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Raus aus dem Dorf – Betrieb Zumbach (Schweiz) investiert in Abferkelplätze
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In der Nähe von Büren an der Aare (Kanton Bern, Schweiz) betreibt Urs Zumbach seinen landwirtschaftlichen Betrieb. Neben dem Ackerbau setzt er dabei auf die Schweinezucht und -mast. 200 m entfernt vom Flussufer ist Urs Zumbach schon im Jahr 2000 mit dem Warte- und Deckstall in die offene Feldflur ausgesiedelt. Auf dem heimischen Betrieb war zu wenig Platz, um zu wachsen. 2017 folgte dann der Ferkelaufzucht- und Maststall, so dass nur die Abferkelbuchten noch im Dorf verblieben. Insgesamt hält der Betriebsleiter 150 Sauen im annähernd geschlossenen System. Dazu hat er am neuen Standort 660 Ferkelaufzucht- und 830 Mastplätze gebaut.

Der Betrieb Zumbach in Büren a.d. Aare (Schweiz)

Gute 50 ha Ackerfläche gehören auch zum Betrieb. Neben der speziellen Gemüseart Spinat wird in erster Linie Mais (Körnermais) zur eigenen Versorgung der Schweine angebaut. Dazu kommen noch Getreide wie Gerste und Weizen. 7% Ökoflächen mit Gras und Rotationsbrache vervollständigen die Flächennutzung.

Betriebsspiegel:

  • 50 ha Ackerbau, davon:
    4 ha Spinat
    22 ha Körnermais
    17 ha Gerste/Weizen
    7 % Ökovorrangflächen (Gras / Rotationsbrache)

  • Schweinehaltung:
    150 Sauenplätze
    660 Ferkelaufzuchtplätze
    830 Mastplätze

  • Betriebsleiter und 2 Mitarbeiter

In der Schweiz hat die Diskussion um Tierwohl in der Schweinehaltung schon deutlich früher eingesetzt als in Deutschland. Daher haben zwei Drittel aller Sauenställe die Möglichkeit, Einstreu zu verwenden und über 60% bieten den Sauen, außer im Abferkelstall, auch Auslauf an. Dies hat auch Urs Zumbach in seinem Deck- und Wartestall beherzigt.

Im Wartestall arbeitet er mit einer Großgruppe in der ca. 90 Sauen stehen. „Wir haben uns damals für die Abruffütterung entschieden, da wir damit den Tierverkehr optimal lenken können“ so Urs Zumbach. So sind die Abrufstationen so aufgestellt, dass die Tiere nach dem Fressen zwangsläufig in den Auslauf geführt werden. An einer der beiden Stationen besteht die Möglichkeit Jungsauen zu trainieren, damit sie beim ersten Einstallen in den Wartestall mit der Technik schon vertraut sind.

Im Wartestall werden die Sauen in der Großgruppe mit Abruffütterungsstationen gehalten

Betrieben wird die Sauenherde im 3-Wochen-Rhythmus bei gut 26 Säugetagen. Damit ist die Großgruppe eine dynamische Gruppe in die immer wieder zugestallt werden muss. „Das Zustallen der Sauen alle drei Wochen ist in der großen Gruppe kein größeres Problem, zwar gibt es immer mal wieder kleine Rangkämpfe, die aber durch die Fluchtmöglichkeiten in der große Gruppe keine Auswirkungen auf unsere Fruchtbarkeitsleistungen haben“ meint der Betriebsleiter. Dies liegt nicht zuletzt an der Einstreu, die momentan noch von Hand eingegeben werden muss. Wenn der Neubau fertiggestellt ist, wird dort eine automatische Einstreuanlage vorhanden sein, die dann auch den Wartestall einstreut. „Damit sparen wir uns dann viel Zeit, die wir z.B. in den neuen Abferkelställen nutzen können.“

Im Auslauf, der teilperforiert ist, stehen den Sauen Kühlmöglichkeiten über eine Hochdruckverneblung von Wasser zur Verfügung. Dazu bemerkt der Bürener: „Dennoch liegen die Sauen bei höheren Temperaturen immer an der gegenüberliegenden Betonwand. Wahrscheinlich kommt dies ihrem Abkühlbedürfnis durch den Kontakt zu kälteren Beton noch näher“. Dies bestätigt unsere Beobachtungen, dass im Auslauf hoch angebrachte feine Verneblungsdüsen nicht optimal genutzt werden können. Eine Abdeckung des Auslaufs durch ein engmaschiges Netz hält zuerst einmal die Vögel ab, bringt aber auch eine leichte Beschattung, die die Sauen vor Sonnenbrand schützt.

