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Einsatz unterschiedlicher Mengen an weißen Lupinen in der Schweinemast
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Der momentan geringe Einsatz der Lupine in der Fütterung wird allgemein mit schwierigen Anbaubedingungen begründet. So verschwanden Weiße und Gelbe Süßlupinen in den 90er Jahren fast gänzlich von deutschen Äckern. Grund war die Pilzerkrankung Anthraknose. Die Rückkehr in den Praxisanbau erlebte die Süßlupine, Blaue Lupine, ab Ende der 90er Jahre, als es gelang bei dieser anthraknosetoleranten Art bitterstoffarme Sorten zu züchten.

In den letzten Jahren ist es nun auch bei der Weißen Lupine gelungen, Sorten zu entwickeln, die dieser Krankheit besser widerstehen können. Sie sind tolerant gegenüber dem Pilz, können zwar erkranken, reagieren aber nicht mit starken Ertragseinbrüchen darauf. Erst dieser Forschungserfolg macht den umfangreichen Anbau der Weißen Süßlupine wieder möglich. Und der lohnt sich, denn die Körnerleguminose hat sehr viele positive Eigenschaften, die gerade heute wieder an Bedeutung gewinnen. In der Fruchtfolge hat sie einen hohen Wert, denn sie bindet Luftstickstoff, lockert den Boden und mobilisiert Nährstoffe. In Zeiten steigender Rohstoffpreise und somit hoher Betriebsmittelkosten kann die Weiße Lupine als weitere alternative Blattfrucht hochinteressant sein und die Fruchtfolge erweitern. Außerdem ist sie ertragsstabil bei Hitze und Trockenheit und verfügt somit über eine breite Standortadaption.

Die neuen Sorten der Weißen Lupine sind anthraknosetolerant

Höhere Erträge auf besseren Böden

Die Weiße Lupine erzielt höchste Erträge auf mittleren bis besseren Böden (mindestens sandiger Lehm, besser Lößlehm- oder Schwarzerden. Sie ist für alle Klimalagen Deutschlands geeignet, bevorzugt wärmere Lagen, ist genauso wie die Schmalblättrige Lupine weniger frostempfindlich als die Gelbe Lupine. Die Ertragserwartungen sind höher als bei den Blauen und Gelben Lupinen, die notwendige Vegetationsdauer ist aber auch ca. 20 Tage länger.

Allerdings zeigen Analysen der aktuellen Sorten, dass sie möglicherweise höhere Anteile an antinutritiven Stoffen (Alkaloide) enthalten kann, die den Einsatz beim Nicht-Wiederkäuer entgegenstehen könnten. Bisher gibt es dazu nur wenige Versuche. So postulieren Godfrey et al. 1985, dass Futter mit bis zu 0,2 g Alkaloide je Kilogramm von Schweinen noch akzeptiert werden. Daraus resultiert die Forderung, dass Lupinen, die zur Verfütterung an Schweine eingesetzt werden, einen maximalen Gehalt von 0,5 g Alkaloide pro Kilogramm enthalten sollten.

Gemeinsamer Versuch in Iden und Haus Düsse

Der Frage, ob sich dieses auch auf die neuen Sorten der Weißen Lupine übertragen lässt, wurde in zwei Versuchen der Landesanstalt für Landwirtschaft Sachsen-Anhalt  und der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen nachgegangen. Gleichzeitig sollten die UFOP Empfehlungen überprüft werden, die besagen, dass bis zu 20% der Weißen Lupine im Mastfutter von Schweinen eingesetzt werden können.

Dazu wurden in Iden 192 Mastschweine in Gruppenhaltung und auf Haus Düsse 100 Tiere in Reihenaufstallung gemästet. An beiden Standorten wurden die Tiere zum Schlachtkörper nach FOM bzw. AutoFOM bewertet. In Iden wurden zudem Parameter der Fleischqualität erfasst.

In Iden standen die Versuchsschweine in Gruppen

Um den Effekt einer Lupinenfütterung zeigen zu können, wurden diese Tiere in 4 Fütterungsgruppen mit unterschiedlichen Anteilen an Weißer Lupine unterteilt und dreiphasig gefüttert. Die Lupinenanteile entnehmen Sie der Tabelle 1.

