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Einsatz von Dinkelspelzen als Faserergänzung beim Ferkel
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1. Einleitung

Aufgrund der verstärkten Nachfrage nach Dinkelmehl steigt die Anbaufläche von Dinkel in Deutschland kontinuierlich an. Wurden in Deutschland 2014 noch rund 55.000 ha angebaut, so lag die Anbaufläche ein Jahr später schon bei ca. 100.000 ha (Siedler 2015). Nach Angaben des Thüringer Landesamtes für Landwirtschaft und Ländlicher Raum (TLLR) wurden 2021 in Deutschland ca. 150.000 ha Dinkel angebaut. In Bayern belief sich 2023 die Anbaufläche von Dinkel auf rund 36.000 ha (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, 2024).

Dinkel, der auch als Spelzweizen bezeichnet wird, benötigt im Gegensatz zum freidreschenden Weich- und Hartweizen zur weiteren Verarbeitung einen zusätzlichen Arbeitsgang (Rellen bzw. Schälung), um die Körner von der Hüllspelze zu trennen. Wie Emmer und Einkorn wird Dinkel im Spelz geerntet.

Je nach Sorte bewegt sich der Spelzenanteil zwischen 20 und 30 % (Urbatzka und Cais, 2011). Bei der Entspelzung von Dinkel fallen etwa 65–70 % Körner und 25–30 % Hüllspelzen an. Diese können in der Schweinefütterung als Faserträger eingesetzt werden (Sommerfeld et al., 2020). In einem Fütterungsversuch mit Ferkeln wurden Dinkelspelzen als Faserträger getestet.

2. Versuchsdurchführung

Der Fütterungsversuch mit Dinkelspelzen wurde am Ausbildungs- und Versuchszentrum des Staatsguts Schwarzenau der Bayerischen Staatsgüter (BaySG) durchgeführt. Dazu wurden 192 schwanzkupierte Ferkel der Rasse Pi x (DL x DE) nach Lebendmasse (LM), Abstammung und Geschlecht ausgewählt und gleichmäßig auf folgende Gruppen aufgeteilt.

  • Kontrollgruppe: 2 % Fasermix in der Ration
  • Dinkelgruppe: 2 % Dinkelspelzen in der Ration

Zu Versuchsbeginn waren die Ferkel im Mittel 28 Tage alt und wogen ca. 8,3 kg. Der Versuch gliederte sich in zwei Fütterungsabschnitte von einer Dauer von 3 Wochen. In den einzelnen Phasen wurden Ferkelaufzuchtfutter (FAF) mit unterschiedlichen Rohprotein- und Aminosäuregehalten eingesetzt (s. Tabelle 1). Die Ferkel wurden in 16 Buchten zu je 12 Tieren auf Kunststoffspalten ohne Einstreu gehalten. Da es sich um einen Versuch zur Faserversorgung handelte, dienten Baumwoll- und Sisalstricke als Beschäftigungsmaterialien gemäß Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung. Die Ermittlung des Futterverbrauchs erfolgte täglich für jede Bucht über eine Spotmix Waage- und Transporteinheit. Die LM der Ferkel wurden wöchentlich immer zur gleichen Zeit am Einzeltier erfasst und zur Berechnung der täglichen Zunahmen genutzt.

Während des Versuchs wurde der Kot einmal in der Woche bonitiert (Note 1 = hart bis 4 = wässrig). Die Futtermischungen wurden mit dem Programm Zifo2 (Zielwert-Futter-Optimierung) der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) berechnet, in der Versuchsmahl- und Mischanlage Schwarzenau hergestellt und im Futtermittellabor der Abteilung Laboranalytik der LfL in Grub analysiert. Analysierte und kalkulierte Nährstoffgehalte wurden anhand ihrer Analysenspielräume abgeglichen. Die Schätzung der umsetzbaren Energie (ME) erfolgte anhand der Mischfutterformel. Die Stickstoff (N)- und Phosphor (P)-Saldierung wurde nach den Vorgaben der DLG von 2014 durchgeführt.

2.1. Rationen und eingesetzte Futtermittel

2.1.1. Ferkelaufzuchtfutter
Die FAF beider Gruppen basierten auf Getreide, Sojaextraktionsschrot (SES), Mineralfutter, Sojaöl und Fumarsäure (siehe Tabelle 1). Die Rationen unterschieden sich lediglich in Bezug auf die Faserergänzung. Während die Ration der Kontrollgruppe 2 % Fasermix enthielt, wurden in der Dinkelgruppe 2 % Dinkelspelzen in die Ration gegeben.

