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Roggen in der Schweinfütterung – das passt! (Teil 1)
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Roggen wird seit vielen Jahren gewinnbringend in der Schweinefütterung eingesetzt. In den vergangenen Jahren und Monaten haben sich neue Gesichtspunkte, wie neue Verdaulichkeitswerte oder eine neue Bewertung der Inhaltsstoffe in Hinblick auf die Darmgesundheit ergeben. Ziel des aktuellen Beitrags ist es daher, diese Entwicklungen einmal zusammenfassend darzustellen. In Teil 1 befasst sich Dr. Manfred Weber, Klein Schwechten, in erster Linie mit den Inhaltsstoffen, in Teil 2 vorranging mit der Wirkung auf die Darmgesundheit und mit der Wirtschaftlichkeit.

„Roggen das ist doch nichts für Schweine“ hört man heute noch oft in den südlichen Regionen Deutschlands. In Betrieben mit sandigen, weniger fruchtbaren Böden, insbesondere im Nord- und Nordostdeutschen Raum, wird Roggen dagegen schon lange in Größenordnungen angebaut und dort auch in der Schweinefütterung erfolgreich eingesetzt.

Dieses Getreide „der armen Leute“ fand vielleicht auch aus diesem Grund nie die Verbreitung in den übrigen Schweineställen. Sicher trug zu diesem Image auch die Problematik der Bitterstoffe in alten Sorten bei, wodurch bei höheren Anteilen im Futter die Futteraufnahme negativ beeinflusst wurde. Man sagte dem Roggen auch nach, dass er einen „steifen Gang“ und eine schlechte Kotkonsistenz verursachte. Diese negativen Eigenschaften der älteren Sorten haben sich in vielen Köpfen der Schweinehalter festgesetzt und wurden so von Generation zu Generation tradiert. Ähnlich ging es dem Rapsextraktionsschrot, dessen Futterwert auch erst seit einigen Jahren hoch geschätzt wird. Heute gibt es neue Sorten und diese weisen diese Probleme nicht mehr auf.

Einsatz im Mischfutter geht zurück

Schaut man sich die Einsatzraten im Mischfutter an (Abbildung 1), gibt es nur einen Trend, nämlich abwärts. Dies liegt allerdings nicht an einer geringeren Vorzüglichkeit des Roggens, sondern am deutlich rückläufigen Anbau (seit 2013 um 30 %, Abbildung 2), da Weizen im Marktfruchtbau momentan höhere Einnahmen garantiert.

Inhaltsstoffe wurden überprüft

Um ein Futtermittel erfolgreich in der Schweinefütterung einsetzen zu können, müssen wir zunächst wissen, welche Inhaltsstoffe es zu bieten hat. Dies gilt natürlich auch für den Roggen. In der Tabelle 1 sind die in 2018 von der LUFA ermittelten Durchschnittswerte der wichtigsten Getreide aufgeführt. Es zeigt sich das übliche Bild: Roggen liegt bei der umsetzbaren Energie im Mittelfeld, weist aber den geringsten Rohproteingehalt auf.

Mit gut 9,3 % lag er in 2018 ziemlich nahe an dem Wert der DLG-Tabelle. Die absolute Höhe des Rohproteingehaltes schwankte zwar zwischen den Jahren ziemlich stark, aber der Abstand zu den übrigen Getreiden zeigt sich eigentlich immer.

In der Schweinefütterung ist allerdings nicht der Rohproteingehalt ausschlaggebend, sondern es sind die Gehalte an essentiellen Aminosäuren. Hierbei zeigt sich, dass der Roggen zumindest beim Lysin gegenüber dem Weizen gut mithalten kann. Bei den übrigen wichtigen Aminosäuren ergibt sich ein leicht geringerer Gehalt. Bei der Rationsplanung ist dies aber gut über den Zusatz freier Aminosäuren auszugleichen.

Schaut man noch etwas genauer hin, ist auch nicht der Bruttogehalt der essentiellen Aminosäuren entscheidend, sondern der Gehalt, der tatsächlich vom Tier verdaut werden kann (praecaecale Verdaulichkeit). Die Daten der Tabelle 2 zeigen, dass gerade der Roggen bei den neuesten Untersuchungen im Projekt Grainup hier jedoch deutlich schlechter abschließt. Die Unterschiede zwischen den üblich genutzten DLG-Tabellenwerten und den neuen Werten aus Hohenheim treten dabei deutlich zu Tage.

Durchweg haben sich bei allen Getreiden gegenüber den DLG-Zahlen geringere Verdaulichkeiten gezeigt. Besonders beim Roggen fehlen aber bei allen Aminosäuren 10 Prozentpunkte und mehr. Es wird also in Zukunft nötig sein, diese neuen Zahlen zu übernehmen, ganz besonders dann, wenn stark N-reduziert gefüttert wird. Sonst besteht die Gefahr einer Unterversorgung der Schweine.

Fettqualität optimal für Schweine

Roggen enthält im Vergleich der Getreidearten den geringsten Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Da ein Teil der Futterfettsäuren direkt in das Fett der Schweine eingebaut wird, bringt dies beim Roggen deutliche Vorteile bei der Speckkonsistenz. Es ist schon lange bekannt, dass Roggen einen festen Schweinespeck macht.

Mutterkorn macht immer weniger Probleme

Ein Problem in manchen Jahren bringt die Anfälligkeit des Roggens gegenüber dem Mutterkornpilz Claviceps purpurea dennoch mit sich. Dieser Pilz produziert die schädlich wirkenden und äußerst giftigen Alkaloide Ergotoxin und Ergotamin (Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen, Krämpfe und Aborte). Diesem kann aber durch agrotechnische Maßnahmen, wie z.B. dem Einmischen von Populationsroggen in das Saatgut, wirksam begegnet werden.

Zielführend sind auch Reinigungsverfahren. Zu beachten ist außerdem, dass ab 2003 ein Verschneiden mit mutterkornfreien bzw. -armen Futterpartien aus Verbraucherschutzgründen futtermittelrechtlich untersagt ist. Zudem werden neue Hybrid-Sorten auf eine geringere Mutterkornanfälligkeit gezüchtet.

Der zweite Teil des Beitrags stellt die Wirkung von Roggen auf die Darmgesundheit und die Wirtschaftlichkeit beim Einsatz in der Schweinfütterung dar.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Manfred Weber
Klein Schwechten
Tel.: 039388/28423
E-Mail: Manfred.H.Weber(at)gmx.de

Stand: August 2019