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Selbst gezogene Jungsauen vom Ferkel bis zur Eingliederung in die Sauenherde optimal ernähren
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Teil 2: Zuchtläufer und Eingliederung

Von der Ferkelaufzuchtfütterung sollte langsam und harmonisch mit sich gar nicht sofort und stark wechselnden Komponenten auf die Fütterung der Zuchtläufer umgestellt werden – hier sollte soweit möglich das letzte Ferkelaufzuchtfutter mit neuen ersten Zuchtläuferfutter über mindestens 3 besser 7 Tagen verschnitten werden. Auf jeden Fall sollte ein argwöhnisches Suchen nach Bekannten, aber nicht Finden im Trog, erst gar nicht auftreten – Stallwechsel und Neugruppierungen sind Stress genug.

Ein leerer Trog wäre zu solch einem Zeitpunkt natürlich noch schlimmer! Das Gleiche gilt bezüglich Wechsel von Komponentenpartien – Gerste ist nicht Gerste, wenn Hygienestatus, Vermahlungsgrad sowie Aufbereitungen z. B. von trocken zu flüssig sich ändern. Deshalb gilt, dass in Situationen, wo sich Haltungs- und Fütterungsverfahren ändern, stets mit den Komponenten der Vorphase erstmals weiter gefüttert werden sollte und langsam auf die neuen Komponenten gewechselt wird.

Diese Phasen mit notwendigen Futterumstellungen können ohnehin durch zeitweise Erhöhungen von Vitamin E- und C-Gaben die Stoffwechselleistungen begünstigt werden.

Zuchtläufer weisen heute ein sehr hohes Wachstumspotential auf

Um die Nähr-, Mineral- und Wirkstoffversorgung den Bedürfnissen und den Leistungszielen möglichst genau anzupassen, hat sich 2 noch besser 3-phasige Fütterung ab 25/30, ab 40 und ab 70 bis 95/105 (115) kg Lebendmasse bewährt. Orientierungswerte für anzustrebende tägliche Zunahmen, der Aufzuchtdauer und den Futter- bzw. Energie-Gaben, sowie für die Futteroptimierungen entsprechend der Gewichtsabschnitte, enthält die Übersicht 1.

Für eine hinreichende Versorgung möglichst harmonisch wachsender Tiere werden Orientierungen zur Optimierung der Eiweiß- (Rohproteinspanne in % sowie pcv- und Brutto-Lysin in g/MJ ME) und Mineralstoffversorgung (Brutto-Calcium, verdaulicher Phosphor und Brutto-Phosphor bei Phytasezusatz) gegeben.

Aminosäureausstattung ist entscheidend

So sind für das erste Futter ab 25 kg LM eine Energiekonzentration von 13,0 – 13,4 MJ ME je kg Futter ratsam, im Futter ab 70 kg LM sollte dieser 13,0 MJ ME aber nicht deutlich überschreiten. Für die Eiweißversorgung, bzw. vor allem für die anvisierten Gewichtszuwächse, sind die ausreichende Aminosäurenausstattung entscheidend und diese wird mit der zuerst limitierend wirkenden Aminosäure Lysin und den anzustrebenden Relationen der nächstlimitierend wirkenden Aminosäuren vorgegeben.

Um der zuvor beschriebenen Energiespanne Rechnung zu tragen, erfolgt die Vorgabe für das verdauliche (pcv = praecaecal verdaulich) und das Brutto-Lysin als Relation zur Energie in g/MJ ME. Bei Komponenten mit stärker schwankenden Aminosäuren-Verdaulichkeiten und bei höheren Anteilen freier Aminosäurenzulagen empfiehlt sich die parallele Futteroptimierung auf Basis verdaulicher und der Brutto–Gehalte, um mehr Versorgungssicherheiten zu erlangen. Im ersten Futter ab 25 – 40 kg LM sind 0,75 g pcv Lysin/MJ ME zur Optimierung empfohlen, sowie 0,85 g Brutto-Lysin genannt – was bei einem unterstellten Energiegehalt von z. B. 13,2 MJ ME dann einem pcv Lysingehalt von 1,0 g entspräche. Im 3. Futter ab 70 kg LM bei einer 3–phasigen Fütterung sind 0,54 g pcv Lysin/MJ ME bzw. 0,65 g Bruttolysin anzustreben – was bei einem unterstellten Energiegehalt von 13,0 MJ ME dann 0,65 g pcv bzw. 0,9 g Brutto-Lysin je kg Futter wäre. Die anzustrebenden Relationen auf Basis pcv der erst 8 essentiellen Aminosäuren Lysin : Methionin/Cystin : Threonin : Tryptophan : Leucin : Isoleucin : Histidin sind unterteilt für die Aufzucht bis und ab 60 – 65 kg LM empfohlen und sollten bei den Futteroptimierungen mit höheren Einsatz freier Aminosäuren fester Bestandteil sein, weil höhere Lysin-Ergänzungen natürlich zunehmende Ergänzungen nächstlimitierender Aminosäuren erforderlich machen.