Im Auslauf des Wartestalls wird gekühlt

Zurzeit steht im Betrieb ein Wechsel der Sauengenetik an. Bisher wurde eine F1-Jungsau aus französischer Landrasse und Schweizer Edelschwein eingesetzt. Diese, dann mit Duroc als Vaterrasse angepaart, ergibt die jetzt noch vorhandenen Mastendprodukte. In Zukunft setzt der Bürener auf reine schweizer Genetik von Suisseporcs.

Die jetzigen Leistungen von 29,8 abgesetzten Ferkel pro Sau und Jahr können sich allerdings schon sehen lassen. Mit 14-15 % Ferkelverluste ist der Betriebsleiter aber noch nicht zufrieden. Hier setzt er auf bessere Leistungen nach der Fertigstellung des neuen Abferkelstalles.

Ferkelaufzucht- und Maststall

Als vor 6 Jahren der Ferkelaufzucht- und Maststall gebaut wurde, hat sich Urs Zumbach für einen konventionellen Stall ohne Auslauf entschieden. „Wenn ich noch einmal bauen würde, hätte ich ihn sicherlich so gebaut, dass nachträglich noch für alle Tiere ein Auslauf angebaut werden könnte. Man weiß momentan nicht genau wohin der Markt geht.“

Die Ferkelaufzuchtbuchten sind klassisch angelegt. Mit ca 2/3 fester Fläche und dem Kotbereich auf Dreikantrosten zum besseren Durchtritt des Kotes. Hier gibt es auch die Kontaktgitter zur Nachbarbucht, damit der Bereich noch sicherer als Kotbereich angenommen wird. Das letzte Drittel ist mit einer Abdeckung versehen und dient als Liegebereich. Hier ist dann auch eine Fußbodenheizung mit verbaut, um den kleinen Ferkeln einen entsprechende Wohlfühltemperatur zu gewährleisten. Im Liegebereich ist es dringend notwendig, die Deckel hochzuklappen, sobald die Temperaturen im Stall höher werden, sonst nutzen die Ferkel sie gerne als Kotbereich und legen sich auf den kühleren Boden im Aktivitätsbereich

In der Ferkelaufzucht haben die Ferkel die Möglichkeit die Bucht zu strukturieren

Der plangeschlossene Fußboden wird mit einer leichten Einstreu versehen. Auch hier wird zur Zeit noch händisch eingestreut, das soll sich aber bald ändern. Trotz dieser Einstreuvariante sind unter den Dreikantböden ganz normale Güllekanäle. Sie funktionieren aber nur dank einer eingebauten Spülleitung, die bei jedem Leeren der Kanäle eingesetzt werden muss.

Gelüftet wird der Stall mit Unterdruck. Gemeinsam mit den im gleichen Stall gelegenen Mastbuchten wird die Frischluft Unterflur bezogen. Dazu wird die Luft von den Traufseiten unter dem Stall hindurch in den Zentralgang gezogen, von dort in den wärmegedämmten Dachboden. Dann gelangt die kühle Luft über Faserplatten in die Abteile. Der Dachboden des gesamten Stalles ist also eingeteilt in einen großen Abluftkanal, über den zentral die Abluft gezogen wird und dem Restdachraum, in dem sich die Frischluft befindet. Hierzu bemerkt Urs Zumbach: „Insgesamt bin ich mit dem Lüftungssystem sehr zufrieden. Es kühlt die Ställe um 4-5° C ab. Allerdings nur, wenn auch die Nachttemperaturen mitspielen. Klettern die dauerhaft über 17 oder 18 Grad, kommt das System auch an seine Grenzen“. Dann herrschen im Stall auch annähernd Außentemperaturen oder leicht darüber.

Die Zuluft wird an der Traufseite Unterflur angesaugt

Gefüttert wird in der Ferkelaufzucht am sensorgesteuerten Quertrog flüssig. Auch der Mastbereich des Stalles ist ohne Auslauf konzipiert. Unterteilt wird er in Vor- und Endmastabteile, die sich durch unterschiedlich dichte Belegungen auszeichnen. In der Schweiz gibt es dazu strengere Vorschriften als in Deutschland. Ab 25- 60 Lebendgewicht werden 0,6 m² pro Schwein und ab 85- 110 kg 0,9 m² pro Schwein gefordert. Darüber hinaus sogar 1,65 m².