Der Fasermix setzte sich aus jeweils 30 % Apfeltrester und Zuckerrübenschnitzelpellets, 24,5 % Sojabohnenschalen, 15 % Weizenkleie sowie 0,5 % Pflanzenöl zusammen. Laut Deklaration enthielt dieser pro kg u.a. 247 g Rohfaser, 87 g Rohprotein, 4,1 g Kalzium, 3,0 g Phosphor und 5,6 g Lysin. Analysiert wurden 237 g Rohfaser, 109 g Rohprotein, 4,9 g Kalzium, 3,3 g Phosphor und 5,3 g Lysin pro kg bei 88 % TM. Darüber hinaus wurden noch 1,4 g Methionin, 4,2 g Threonin sowie 1,3 g Tryptophan pro kg bei 88 % TM ermittelt.

Tabelle 1: Zusammensetzung und mit Zifo2 kalkulierte Nährstoffgehalte der Versuchsrationen (Angaben pro kg bei 88 % TM)

2.2 Medikamentöse Behandlungen

Während des Versuchs wurden ein Tier der Kontroll- und neun Tiere der Dinkelgruppe medikamentös behandelt. Hauptursachen waren Hüft- bzw. Schulterprobleme sowie Ferkelruß. Wegen des Ferkelrußes musste jeweils eine komplette Bucht der Kontroll- und Dinkelgruppe behandelt werden. Insgesamt ein Tier der Kontroll- und vier Tiere der Dinkelgruppe fielen vor Versuchsende aus. Schwanzbeißen wurde in keiner der 16 Buchten beobachtet.

3. Ergebnisse

3.1 Futteranalysen

Die analysierten Nährstoffgehalte und die Gehalte an ME der eingesetzten Futtermischungen sind in Tabelle 2 zusammengestellt. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden diese auf Trockenfutter mit 88 % TM korrigiert. Insgesamt zeigten sich gegenüber der Kalkulation keine größeren Unterschiede bzw. Abweichungen bei den analysierten Inhaltsstoffen zwischen dem Futter der Kontroll- und der Dinkelgruppe. Lediglich beim Kalzium wurden in beiden Gruppen höhere und außerhalb des Analysenspielraums liegende Kalziumgehalte analysiert. Aus Tabelle 2 gehen zudem die analysierten Inhaltsstoffe der eingesetzten Dinkelspelzen hervor.

Dinkelspelzen enthalten 36 % Rohfaser

Tabelle 2: Ausgewählte analysierte Nährstoffgehalte der Dinkelspelzen und der Versuchsrationen (Angaben pro kg bei 88 % TM)

3.2. Aufzuchtleistungen

In Tabelle 3 sind die täglichen Zunahmen, der Futterverbrauch, die kalkulierten Aufnahmen an ME, die daraus errechneten Futter- und Energieeffizienzkennzahlen sowie die N- und P-Saldierung dargestellt. Abbildung 1 veranschaulicht die LM-Entwicklung der Tiere während des Versuchs.

In den ersten drei Wochen nach dem Absetzen zeigte sich in der Dinkelgruppe mit 390 g bzw. 5,0 MJ gegenüber 467 g bzw. 6,3 MJ in der Kontrollgruppe ein signifikant verminderter Futterverbrauch bzw. eine signifikant verminderte Aufnahme an ME pro Tier und Tag. Auch in der 2. Versuchshälfte lag der Futterverbrauch bzw. die Aufnahme an ME beim Einsatz von Dinkelspelzen niedriger, wenn auch statistisch nicht absicherbar. Im Mittel des Versuchs wurde mit 728 g bzw. 9,6 MJ pro Tier und Tag in der Dinkelgruppe signifikant weniger Futter verbraucht bzw. weniger an ME aufgenommen als in der Kontrollgruppe mit 807 g bzw. 10,8 MJ.

Auch die täglichen Zunahmen lagen in den ersten drei Wochen nach dem Absetzen in der Dinkelgruppe mit 290 g gegenüber 317 g in der Kontrolle signifikant niedriger. In der 2. Versuchshälfte und im Mittel der Aufzucht lagen die täglichen Zunahmen in der Kontrollgruppe ebenfalls höher, wenn auch nicht signifikant. Im Mittel der Aufzucht wurden zwischen 488 g (Dinkelgruppe) und 506 g (Kontrolle) an täglichen Zunahmen erreicht.

