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Ergebnisse der Grassilage Ernte 2022
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Der ersten Schnitte der Grassilageernte 2022 sind abgeschlossen und werden bereits verfüttert. Die durchgeführten Analysen der Grassilagen des 1. Schnittes lassen folgende Rückschlüsse auf die Qualität zu.

Trockensubstanz

Der Trockensubstanzgehalt liegt im Mittel zwischen 34 % und 39 % und damit deutlich über den Werten des Vorjahres. Die höchsten Werte zeigten sich in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz (38 % und 39 %). Die Silagen in Bayern und Sachsen weisen dagegen deutlich niedrigere Trockensubstanzgehalte auf (34 % und 36 %). Silagen mit hohen Trockensubstanzgehalten sind schwerer zu verdichten und anfälliger für die Bildung von Hefen und Schimmelpilzen.

Energiegehalt

Der Energiegehalt der Grassilagen liegt in den meisten Bundesländern im Vergleich zum Vorjahr deutlich höher (6,1–6,4 MJ NEL/kg TM) und damit deutlich näher am Optimum (6,4–6,8 MJ NEL/kg TS) für Grassilagen, welche an laktierende Rinder verfüttert werden soll. Die Ausnahme bilden hier die Grassilagen in Brandenburg (5,6 MJ NEL/kg TM). Die großen Reserven bei der Erzeugung von hochwertigen Grassilagen zeigen sich auch bei den 25 % „schlechtesten“ Silagen. Hier liegen die mittekleren Energiegehalte zwischen 4,9 und 5,9 MJ NEL/kg TS (Tab. 2). Der Abstand zu den 25 % besten Silagen beträgt immerhin 1 MJ NEL/kg TM. Hintergrund ist der in vielen Fällen (witterungsbedingte) zu späte Schnitt. Mit diesen Energiegehalten sind die Silagen zwar noch sehr gut im Jungrinderbereich einsetzbar, nicht jedoch bei laktierenden Kühen. Eine Ergänzung mit energiereichen Konzentraten ist hier zwingend notwendig, wenn auch teuer.

Rohproteingehalt

Der Rohproteingehalt liegt in diesem Jahr mit 135–148 g/kg TM deutlich über den Werten des Vorjahres (125–151 g/kg TM). Am besten schneiden, wie auch im Vorjahr, die Silagen in Brandenburg ab. Hier liegt der Mittelwert bei 148 g/kg TM. Vor allem die energiearmen Silagen liegen bei kleiner 13 % Rohprotein in der Trockensubstanz (Tab. 2, 115–130 g/kg TM). Das bedeutet, das bei diesen Silagen auch im Jungrinder- und Trockensteherbereich Rohprotein zugefüttert werden muss. Der niedrigere Gehalt ist in vielen Fällen auf den zu späten Erntezeitpunkt zurückzuführen. Rohprotein ist ein wertbestimmender Inhaltssoff für Grassilagen und relativ teuer im Zukauf. Ziel sollten 160 bis 180 g/kg TM sein, wenn Grassilage an laktierende Kühe verfüttert werden soll. Hier liegt für viele Betriebe in diesem Jahr eine große Herausforderung, zumal die Kosten für den Zukauf von Rohprotein deutlich gestiegen sind. Neben einer regelmäßigen Futtermittelanalytik, Rationsberechnung und einem strengen Fütterungscontrolling sollten auch Strategien zur Proteinabsenkung in der Ration in Betracht gezogen werden (N-angepasste bzw. N-reduzierte Fütterung).