Tabelle 1: Die Fütterungsvarianten stellten sich folgendermaßen dar (nach Anteilen der Weißen Lupine):

Fütterung mit der gleichen Lupinencharge

Sowohl in Iden wie auch auf Haus Düsse wurde die gleiche Lupinencharge genutzt. Es handelt sich dabei um eine konventionell angebaute Weiße Lupine der Sorte Celina. Die Angaben des Lieferanten zum Bestand lauteten: Die Weiße Lupine der Sorte Celina wurde 2022 in der Nähe von Lippstadt Nordrhein-Westfalen auf einem konventionellen Betrieb angebaut. Die geringen Rohprotein- und relativ hohen Alkaloidgehalte lassen sich durch die Trockenheit zur Aussaat in Kombination mit Hitzeereignissen im Sommer erklären.

Neben der geringen Rohproteingehalte führte die ungünstige Witterung auch zu einer relativ starken Verunkrautung des Bestands. Vor der Einmischung in das Futter wurden die Lupinen daher mehrmals gereinigt. Die Rationen wurden industriell gemischt und als Fertigfutter zur Verfügung gestellt.

Die Konzentration von Nährstoffen in den in diesem Versuch verwendeten Lupinen ist in Tabelle 2 dargestellt. Die Analysen erfolgten im Labor LKS Lichtenwalde. Die Proteinwerte lagen deutlich unter den erwarteten Werten. Die Rationen wurden auf Basis der Analysewerte optimiert. Vor der Einmischung in das Futter wurden die Lupinen mehrmals gereinigt. Die Rationen wurden industriell gemischt und als Fertigfutter zur Verfügung gestellt. Dabei unterschieden sich die in Iden und Haus Düsse eingesetzten Futterrationen leicht, waren aber vergleichbar. Die Analysen zeigten eine gute Einhaltung der deklarierten Werte. Die Rationen können bei den Verfassern abgerufen werden.

Tabelle 2: Inhaltsstoffe der eingesetzten Lupine in der Originalsubstanz (LKS Lichtenwalde)

Neben den Nährstoffen wurden auch die Konzentration an antinutritiven Inhaltstoffen, genauer die Konzentration an Alkaloiden eingesetzten Charge der Weißen Lupine bestimmt (Labor JenaBios, Tabelle 3). Mit 580 mg/kg TS (0,06%) lagen die Gesamtalkaloide leicht über den in der Literatur zu findenden max. zu tolerierenden Werten (0,05) zum Einsatz in der Schweinefütterung, um Leistungsdepressionen zu verhindern.

Tabelle 3: Alkaloidgehalte der eingesetzten Weißen Lupine

Gleichgerichtet Ergebnisse in Iden und auf Haus Düsse

Die in Tabelle 4 dargestellten Ergebnisse zeigen deutlich: Ab einem Anteil von 10% der Weißen Lupinen ging die Futteraufnahme zurück. Dieser Effekt war in allen Mastabschnitten zu sehen. Die Tageszunahmen der Schweine gingen mit steigender Einsatzmenge ebenfalls zurück. Ab einer Einsatzmenge von 15% in der Gesamtration waren diese Ergebnisse sowohl in Iden wie auch auf Haus Düsse statistisch signifikant abzusichern.

Über 10% Weiße Lupine im Futter senkte die Futteraufnahme signifikant

Tabelle 4: Daten der Mastleistung

Die grafische Darstellung der Tageszunahmen macht den signifikanten Einfluss der unterschiedlichen Anteile der eingesetzten Weißen Lupinen deutlich. Mit zunehmender Einsatzmenge ging die tägliche Gewichtszunahme numerisch zurück. Ab der Fütterungsgruppe C waren die Unterschiede auch signifikant gegenüber der Kontrollgruppe.

