Zur Navigation springen Zum Inhalt springen
proteinmarkt.de - Infoportal für Fütterungsberater und Landwirte
Unterschiedliche Lysingehalte in proteinreduzierter Endmast
-

Bei sehr niedrigen Rohproteingehalten in der Endmast treten bei Mastschweinen häufiger Minderleistungen auf. Versuche mit starker Rohproteinreduzierung und unterschiedlicher Aminosäurenversorgung zeigen nicht immer eindeutige Ergebnisse.

Reicht ein höherer Lysingehalt ab 80 kg Lebendgewicht aus, um möglichen Leistungseinbußen durch eine sehr niedrige Proteinversorgung vorzubeugen? Oder ist es ratsamer, den Proteingehalt in der Endmast erst ab 90 kg zu senken und den Lysingehalt nicht zu erhöhen? Und wie wirken sich unterschiedliche Aminosäurengehalte auf die Futterkosten aus? Diese Fragen wurden in einem Versuch der LWK Niedersachsen geprüft.

Bei sehr niedrigen Rohproteingehalten traten in vergangenen Versuchen häufiger Minderleistungen auf.

Mehr Aminosäuren ab 80 kg LG

In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden 112 Ferkel (Topigs Norsvin, Pietrain Select x Topigs TN 70) nach Gewicht und Geschlecht auf zwei Futtergruppen verteilt und in Zweierbuchten gehalten. Die Tiere wurden dreiphasig gefüttert. In der Anfangsmast bis 60 kg erhielten beide Gruppen dasselbe Futter mit 16,5 % Rohprotein und 1,10 % Lysin. Das Mittelmastfutter mit 14 % Rohprotein und 0,90 % Lysin erhielt die Kontrollgruppe im Abschnitt von 60 bis 90 kg und die Versuchsgruppe im Abschnitt von 60 bis 80 kg. Das Endmastfutter mit 12,5 % Rohprotein unterschied sich nur im Aminosäurengehalt. So waren in der Kontrollgruppe 0,85 % Lysin und in der Versuchsgruppe 0,95 % Lysin geplant. Da die anderen essenziellen Aminosäuren in einem entsprechenden Verhältnis zum Lysin stehen, betrifft die Erhöhung nicht allein das Lysin.

Tabelle 1: Übersicht über die zwei Futtergruppen (Planungsdaten)

Während im Anfangs- und Mittelmastfutter eine Ergänzung nur der ersten vier Aminosäuren erfolgte, wurde im Endmastfutter zusätzlich Valin ergänzt. Die Pelletfütterung erfolgte ad libitum. Die Prüfung umfasste den Gewichtsbereich von 28 bis 124 kg. Zwischenwägungen wurden bei jedem Futterwechsel vorgenommen.

Tabelle 2: Futteranalysen

Die geplanten Gehalte wurden unter Berücksichtigung des Analysenspielraums mit zwei Ausnahmen (Phosphorgehalt in beiden EM-Futtern) bestätigt.

In der Versuchsgruppe wurden die Aminosäurengehalte im Futter ab 80 kg leicht erhöht.

Tageszunahmen von mehr als 1.000 g

Im Mittel lagen die Tageszunahmen bei 1.029 g. In der Kontrollgruppe mit 0,85 % Lysin und 12,5 % Rohprotein ab 90 kg wurden 1023 g und in der Versuchsgruppe mit 0,95 % Lysin und Proteinreduzierung bereits ab 80 kg 1035 g Tageszunahmen erreicht. Der Futteraufwand je kg Zuwachs unterschied sich nicht signifikant (2,57 vs. 2,53 kg), dies traf ebenso für den täglichen Futterverbrauch zu (2,63 vs. 2,61 kg). In der Phase ab 80 bzw. 90 kg LG erzielten die Schweine sehr hohe Tageszunahmen von 1060 bzw. 1031 g. Die Schlachtkörper wurden nach AutoFOM klassifiziert. Die Indexpunkte je kg Schlachtkörpergewicht betrugen 1,000 in der Kontroll- und 0,997 in der Versuchsgruppe. Weder in der Mastleistung noch in der Schlachtkörperbewertung traten gesicherte Unterschiede auf.

Tabelle 3: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung

Futterkosten

Die Berechnung der Futterkosten beruht auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum (Januar bis April 2022). Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen in der Kontrollgruppe bei 99,62 € und in der Versuchsgruppe (mehr Aminosäuren) bei 100,18 €. Daraus ergibt sich ein Kostenvorteil von 0,56 € je 100 kg Zuwachs zugunsten der Kontrollgruppe.

In Quakenbrück zeigte diesmal die ab 80 kg auf 12,5 % RP abgesenkte Futtergruppe keine Minderleistungen.

Die Berechnung der Futterkosten beruht auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum (Januar bis April 2022). Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen in der Kontrollgruppe bei 99,62 € und in der Versuchsgruppe (mehr Aminosäuren) bei 100,18 €. Daraus ergibt sich ein Kostenvorteil von 0,56 € je 100 kg Zuwachs zugunsten der Kontrollgruppe.

Nährstoffausscheidungen

Je Tier wurden folgende Stickstoff- und Phosphat-Ausscheidungen ermittelt:

Kontrollgruppe:                                                             3,10 kg N und 1,56 kg P2O5

Versuchsgruppe (mehr Aminosäuren ab 80 kg):          2,95 kg N und 1,54 kg P2O5

Somit schieden die Tiere der Versuchsgruppe, die schon ab 80 kg LG mit 12,5 % Rohprotein versorgt wurden, 5 % weniger Stickstoff und rund 1 % weniger Phosphor aus.

FAZIT

In diesem Mastversuch mit einer Rohproteinreduzierung auf 12,5 % ab 80 bzw. 90 kg Lebendgewicht wurde der Effekt einer höheren Aminosäurenversorgung ab 80 kg geprüft. Der Lysingehalt wurde ab 80 kg LG auf 0,95 % erhöht, auch die übrigen erst limitierenden Aminosäuren wurden entsprechend den Aminosäurenrelationen angepasst. Die Kontrollgruppe wurde ab 90 kg mit 12,5 % Rohprotein und 0,85 % Lysin versorgt. Das Leistungsniveau lag im Mittel bei 1.029 g Tageszunahmen, einem Futteraufwand je kg Zuwachs von 2,55 kg und Indexpunkten je kg Schlachtkörpergewicht von 1,000 bzw. 0,997. Im gesamten Versuch gab es keine signifikanten Unterschiede. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen in der Kontrollgruppe um 0,56 € niedriger. Die in einigen früheren Versuchen mit einer Proteinreduzierung auf 12 % ab 80 kg aufgetretenen Leistungsminderungen konnten in diesem Versuch nicht bestätigt werden.

DER DIREKTE DRAHT

Andrea Meyer
Rinderfütterung, Schweinefütterung, Futterberatungsdienst e.V.
Tel: 0511 3665-4479
E-Mail: andrea.meyer(at)lwk-niedersachsen.de

Wolfgang Vogt
Leiter LPA Quakenbrück, Koordination Versuche Schwein
Tel: 05431 90309-12
E-Mail: wolfgang.vogt(at)lwk-niedersachsen.de