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TEIL 2: N- und P-reduziert in der Schweinefütterung – wie weit und wie?
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Häufig wird aus der Praxis gefragt, wie weit kann man denn nun N- und P-Gehalte reduzieren, ohne die tierischen Leistungen zu beeinträchtigen. Dieser Frage ist die LLG in Iden in einem gemeinsamen Versuch mit der Firma Evonik nachgegangen. Die entsprechenden Zahlen sind dem ersten Teil des Artikels zu entnehmen. Im zweiten Teil geht der Autor nun der Frage nach, welche Voraussetzungen vor der Verfütterung von sehr stark N- und P-reduzierten Mischungen in den Betrieben geschaffen werden müssen, damit diese auch funktionieren.

Voraussetzungen für starke N- und P-Reduzierungen

Damit Ergebnisse mit eng kalkulierten Futtermischungen auch im praktischen Betrieb erzielt werden können, müssen allerdings bestimmte Voraussetzungen gegeben sein. Zusammenfassend lässt sich das mit dem Begriff Futtercontrolling beschreiben. Dazu gehören folgende Punkte:

1.) Untersuchung der eigenen Futtermittel

Monitoringdaten der letzten Jahre haben gezeigt, dass gerade in den wichtigen Inhaltsstoffen Rohprotein, Aminosäuren und Phosphor die gebräuchlichen Futtermittel in der Schweinefütterung deutlichen Schwankungen unterworfen sind. Hier spielen Sorten, Anbaubedingungen, Düngung u.a. eine große Rolle. Daher sollten alle verwendeten Futtermittel mindestens einmal besser öfter im Jahr einer Untersuchung unterzogen werden. Mindestens sind der Rohprotein-, der Lysin- (besser auch noch andere essenziellen Aminosäuren) und der Phosphorgehalt feststellen zu lassen. Daraus können dann über die Schätzformeln der Evonik auch die übrigen essenziellen Aminosäuren geschätzt werden.

Nur bei Kenntnis der Inhaltsstoffe der eigenen Futtermittel kann knapp kalkuliert werden

2.) Funktionalität der Mahl- und Mischanlage

Eine Überprüfung der Mahl- und Mischanlage sollte regelmäßig erfolgen. Wichtigster Parameter ist da die Futterstruktur. Sollten Fehler festgestellt werden, müssen die schnellstmöglich abgestellt werden:

Was ist zu tun wenn die Futtermischung zu grob ist:

  • Lochsiebe kontrollieren
  • Siebe gegen engmaschigeres austauschen
  • Drehzahl erhöhen
  • Materialeinlauf regulieren
  • Vermahlung aller Komponenten
  • Materialeinlauf verringern

Was ist zu tun, wenn die Futtermischung zu fein ist:

  • Gröbere Siebe verwenden
  • Drehzahlen senken
  • Schlagwerkzeuge kontrollieren und ggf. ersetzen
  • Nur Teile der Futtermischung (z. B. Getreide) vermahlen
  • Materialeinlauf erhöhen

Mahl- und Mischanlage müssen regelmäßig kontrolliert werden

3.) Passgenaue Futterrationsberechnungen

Stimmen die Ausgangswerte, ist es nur noch handwerkliche Arbeit, gute Rationen zusammen zu stellen. Entweder bedient man sich dazu Beratern, die entsprechende Erfahrung mit sich bringen, oder man rechnet mit einem EDV-Programm selbst. Hierbei sollte wenn möglich auf praecaecal verfügbare Aminosäuren und verdaulichem Phosphor optimiert werden, natürlich immer unter der Prämisse der Wirtschaftlichkeit.

4.) funktionierende Fütterungsanlagen

Nur wenn eine Gleichverteilung der Nährstoffe über den gesamten Stall gewährleistet werden kann, können auch alle Tiere mit der gewollten Mischung versorgt werden. Gibt es in der Mischung oder der Verteilung Probleme, kann es bei knapp kalkulierten Rationen zu Leistungsverlusten bei den Tieren kommen, da einige möglicherweise unterversorgt werden. Daher ist an unterschiedlichen Punkten im Stall mindestens einmal jährlich, oder bei Problemen anlassbezogen, eine Probe des ausdosierten Futters zu ziehen und untersuchen zu lassen.

Verteilgenauigkeit der Fütterungsanlagen ist entscheidend

5.) Hohe Futterhygiene

Die Futterhygiene beginnt bei der Lagerung der Komponenten. Saubere Silos, die regelmäßig gereinigt werden, sind die Voraussetzung für eine effektive Fütterung. Zudem sollten bei fertig gemischtem Futter und Zukaufsfutter folgende Lagerungszeiten nicht überschritten werden.

Zur Futterhygiene gehört auch das Silomanagement

Besonders in Flüssigfütterungsanlagen müssen regelmäßig Reinigungen durchgeführt werden. Unsaubere Anlagen beherbergen Mikroorganismen, die vor allem die zugesetzten Aminosäuren gerne als Futter verwenden. Daher:

A) Tägliche Reinigung

  • Anmischbottich mit Wasser ausspülen und evtl. Bottichdeckel nach jedem Füttern zum Trocknen öffnen

B) alle 2–3 Wochen 

  • Bottiche mit Hochdruckreiniger und warmen Wasser reinigen
  • Schmutzwasserablauf sicherstellen

C) Grundreinigung nach jedem Mastdurchgang

  • Bottiche mit Hochdruckreiniger und warmen Wasser reinigen               
  • Wasserspülung um organische Reste zu entfernen                                   
  • Natronlaugenreinigung mit 1 %–5 %iger Lauge  (1.000 Liter Wasser + 10–50 kg Ätznatron) ca. 15 Minuten umpumpen,
    danach 3–5 Stunden stehen lassen. Anschließend 15 Minuten umpumpen und Schmutzbrühe ablaufen lassen.                                         
  • alternativ: Reinigung mit sauren Melkmaschinenreinigern

6.) Hohe Tiergesundheit

Nur gesunde Tiere können Futtermittel effizient in Körpermasse umsetzen. Bei Tieren mit hohem Krankheitsdruck werden gerade Aminosäuren weniger effizient genutzt. Zur Wiederherstellung der Gesundheit (z. B. Immunsystem, Entzündungen) werden die Aminosäuren in anderen Verhältnissen benötigt als zum Aufbau von Körpermasse. Leistungsdepressionen sind dann häufig die Folge.

FAZIT

Als Fazit unserer Untersuchungen kann man feststellen, dass es durchaus möglich ist in Betrieben, die einen starken Nährstoffdruck haben, Rationen einzusetzen, die im Protein und Phosphor noch weiter abgesenkt sind als die schon niedrigen Gehalte nach den Empfehlungen der DLG zu „stark N- und P-reduzierten“ Mischungen. Diese Möglichkeiten bestehen ebenfalls für Rationen, die ohne Sojaschrot auskommen müssen. Ein Ersatz durch Rapsextraktionsschrot und Körnerleguminosen hat sich bewährt. Voraussetzung für den Einsatz solcher „N- und P-armen“ Rationen ist jedoch eine optimierte Fütterung mit regelmäßigen Nährstoffanalysen, funktionierender Technik und einer gesunden Herde.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Manfred Weber
Klein Schwechten
Tel.: 039388/28423
E-Mail: manfred.h.weber(at)gmx.de

Fotos: Dr. Manfred Weber