Einsatz von Weißen Lupinen (Lupinus albus) beim Ferkel, 2. Durchgang
Süßlupinen wurden in zahlreichen Fütterungsversuchen mit Schweinen getestet und sind mittlerweile als Eiweißfuttermittel sowohl in der konventionellen wie auch ökologischen Rationsgestaltung etabliert (Weber et al., 2020; Meyer und Vogt, 2015). Aufgrund ihrer Anfälligkeit gegenüber Anthraknose, einer Pilzkrankheit, kann es im Lupinenanbau insbesondere bei feuchter Witterung zu Totalausfällen kommen.
Auch bei den züchterisch toleranteren blauen Lupinensorten können Verluste bis zu 30 % Prozent auftreten. In den letzten Jahren wurden insbesondere bei den Weißen Lupinen (Lupinus albus) zwei Neuzüchtungen zugelassen, die sich durch eine hohe Anthraknosetoleranz auszeichnen. Eine davon ist die Sorte Frieda, die von den Landwirtschaftlichen Lehr- und Versuchsanstalten Triesdorf gezüchtet wurde. Diese aus Bayern stammende Sorte wurde in einem ersten Fütterungsversuch mit 5 % (Ferkelaufzuchtfutter I) und 10 % (Ferkelaufzuchtfutter II) getestet (Preißinger et al., 2024).
Die Einsatzmengen orientieren sich dabei an einem vorausgegangenen Versuch (Preißinger et al., 2017). In vorliegender Untersuchung wurde der Einsatzumfang der Weißen Lupine auf 2,5 % (Ferkelaufzuchtfutter I) und 5 % (Ferkelaufzuchtfutter II) festgelegt. Währen die Gesamtalkalkaloide der Weißen Lupine im vorhergehenden Versuch noch bei 0,061 % lagen, betrugen sie in vorliegender Untersuchung 0,1437 %.
Versuchsdurchführung
Der Fütterungsversuch mit Weißen Lupinen wurde von April bis Mai 2024 am Ausbildungs- und Versuchszentrum des Staatsguts Schwarzenau der Bayerischen Staatsgüter durchgeführt. Dazu wurden 192 schwanzkupierte Ferkel der Rasse Pi x (DL x DE) nach Lebendmasse (LM), Abstammung und Geschlecht ausgewählt und gleichmäßig auf folgende Gruppen aufgeteilt.
- „Kontrolle“, Sojaextraktionsschrot als alleiniges Eiweißfuttermittel
- „Lupinen“, Weiße Lupinen (Lupinus albus) mit 2,5 % bzw. 5,0 % Rationsanteil
Zu Versuchsbeginn waren die Ferkel im Mittel vier Wochen alt und wogen ca. 7,9 kg. Der Versuch gliederte sich in zwei Fütterungsabschnitte von jeweils drei Wochen Dauer. In den einzelnen Phasen wurden Ferkelaufzuchtfutter (FAF) mit unterschiedlichen Rohprotein- und Aminosäuregehalten eingesetzt (s. Tabelle 1). Die Ferkel wurden in 16 Buchten zu je 12 Tieren auf Kunststoffspalten ohne Einstreu gehalten. Als Beschäftigungsmaterial gemäß Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung diente Heu in Raufen.
Ferkelaufzuchtfutter
Die FAF beider Gruppen basierten auf Getreide, Sojaextraktionsschrot (SES), Mineralfutter, Sojaöl und Fumarsäure (siehe Tabelle 1). In der Versuchsration wurde der Weizen- und SES-Gehalt zugunsten der Weißen Lupine reduziert, die in der ersten Phase 5% und in der zweiten Phase 10% der Ration ausmachte.