Tab.1: Futterwert der Grassilagen 1. Aufwuchs

Fasergehalt

Aufgrund eines häufig optimalen Erntetermins liegen die Fasergehalte (Rohfaser, ADFom, NDFom) unter denen der Vorjahre (vgl. Tab. 1). Dies erleichtert bei der Rationsberechnung die Absicherung der Energieversorgung, bei gleichzeitiger Absicherung der notwendigen Mengen an strukturwirksamer Faser und einer hohen Futteraufnahme. Die niedrigsten Fasergehalte weisen die Proben in Nordrhein-Westfalen mit 222 g Rohfaser/kg TM bzw. 410 g NDFom/kg TM auf. Bei 25 % besten Silagen liegt der Mittelwert bei 190 g Rohfaser/kg TM. Ein Hinweis, dass das Gras sehr zeitig geschnitten worden. Hier ergibt sich bei der Rationsberechnung dann das Problem die Versorgung mit strukturwirksamer Faser abzusichern.

Zuckergehalt

Der Zuckergehalt ist mit 57–87 g/kg TM deutlich höher als im Vorjahr. Dies ist durchaus positiv zu sehen, da Zucker ein wichtiger Energielieferant für die Pansenbakterien ist. Eine Ausnahme bilden hier die Proben aus Niedersachsen wo der Zuckergehalt im Mittel bei nur 37 g/TM liegt (Tab.1). In Nordrhein-Westfalen liegt der Mittelwert für den Zuckergehalt bei 120 g/kg TM bei den 25 % besten Silagen (Tab.2). Hier kann es bei der Rationsberechnung zu Restriktionen kommen. Ursache für den hohen Zuckergehalt ist der sehr frühe Schnitt.

Rohaschegehalt

Der Rohaschegehalt liegt mit 84–100 g/kg TM in einem normalen Gehalt und ohne größere Unterschiede zwischen den Regionen. Dies gilt auch für den Rohaschegehalt der 25 % besten 25 % schlechtesten Silagen. Dies zeigt, dass es weitestgehend gelungen ist, dass Grüngut sauber einzufahren.

Mineralstoffgehalte

Der Gehalt an Mineralstoffen ist unauffällig und entspricht einer typischen Grassilage. Der Phosphorgehalt ist mit über 3 g/kg TM hoch und ermöglicht damit in vielen Fällen einen Verzicht auf ein Phosphorergänzung der Ration. Bei den 25 % schlechtesten, also spät geschnittenen, Silagen liegt der mittlere Phosphorgehalt unter 3,2 g/kg TM (2,6–3,2, Ausnahme Bayern mit 4,1 g/kg TM, Tab. 2). Dies kann dazu führen, dass bei dem Einsatz einer solchen Silage wieder auf ein P-reiches Mineralfutter zurückgegriffen werden muss. Der Gehalt an Kalium liegt typischerweise deutlich über 25 g/kg TM. Dies muss bei der Trockensteherfütterung beachtet werden.

Die aufgrund eines flächendeckend optimalen Erntezeitpunktes bei der Ernte des ersten Schnittes, haben viele Silagen einen optimalen Energie- und Nährstoffgehalt. Nach wie vor ist jedoch der Rohproteingehalt deutlich zu niedrig. Dies muss bei der Rationsgestaltung berücksichtigt werden. Bei Silagen mit einem schlechten und sehr schlechten Konserviererfolg können Restriktionen in der Einsatzmenge notwendig sein. Dies ist mit dem Fütterungsberater und gff. Tierarzt abzustimmen.

Tab.2: Futterwert der Grassilagen 1. Aufwuchs 2022, oberes und unteres Viertel der Proben sortiert nach dem Energiegehalt

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Wolfram Richardt
Leiter Landwirtschaftliches Untersuchungswesen
LKS – Landwirtschaftliche Kommunikations- und Servicegesellschaft mbH
E-mail: wolfram.richardt[at]lks-mbh.com


Ich bedanke mich bei den Ansprechpartnern in den Regionen:

Rheinland-Pfalz: Dr. Thomas Priesmann, Tel. 06561 9480435
Nordrhein-Westfalen: Lea Hoffmann, Tel. 02945 989734
Niedersachsen: Mara Lungershausen, Tel. 0441 801847
Bayern: Jennifer Brandl, Tel. 08161 86407413
Brandenburg: Bianka Boss, Tel. 033433 65660

Stand: November 2022

Foto: Countrypixel - stock.adobe.com