Die Kurse an der Pariser Börse scheinen keine eindeutige Richtung einzuschlagen. So verzeichnet der Fronttermin August 23 zwar Tagesgewinne von bis zu 26 EUR/t, klettert damit sogar wieder über die Linie von 500 EUR/t, gibt diese aber auch nur kurze Zeit später wieder vollständig ab. Auf Wochensicht fahren die Notierungen dennoch Verluste ein. So schließt der Fronttermin August am 25.07.2023 bei 453,50 EUR/t und damit rund 23,75 EUR/t unter dem Niveau der Vorwoche. Kurswirkung zeigen dabei insbesondere die Entwicklungen in Osteuropa. Das Abkommen über eine sichere Handelspassage lief am 17.07.2023 aus und wurde vorerst auch nicht verlängert. Die Ukraine teilte kurz darauf mit, die Lieferungen auch über alternative Routen aufrecht erhalten zu können. Nichtsdestotrotz bleibt es fraglich, inwieweit die bereits georderten Partien termingerecht geliefert werden können, zumal Russland zuletzt die Häfen an der Donau angriff. Der Fluss sollte als Alternative für den Transport ukrainischer Agrargüter dienen. Das Auf und Ab in Paris reduziert die Handelsaktivität am heimischen Rapsmarkt auf ein Minimum. Marktteilnehmer agieren angesichts der starken Kurssprünge zurückhaltend und warten die weitere Preisentwicklung ab. Ohnehin ist auch die Abgabebereitschaft der Erzeuger gering. Hinzu kommt die unsichere Lage am Schwarze Meer. Nur wer mangels Lagerfläche verkaufen muss, verkauft. Durch die Niederschläge schreitet die laufenden Rapsernte regional nur schleppend voran. So konnten in Ostdeutschland bislang gebietsweise zwischen 30 und 70 % der Flächen geräumt werden. Die bislang erzielten Erträge enttäuschen jedoch. Im Rheinland steht die Rapsernte indes kurz vor dem Abschluss, Erträge und Ölgehalte liegen meist deutlich unter den Vorjahreswerten. Indes gestaltet sich die Preisbildung am heimischen Markt angesichts der starken Kursbewegungen in Paris aktuell schwierig. Im Bundesdurchschnitt allerdings wird für Raps der Ernte 23 aktuell 443,10 (410-470) EUR/t gefordert und damit rund 5,80 EUR/t mehr als noch in der Woche zuvor. Auf Großhandelsstufe sind am 26.07.2023 franko Niederrhein bis zu 461 EUR/t für Partien der Ernte 23 möglich und damit 16 EUR/t weniger als noch in der Woche zuvor.
Am heimischen Ölschrotmarkt legten die Preise für Sojaschrot zu. Im Bundesdurchschnitt wurden prompte 44er-Partien am 25.07.2023 für rund 494 EUR/t offeriert, auf Wochensicht ein Plus von 16 EUR/t. Auch 48-Ware verteuerte sich um 23 auf 531 EUR/t. GVO-freie Ware mit 44 % ProFett wurde im Schnitt mit
530 EUR/t bewertet, 5 EUR/t mehr als eine Woche zuvor. Ausschlaggebend sind die festen Rohstoffnotierungen. Die ungünstigen Vegetationsbedingungen in den USA sowie die angespannte Lage am Schwarzen Meer stützten die Kurse. Der Preisspielraum nach oben wird durch das große Angebot aus Brasilien begrenzt. Sowohl für Sojabohnen als auch für -schrot ist Brasilien der wichtigste Handelspartner der EU. 2022/23 kamen 41 % der Sojabohnen und 54 % des Sojaschrotes von dort. In den ersten zwei Wochen des neuen Wirtschaftsjahres 2023/24 beliefen sich die EU-Sojaschrotlieferungen aus Brasilien in die EU auf 131.312 t. Das sind zwar nur halb so viel wie im Vorjahreszeitraum, machen aber dennoch 64 % der Gesamtlieferungen aus, die mit gut 206.000 t deutlich unter den 445.000 t des Vorjahreszeitraums angesiedelt sind. Die Rapsschrotpreise konnten dagegen das Niveau der Vorwoche nicht halten und vergünstigten sich auf Wochensicht um 5 EUR/t auf 296 EUR/t. Die bevorstehende Rapsernte sowie die schwindende Nachfrage setzten gleichermaßen die Preise unter Druck. Da konnten selbst die festen Rapskurse keinen Richtungswechsel hervorrufen.
Auch in der laufenden Handelswoche setzen die Forderungen für Rapsöl ihre Aufwärtsbewegung fort. So werden aktuell fob deutscher Mühle 985 EUR/t zur prompten Lieferung genannt und damit 30 EUR/t mehr als noch in der Woche zuvor. Auch die Forderungen für Partien fob Niederlande wurden angehoben. Mit 972 EUR/t sind es hier zur Lieferung ab November rund 22 EUR/t mehr. Unterstützung kam dabei von zwischenzeitlich festen Rapsnotierungen an der Pariser Börse, welche kurzzeitig sogar wieder über die Linie von 500 EUR/t kletterten. Angesichts der weiterhin festen Energiepreise bleiben die Biodieselmargen zufriedenstellend. So ist die Nachfrage nach Rapsöl aus dem Energiesektor anhaltend lebhaft, konzentriert sich allerdings insbesondere auf Partien zur Lieferung im 3. Quartal 2023. Dabei ist das Angebot zur Lieferung im August 23 jedoch begrenzt.