Tabelle 1: Zusammensetzung und mit Zifo 2 kalkulierte Nährstoffgehalte der Versuchsrationen (Angaben pro kg bei 88 % TM)

Statistische Auswertung
Die statistische Auswertung wurde mit Hilfe des Statistikprogramms SAS® Studio (SAS Institute Inc., Cary, NC, USA) mit der Prozedur GLM durchgeführt. Im Modell wurden als fixe Effekte bei den Leistungsparametern die Behandlung, das Geschlecht und die Abstammung sowie die Interaktion von Behandlung und Geschlecht berücksichtigt. Aufgrund der Gruppenfütterung konnte beim Futterverbrauch, Futteraufwand sowie der Stickstoff- und Phosphoraufnahme nur die Behandlung berücksichtigt werden.
Alkaloidgehalte der Weißen Lupine
Die Alkaloidgehalte der getesteten Weißen Lupinen sind in Tabelle 2 zusammengestellt. Mit einem Gesamtalkaloidgehalt von 0,1437 % überschritten sie den Richtwert von <0,05 % für bitterstoffarme „Süßlupinen“ (Böhm et al., 2016) deutlich.
Futteranalysen
Die analysierten Nährstoffgehalte und die Gehalte an ME der eingesetzten Futtermischungen sind in Tabelle 3 zusammengestellt. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden diese auf Trockenfutter mit 88 % TM korrigiert.
Die analysierten Gehalte an Rohfaser, Rohfett, Rohprotein, Lysin, Methionin, Cystin, Tryptophan und Phosphor stimmten im Rahmen ihrer ASR gut mit den vorab kalkulierten Werten überein. Im FAF II der Kontrollgruppe lag der Rohaschegehalt nur knapp außerhalb des ASR. Bei Kalzium lagen lediglich die Gehalte der beiden Ferkelfuttermischungen mit Lupinen höher als kalkuliert und außerhalb der ASR. Bei der Aminosäure Valin lagen die Gehalte der beiden Ferkelfutter I niedriger und außerhalb der ASR.
Tabelle 3: Analysierte Nährstoffgehalte der Weißen Lupine sowie der Versuchsrationen (Angaben pro kg bei 88 % TM)

Aufzuchtleistungen
In Tabelle 4 sind die Lebendmasseentwicklung, die täglichen Zunahmen, der Futterverbrauch, die kalkulierten Aufnahmen an ME sowie die daraus errechneten Futter- und Energieeffizienzkennzahlen dargestellt.
Die LM der Tiere unterschieden sich signifikant zwischen den beiden Futtergruppen nach der ersten, vierten, fünften und sechsten Versuchswoche.
Tabelle 4: LM-Entwicklung, tägliche Zunahmen, Futter- und ME-Verbrauch sowie Futter- und ME-Effizienz (LS-Means)

In der ersten Phase des Versuchs ergab sich mit 296 g (Kontrolle) und 275 g (Lupinen) noch kein signifikanter Effekt auf die täglichen Zunahmen. In der zweiten Phase waren die täglichen Zunahmen der Tiere in der Kontrollgruppe signifikant höher als in der Lupinengruppe. Die Tiere der Kontrollgruppe nahmen durchschnittlich 686 g pro Tag zu, die der Lupinengruppe erreichten 649 g pro Tag. Auch im Versuchsmittel ergab sich mit 486 g (Kontrolle) und 457 g (Lupinen) ein signifikanter Unterschied bei den täglichen Zunahmen.
In den ersten drei Wochen des Experiments unterschied sich der Futterverbrauch pro Tier und Tag mit 408 g (Kontrolle) und 370 g (Lupinen) noch nicht signifikant. Im weiteren Verlauf nahmen die Tiere der Kontrollgruppe signifikant mehr Futter pro Tag auf als die der Lupinengruppe (1048 g vs. 964 g). Auch im Mittel des Versuchs lag der Futterverbrauch mit 720 g in der Kontrollgruppe signifikant höher als in der Lupinengruppe mit 660 g.
Der Einsatz von 2,5 bzw. 5% Weißer Lupinen führte zu signifikant schlechterer Futteraufnahme und Zunahmen.

