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Monatsrückblick Juli 2023: Raps auf Berg- und Talfahrt, Rapsernte schreitet schleppend voran, Sojaschrotpreise im Aufwind, Rapsschrotpreise unter Druck, Laufende Rapsernte im Fokus
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Raps auf Berg- und Talfahrt
Die Kurse an der Pariser Börse scheinen im Juli keine eindeutige Richtung einzuschlagen. So verzeichnet der Fronttermin August 23 zwar zwischenzeitlich Tagesgewinne von bis zu 26 EUR/t, kletterte sogar über die Linie von 500 EUR/t, gibt diese aber auch nur kurze Zeit später wieder vollständig ab. Gleiches gilt für den Folgetermin November 23, welcher sich mit Tagesschwankungen von bis zu 26,25 EUR/t ebenfalls auf Berg- und Talfahrt befindet. Auf Monatssicht fuhren die Notierungen dennoch Verluste ein. So schließt der Fronttermin August am 27.07.2023 bei 433 EUR/t und damit rund 17 EUR/t unter dem Ende Juni erreichten Niveau. Kurswirkung zeigen dabei zuletzt insbesondere die Entwicklungen in Osteuropa. Das Abkommen über eine sichere Handelspassage lief am 17.07.2023 aus und wurde vorerst auch nicht verlängert. Die Ukraine teilte kurz darauf mit, die Lieferungen auch über alternative Routen aufrecht erhalten zu können. Nichtsdestotrotz bleibt es fraglich, inwieweit die bereits georderten Partien termingerecht geliefert werden können, zumal Russland zuletzt die Häfen an der Donau angriff. Der Fluss sollte als Alternative für den Transport ukrainischer Agrargüter dienen.

Rapsernte schreitet schleppend voran
Das Auf und Ab in Paris reduziert die Handelsaktivität am heimischen Rapsmarkt auf ein Minimum. Marktteilnehmer agieren angesichts der starken Kurssprünge zurückhaltend und warten die weitere Preisentwicklung ab. Ohnehin ist auch die Abgabebereitschaft der Erzeuger gering. Hinzu kommt die unsichere Lage am Schwarze Meer. Nur wer mangels Lagerfläche verkaufen muss, verkauft. Vereinzelt wurden die Preisspitzen jedoch auch zum Abschluss von Kontrakten genutzt. Durch die Niederschläge schreitet die laufenden Rapsernte regional nur schleppend voran. So konnten in Ostdeutschland bislang gebietsweise zwischen 30 und 70 % der Flächen geräumt werden. Die bislang erzielten Erträge enttäuschen jedoch.

Sojaschrotpreise im Aufwind
Die Sojaschrotpreise am heimischen Markt tendierten im Juli 23 fester. Im Bundesdurchschnitt wurden für 44er-Partien 468 EUR/t fob Mühle gefordert, ein Plus von 23 EUR/t gegenüber Vormonat, aber rund 14 % weniger als im Vorjahr. Partien mit hohem Proteingehalt legten ebenfalls zu und verteuerten sich im Schnitt um 25 auf 494 EUR/t.  

GVO-freie Partien mit 45,5 % ProFett legen im Monatsvergleich um 4,8 % zu und werden im Schnitt für 543 EUR/t fob Hamburg offeriert. Besonders in der zweiten Monatshälfte verteuerte sich Sojaschrot deutlich. Die Spanne zwischen konventionellen Partien und GVO-freier Ware schrumpfte dabei weiter. Gestützt werden die Preise durch die anhaltend ungünstigen Vegetationsbedingungen im Mittleren Westen der USA. Zwar wird für den Norden des Agrargürtels Regen für die kommenden Tage prognostiziert, aber im Süden wird dringend Niederschlag benötigt. Zudem rollt bereits die nächste Hitzewelle auf die Anbaugebiete zu, welche regional auch noch mit starkem Wind einhergeht. Des Weiteren nimmt die Sorge bezüglich des ukrainischen Exportpotenzials wieder zu, nachdem das Abkommen zwischen Russland und der Ukraine bezüglich einer sicheren Route für ukrainische Exporte über das Schwarze Meer nicht verlängert wurde. Zudem gerieten jüngst auch die alternativen Exportrouten der Ukraine ins Visier der russischen Angriffe. Russland hatte Getreidesilos und Infrastruktur an den Donauhäfen unter Beschuss genommen. Zwar laufen die Exporte über die Donau weiter, aber die Sorge wächst. Begrenzt wird der Preisspielraum weiterhin durch das umfangreiche brasilianische Angebot am Weltmarkt.

Rapsschrotpreise unter Druck
Am Rapsschrotmarkt stellt sich die Lage anders dar. Wurden Anfang Juli noch Preise von bis zu 350 EUR/t für prompte Partien aufgerufen, schwächte sich der Trend im Laufe des Monats deutlich ab. Im Bundesdurchschnitt wurden im Juli 304 EUR/t fob Mühle verlangt, ein Minus im Vergleich zum Vormonat von 44 EUR/t. Ausschlaggebend war ein deutlich erhöhtes Angebot bei einer gleichzeitig schwindenden Nachfrage. Zudem nimmt der Preisdruck angesichts der kommenden Rapsernte zu.

Laufende Rapsernte im Fokus
Auch wenn die Rapspreiskurve eine gewisse Saisonalität aufweist, eine Prognose für den August auf Basis der Entwicklungen der Vorjahre abzuleiten, funktioniert nur bedingt. Dafür sind die Markteinflüsse zu vielfältig und veränderlich, darunter Erzeugung und Importangebot. Insbesondere die Höhe der Rapsernte in Deutschland und der EU, vor allem in Frankreich, das jahrelang wichtigster Rapsversorger für die Bundesrepublik war, nimmt entscheidenden Einfluss auf den Preisverlauf. Da erneut schwache Ergebnisse prognostiziert sind, die sich nun, da die Rapsernte in den meisten Regionen begonnen hat, bewahrheiten, dürfte dies im August die Weichen für feste Preise setzen. Hinzu kommt die sehr unsichere Lage am Schwarzen Meer, nachdem das Abkommen über die sichere Handelspassage nicht verlängert wurde.