen
LKS – Landwirtschaftliche Kommunikations- und Servicegesellschaft mbH
E-mail: wolfram.richardt(at)lks-mbh.com
Ich bedanke mich bei den Ansprechpartnern in den Regionen:
Rheinland-Pfalz: Dr. Thomas Priesmann, Tel. 06561 9480435
Nordrhein-Westfalen: Dr. Christian Böttger, Tel. 02945 989727
Niedersachsen: Werner Müller, Tel. 0441 801850
Brandenburg: Bianka Boss, Tel. 033433 65660
Mecklenburg-Vorpommern: Dr. Sandra Hoedtke, Tel. 0381 2030724
Bayern: Jennifer Brandl, Tel. 08161 86407413
Hessen: Stefanie Hoppe, Tel. 06621 9228-890