Wasser stellt mit etwa 60 % den Hauptbestandteil des Körpers von ausgewachsenen Rindern dar, und mit rund 87 % besteht Kuhmilch ebenfalls vor allem aus Wasser. So ist auch nachvollziehbar, dass insbesondere das Körpergewicht und die produzierte Milchmenge den Wasserbedarf beeinflussen. Dieser steigt um 1,3 kg Wasser pro Tag für jedes produzierte Kilogramm Milch. Daher haben Milchkühe, verglichen mit Fleischrindern oder Jungrindern, einen besonders hohen Wasserbedarf, der sich je nach Produktionsniveau tierindividuell unterscheidet.
Die Menge und Qualität des angebotenen Wassers beeinflussen dabei nicht nur die Produktivität, sondern auch die konsumierte Futtermenge, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere. Dies gilt insbesondere bei steigenden Umgebungstemperaturen, da Schätzungen zufolge jedes zusätzliche Grad Umgebungstemperatur den täglichen Wasserbedarf um 1,5 kg erhöht.
Gleichzeitig führen steigende Umgebungstemperaturen zu einem vermehrten mikrobiellen Wachstum in Rindertränken, was mit einer Verschlechterung der Wasserqualität einhergeht und potenziell die Akzeptanz des Wassers mindert. In nährstoffarmem Wasser können sich kaum Keime vermehren. Sind jedoch Speichel- oder Futterreste im Wasser, bieten diese eine Nahrungsgrundlage für Mikroorganismen. Deshalb müssen speziell in den Sommermonaten in Kombination mit der Wärme die Wasserversorgung engmaschig überprüft und die Tränken täglich gereinigt werden.
Trotz der großen Bedeutung von Wasser in der Milchkuhhaltung existieren keine konkreten rechtlichen Rahmenbedingungen für die Wasserversorgung von Milchkühen. Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung besagt jedoch, dass Tränken derart konstruiert werden sollen, dass jedes Tier ausreichend Zugang zu frischem Wasser hat und dass sowohl den Wasserzugang limitierende Konflikte an der Tränke als auch Kontaminationen des Tränkwassers auf ein Mindestmaß reduziert werden sollten.
Ferner fordert das Tierschutzgesetz die Erhebung tierbezogener Indikatoren, um das Tierwohl auf Betriebsebene zu garantieren. Bisher sind tierspezifische Indikatoren zur Bewertung der Wasserversorgung auf die Messung der verbrauchten Wassermenge beschränkt, wie einige folgende Studien zeigen.