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Monatsbericht August 2022: Pariser Rapskurse auf Berg- und Talfahrt, Preise für konventionelles Sojaschrot erreichen neue Höchstwerte, Marktteilnehmer warten ab
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Das Auf und Ab der Rapskurse an der Pariser Börse hält auch im August an. Während der schwache Eurokurs, welcher auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren rutschte, die Notierungen antrieb, übten die überraschend ertragsreichen Ernten in Europa Druck aus. Nachdem Marktteilnehmer im Vorfeld der Ernte, angesichts der anhaltenden Trockenheit sowie des Kriegsgeschehens in Osteuropa, eine knappe Versorgung befürchteten, dürfte diese nun doch komfortabler ausfallen. Das bestätigte auch der IGC, welcher im Zuge seines jüngsten Berichts die globale Rapsernte um 2,1 auf den Rekordwert von 79,5 Mio. t anhob. Auch günstige Vegetationsbedingungen in den kanadischen Anbaugebieten belasteten die Pariser Rapskurse. So schloss der Fronttermin November 22 am 31.08.2022 mit 617,75 rund 58 EUR/t unter dem Ende Juli erreichten Niveau. Auch auf Erzeugerstufe wurden die Gebote für Raps der Ernte 22 erneut zurückgenommen. So werden im Bundesdurchschnitt rund 597 EUR/t frei Erfasserlager genannt und damit 13,50 EUR/t weniger als noch Ende Juli 22. Damit reduziert sich der Abstand zum Vorjahresniveau auf 58 EUR/t. Indes kommt das Handelsgeschehen am Kassamarkt nahezu vollständig zum Erliegen. Sowohl die Nachfrage nach prompten Partien als auch nach hinteren Lieferterminen bleibt verhalten. Die geringen Pegelstände erschweren auch weiterhin das Geschäft. Angesichts der mangelnden Verfügbarkeit von Frachtraum schießen die Transportkosten in die Höhe, zumal es auch an Alternativen über den Straßen- oder Schienenverkehr fehlt. Sorge bereiten auch die Lieferungen gegen Ende des Jahres, insbesondere wenn die Logistikprobleme anhalten.

Preise für konventionelles Sojaschrot erreichen neue Höchstwerte
Die Forderungen für Rapsschrot wurden trotz der umfangreichen Rapsernte deutlich angezogen. Notierten im Juli 22 die Produktenbörsen noch Abgabepreise von 327 EUR/t, waren es im August 361 EUR/t und damit allerdings 98 EUR/t mehr als im Vorjahresmonat. Auch wenn der Preisanstieg Ende des Monats stoppte, ist mit einer drastischen Vergünstigung nicht zu rechnen, da sich der Rohstoff vorerst auf hohem Niveau etabliert hat. Derzeit wird das Angebot zusätzlich durch den Ausfall einer Mühle am Niederrhein geschmälert, wodurch circa 10 % der deutschen Verarbeitungskapazität nicht verfügbar sind. Die Preissteigerung resultiert zum einem aus den festeren Rohstoffpreisen, zum anderen an den steigenden Transportkosten. Aufgrund von Niedrigwasser auf wichtigen Wasserstraßen ist der Frachtraum stark begrenzt. Die Großhandelspreise für Sojaschrot sind im August 22 im Vergleich zum Vormonat ebenfalls gestiegen. Prompte 44er Ware verteuert sich um 3 % auf 558 EUR/t zum Juli. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind die Forderungen um 48 % gestiegen. Die Forderungen für GVO-freie Ware bilden da keine Ausnahme und verteuern sich durch die Aussicht auf ein knappes Angebot in dieser Saison aufgrund ungünstiger Vegetationsbedingungen in den europäischen Anbaugebieten. Das sind für 45er Ware 764 EUR/t und für 48er Partien 807 EUR/t. Die Verteuerung bekommen auch Landwirte zu spüren, die für frei Hof Lieferungen 5 % mehr bezahlen mussten als noch im Juli 22.

Marktteilnehmer warten ab
Im September wird sich die Marktlage kaum verändern. Die geringen Pegelstände an der Rhein-schiene verunsichern weiterhin. Marktteilnehmer warten vorerst ab, bis Niederschläge die Flüsse wieder füllen, und das dürfte angesichts der aktuellen Regenprognose noch dauern. Mit ausbleibendem Neugeschäft wird der Rapspreise auch weiterhin maßgeblich von den Entwicklungen an den Terminmärkten beeinflusst. Die ertragsreiche Ernte in Europa konnten zumindest die Sorge um eine knappe Rapsversorgung 2022/23 deutlich mildern, zumal auch die Exporte aus der Schwarzmeerregion Fahrt aufnehmen. Demgegenüber wächst angesichts der anhaltenden Trockenheit und Hitze in den US-Anbaugebieten die Sorge um deutliche
Ertragseinbußen bei Sojabohnen. Die Ernte von Sonnenblumenkernen dürften indes angesichts eines deutlich kleineren Angebots aus der Ukraine das Vorjahresergebnis um gut 10 % verfehlen.

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