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Monatsbericht Mai 2022: Umsatzloser Rapsmarkt, Kaufinteresse am Schrotmarkt fehlt, Weltweite Rapsversorgung 2022 komfortabler
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Umsatzloser Rapsmarkt
Mit dem Ende des Mai-Kontraktes an der Börse in Paris stellte sich auch der Kassamarkt auf die nächste Saison ein. Die immensen Prämien auf alterntige Ware konnten anfänglich noch gehalten werden, sackten aber ebenfalls langsam ab. Immerhin lag in Paris die Differenz zwischen Schlussnotierung Mai-Kontrakt (1.000 EUR/t) und Fronttermin Ende Mais (800-830 EUR/) immerhin 170-200 EUR/t. Das sind noch nie dagewesene Dimensionen. Von den Sojakursen kommen keine eindeutigen Signale, da die Spekulationen um die Größe der US-Anbaufläche bislang in beide Richtungen gingen. Da die Aussaat deutlich hinter dem Üblichen hinterherhinkt, wurde kürzlich sogar die Linie von 17 USD/bu nach oben überschritten, weil das kühle und regnerische Wetter anhalten soll. Das Auf und Ab der Terminmarktnotierungen reduziert die Handelsaktivität am Kassamarkt enorm, alterntige Ware ist ohnehin bis auf kleine Restmengen vermarktet, nur auf Anfrage werden noch Preise genannt. Angesichts fehlender Niederschläge im vergangenen Monat bleibt die Abgabebereitschaft ex Ernte gering. Regen hat zwar die Bodenwasserversorgung deutlich verbessert, allerdings nicht in allen Regionen und auf allen Böden, so dass vereinzelt Besorgnis über die Ertragsentwicklung noch nicht vom Tisch ist. Das hemmt die Vertragsbereitschaft der Erzeuger, die ohnehin schon einen großen Teil des Rapserntepotenzials verkauft haben. Im Mai 22 kostete alterntiger Raps frei Erfasserlager knapp 919 EUR/t, 40 EUR/t weniger als noch im Vormonat, allerdings gegenüber Vorjahresmonat ein Plus von knapp drei Viertel. Für Raps der Ernte 22 wurden 811 EUR/t genannt, das waren 11 EUR/t mehr als noch im April 22 und 62 % mehr als im Vorjahresmonat. Die Politik verunsichert den Markt denn die Marktteilnehmer sind stark verunsichert. Auslöser ist die Ankündigung der Regierung, die Beimischungsquote für Biodiesel bereits 2023 auf 2,5 % zu senken – derzeit 7 % – und bis 2030 gänzlich verschwinden zu lassen. Argumentiert wird mit der Nahrungsmittelknappheit aufgrund des Ukraine-Krieges, was bei Marktteilnehmern nur Kopfschütteln hervorruft. Die Absenkung der Beimischungsquote für Biodiesel wird die Menge an Speiseöl nicht erhöhen! Zum einen betrifft diese Maßnahme überhaupt nicht Sonnenblumenöl, daraus wird nämlich gar kein Biodiesel hergestellt, zum anderen ist der deutsche und auch der europäische Rapsölmarkt mehr als reichlich versorgt. Die administrative Beschneidung der Biodieselverwendung wird voraussichtlich nicht zu mehr Angebot für den Speisesektor führen, sondern zu einer Verringerung der Rapsverarbeitung. Abgesehen von den wirtschaftlichen Konsequenzen für den gesamten Sektor, bedeutet dies aber vor allem den Wegfall von GVO-freiem Rapsschrot in der Tierfütterung. Damit erhöht eine grüne Politikerin den Verbrauch fossiler Kraftstoffe und die Importabhängigkeit von Sojaschrot. Eine wenig verständliche Entwicklung, die den Markt derzeit lähmt. Ohne Entscheidung über die tatsächliche Beimischungsquote für 2023 ordern Biodieselhersteller keinen Rohstoff und infolgedessen Ölmühlen keinen Raps.

Kaufinteresse am Schrotmarkt fehlt
Die Sojaschrotpreise haben im Laufe des Monats Mai weiter nachgegeben. So wurden im Bundesdurchschnitt rund 491 EUR/t für prompte Partien mit 44 % ProFett gefordert. Gegenüber April 2022 entspricht das einem Rückgang von 7 % oder knapp 38 EUR/t. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist das dennoch ein kräftiges Plus von gut 105 EUR/t oder 27 %. Für marginalen Aufwind der Preise sorgte Ende des Monats die ungünstige Wetterlage in den USA. Dort verzögert nasskalte Witterung die Sojabohnenaussaat und treibt so die Kurse nach oben. Am deutschen Sojaschrotmarkt ist Ware mehr als ausreichend verfügbar. Allerdings sind Marktteilnehmer ausreichend versorgt, sodass das Handelsvolumen äußerst gering ist. Zusätzlich sorgt das hohe Preisniveau für geringes Kaufinteresse, einzig GVO-freie Ware rückt mit Hinblick auf das gestiegene Angebot dank zunehmender Importe aus Südamerika in den Fokus der Marktteilnehmer. Im laufenden Monat lagen die Forderungen für GVO-freie

Partien durchschnittlich bei rund 769 EUR/t, gegenüber Vormonat ist das ein Rückgang von 6 % bzw. 52 EUR/t. Allerdings liegen die Preise damit dennoch 5 % über Vorjahreszeitraum.

Im Sog fallender Terminmarktnotierungen gaben jüngst die Rapsschrotpreise am deutschen Kassamarkt mit Blick auf die kommende Ernte zwar kräftig nach, verloren gegenüber Vormonat allerdings nur wenig, denn in der ersten Monatshälfte hatten die Rapspreise kräftig zugelegt. So kostet promptes Rapsschrot mit 503 EUR/t im Mai 22 lediglich gut 6 EUR/t weniger als noch im April 22. Damit müssen allerdings 158 EUR/t mehr bezahlt werden als vor einem Jahr. Kaufinteresse besteht nicht, während das Angebot, insbesondere im Westen reichlich ist. Im Osten ist das Angebot zwar nicht so üppig wie im Westen, allerdings ist auch hier die Nachfrage gering. Rapsschrot zur Lieferung ab August 22 wird mit 387 EUR/t nahezu unverändert zum Vormonatsniveau bewertet.

Weltweite Rapsversorgung 2022 komfortabler
Der Rapsmarkt wird sich in den kommenden Wochen kaum beleben. Die Nachfrage ist gehemmt von unsicheren Aussichten auf die weiteren administrativen Marktentwicklungen, die Abgabebereitschaft von der unsicheren Entwicklung auf den Feldern. Und die stark schwankenden Preise leisten ein Übriges, Kursverluste um 200 EUR/t lassen sich nicht am Kassamarkt umsetzen. Prämien müssen sensibel korrigiert werden, damit der Warenstrom nicht abreißt. Aber mit dem vorsichtigen Taktieren, dürfte mit der ersten Rapspartien von den Feldern vorerst Schluss sein.

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