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Selbst gezogene Jungsauen vom Ferkel bis zur Eingliederung in die Sauenherde optimal ernähren
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Teil 1: Fütterung der Zuchtferkel

In Sauenbetrieben mit Eigenremontierung ist die gezielte Fütterung von Zuchtferkeln und –läufern eine grundlegende Basis, um vitale und leistungsbereite Jungsauen mit der Befähigung für eine hohe Lebensleistung aufzuziehen und zu remontieren.

Allzu oft wird die Fütterung der Zukunftstiere zu stiefmütterlich mit zu einfach gestrickten Futtern und Fütterungen betrieben mit der Folge, dass ein hoher Anteil an Jungsauen bereits nach dem ersten Wurf oder bereits vor einem erfolgreichen ersten Wurf zur Schlachtung muss. Dies belastet die Wirtschaftlichkeit der Sauenhaltung erheblich. Wenn die Entscheidung für die Durchführung einer Eigenremontierung gefällt worden ist, ist sie auch zielgerichtet durchzuführen – ansonsten bleibt der Jungsauenzukauf sinnvoller.

Bei eigener Jungsauenaufzucht muss das Futter stimmen

90 % Verdaulichkeit für das Saugferkelfutter ist ein Muss

Die Fütterung von ausgewählten, gut mit schnell erkennbaren Ohrmarken, kenntlich gemachten Ferkeln beginnt bereits in der Säugephase bei ihren Muttersauen mit einem zusätzlichen Angebot an Ferkelmilch oder Joghurt über Schalen oder Cuptassentechniken. In der Übersicht 1 sind Futterkomponenten für die ersten Lebenswochen bis hin zum Ende der Ferkelaufzucht mit 25/30 kg Lebendmasse aufgeführt, die dem sich langsam entwickelnden Verdauungssystem besonders gerecht werden sollen.

Die natürlicherweise sehr hoch verdauliche Muttermilch kann nämlich bei frühem zusätzlichem Futterangebot nur ergänzt werden, bzw. ersetzt werden, wenn die Verdaulichkeit stimmt und eine Marke von über 90 % klar überschritten wird. Geringere Verdaulichkeiten von Nähr- und Mineralstoffen in den ersten Lebenswochen sind eher schädlich als nützlich. Besonders wichtig sind in den ersten Lebenswochen das passende Energie-, Eiweiß- und Mineralstoffangebot. Nach Übersicht 1 sollten Ferkelmilchaustauscher Komponenten wie Magermilchpulver, Süßmolkenpulver, Proteinkonzentrate, hochwertige Pflanzenfette, Laktose und gerne auch Anteile von Blutplasma neben hochwertigen Mineralstoff- und Vitaminergänzungen enthalten.

Ein Blutplasmaeinsatz von bis zu max. 8 % Anteil birgt vor allem den Vorteil, dass eine gute Darmakzeptanz und sich damit verbessernde Futteraufnahme realisiert werden kann. Bei einem Ferkel-Joghurt-Einsatzversuch im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse konnte dieser Effekt sehr schön verdeutlicht werden. Das Angebot der zuerst limitierend wirkenden Aminosäure sollte in dieser Phase mind. 1,0 – 1,05 g pcv (praecaecal verdaulich) Lysin je MJ ME sein, die des verdaulichen Phosphors mind. 3,7 g/kg Futter.

Das Angebot an Calcium sollte im engeren Verhältnis zum Phosphor stehen, um nicht dessen Verwertung zu beeinträchtigen – ein Bereich von 1,2 – 1,4 : 1 Calcium : vP ist ratsam.

Saugferkelfutter sollen hohe Anteile an Milchbestandteilen enthalten

Ab der dritten Lebenswoche sollten Ferkel beigefüttert werden

Spätestens ab der 3. Lebenswoche ist die Beifütterung von festem Saugferkelbeifutter vorzunehmen. Aus einigen Betrieben wird aber auch schon mit einem speziellen Ferkelmüsli zur Anregung von Futteraufnahme und Beschäftigung mit positiven Rückmeldungen begonnen. Diese frühe feste Futtergabe könnte die ausreichende Befriedigung des Saugreflexes, vor allem bei größeren Würfen, zusätzlich begünstigen und späteren Kannibalismuserscheinungen in gewissen Maßen vorbeugen.

Ein Absetzfutter sollte den schlagartigen Entbehrungen von Muttermilchaufnahmen mit den verdauungsunterstützenden Wirkungen der Laktose in der Milch Rechnung tragen. An dieses Futter sollten die Ferkel gewöhnt sein und durch die Zugabe von Blutplasma, z. B. 5 %, wird das Weiterfressen auch ohne Muttermilch animiert, denn auf keinen Fall dürfen die Ferkel nach dem Absetzen in einen Hungerstress verfallen und sich danach überfressen mit einhergehender Überschreitung der Verdauungskapazität mit sich einstellenden Durchfällen. Mit dem Zusatz von Säuren und Vitaminen sollen die sich komplett neu auszurichtenden Verdauungs- und Stoffwechselvorgänge zusätzlich unterstützt werden.

Nach 4 bis 8 Tagen Absetzfuttereinsatz kann allmählich durch Verschneiden auf das Ferkelaufzuchtfutter I bei 7 – 8 kg LM gewechselt werden. Dieses Futter sollte 13,2 – 13,4 MJ ME mit 11,5 – 11,8 g pcv Lysin sowie  3,5 – 3,6 g vP je kg lufttrockenes Futter aufweisen. Ab ca 15 kg Lebendmasse folgt dann das Ferkelaufzuchtfutter II mit höheren Anteilen an Komponenten, die in der anschließenden Zuchtläuferaufzuchtfütterung eingesetzt werden.

Ferkelmüslis regen die Futteraufnahme und Beschäftigung mit Futter an

Die wichtigsten Regeln für das Saugferkelfutter

Zusammenfassend kann für die Ferkelaufzuchtphase festgehalten werden:

  • Den heranwachsenden Ferkeln ist möglichst früh und gut zugänglich ein den sich langsam entwickelnden Verdauungsorganen angepasstes Futter sowie hygienisch einwandfreies Tränkewasser anzubieten.
  • Die Verdaulichkeit, insbesondere von Nähr- und Mineralstoffen in ganz „frühen“ Futtern, hat annähernd derer in Sauenmilch zu entsprechen – sonst eher schädlich.
  • Mit einem Teil an höher verdaulichen Futtern in der Absetzphase und danach wird eine bessere und gleichmäßig hohe Futterakzeptanz erreicht, die sog. Hungerstress stets vorbeugen soll – gleichmäßig steigende Futteraufnahmen sind oberstes Ziel.
  • Die Futterdarreichungsformen und die eingesetzte Fütterungs- sowie Tränketechniken müssen stets ausreichende und hygienisch einwandfreie Futter- und Wasseraufnahmen ermöglichen.
  • Für die kleinsten Zukunftsträger sind beste Futterkomponenten in Menge und Qualität so zu mischen, dass ein harmonisches Wachstum für eine hohe Langlebigkeit mit hoher Lebensleistung erreichbar wird.

Übersicht: Was Zuchtferkel benötigen

Anforderungen an Zuchtferkelfuttermischungen in Abhängigkeit vom Tiergewicht

Im zweiten Teil des Beitrags geht Dr. Gerhard Stalljohann von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Bad Sassendorf, näher auf die Umstellung der Ferkelaufzuchtfütterung auf die Zuchtläuferfütterung und die sich anschließende Jungsaueneingliederungsphase ein.

 

 

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Gerhard Stalljohann
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Bad Sassendorf

Telefon: 0 29 45 / 989 - 731