Auf die Faser kommt es an!
Faserfutter neu bewertet
Die Diskussion über die Bewertung von Futtermitteln, die einen hohen Faseranteil haben, ist in vollem Gange. Bisher war es vor allem der Parameter Rohfaser, der die Bewertung in der Schweinefütterung dominierte. Mittlerweile wissen wir aber, dass gerade besser lösliche Faserstoffe eine wichtige Rolle im Bereich Fütterung und Darmgesundheit spielen und die werden mit der Rohfaser nicht erfasst. Der erste Schritt zu einer verbesserten Bewertung können wir leisten, wenn wir die schon in der Rinderfütterung gebräuchlichen Parameter ADFom (Säure-Detergenzien-Faser) und aNDFom (Neutral-Detergenzien-Faser) nutzen. Damit können zumindest die Hemicellulosen erfasst werden.
In dem neuen DLG-Merkblatt sind dafür auch Empfehlungen ausgesprochen worden (Tabelle 1).
Tabelle 1: Aus Praxiserfahrungen abgeleitet Orientierungswerte im Alleinfutter für Sauen, Ferkel und Mastschweinen (DLG Merkblatt 463)

Aber auch die Quellfähigkeit oder Wasserhaltekapazität wird heute als Charakterisierung gefordert. Gerade im Bereich der Sauenfütterung ist dies als wichtig anzusehen, da mit quellfähigen Futtermitteln das Sättigungsgefühl der tragenden Sauen eher befriedigt wird. Ein weiterer Parameter, die bakteriell fermentierbare Substanz gibt uns bei Faserfuttermitteln einen Hinweis auf Wirkung im Enddarm dieser Futtermittel. Wir brauchen hier solchen, die den von uns gewollten Bakterien als Nahrung dienen können, damit sie die nicht gewollten wie z.B. E-Coli zurückdrängen und somit zur Darmgesundheit beitragen.
Faserfuttermischung beim Ferkel getestet
Gerade beim Ferkel, bei dem sich der gesamte Magen-Darm-Trakt erst entwickelt, ist die Versorgung mit Faserfuttern nicht so einfach. Sind die Fasergehalte von unverdaulichen Fasern zu hoch, leidet die Futterverwertung, sind zu viele lösliche Faserbestandteile enthalten, verändert sich die Viskosität zu stark und der Nahrungstransport gerät ins Stocken.
Ein besonders auf Ferkel ausgerichteter Fasermix wurde deshalb bei uns auf die Probe gestellt. Auf Grund der besonders hoch verdaulichen Komponenten ist dieser Fasermix auch nicht für kleines Geld zu haben. Hier kommen Komponenten wie Biertreber, Bierhefe, Karottentrester und Erbsenschalen zum Einsatz. Ergänzt wird dieser Fasermix z.B. auch mit Hefezellwandprodukten. In der nebenstehenden Tabelle 1, sind die Wirkungen und Besonderheiten der Komponenten einmal aufgezeigt.
Eingesetzt wurden zwei, an die zwei Futterphasen angepasste, Fasermixe der Marke „tremoVital“ mit jeweils 5% der Mischung. Die in der ersten Fütterungsphase Rohfasergehalte von ca. 32% und in der zweiten Phase von ca. 17% aufwiesen. Weitere Inhaltsstoffe sind beim Verfasser erfragbar. Die Zusammensetzungen der Fasermixe sahen folgendermaßen aus:
tremoVital pig Faserstart:
Biertreber, Apfeltrester, Erbsenschalen, Karottentrester, Hefezellwandprodukt, Molkepulver, Kurz- und Mittelkettige Fettsäuren als Tri- und Monoglyceride, Bierhefe, Calciumcarbonat, Rapsöl
tremoVital pur:
Biertreber, Erbsenschalen, Karottentrester, Bierhefe, Hefezellwandprodukt (GlucanMannan-Komplex), Calciumcarbonat, Rapsöl
In der Kontrollgruppe sind Weizenkleie und Trockenschnitzel als Faserlieferanten eingemischt worden.
Die Untersuchung wurde in der Lehrwerkstatt Schwein der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau in Iden durchgeführt. In den Versuch einbezogen wurden 327 Ferkel (Pi x Topigs). Die Tiere stammen von Sauen aus der Lehrwerkstatt der LLG. 6 Ferkel haben das Versuchsende nicht erreicht. Die Ferkel waren bei Versuchsbeginn durchschnittlich 27 Tage alt. Es werden 6 Durchgänge à ca. 60 Ferkel gefahren, wobei je Durchgang alle 2 Futtervarianten (10 Tiere in einer Bucht) gefüttert werden.
In Tabelle 2 sind die deklarierten Futterinhaltsstoffe dargestellt, die durch Analysen bestätigt wurden.
Zunahmen und Futteraufwand deutlich verbessert
Betrachtet man die Ergebnisse des Versuchs im Überblick und Zusammenfassung (Tabelle 3), zeigen sich insgesamt bessere biologische Leistungen der Tiere, die mit dem Fasermix gefüttert wurden.
40 g höhere Zunahmen basieren in erster Linie auf einem besseren Futteraufwand von 0,1 kg/kg. Die Futteraufnahmen waren in etwa gleich.
Betrachtet man die Leistungen in den einzelnen Durchgängen fällt auf, dass sich gerade in den Durchgängen, in denen insgesamt geringere Zunahmen in den Kontrollgruppen erreicht wurden (DG 4-6), der Zusatz von tremoVital signifikant verbesserte Zunahmen und Futteraufwände bewirkt. Das spricht dafür, dass die verbesserte Faserzufuhr für stabilere Verhältnisse im Darm sorgt und das Futter besser verdaut werden kann, auch wenn es möglicherweise einen höheren Druck von Keimen im Darm gibt, die der guten Verdauung entgegenwirken.
Der eingesetzte Fasermix verbesserte die Zunahmen und den Futteraufwand und damit lieferte er einen höheren Gewinnbeitrag

Ferkel warfen einen höheren Gewinnbeitrag ab
Die zusätzlichen Kosten durch den Einsatz von Tremovital betragen ca. 2,50 € pro Tier. Davon müssen noch die ersparten Kosten vom eingesparten Fasermix abgezogen werden, so dass sich die Mehrkosten auf ca. 2 € belaufen.
Positiv auf den Gewinn wirken sich die eingesparten Futtermengen durch eine bessere Futterverwertung und die höheren Verkaufsgewichte der Ferkel nach 42 Tagen aus. Je nach Futterkosten entstand so durch den Einsatz von tremoVital ein Kostenvorteil zwischen 0,7 und 1,16 € pro Ferkel im Durchschnitt aller Durchgänge. In den Durchgängen, die in den Kontrollgruppen Probleme andeuteten, waren es bis zu 2,5 Euro.
FAZIT
In einem Versuch mit an die Ferkelfütterung angepassten Fasermixen zeigte sich, dass insbesondere dort eine Wirkung dadurch zu erwarten ist, wo mögliche Verdauungsprobleme auftreten und geringe Wachstumsleistungen erreicht werden. In Betrieben mit hoher Darmgesundheit ist aber wahrscheinlich kein großer Effekt zu erwarten, außer einer sicheren Stabilisierung der Leistungen.