Durch den Einsatz von Dinkelspelzen konnte der Futteraufwand in der Ferkelfütterung signifikant verbessert werden

Der Futter- bzw. ME-Aufwand pro kg Zuwachs war in beiden Phasen und im Mittel des Versuchs in der Dinkelgruppe signifikant niedriger. Im Mittel der Aufzucht belief sich der Futteraufwand bzw. der Aufwand an ME pro kg Zuwachs in der Kontrollgruppe auf 1,59 kg bzw. auf 21,3 MJ und in der Dinkelgruppe auf 1,49 kg bzw. auf 19,6 MJ.

Tabelle 3: LM-Entwicklung, tägliche Zunahmen, Futter- und ME-Verbrauch, Futter- und ME-Effizienz sowie Stickstoff- und Phosphorsaldierung (LS-Means)

Abbildung 1: Verlauf der LM-Entwicklung der Ferkel während des Versuchs

Abbildung 2 veranschaulicht den Futterverbrauch der beiden Versuchsgruppen vom Absetzen bis zur Aufstallung in die Mast.

Abbildung 2: Futterverbrauch der Ferkel in den einzelnen Versuchswochen

3.2 Stickstoff- und Phosphorsaldierung

Im Mittel wurde in der Kontrollgruppe mit 877 g signifikant mehr N pro Tier aufgenommen als von der Dinkelgruppe (728 g). Demgegenüber war der N-Ansatz pro Tier in beiden Gruppen auf ähnlichem Niveau. Daraus errechnete sich eine signifikant unterschiedliche N-Ausscheidung von 345 g in der Kontroll- und von 215 g in der Dinkelgruppe.

Auch die P-Aufnahme unterschied sich mit 156 g bzw. 141 g zwischen den Gruppen auf signifikantem Niveau, wobei der P-Ansatz mit 106 zu 102 g nahezu identisch war. Daraus errechnete sich eine P-Ausscheidung von 50 g in der Kontroll- und von 39 g in der Dinkelgruppe. Dieser Unterschied ließ sich statistisch absichern. Ein Überblick über die N- und P-Saldierung ist in Tabelle 3 dargestellt

3.4 Kotkonsistenz

Keinen Effekt zeigte die Fütterung von Dinkelspelzen auf die Kotbeschaffenheit. Der Kot der Ferkel wurde in beiden Versuchsgruppen im Mittel mit 2,4 (Kontrolle) bzw. mit 2,5 (Dinkelspelzen) als „normal“ bzw. „unauffällig“ bewertet. Besonders in der ersten Versuchswoche zeigte sich in beiden Gruppen eine weiche bis wässrige Kotkonsistenz, die sich ab Versuchswoche 2 wieder normalisierte.

FAZIT

In der 1. Fütterungsphase und im Mittel des Versuchs wurde beim Einsatz von Dinkelspelzen ein signifikant niedrigerer Futterverbrauch und eine signifikant verminderte Aufnahme an ME festgestellt. In Fütterungsphase II ab ca. 15 kg LM ergaben sich keine Unterschiede mehr.

Die täglichen Zunahmen waren in der Dinkelgruppe ebenfalls etwas niedriger. Die Unterschiede ließen sich allerdings nur in Fütterungsphase I bis ca. 15 kg LM statistisch absichern.

Im Mittel der Aufzucht und in beiden Fütterungsphasen ergab sich in der Kontrollgruppe gegenüber der Dinkelgruppe sowohl ein signifikant höherer Futteraufwand als auch ein signifikant höherer Aufwand an umsetzbarer Energie pro kg Zuwachs. Statistisch absichern ließ sich zudem die signifikant niedrigeren N- und P-Aufnahmen und damit auch Ausscheidungen in der Dinkelgruppe gegenüber der Kontrollgruppe.

Zur Erhöhung des Fasergehaltes von Ferkelfutter sind Dinkelspelzen bei entsprechend niedriger Einsatzhöhe (2 %) somit durchaus eine Alternative. Zu beachten ist der etwas schwierigere Einsatz von Dinkelspelzen (Aufschwimmen) aufgrund ihrer niedrigen Dichte. Darüber hinaus ist für den Einsatz in der Schweinefütterung auch die Faserqualität von Dinkelspelzen in weiteren Versuchen noch zu prüfen.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Wolfgang Preißinger
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft
Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft
Dienstort Schwarzenau
D-97359 Schwarzach a. Main
Stadtschwarzacher Str. 18

E-mail: Wolfgang.Preissinger[at]LfL.bayern.de