Die großen Rohproteinspannen von hohen 17,0 bis niedrigen 13,0 % spiegeln sehr gut, dass diese Kenngröße nur noch eine resultierende ist und sich entsprechend der Einzel-Komponentenlieferung an Rohprotein und dem Ausmaß an freien Aminosäurenzulagen ergibt – insgesamt liegt der Rohproteingehalt im Vergleich zu früheren Futtern aber ebenfalls niedriger, weil es der Fitness der Tiere auch eher zuträgt.

Auf die Relation zwischen Calcium und verdaulichem Phosphor kommt es an

Bei der Futterausstattung mit den Mengenelementen Calcium und Phosphor, besser verdaulichen Phosphor, sind nach neuerlichen Erkenntnissen nicht nur die absoluten Gehalte zu betrachten, sondern vor allem auch die Relation von Calcium zum verdaulichen Phosphor, um Fundament- und Gesamtkörperwachstum positiv zu beeinflussen – was in der praktischen Umsetzung die klare Botschaft zur Reduzierung vor allem der übermäßigen Futterkalkgaben beinhaltet! Eine der Ferkelaufzucht vergleichbaren Relation von Ca : vP von 2,2 – 2,7 : 1, eher in Richtung unter 2,4, sollte im Futter eingestellt werden!! In den 3 Phasen-Futtern ab 25, 40 und 70 kg LM sind 0,31, 0,29 und 0,25 % vP anzustreben, womit diese Empfehlungen rund 10 % über denen von Mastmischungen für hohe Zunahmen angesetzt sind. Je nach Brutto–Phosphorgehalten in den eingesetzten Einzelkomponenten und einem, was mittlerweile immer vorgenommen, Phytasezusatz ergeben sich die im hinteren Teil der Übersicht ausgewiesenen Brutto Phosphorgehalte von 0,35 bis 0,50 g Phosphor über die 3 Mastphasen betrachtet.

Da einige Futterunternehmen mit einer energetischen Futterbewertung auf Basis Nettoenergie arbeiten, sind hierfür ebenfalls Orientierungen enthalten und ein Vergleich mit einer Eigenmischung wäre möglich.

Mehr Energie im Eingliederungsfutter

Für die nachfolgende Phase der Eingliederung ab 95/105 (115) kg LM enthält die Übersicht 1 ebenfalls Vorgaben. Diese sind zur Erreichung möglichst hoher Fettauflagen bzw. höhere Fettmassen im Körper zur 1. Belegung stärker zur Energie- und geringer zur Eiweiß-Ausstattung des Futters ausgerichtet. Ausreichend Fettreserven wirken sich positiv auf das Fruchtbarkeitsgeschehen aus.

So ist ein der ersten Zuchtläuferphase vergleichbar hohes Energielevel von 13,0 bis besser 13,4 MJ ME je kg Futter (88 % T) anzustreben mit einer deutlich weniger das weitere Eiweiß-/Gewichtswachstum geringeren Aminosäurenausstattung des Futters – nicht über 0,5 g pcv Lysin bzw. 0,62 g Brutto-Lysin je MJ ME, was rund lediglich 6,5 g pcv bzw. 8 g Brutto-Lysin einzustellen.