Die Buchten entsprechen sich in ihrer Aufteilung. An den beiden Kopfseiten der langen und schmalen Buchten befinden sich jeweils Spaltenbodenbereiche mit Kontaktgittern. Dazwischen ist der Boden planbefestigt und mit Minimaleinstreu versehen, die auch als Beschäftigungsmaterial dient. Zusätzlich gibt es ein paar Spielzeuge und eine Knabberrolle aus Luzerne/Stroh. Der besondere Pfiff der Abteile ist die dazwischen liegende „Easy door“. Jeweils zwischen den nebeneinander liegenden Vor- und Endmastabteilen befindet sich eine kleine Tür, durch die die Schweine dann ohne den Servicegang nutzen zu müssen, ins Endmastabteil getrieben werden können.

In der Vormast werden lange schmale Buchten genutzt

Auch in den Endmastbuchten nutzt man in Büren den Langtrog mit Flüssigfütterung. Angeliefert wird das Futter pneumatisch und es wird dann über die Mischventile im Abteil mit Wasser vermischt. Die Zentrale der Schauer-Spotmix-Anlage ist dabei im Giebelbereich des Stalles angeordnet. Auch die übrigen Ställe werden durch unterirdisch verlegte Leitungen von hier aus versorgt. Über diese Anlage ist es auch möglich feuchte Maiskornsilage zu verfüttern. Die für kurze Zeit im Zwischenbehälter aufbewahrt wird. Die Maissilage wird gleich nach der Ernte im Hochsilo eingelagert und mit einer Obenentnahmefräse wieder ausgelagert.

Auch in der Endmast wird am Quertrog gefüttert. Zwischen Vor- und Endmastabteilen können die Schweine schnell über das Easy-Door umgestallt werden

Entsprechend sollen auch die neuen, momentan im Bau befindlichen, Deck- und Abferkelabteile gefüttert werden. Der Neubau ist erforderlich geworden, da der jetzige Deckbereich zu klein geworden ist und die zur Zeit noch genutzten Abferkelabteile im Dorf nicht weiter betrieben werden sollen. Gleichzeitig verspricht sich der Landwirt deutliche Zeitersparnisse, weil dann die Sauen nicht mehr transportiert werden müssen. 2 x 22 Abferkelbuchten sind geplant. Da in der Schweiz schon seit 2007 nur die freie Abferkelung ohne Ferkelschutzkörbe vorgeschrieben ist, sollen natürlich auch solche eingebaut werden. Geplant und fast fertig ist der Außenklimastall schon, der mit Querlüftung und speziellen Schläuchen für eine Stoßlüftung im Sauenbereich ausgerüstet ist. Der Deckbereich umfasst einen Bewegungs- und Liegebereich (eingestreut) und Besamungsstände, in denen die zu besamenden Sauen für maximal 10 Tage fixiert werden dürfen.

Im Neubau werden Abferkelabteile und der Deckstall untergebracht

Über diesen Abteilen erstreckt sich ein großer Dachboden, der als Stroh- und Raufutterlager dienen soll und wo auch die Strohverteilanlage angesiedelt sein wird.

Grundlage der Fütterung ist in fast allen Stufen die eigen erzeugte Maiskornsilage. Mit seinem Berater Beat Süess von der Firma Melior werden auf dieser Basis und entsprechenden Ergänzungsfuttermitteln dann die Rationen geplant.

Die Fütterungsstrategien spricht Urs Zumbach (links) mit seinem Fütterungsberater Beat Süess von der Firma Melior ab.

Mittlerweile auch stickstoffreduziert. Denn in der Schweiz wird ab 2023, ähnlich wie in Deutschland für die BIMSCH-Betriebe, eine stickstoffreduzierte Fütterung vorgeschrieben. Bis 2026 ist diese noch in der Erprobungsphase und wird nach Erfüllung der Vorgaben für Betriebe, die sich am Programm beteiligen, finanziell entlohnt. Ab 2027 wird diese Fütterung dann obligatorisch für alle schweinehaltenden Betriebe. Folgende Grenzwerte müssen eingehalten werden.