Abbildung 1: Tägliche Gewichtszunahme der Tiere in den einzelnen Versuchsgruppen (Versuchsgruppen siehe Tabelle 1)

Abbildung 2: Futterverbrauch und Futteraufwand in den Versuchsgruppen

Während sich die Versuchsgruppen im Parameter Futteraufwand nicht signifikant unterscheiden, ist dies beim Futterverbrauch der Fall. Mit steigendem Anteil der eingesetzten Weißen Lupine nimmt die Futteraufnahme pro Tag deutlich ab. Der Unterschied zwischen der Kontrollgruppe und der Gruppe mit bis zu 20% Weißer Lupine beträgt fast 300 g pro Tag. Bei gleicher Futterverwertung ergeben sich so die eben schon gezeigten Tageszunahmen. Dies gilt für beide Versuchseinrichtungen in gleicher Weise.

Zahlen zur Schlachtleistung:

In Tabelle 4 sind die Daten der Schlachtleistung dargestellt. Korrespondierend zu den Ausstallgewichten verhalten sich die Schlachtgewichte. Sie liegen eng beieinander und lassen somit keinen Einfluss auf den Muskelfleischanteil vermuten. Auch der Muskelfleischanteil ist in den vier Gruppen vergleichbar. In keinem der betrachteten Parameter hatten die unterschiedlichen Fütterungsstrategien einen signifikanten Einfluss.

Tabelle 5: Daten der Schlachtleistung

Bei den Schlachtleistungsergebnissen ergeben sich 2 signifikante Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen in den Parametern Ausschlachtung (Iden) und Schlachtgewicht (Haus Düsse).

Zahlen zur Fleischqualität (Iden)

Betrachtet man die Zahlen zur Fleischqualität (Tabelle 5), lässt sich leicht erkennen, dass insgesamt keine Fleischqualitätsmängel aufgetreten sind. Keiner der untersuchten Parameter der Fleischqualität zeigt einen signifikanten Einfluss der Versuchsgruppe.

Tabelle 6: Daten zur Fleischqualität

FAZIT

Die Darstellung der Tageszunahmen macht den signifikanten Einfluss der unterschiedlichen Anteile der eingesetzten Weißen Lupinen deutlich. Mit zunehmender Einsatzmenge ging die tägliche Gewichtszunahme zurück. Ab maximal 15% waren die Unterschiede auch signifikant gegenüber der Kontrollgruppe. Ab 10% ging bereits der Futterverbrauch signifikant zurück.

Während sich die Versuchsgruppen im Futteraufwand nicht signifikant unterschieden, war dies beim Futterverbrauch der Fall. Mit steigendem Anteil der eingesetzten Weißen Lupine nahm die Futteraufnahme pro Tag deutlich ab. Der Unterschied zwischen der Kontrollgruppe und der Gruppe mit bis zu 20% Weißer Lupine betrug fast 300 g pro Tag. Bei gleicher Futterverwertung ergaben sich so die verringerten Tageszunahmen.

Im Gegensatz zu der in der Literatur genannten Toleranz von Schweinen von max. 0,2 g/kg gegenüber Alkaloiden, machten sich in diesem Versuch schon Mengen von 0,05 g/kg signifikant negativ bemerkbar.

Ein Erklärungsversuch hierfür liegt in einer möglicherweise unterschiedlichen Zusammensetzung der Gesamtalkaloide. Hier sind weiter Untersuchungen allerdings notwendig.

Der hohe Besatz an Fremdsamen im Ausgangsmaterial weist auf eine stärkere Verunkrautung des Bestandes hin. Möglicherweise trug dieser Unkrautdruck zu einer gewissen Stresssituation der Lupine bei, die dann mit höheren Alkaloidgehalten reagiert. Aber auch hier sind weitere Untersuchungen notwendig.

Es sollte auf Grund der hier dargestellten Ergebnisse eine Anpassung der Einsatzempfehlungen für die Weiße Lupine vorgenommen werden. Eine Betrachtung in Abhängigkeit des Alkaloidmusters oder der Sorte scheint langfristig sinnvoll. Hierzu sind allerdings weitere Studien notwendig.

 

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Manfred Weber
Klein Schwechten
Tel.: 039388/28423
E-Mail: manfred.h.weber@gmx.de