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Marktbericht KW 22 / 2020
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Am deutschen Rapsmarkt zeichnet sich schon seit Wochen das gleiche Bild ab: Die meisten Erzeuger sind alterntig längst ausverkauft oder bieten hier und da nur noch Restmengen an. Ex Ernte wird kaum Ware offeriert, da die Ertragsaussichten zu unsicher sind. Die jüngsten Niederschläge haben zwar die Situation auf den Feldern etwas entspannt, in vielen Regionen können sie das Wasserdefizit aber nicht nachhaltig mindern. Zum einen möchte sich keiner an Verträge binden, die nachher nicht erfüllt werden können, zum anderen ist das Preisniveau ex Ernte unattraktiv. Es mangelt aber auch am Kaufinteresse der Ölmühlen. Der Nachfrageeinbruch beim Biodiesel im Zuge der Corona-Krise hat schon im März und April den Bedarf an Rapsöl deutlich verringert. Der stockende Absatz von Rapsöl hat den Bedarf der Ölmühlen am Rohstoff Raps infolgedessen reduziert. Im ersten Quartal 2020 wurden durchschnittlich 703.800 t Raps von deutschen Ölmühlen verarbeitet. Das waren rund 8 % weniger als im Vorjahresquartal. Alleine im März 2020 sank die Verarbeitung im Vergleich zum Vorjahresmonat um rund 10 %. Die Anlieferung von Raps belief sich im ersten Quartal 2020 auf 713.800 t, im Vorjahr waren es 100.000 t mehr. Dabei ist vor allem das Volumen aus dem Ausland gesunken. Von dort kamen von Januar bis März diesen Jahres 351.300 t, im gleichen Zeitraum im Vorjahr waren es 121.100 t mehr. Der Zugang von inländischem Raps ist in diesem Zeitraum gegenüber 2019 dagegen um 28.000 auf 362.500 t gestiegen. Zwar hoffen Marktteilnehmer, dass die Nachfrage nach Biodiesel durch die Lockerungsmaßnahmen der Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen wieder anspringt, bisher ist davon aber noch nicht viel von zu spüren. Daher steht der Rapshandel seit Wochen still.

Am Rapsschrotmarkt haben die Preise weiter nachgegeben. Die große Kaufwelle von Ende März, Anfang April ist längst vorbei. Sowohl auf vorderen als auch auf späterenTerminen zeigen Mischfutterhersteller kaum Kaufinteresse, Neugeschäfte bleiben so gut wie aus. Verarbeiter spekulieren auf weitere Preisnachlässe. Marktteilnehmern zufolge ist dieser Monat unüblich ruhig und es ist schwer abzuschätzen, wann der Markt wieder in Schwung kommt.

Bei Sojaschrot sieht es ähnlich aus. Mischfutterhersteller lassen sich stetig ihre Kontraktware anliefern, aber schließen kaum Neugeschäfte ab. Auch sie sind gut versorgt und warten auf weitere Preiskorrekturen nach unten. Das Angebot an Sojaschrot am hiesigen Kassamarkt ist aufgrund der großen Ernten in Brasilien, Argentinien und voraussichtlich auch in den USA. Mischfutterhersteller müssen daher nur die nötigsten Käufe tätigen. Preisdruck übt auch der festere Euro aus, der Importware attraktiver gegenüber Inlandsware macht.

Das Kaufinteresse an Rapsöl hält sich in der Berichtswoche besonders auf vorderen Terminen in Grenzen. Käufer sind bis September gut gedeckt und konzentrieren sich eher auf das vierte Quartal 2020 oder das erste Quartal 2021. So erzeugt die geringe Nachfrage und die abwartende Haltung der Käufer für prompte Ware Druck auf die Preise. Dagegen hält aber die unsichere Versorgung im kommenden Wirtschaftsjahr. Es scheint sicher, dass 2020 in der EU-27 erneut eine kleine Rapsernte eingefahren wird. Auch in der Ukraine, dem wichtigsten Rapslieferant für die EU-27, dürfte nicht soviel zusammenkommen wie 2019. Menge und Qualität des Rohstoffangebots wirkt sich damit auch auf das Angebot an Rapsöl im kommenden Wirtschaftsjahr aus. Die preisdrückenden und preistreibenden heben sich auf, sodass Rapsöl mit 740 EUR/t zuletzt genau soviel kostete wie in der Vorwoche.

Sojaöl hat sich auf Wochensicht deutlich um 15 auf 640 EUR/t vergünstigt. Wie an den anderen Märkten für Pflanzenöle, läuft der Handel hier eher schleppend und bietet wenig Preisunterstützung. Preisdruck kommt zudem von den Sojaölkursen in Chicago. Diese haben im Vorwochenvergleich um umgerechnet 18 EUR/t nachgegeben. Sie werden von den Sojabohnenkursen mit nach unten gezogen, die durch die verbesserten Witterungsbedingungen in den USA kräftig unter Druck geraten sind.