Während der Eingliederungsphase sollten die Futter reich an Energie und weniger gut ausgestattet mit Aminosäuren sein

An dieser Stelle bedarf es eines wichtigen Hinweises, und zwar dahingehend, dass die Fütterung keinesfalls alleinig oder sogar korrektiv für lebensleistungsstarke, vor allem mit guten Fundamenten ausgestatteten Sauen steht. Alle Maßnahmen zur Optimierung von Betreuung, Haltung bis hin zur Selektion und die Eingliederungshilfen in die Sauenherden sind stets genauso intensiv durchzuführen, wie täglich beeinflussbare Fütterungsmaßnahmen, wozu natürlich auch die ausreichende Versorgung mit hygienisch einwandfreiem Wasser gehört‼

Übersicht 1: Orientierungswerte zur Nährstoff- und Energieversorgung für Zuchtläufer und Jungsauen bei 88 % TS

In der Übersicht 2 sind Futtermischungen für eine 3-phasige Zuchtläuferfütterung bis ca. 95/105 kg Lebendmasse aufgeführt und energiereichere Futtermischungen für die sich anschließende Eingliederungsphase. Diese Mischungen basieren auf eigenem Getreide oder auf eigenem CCM mit einem Trockenmassegehalt von 64 % sowie weniger Getreideanteil. Die ausgewiesenen Komponentenanteile und Futtergehalte beziehen sich zur besseren Vergleichbarkeit der Mischungen auf einheitliche 88 % Trockenmasse, was bei einer Eingabe in den Anmischcomputer stets zu berücksichtigen ist.

HP-Sojaschrot bietet sich an

Die Eiweiß- und Mineralstoffergänzung erfolgte zu allen Mischungen mit proteinreichem Sojaextraktionsschrot (HP-Soja) und zwei unterschiedlich mit Calcium, Phosphor und Aminosäuren ausgestatteten Mineralfuttermischungen (Mifu 1 bzw. Mifu 2). Das Mifu 1 wurde zu den Phasenfuttermischungen ab 25/30 bzw. 40/45 kg LM ergänzt – es weist gegenüber dem Mifu 2 einen etwas geringeren Calcium- dafür höheren Phosphorgehalt von 18,0 bzw. 3,0 % auf sowie mit 2,5 % Methionin, 5,0 % Threonin und 0,5 % Tryptophan höhere Gehalte, um den höheren Bedarf in dieser frühen Läuferphase ausreichend abzudecken. Das Mifu 2 wies für die Futtermischungen ab 70/75 kg LM und für die Eingliederung kein Tryptophan mehr auf.

Zur genauen Einstellung von Energie- und Rohfaser-, besser Faserstoffgehalte, wurde den Mischungen Pflanzenöl bzw. ein Fasermix, bestehend zu gleichen Anteilen aus Weizenkleie, melassierten Trockenschnitzeln, Sojaschalen und Grünmehl, zugegeben. Um die extreme Beeinflussung der Energie- und Faserstoffkonzentration in Mischungen mit steigenden CCM-Anteilen ohne Spindeln bzw. geringerem Fasergehalt zu verdeutlichen, sind bei den Getreidemischungen hohe Gerstenanteile gewählt worden. Dadurch wird sehr schön deutlich, dass zur Exakteinstellung von Energie- und Faserstoffgehalten in Mischungen, diejenigen mit ansteigenden CCM-Anteilen auch höhere Fasermix-Ergänzungen als in den Getreidemischungen erforderten. So ist in der Mischung ab 25/30 kg LM mit CCM statt 3,0 bei Getreide bereits 5,0 % Fasermixergänzung bei 30 % CCM und ab 40/45 kg LM statt 3,0 bei Getreide schon 8,0 % Fasermixergänzung erforderlich, wenn auf 45 % CCM-Anteil gesteigert wird. Noch höher fällt diese Fasermixergänzung ab 70/75 kg LM mit 12 statt 4 % bei Getreide aus, wenn der CCM-Anteil auf 60 % gesteigert wird und gleichzeitig ein Energiegehalt von max. besser unter 13,0 MJ ME je kg Futter angestrebt werden soll.

In den Mischungen für die Zuchtläufer wurde stets darauf geachtet, mind. 14 bzw. 13 % aNDFom in den reinen Getreide- bzw. CCM/Getreidemischungen zur Unterstützung der Verdauungsvorgänge zu erreichen.