Tabelle 1: Futtergrenzwerte für die N-Versorgung in der Schweiz

In der Schweiz wird die Energie des Futters, anders als in Deutschland, in MJ verdaulicher Energie angegeben. Der grobe Umrechnungsfaktor zur umsetzbaren Energie lautet

MJ ME = 0,95 x MJ VES.

Auf deutsche Verhältnisse umgerechnet, bedeutet das z.B. für die Schweinemast:

11 g RP je MJ ME, bei durchschnittlich 13,2 MJ im Mastfutter sind das 145 g RP im Durchschnitt der Mast. Dies würde in etwa einer sehr stark N- und P-reduzierten Fütterung (144 g) in Deutschland entsprechen, also noch weitergehend als in der TA-Luft für deutsche BIMSCH-pflichtigen Betriebe gefordert.

Wie wird das nun im Betrieb Zumbach umgesetzt?

Grundlage der stickstoffreduzierten Fütterung im Betrieb ist die im Hochsilo gelagerte Maiskornsilage

Im Bereich der Mast werden dazu zwei verschiedene Ergänzer im Vor- und Endmastbereich neben der Maiskornsilage eingesetzt. In der Tabelle 2 sind diese näher beschrieben.

Tabelle 2: Inhaltsstoffe der in der Mast eingesetzten Ergänzungsfutter

Damit werden dann zwei Rezepte formuliert:

R1 (Vormast): 45,7 % Vormastergänzer und 54,3% Maiskornsilage

R2 (Endmast) 45,0 % Endmastergänzer und 55,0% Maiskornsilage

Diese beiden Rezepte werden dann wie folgt (Tabelle 3) an die Mastschweine verfüttert:

Tabelle 3: Futterplan in der Mast

Mit den entsprechend hinterlegten Futteraufnahmen in den einzelnen Phasen errechnet sich ein durchschnittlicher Rohproteingehalt von 10,5 g je MJ VES. Damit ist der Zielwert erreicht.

Mit der Schauer-Spotmixanlage werden alle Tiere gefüttert

Mit diesen Rezepten erzielt Urs Zumbach mit seinen Schweinen Zunahmen von 930 g, eine Futterverwertung von 1: 2,6 und im Mittel 57% Muskelfleischanteil und ist mit diesen Leistungen sehr zufrieden.

Das Futter für seine tragenden Sauen besteht ebenfalls aus einem Ergänzer (28%) und Maiskornsilage (72%). Für die säugenden Sauen wird zur Zeit ein reines Zukauffutter eingesetzt. Anders ist es in den jetzigen Abteilen im Altgebäude nicht machbar. Die Futterrationen weisen die folgenden Inhaltsstoffe auf:

Tabelle 4: Inhaltsstoffe der Futter für Sauen

Auch in der Ferkelaufzucht werden Fertigfutter eingesetzt. Nur in den letzten Tagen der Aufzucht mischt Urs Zumbach ein wenig Maiskornsilage zu, damit sich die Ferkel schon langsam an die Fütterung im Mastbereich gewöhnen.

In der Vermarktung setzt Zumbach nicht auf eine Lableproduktion, sondern verkauft seine Mastschweine über einen festen Händler direkt an den Schlachtbetrieb. Einige wenige Tiere gehen auch direkt an Metzger aus der Umgebung. Eine Änderung ist vorerst aber nicht vorgesehen.

Da in der Schweiz das Kupieren von Schwänzen beim Schwein verboten ist, werden auch hier 100% der Tiere mit Langschwänzen aufgestallt. Nach den Angaben des Betriebsleiters sind weniger als 5% aller Schwänze bei der Schlachtung beschädigt. Größere Probleme mit Schwanzbeißen kann er in seinem Betrieb nicht feststellen. Die geschilderten Haltungsbedingungen und die Umsicht des Tierbetreuers tragen dazu hauptsächlich bei.

95% der Langschwänze bleiben im Betrieb unversehrt

Wir wünschen der Familie Zumbach weiterhin viel Schwein und eine gesunde Entwicklung des Betriebes.

DER DIREKTE DRAHT

Dr. Manfred Weber
Klein Schwechten
Tel.: 039388/28423
E-Mail: manfred.h.weber(at)gmx.de

Fotos: Dr. Manfred Weber