Die kalkulierte Aufnahme an ME pro Tier und Tag war in der ersten Versuchshälfte in beiden Gruppen vergleichbar (5,5 vs. 4,9 MJ). Diese stieg in der Kontrollgruppe gegenüber der Lupinengruppe in der 2. Versuchsphase signifikant an (13,8 vs. 12,7 MJ). Somit betrug im Versuchsmittel die kalkulierte ME-Aufnahme in der Kontrollgruppe 9,5 MJ, während sie in der Lupinengruppe bei 8,7 MJ pro Tier und Tag lag. Dieser Unterschied war signifikant.
Bei Futteraufwand bzw. Aufwand an ME pro kg Zuwachs zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen.
Die Abbildung 2 veranschaulicht den Futterverbrauch pro Tier und Tag der beiden Versuchsgruppen vom Absetzen bis zum Ende des Experiments.
Stickstoff- und Phosphorsaldierung
Im Mittel wurde in der Kontrollgruppe mit 774 g mehr Stickstoff pro Tier aufgenommen als in der Versuchsgruppe (714 g). Der Unterschied ließ sich mit p=0,055 nur ganz knapp nicht mehr statistisch absichern. Bedingt durch den höheren Zuwachs war der Stickstoffansatz in der Kontrollgruppe um 34 g pro Tier höher als in der Kontrollgruppe (517 g vs. 483 g). Daraus errechnete sich eine numerisch höhere Stickstoffausscheidung von 257 g in der Kontrollgruppe gegenüber einer N-Ausscheidung in Höhe von 231 g in der Lupinen-Gruppe.
Der Phosphoransatz unterschied sich mit 104 g bzw. 92 g zwischen den Gruppen nur numerisch, auch die Phosphoraufnahme ließ sich mit 148 g zu 143 g nicht absichern. Daraus errechnete sich eine Phosphorausscheidung von ca. 45 g pro Tier in beiden Gruppen. Einen Überblick über die Stickstoff- und Phosphorsaldierung gibt Tabelle 5.
Medikamentöse Behandlungen, Kotkonsistenz und Schwanzbeißen
Kurz nach Versuchsbeginn mussten alle Tiere aufgrund von Durchfall medikamentös behandelt. Darüber hinaus wurde in jeder Gruppe jeweils ein Tier wegen Fuß- bzw. Hüftproblemen behandelt.
Keinen Effekt zeigte die Fütterung von Weißen Lupinen auf die Kotbeschaffenheit. Der Kot der Ferkel wurde in beiden Versuchsgruppen im Mittel mit 2,2-2,3 als „normal“ bzw. „unauffällig“ bewertet. Mit 3,0 wurde nach der 1. Versuchswoche in beiden Gruppen ein weicherer Kot vorgefunden (siehe medikamentöse Behandlungen). Im weiteren Versuchsverlauf normalisierte sich die Kotkonsistenz in beiden Gruppen wieder.
Schwanzbeißen wurde in keiner der 16 Buchten beobachtet.
FAZIT
Die Einsatzrate von 2,5 % (FAF I) und 5 % (FAF II) Weißer Lupinen führte bei Ferkeln zu einem signifikant niedrigeren Futterverbrauch und niedrigeren Tageszunahmen gegenüber einer Kontrollgruppe mit Sojaextraktionsschrot. Die Weißen Lupinen wiesen einen Gesamtalkaloidgehalt von 0,1437 % in der TM auf. Aufgrund neuerer Fütterungsversuche mit Weißen Lupinen wurden 2025 separate Einsatzempfehlungen für Weiße und Blaue Lupinen in der Schweinefütterung formuliert (Weber et al., 2025). Dabei wurden die Einsatzempfehlungen beim Ferkel zunächst bei 5 % belassen.
Falls der Gesamtalkaloidgehalt von Weißen Lupinen nicht bekannt ist, sollte auf den Einsatz von Weißen Lupinen verzichtet werden.