Damit sich das Fundament der Sauen gut entwickeln kann ist auf das Verhältnis von Calcium und verdaulichem Phosphor im Futter zu achten

Bei der Mineralfutterergänzung wurde bei diesen mit Getreiden und CCM analytisch recht gut zu bestimmenden Calcium- und Phosphorausstattungen die Einstellungen von Calcium und verdaulichen Phosphorgehalten so gewählt, dass eher ein enges Verhältnis von Ca : vP angestrebt wurde, weil dieses nach neueren Erkenntnissen mehr Vorteile bei der Entwicklung bzw. beim Wachstum der Tiere verspricht. So wurde mit 0,75 % Calcium bei den Mischungen ab 25/30 kg LM zwar ein ausreichendes, aber zugleich recht niedriges Niveau eingestellt, um bei geforderter Ausstattung mit verdaulichem Phosphor von mind. 0,31 % ein engeres Ca : vP-Verhältnis von nahezu 2,2 : 1 einstellen zu können. Dies wurde in den nachfolgenden Futterphasen ebenso angestrebt mit z. B. 0,58 bzw. 0,60 % Calcium ab 70/75 kg LM.

Getreide- und CCM-Mischungen werden betrachtet

In den Mischungen zur Eingliederung mit Getreide bzw. CCM/Getreide wurde der Anteil SES zur Senkung des die Wachstumsgeschwindigkeit bestimmenden Aminosäurenangebotes und gleichzeitig die Energiekonzentration durch Reduzierung des Fasermixanteils auf 2 bzw. 4 % reduziert. Ziel dieses Vorgehens ist die Erhöhung von Fettanreicherungen im Organismus der Tiere, was sich natürlich auch durch eine höhere Rückenfettauflage verdeutlicht und gut von geübten Personen gemessen werden kann. Hinter der letzten Rippe, 3 cm unterhalb der Wirbelsäule, sollte die Fettauflage möglichst 14 mm betragen.

Um eine genaue Eiweiß- und Mineralstoffversorgung zu realisieren, ist mit HP-Soja sowie 2 Mineralfuttermischungen verfahren worden und zwar, ab 25/30 kg LM mit 4 % und ab 40/45 kg LM mit 3,5 % der Mifu 1 sowohl in den reinen Getreide- als auch CCM/Getreidemischungen.

Um fruchtbare Sauen heranzuziehen, sollten ausreichende Speckauflagen bei den Jungsauen erreicht werden

Diese vergleichsweise höheren Mineralfutterergänzungen ermöglichen eine sichere Ausstattung von Mineralfuttern bei den zuliefernden Mineralfutterfirmen auch hinsichtlich guter Ausstattungen mit Aminosäuren und weiterer Ausstattungen mit Spurenelementen und Vitaminen neben der Ausstattung mit Calcium und Phosphor.

Sehr gut wird deutlich, dass durch diese Art und Weise der Mineralfutterausstattung und -ergänzung der Sojaextraktionsschrotanteil in den Mischungen von 25/30 über 40/45 bis 70/75 kg LM stets rückläufig sein kann. Wobei auch zu sehen ist, dass die CCM/Getreidemischungen aufgrund geringer Eiweiß- besser gesagt Aminosäurenlieferung mit dem CCM gegenüber den reinen Getreidemischungen eine 1,5 – 2,5 % Punkte höhere Sojaextraktionsschrotergänzung bedurften. Z. B. 17,0 % SES ab 25/30 kg LM zur CCM/Getreidemischung gegenüber 15,5 % bei der reinen Getreidemischung für den gleichen Lebendmasseabschnitt ab 25/30 kg LM.

Durch die rückläufigen SES-Ergänzungen mit steigenden Lebendgewichten fällt der Rohproteingehalt von 16,4 sowie 16,0 % bei Getreide- sowie CCM/Getreidemischungen ab 25/30 kg LM auf 13,9 sowie 13,4 % in der Fütterungsphase ab 70/75 kg LM ab. Die für die Eiweißversorgung wichtigen essentiellen Aminosäuren werden dabei durch die angemessenen Mineralfutterausstattungen und -ergänzungen stets erreicht und gehen angemessen der Gewichtsentwicklung von 0,95 bzw. 0,97 ab 25/30 kg LM 0,70 bzw. 0,72 % pcv Lysin sowie auch auf die nächsten Aminosäuren im passenden Verhältnis, dem idealen Protein entsprechend, abfallend zurück.

Übersicht 2: Futtermischungen für eine 3-phasige Zuchtläuferfütterung und für die sich anschließende Jungsaueneingliederungsphase auf Basis Getreide sowie CCM/Getreide plus Sojaextraktionsschrot HP und Mineralfuttereinsatz

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Gerhard Stalljohann
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Bad Sassendorf

Telefon: 0 29 45 / 989 - 731